Betriebsjubiläum: CHMS wird 60 Der Wolpertinger lebt in Rödental

Vor 60 Jahren wurde der Vorläufer des Coburger Handtuch + Matten-Service gegründet. Im Betrieb kann man auf erfolgreiche Jahre zurückblicken und das nicht zuletzt, weil der Geschäftsführer Joachim Krause mit seinem Erfindergeist den Ressourcenverbrauch im Unternehmen drastisch reduziert hat.

  • Bild 1 von 5
    © Mareike Knewitz
    Joachim Krause hat den elterlichen Betrieb 1989 übernommen. Fotos: Knewitz
  • Bild 2 von 5
    © Mareike Knewitz
    Zum Deutschen Textilreinigungs-Verband hat Krause ein gutes Verhältnis (v.li.n.re): Marco Seifen, Referent für Unternehmensberatung beim DTV, Friedrich Eberhard und Joachim Krause.
  • Bild 3 von 5
    © Mareike Knewitz
    Zur Jubiläumsfeier in Rödental ­kamen ungefähr 140 geladene ­Gäste, unter anderem Vertreter der regionalen Politik und der gesamten Textilpflegebranche.
  • Bild 4 von 5
    © Mareike Knewitz
    Joachim Krause bedankte sich in seiner Rede bei seiner Frau Claudia, die maßgeblich zum Erfolg des Betriebs beigetragen hat. Fotos: Knewitz.
  • Bild 5 von 5
    © Mareike Knewitz
    Rödentals Bürgermeister, Marco Steiner (li.), ­würdigte Joachim Krause für dessen Verbundenheit mit der Stadt.

Hochwürden, Weltrekordhalter, „Hidden Champion“, Pionier, Innovationsträger: Für Joachim Krause, Inhaber des Coburger Handtuch + Matten-Service (CHMS) fanden die Festredner beim 60. Jubiläum des Betriebs viele Bezeichnungen. Er selbst sieht sich als Wolpertinger, ein Fabelwesen, das sich aus unterschiedlichen Lebewesen zusammensetzt. Und in der Tat hat der gelernte Textilreiniger eine technische Ader, ist Unternehmer, Erfinder und ein Vorbild im Ressourcenmanagement. Am 12. Juni 2015 feierte die Familie Krause in Rödental mit rund 140 Gästen das 60. Jubiläum des Betriebs. Zur Veranstaltung kamen Vertreter der regionalen Politik und der Textilpflegebranche, die ihre Erfahrungen mit Joachim Krause zum Besten gaben.

Vor 60 Jahren gründeten Gustav und Gertrud Krause die Mietwaschküche Gertrud Krause, die 1989 in Coburger Handtuch + Matten-Service umbenannt wurde. Joachim Krause befand, dass der Bezug zur Stadt besser in das Werbekonzept passte. Die Rechnung scheint aufgegangen zu sein: Mittlerweile hat sich der Betrieb derart einen Namen gemacht, dass nur noch das Kürzel CHMS benutzt wird.

Es gibt immer eine Lösung

Im elterlichen Unternehmen arbeitet Joachim Krause seit 1970.  Seit 1985 ist seine Ehefrau Claudia Krause die kaufmännische Leiterin des Betriebs und brachte das Unternehmen weiter voran. Im Laufe der Jahre etablierte sich die Bearbeitung von Stoffhandtuchrollen und Schmutzfangmatten zum Spezialgebiet des Betriebs.  Im Jahr 1997 kam der Wischmoppservice hinzu. Seit den Anfängen hat sich der Betrieb räumlich vergrößert: Standen zur Wäschebearbeitung zu Beginn 60 m2 zur Verfügung, wird bei CHMS heute auf einer Fläche von mehr als 5.000 m2 gearbeitet.

Seit Joachim Krause das Unternehmen 1989 übernommen hat, tüftelt er unermüdlich an der Verbesserung der Energienutzung und Ressourcenschonung im Betrieb. Hierfür arbeitet Krause auch mit der Hochschule Nürnberg zusammen und lässt Diplomarbeiten in seinem Betrieb schreiben. Doch er selbst blieb auch nicht untätig. „Für jedes Problem muss es eine Lösung geben“, begründete er seinen Forschergeist. Und so biss er sich an Problemen so lange fest, bis er eine Lösung gefunden hat. Dabei half ihm nicht nur seine Technikbegeisterung, sondern auch seine Weitsicht. Während der Bauphase am neuen Standort war für den Textilreiniger Krause wichtig, dass Möglichkeiten für Nachinstallationen vorhanden waren. „Er hat die Weitsicht eines vorausschauenden Kaufmanns, die Innovationskraft eines Ingenieurs und das Ausdauervermögen eines Marathonläufers“, beschrieb ihn Wolfgang Saam, Geschäftsführer von Klimaschutz-Unternehmen e.V., bei den Feierlichkeiten in Rödental. Eben ein Wolpertinger.

Ein Beitrag für die Umwelt

Krauses Problemlösungen haben Erfolg: CHMS ist die erste abwasserfreie Wäscherei (die technischen Entwicklungen werden ausführlich in der Augustausgabe von RWTextilservice vorgestellt). Seine Umbauten lohnen sich. Seit Anfang des vergangenen Jahrzehnts hat Joachim Krause 50 Prozent des elektrischen Stroms, 80 Prozent des gesamten Energieaufwands und 90 Prozent des Wasserverbrauchs eingespart, berichtete Jürgen Heike, Mitglied des Bayerischen Landtags bei seiner Laudatio in Rödental.

Das macht Krause nicht nur in den Augen des ehemaligen Bürgermeisters von Rödental zum Pionier. „Ich habe ihn stets bewundert“, gestand Gerhard Preß, der während seiner Amtszeit in engem Kontakt mit Krause stand. Deutlich wurde an dem Jubiläumstag auch der Beitrag von Joachim Krause für die gesamte Branche. „Wissen ist kein Privileg, sondern eine Verpflichtung“, sagte DTV-Präsident Friedrich Eberhard. Und nach dieser Devise handelt auch Krause. Seit etwa sechs Jahren ist er als Energieberater für Wäschereien tätig. Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer Oberfranken, verriet, dass sogar ein Unternehmen aus den Golfstaaten Krause diesbezüglich kontaktiert hat. Zudem öffnet CHMS die Türen für Interessierte. Ungefähr 15 Betriebsbesichtigungen gibt es im Jahr, das Angebot gilt für Kindergärten und reicht bis in die Politik. In diesen Genuss sind die Festredner bereits gekommen. „Joachim hat mir viel gezeigt und ich habe viel von ihm gelernt“, lobte ihn Zimmer. Joachim Krause sei Weltrekordhalter und das nicht nur in Sachen Effizienz. Denn sein Betrieb floriere: Die Produktionsmenge sei um das Siebenfache gewachsen und gegenüber 1990 hat sich die Mitarbeiterzahl von 16 auf 46 fast verdreifacht. Das liegt sicherlich auch an dem betriebswirtschaftlichen Verständnis des Unternehmers Krause. Im Abendstudium hat er seinen REFA-Fachmann gemacht, eine Weiterbildung zur Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung. Hierbei hat er gelernt, die Betriebsabläufe effizient und effektiv zu überwachen und zu kontrollieren. „Meine ersten Listen habe ich mit Fineliner auf Speckpapier geschrieben“, erinnerte er sich. Heute benutzt er dafür das Programm Office Excel.

Nicht alles lief in den 60 Jahren rund, in denen es den Betrieb nun schon gibt. „Das Erfahrungskonto ist prall gefüllt“, erklärte Krause. Er sei durchaus mal auf die Nase gefallen. Heute weiß er dennoch, dass er die richtigen Entscheidungen getroffen hat. „Mit meinem Betrieb bin ich im Reinen, es ist alles organisiert und geordnet“, sagte er. Auch die Entscheidung für die Spezialisierung auf Schmutzfangmatten, Stoffhandtuchrollen und Wischmopps hält er für richtig. „Nischenprodukte anzubieten, ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Wettbewerb in der Branche sehr stark ist“, erklärte der Unternehmer. Bei manchen Situationen mussten er und seine Frau Durchhaltevermögen beweisen. Die Betriebserweiterung in den 1980er-Jahren hat z.B. erst neun Jahre später gefruchtet. Doch es gab kein Zurück. Wenn sie ein Ziel haben, dann ziehen sie es durch. Dafür ist der Rückhalt in der Familie besonders wichtig. Als Unternehmer eröffnen sich Joachim Krause viele Möglichkeiten, etwas Neues zu wagen und seine Fähigkeiten, Interessen und Leidenschaften miteinander zu verbinden. „Wenn ich Arbeitnehmer wäre, könnte ich das nicht machen.“

Ein engagierter Saubermann

Zu den Mitarbeitern hat Krause ein gutes Verhältnis. Bei einer Betriebsbesichtigung hat Michael Busch, Landrat des Landkreises Coburg, die Mitarbeiter von CHMS auf die Arbeitsatmosphäre angesprochen und nur Positives erfahren. Jürgen Heike stellte die Fähigkeit des Unternehmers Krause heraus, die eigenen Mitarbeiter zu motivieren. „Mannschaft und Kapitän stehen zusammen.“ Rico Seyd von der IHK Coburg lobte Krauses Transparenz gegenüber den Mitarbeitern. „Joachim Krause steht mit beiden Beinen im Betrieb“, sagte Richard Sterr vom Bayerischen Textilreinigungsverband und übergab am Jubiläumstag die goldene Ehrennadel an Krause. Und es gab noch mehr am 12. Juni zu feiern. Seit 25 Jahren hat das Unternehmen seinen Sitz in Rödental, nachdem 35 Jahre in Coburg gearbeitet wurde. Der derzeitige Bürgermeister von Rödental, Marco Steiner, lobte die Verbundenheit des Unternehmens mit dem Standort. Krause ist in der Region sehr aktiv. Seit September 2001 ist er Mitglied des IHK-Umwelt- und Energieausschusses. Darüber hinaus gehört der Betrieb seit 1997 dem Umweltpakt Bayern an und Joachim Krause ist im Beirat des Umweltclusters Bayern ehrenamtlich tätig. Vom Bayerischen Umweltministerium ist er zum Umweltbotschafter ernannt worden. Darüber hinaus ist CHMS Teil des Vereins Klimaschutz-Unternehmen. Auch für die Textilpflegebranche ist Krause aktiv. Er ist u.a. Präsidiumsmitglied beim Deutschen Textilreinigungs-Verband (DTV).

Die Festreden an dem sonnigen Junitag waren geprägt von Respekt und Freundschaft. „Mir hat der Geist dieser Reden gefallen“, sagte Friedrich Eberhard. Jürgen Heike nannte Krause „Hochwürden“, Zimmer hielt ihn für einen „Hidden Champion“ und Michael Busch würde ihn am liebsten gleich zum FIFA-Präsidenten vorschlagen. Der Weltfußballverband brauche sowohl einen Saubermann als auch Innovationen. Doch nicht nur dem Unternehmer gebührte das Lob. Der Beitrag seiner drei Kinder und insbesondere der seiner Frau waren für alle lobenswert. Sie unterstrichen das Engagement von Claudia Krause und ihren Beitrag am Erfolg des Unternehmens. Auch Krause bedankte sich ausdrücklich bei ihr: „Sie hat mir immer den Rücken freigehalten und neben der Position als kaufmännische Leiterin unsere drei Kinder großgezogen“, schwärmte er. Ein weiteres Lob galt seinen Kindern und seiner Belegschaft, die den Betrieb „manche Klippe überwinden ließ“.

Für seine Nachfolge hat Krause bereits gesorgt: Sein Sohn Fabian wird den Betrieb irgendwann übernehmen. Doch ganz loslassen wird CHMS ihn wohl nie, das weiß Joachim Krause. Und stillsitzen wird er in seinem Ruhestand auch nicht – mit seiner Beratungsfirma wird er der Branche treu bleiben. Doch bis dahin wird Joachim Krause sicherlich wieder einige Projekte umgesetzt haben. „Es gibt immer ungelegte Eier, an denen man arbeitet“, verriet er. Tüftelt der Unternehmer also schon wieder an technischen Neuerungen? Es bleibt spannend in Rödental.

www.chms.de