Textiler Trend Berufsbekleidung und PSA mit Damenpassformen: Frauen im Fokus

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Schutzausrüstung

Frauen erobern Männerdomänen: Ob Handwerk, Logistik- oder Energiebranche, der Frauenanteil steigt. Und damit auch der Bedarf an Berufsbekleidung und PSA mit Damenpassformen. Für den Textilservice ist dieser Trend eine große Chance.

Westen sind bei Frauen beliebt, weil sie sich problemlos mit anderer Bekleidung kombinieren lassen. Fotos: Bierbaum-Proenen - © Bierbaum-Proenen

In vielen männlich dominierten Berufen war es für Frauen lange Zeit üblich, bei der Arbeit Männerbekleidung zu tragen, weil es schlichtweg keine spezielle Berufsbekleidung und persönliche Schutzausrüstung (PSA) für sie gab. Dabei haben Frauen eine andere Anatomie als Männer und stellen auch sonst andere Anforderungen an ihre Bekleidung. Die Folge: Die Berufsbekleidung saß schlecht und die Frauen fühlten sich häufig unwohl, was sich auch negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirken konnte.

Die alten Rollenmuster lösen sich allmählich auf. In vielen handwerklichen und industriellen Berufen, die früher als Männerdomäne galten, steigt der Anteil der Frauen. Das ist z.B. in der boomenden Logistikbranche genauso der Fall wie in der Energieversorgung oder in der Abfallwirtschaft. In einer Studie zur „Entwicklung des Frauenanteils in männlich dominierten Berufen 2004 bis 2015“ haben die Autoren des Bundesinstituts für Berufsbildung herausgefunden, dass der Anteil junger Frauen in männerdominierten Berufen – das sind Berufe, deren Männeranteil über 80 Prozent liegt – durchschnittlich um mehr als zwei Prozent wächst.

„Über den Daumen gepeilt kann man sagen, dass der Frauenanteil in den großen Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, mittlerweile bei etwa zehn Prozent liegt“, sagt Carla Cacitti. Sie ist Produktmanagerin beim Kölner Unternehmen Bierbaum-Proenen, das unter dem Markennamen BP für innovative Berufsbekleidungskonzepte bekannt ist. Nachdem BP bereits seit längerem Workwear in Damenpassform anbietet, machen sich die Kölner Experten nun daran, als einer der ersten Hersteller auch PSA – also Schutzbekleidung, die bestimmte Normen erfüllen muss – in Damenpassform zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.

Frauen frieren schneller

Wenn Frauen Arbeitsbekleidung für Männer tragen, ist das nicht unproblematisch, denn die weibliche Anatomie ist eine völlig andere als die männliche: So tragen beispielsweise die wenigsten Frauen ihr Werkzeug in der Brusttasche, was bei vielen Männern hingegen üblich ist. Und auch die Bewegungsabläufe von Männern und Frauen sind unterschiedlich. Es ist zudem kein Klischee, sondern wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen ganz anders auf klimatische Einflüsse reagieren als ihre männlichen Kollegen: Sie frieren schneller, schwitzen dafür später und weniger intensiv als Männer. Aus allen diesen weiblichen Eigenheiten leiten sich spezielle Anforderungen an die Bekleidung ab.

Doch diesen wurde die Berufsbekleidung früher in keiner Weise gerecht: Sie zwickte hier und drückte dort, das Werkzeug saß ständig an der falschen Stelle, die Frauen froren und schwitzten. Ein bequemes, konzentriertes und sicheres Arbeiten war so nur eingeschränkt möglich. „Die Frauen haben diesen Zustand lange Zeit klaglos hingenommen“, sagt Carla Cacitti. „Zum einen, weil sie es nicht anders kannten und hart im Nehmen waren. Und zum anderen, weil Arbeitsbekleidung in der Vergangenheit einen anderen Stellenwert hatte als heute: Man trug sie, weil man sie eben tragen musste.“

Warum diese Zeiten vorbei sind und Berufsbekleidung heute ein emotionales Produkt ist, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Emotionales Produkt

Die Zeiten, in denen man Berufsbekleidung trug, weil man sie eben tragen musste, sind vorbei. Berufsbekleidung ist heute ein emotionales Produkt, das die Träger – egal, ob männlich oder weiblich – nicht mehr nur anziehen, weil sie müssen. Sondern weil sie es gerne tragen und sich darin wohlfühlen. Dementsprechend muss Berufsbekleidung heute begehrlich sein und auch den Bauch der Träger ansprechen. „Sie ist ein Identifikationsobjekt geworden, mit dem die Träger den Stolz auf ihre Arbeit auch nach außen demonstrieren. Der Beruf ist ein wichtiger Teil der Identität und das drückt sich natürlich auch in der Bekleidung aus“, erklärt Produktmanagerin Carla Cacitti.

Diese neue Erwartungshaltung der Träger an ihre Berufsbekleidung speist sich aus ihren Erfahrungen mit Freizeit- und Outdoorbekleidung. Die Frage liegt ja auch nahe: Warum soll ich auf der Arbeit andere Maßstäbe an meine Bekleidung legen, als ich es in der Freizeit tue? Und so verwundert es nicht, dass sich Frauen nicht mehr damit begnügen, im Beruf Männer- oder Unisexbekleidung zu tragen, in der sie sich nicht wohlfühlen und die nicht auf ihre speziellen Bedürfnisse eingeht.

Stellenwert beim Arbeitgeber

Der Sitz der Taschen wurde – wie bei dieser Arbeitshose – speziell an die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Frauen angepasst. - © Bierbaum-Proenen

Parallel zum gestiegenen Stellenwert der Workwear bei den Trägern wächst auch die Bedeutung der Berufsbekleidung für die Arbeitgeber. Denn die erkennen zunehmend, welches Potenzial moderne Berufsbekleidung als Motivationsfaktor für ihre Mitarbeiter hat. Wer seinen Angestellten die richtige Bekleidung stellt, vermittelt ihnen Achtung vor ihrer Leistung und ihrer Person. Das ist in Zeiten des Fachkräftemangels extrem wichtig. Deswegen kann es sich kein Unternehmen leisten, seine Mitarbeiter mit Bekleidung auszustatten, die diese nicht gerne tragen und in der sie nicht so effizient arbeiten können, weil sie nicht richtig passt. Das gilt auch und gerade für die weibliche Belegschaft, weswegen sich auch Unternehmen schon lange spezielle Damenpassformen wünschen.

Im Workwearbereich hat BP nach eigenen Angaben gute Erfahrungen mit solchen speziellen Damenpassformen gemacht. „Das Feedback ist überaus positiv“, berichtet Carla Cacitti. Auffällig sei, dass die Reaktionen von Frauen enthusiastischer ausfallen als die der Männer. „Bei den Frauen spüren wir eine riesige Erleichterung, dass es endlich Berufsbekleidung gibt, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Männer können sich häufig gar nicht vorstellen, welche Belastung das vorher für die Frauen war.“

Warnschutz für Damen

Mit dem Rückenwind aus der Workwear bringt BP nun auch PSA in Damenpassform und Outdoorbekleidung für Frauen heraus. Im Bereich der PSA konzentrieren sich die Kölner zunächst auf die Warnschutzbekleidung, weil der Frauenanteil in den Branchen, in denen Warnschutz Pflicht ist, vergleichsweise groß ist. Weitere Schutzbekleidung soll folgen. „Natürlich muss man immer schauen, ob ein Bedarf da ist“, sagt Carla Cacitti. Schweißerschutzbekleidung für Frauen beispielsweise sei wenig sinnvoll, weil es nur wenige weibliche Schweißer gebe.

Für den Textilservice ist der Trend zu Damenpassformen eine große Chance. „Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen. Von den Damenpassformen profitieren letztlich alle“, ist sich Carla Cacitti sicher. Die Trägerinnen, weil sie sich endlich wohl in ihrer Bekleidung fühlen. Die Arbeitgeber, weil sie zufriedene und motivierte Mitarbeiter haben. Und nicht zuletzt der Textilservice, der sich deutlich positionieren und die Bedürfnisse seiner Kunden bedienen kann.