Textilreinigungsservice online Bequemlichkeit bedienen

Per Mausklick zum sauberen Hemd, ohne aus dem Haus zu gehen – das versprechen zahlreiche Wasch- und Reinigungsservices online. RWTextilservice verfolgt diesen Trend seit einiger Zeit und berichtet über die verschiedenen Konzepte. Diesmal haben wir mit ZipJet-Gründer Florian Färber gesprochen.

Florian Färber (li.) und Lorenzo Franzi sind Mitgründer und Geschäftsführer von ZipJet. Foto: ZipJet - © ZipJet

Taxi bestellen bei Uber, Essen bestellen bei Lieferando, Bücher – und so ziemlich alles andere – bestellen bei Amazon. Aus dem Internet kommt alles direkt ins Haus. Verbraucher nutzen die Bequemlichkeit, die sich ihnen mit der Digitalisierung bietet. In Deutschland beträgt der Anteil der Bevölkerung, die durchschnittlich einmal pro Woche auf das Internet zugreift, 84 Prozent, so BITKOM. 73 Prozent der Privatpersonen tätigen Einkäufe im Netz.

Auch die Dienstleistung Textilreinigung ist online buchbar. Verschiedene Start-up-Unternehmen haben Lieferservices mit zugehöriger Software oder entsprechenden Apps entwickelt. Die Idee ist nicht mehr neu, aber am Markt für Onlinereinigung tut sich immer wieder etwas.

Bereits seit Mai 2007 gibt es beispielsweise den Shirt­runner . Mit dem Hol- und Bringservice für Businessbekleidung inklusive Software und Vertriebskonzept hat das Unternehmen sogar den Branchenaward „RWin 2010“ gewonnen. Über einige andere Online­reinigungen hat RWTextilservice ebenfalls bereits berichtet: Jonny Fresh , Waschheld , MyDryclean, ­MrLaundry, Wash-it , WashNow , LaundryAngels oder WashMyHemd .

Online-Textilreinigung auf Wachstumskurs

Nicht immer sind die Start-ups erfolgreich mit ihrem Konzept. MyDryclean startete mit seiner Idee 2011, im Oktober 2013 ging die Website des Unternehmens vom Netz. Andere dagegen sind auf Wachstumskurs: Der Onlinedienst Jonny Fresh hat kürzlich einen Wettbewerber, das Start-up WashNow, übernommen. Damit ist der Lieferservice jetzt neben Berlin auch in München vertreten. Gleichzeitig expandiert Jonny Fresh nach Wien.

In der Schweiz gibt es ebenfalls bereits Onlinetextilreinigungen. Cosmobutler versorgt Zürich, Zug, Bern, St. Gallen und Winterhur mit Textil- und Schuhpflege. Die Textilreinigung Würzenbach mit Haupsitz im Kanton Luzern bietet unter der Marke Washcloud einen Lieferservice für Unternehmen und deren Mitarbeiter.

Textilien per Post zur Reinigung schicken

Ähnliches macht auch der „Persil Service Office“, der seit Ende 2015 ergänzt wird durch den „ Persil Service Online “. Bei Letzterem werden die Textilien per Paket zur Reinigung geschickt und innerhalb von drei Tagen zurück an die Wunschadresse geliefert. Das Ganze ist eine Kooperation von Henkel, DHL und Stichweh. Gereinigt werden die Textilien in einem von Stichweh neu errichteten Zentralbetrieb in Hannover.

Auch in den USA gibt es einige Teilnehmer am Markt der Onlinetextilreinigung. Bruce Beggs berichtete kürzlich über drei von ihnen auf American Drycleaner . Bei Washclub betont man in dem Artikel, dass die Interessen des Unternehmens mit denen der Partnerbetriebe komplementär seien und man nicht in Konkurrenz stehe. Man wolle den Betrieben über das Internet Möglichkeiten zur Markterweiterung und Umsatzsteigerung bieten. Auch die Kollegen von Starchup und Washio sind sich einig: Der Trend zur Nutzung solcher Onlinedienste fängt gerade erst an.

https://www.youtube.com/watch?v=n9TjJ3Qhopo

Verschiedene Modelle bei Online-Textilreinigung

Die Konzepte sind weltweit ähnlich; und doch gibt es an bestimmten Stellen Unterschiede – sowohl für die Kunden im Ablauf als auch für die Partnertextilpflegebetriebe beispielsweise in der Logistik. Ein Modell sieht z.B. so aus, dass ein Lieferdienst ausschließlich eine Internetplattform betreibt und Onlineressourcen bietet (App, Software etc.), d.h., er verfügt weder über einen eigenen Textilpflegebetrieb noch über eine eigene Flotte und Fahrer. Der Plattformbetreiber tritt als Vermittler zwischen Reiniger und Endkunde auf.

In einem anderen Modell besitzt der Onlinelieferdienst eigene Fahrzeuge, die Fahrer etc. sind beim Webseitenbetreiber angestellt. Eine Mischlösung sind exklusive Partnerabkommen mit Textilpflegebetrieben. Und natürlich bieten auch einzelne Reinigungen und Wäschereien einen eigenen Hol- und Bringdienst bzw. eine Versandreinigung für Privatkunden über ihre Website an.

Digitalisierung in der Textilreinigung: Über eine App oder eine Web­site können Kunden den Onlinelieferservice in Anspruch nehmen. - © ZipJet

ZipJet: Erst London, dann Berlin

Ein international tätiges Unternehmen im Bereich der Onlinetextilreinigungen ist ZipJet , ein Unternehmen von Rocket Internet. Die Rocket Internet SE mit Sitz in Berlin ist ein börsennotiertes deutsches Internet­unternehmen mit Beteiligungen an unterschiedlichen Internet-Start-ups, darunter das Onlineversandhaus Zalando.

Begonnen hat ZipJet mit seiner Dienstleistung in London Anfang November 2014. Seit Anfang 2015 gibt es den Service auch in Berlin. Die beiden Mitgründer und Geschäftsführer Florian Färber und Lorenzo Franzi waren vor der ZipJet-Gründung beide als Berater bei großen Consultingunternehmen tätig.

Die Geschäftsidee entstand durch folgendes Problem: „Bei den langen Arbeitszeiten und vielen Dienstreisen war es oft schwierig, den Terminkalender an die Öffnungszeiten der lokalen Reinigung anzupassen“, erzählt Färber. Die Lösung: Eine Onlinereinigung, die rund um die Uhr „offen hat“.

Einfache Bestellung per App oder Website

Beim Ablauf soll für den Kunden von ZipJet vor allem Einfachheit im Vordergrund stehen. Bestellt wird via Smartphone-App oder Website . Die einfache Bedienung sieht Florian Färber als einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Anbietern: „Der Kunde muss bei ZipJet z.B. nicht angeben, welche oder wie viele Teile er reinigen lassen möchte – so geht die Bestellung schnell und unkompliziert.“

Einen Preis bekommt der Kunde bei Bestellung zwar nicht angezeigt, er kann sich aber über eine Preisliste informieren. Notwendige Angaben sind lediglich der Wunschtermin für Abholung und Lieferung der Wäsche. Das Versprechen von ZipJet: Der Fahrer kommt, je nachdem welche Servicevariante der Kunde wünscht, innerhalb eines 30-Minuten- oder 2-Stunden-Fensters beim Kunden vorbei.

Mit Schnelligkeit punkten: Innerhalb eines 30-Minuten-Fensters zum Wunschtermin des Kunden kommt der ZipJet-Fahrer. Fotos: ZipJet - © ZipJet

Kunde packt Wäsche in gelieferte Säcke

Der Kunde erhält von ZipJet zwei Säcke. In den einen soll er die Wäscheteile packen, die bei 30 °C gewaschen und im Trockner getrocknet werden können. Hier wird der Preis nach Kilogramm Wäsche berechnet (1 kg Waschen und Falten = 4,50 Euro). Bekleidung, die nicht für Waschmaschine oder Trockner geeignet ist, gehört in den Wäschesack für die chemische Reinigung. Der Preis richtet sich dabei nach Art und Anzahl der abgegebenen Teile (z.B. Hemd auf Bügel 1,99 Euro; Anzug 12,50 Euro). Diese Wäsche wird auch gebügelt im Gegensatz zu der im „Waschen-und-Falten“-Sack.

Seit Neuestem bietet ZipJet auch Schuhpflege an, für die es einen dritten Sack gibt (z.B. Halbschuh 12 Euro). Die Wäschesäcke bringt der Fahrer beim ersten Besuch mit und erklärt das Vorgehen. Die Säcke werden laut ZipJet jedes Mal mitgewaschen und z.B. die gelegte Ware wieder in ihnen ausgeliefert.

Lieferung der sauberen Textilien am selben Tag

Was passiert, wenn der Kunde etwas falsch einsortiert? „Wenn der Textilpflegebetrieb so einen Fall bemerkt, kann er bei uns anrufen“, erklärt Florian Färber. ZipJet wiederum meldet sich dann beim Kunden und bespricht mit diesem die Umsortierung, die sich dann ja auch preislich bemerkbar macht. Im Falle von Reklamationen hat der Kunde ebenfalls ausschließlich Kontakt mit ZipJet als Ansprechpartner per Telefon oder E-Mail, so Färber.

„Meist können wir die Anliegen direkt mit den Kunden regeln; in einem zweiten Schritt klären wir intern die Reklamationen mit unseren Partnern.“ Ziel sei es, innerhalb von zwölf Stunden auf Reklamationen zu reagieren. Schnelligkeit zählt nicht nur bei Reklamationen, weiß Färber. Je nachdem welche Servicevariante der Kunde wählt (Lite, Plus oder Express), ist die Rücklieferung nach 72 Stunden, 36 Stunden oder auch am selben Tag in der Expressvariante ­möglich.

Um die 30-Minuten-Fenster der Fahrer und die Lieferzeiten einzuhalten, braucht es eine ausgeklügelte Logistik. „Dazu haben wir Routingalgorithmen mit Mathematikern zusammen entwickelt“, sagt Färber. „Wir sind zu 97 Prozent pünktlich.“

ZipJet: „Last-Mile“-Logistik als Stärke

ZipJet arbeitet mit eigenen Fahrern und Fahrzeugen. „Diese ,Last-Mile‘-Logistik bis zur Haustür des Kunden ist unsere Stärke.“ Das Reinigen und Waschen überlasse man denen, die es besser können: den professionellen Betrieben . Die Textilpflegepartner liefern die sauberen Textilien an eine zentrale Stelle, ein sogenanntes „Hub“, das man sich wie ein kleines Lager vorstellen kann. Von dort geht die Wäsche mit den ZipJet-Fahrzeugen zum Kunden.

In London hat ZipJet drei Reinigungspartner; in Berlin arbeitet der Lieferservice mit einem festen Partner. Bei der Auswahl der Textilpflegebetriebe achtet ZipJet nach eigenen Angaben vor allem auf die Qualität. „Es gibt Stichprobenkontrollen und die Reklamationsraten müssen sich in branchenüblichem Rahmen bewegen“, erläutert Färber. „Der Partner muss außerdem mit uns wachsen können und für ein entsprechendes Volumen ausgelegt sein. Ein geeigneter Textilpflegebetrieb sollte an unsere Prozesse anpassbar sein.“

Keine Konkurrenz für die Textilreinigungen

Wichtig ist Färber: „Wir wollen keine Konkurrenz für die Textilreinigungen sein, sondern bei der Logistik helfen und ihnen mit dem Lieferservice einen Mehrwert bieten.“ Er sieht online echte Chancen für Reiniger und Wäscher, um verschiedene Zielgruppen zu erreichen – vom vielbeschäftigten Geschäftsmann mit Anzug und Hemden über Familien mit überdurchschnittlich viel Wäsche bis zu modebewussten Frauen mit hochwertiger Bekleidung.

Aktuell hat ZipJet in der Zentrale in Berlin rund 30 Mitarbeiter; außerdem 15 Fahrer in Berlin und 25 in London. In London ist der Lieferdienst sieben Tage in der Woche verfügbar, in Berlin montags bis samstags. ZipJet operiert dabei von 6 bis 22 Uhr . Sowohl in London als auch in Berlin laufe es gut. Florian Färber meint: „Die Leute wollen mehr Freizeit – mit ZipJet können sie Zeit sparen, die sie sonst mit dem Wäschewaschen oder dem Weg zur Reinigung verbringen würden.“

Für die Zukunft hat das Unternehmen große Ziele: „Wir wollen ZipJet zum führenden Anbieter in allen großen Metropolen Europas sowie Asiens und Nordamerikas machen“, so Färber. Aber auch den deutschen Markt wolle man im Auge behalten. Für Gespräche mit Textilpflegebetrieben, die Interesse an einer Partnerschaft haben, ist ZipJet nach eigenen Angaben offen.