Big Data im Textilservice Die Datenrevolution nutzen

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RFID-Technologie

Big Data ist ein Stichwort der Digitalisierung. Textilpflegeunternehmen können ihre Daten nutzen, um effizienter zu arbeiten. Maarten Ploeg, Geschäftsführer von WSP Systems, erläutert die Potenziale von professioneller Betriebsdatenerfassung – nicht nur für große Textildienstleister.

Entlang des gesamten Prozesses innerhalb und auch außerhalb der Wäscherei ist die Betriebsdatenerfassung für ein effizientes Management möglich. Die Software WinWash von WSP hilft dabei. Fotos: WSP - © WSP

Die große Datenrevolution („Big Data Revolution“) generiert in raschem Tempo erhebliche Datenmengen, die nützliche Information enthalten. Für viele Wäschereien ist es eine große Herausforderung, eine geeignete Big-Data-Strategie neben dem gewöhn­lichen Geschäftsgang zu entwickeln, obwohl die entsprechenden Informationen in den meisten Wäschereien schon vorhanden sind. Allein, es fehlen die Kenntnis und die Fähigkeiten, um daraus wertvolle Schlussfolgerungen zu ziehen. Deswegen sind Wäschereien oft fälschlicherweise der Meinung, es koste viel Zeit und Geld, um diese Big Data auszuwerten. Es ist jedoch die einzige Art und Weise, um aus der Wäscherei mehr und bessere Ergebnisse herauszuholen. Im Verlauf der Zeit wird sich herausstellen, wer diese Chancen in bare Münze umsetzen kann. Die wichtigsten Gründe für eine Betriebsdatenerfassung sind:

1. Ingangsetzung eines fortlaufenden Verbesserungsprozesses, in dem alle Mitarbeiter in der Wäscherei über die Ziele und die Leistung der Prozesse informiert werden, auf die sie direkten Einfluss ausüben können:

  • Arbeitsleistung (führt zu einer Erhöhung der Arbeitsleistung um fünf Prozent oder mehr).
  • Verbrauchskosten (führt zu einer Senkung der Verbrauchskosten um vier Prozent oder mehr).
  • Auslastung der Maschinenkapazität (führt zu einer Erhöhung der Kapazität um fünf Prozent oder mehr).
  • Finanzielle Information – Gewinn/Verlust auf Artikel- und auf Kundenebene.

2. Schaffung einer „LEAN-Production“ (schlanke Produktion) und eines optimalen Prozessmanagements, indem aufgrund der Kundennachfrage und Routenplanung eine vollständige Produktionsplanung für den folgenden Tag sowie eine grobe Wochenplanung aufgrund historischer Daten erstellt werden. Dabei ist beispielsweise Folgendes möglich:

  • Planung von Personal und Maschinen.
  • Planung der Kundenreihenfolge und die Verfolgung des Planungsstatus in Echtzeit.
  • Sicherheitsvorrat und Vorratsplanung.

3. Kontinuität im Produktionsablauf der Wäscherei:

  • Durchführung einer Prozesssimulation aufgrund historischer Produktionsdaten und der erstellten Planung für die Mitarbeiter, um die optimalen Prozesseinstellungen zu bestimmen.
 

Das Potenzial professioneller Betriebsdatenerfassung ist also groß und vielfältig. Doch wie genau kann eine Wäscherei dieses Potenzial nutzen? Welche Betriebsdaten sollten erfasst werden und warum? Selbstverständlich ist es Sache der Wäscherei selbst, zu bestimmen, in welchen Bereichen sie die besten Ergebnisse erzielen kann und will, doch im Allgemeinen gibt es dazu folgende Antworten und Gründe:

1. Zur Erstellung der Produktionsplanung (Personal, Maschinen und Arbeitszeiten) sollten folgende Daten erfasst werden:

  • Anzahl Kilogramm, die beim Kunden abgeholt werden.
  • Anzahl und Umfang der eingegangenen Kundenaufträge.
  • Routenplanung.
  • Analyse der historischen Lieferungen für eine pauschale Langfristplanung.
 

2. Zur Steuerung nach objektiven KPI (Key Performance Indicators) sollten folgende Aspekte bei der Erfassung auftauchen und als Entscheidungsgrundlage dienen:

  • Produktionsdaten von Maschinen, Arbeitsplätzen und Mitarbeitern.
  • Gas-, Wasser-, Strom- und Chemikalienverbrauch.
  • Kunden-, Produkt- und Maschinenprogramminformation der Produktionsstandorte.
  • Maschinenstatus wie Störungen, Stillstand und Produktionszeit.
  • Routeninformation wie Anzahl Container pro Lkw und gefahrene Kilometer.
  • Rewash, Refeed und Ausmusterung.
 

Aufgrund dieser Informationen können zum Beispiel folgende KPI oder Leistungskennzahlen generiert werden:

  • Maschinenleistungen (auch für das Benchmarking von Maschinen).
  • Arbeitsleistungen im Team oder individuell.
  • Verbrauchsleistungen wie Gas, Wasser, Strom auf Wäscherei-, Abteilungs- oder Maschinenebene.
  • Rentabilität auf Kunden- und Produktebene durch die Verknüpfung von Verkaufspreisen.
 

RFID hilft, ist aber nicht unbedingt notwendig

Stellt sich die Frage, wie die Daten technisch erfasst werden sollen? RFID-Technologie ist dafür eine Lösung. Allerdings ist für die Betriebsdatenerfassung der Einsatz von RFID nicht absolut notwendig. Der erste Schritt ist, alle verfügbaren Daten zu sammeln und zu kombinieren und diese dann zur Bestimmung der wichtigsten KPI zu verwenden. Diese KPI dienen als Entscheidungsgrundlage für die Steuerung, Planung und Beschlussfassung. Das ist alles ohne RFID möglich. Die Vorteile von RFID liegen hauptsächlich im Bereich der Logistik, und zwar, indem diese umfassend intern und extern automatisiert wird. Möglich ist damit die Gewährleistung einer höheren Qualität der Wäsche, indem sie nach einer bestimmten Anzahl an Waschvorgängen automatisch ersetzt wird. RFID-Technologie hilft bei der lückenlosen Lager­verwaltung, sowohl beim Kunden als auch in der Wäscherei. Weiterer Vorteil ist die Möglichkeit der automatischen Sortierung in der Wäscherei – sowohl in der Reinwäsche- als auch in der Schmutzwäscheabteilung. Die Arbeit erleichtert zudem eine automatische Zählung der Lieferungen und Erfassung von Fakturierungsdaten.

„Business as usual“ reicht nicht mehr

Via Leistungsmanagementtool Laundry Dashboard werden die automatisch gesammelten Daten übersichtlich dargestellt. - © WSP

Ob mit oder ohne RFID: Viele Betriebe scheuen den Aufwand, ein System zur Betriebsdatenerfassung einzuführen – logistisch und auch finanziell. Aber „Business as usual“ reicht in der Wäschereibranche in Zukunft nicht mehr aus. Es wird unvermeidlich, die Big Data auszuwerten, um der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein: Nur so können langfristig die Qualität erhöht und die Gestehungskosten gesenkt werden. Obwohl dies widersprüchlich klingt (Qualität contra Gestehungskosten), ist dies dank der Auswertung der Big Data möglich. Diese Datenauswertung bringt mehr finanzielle Vorteile, als sich die Wäscherei zunächst vorstellen kann. Die durchschnittliche Amortisationszeit eines Systems von WSP beispielsweise beträgt durchschnittlich ein bis zwei Jahre. WSP war eigenen Angaben zufolge eines der ersten Unternehmen, das in der Wäschereibranche eine Analyse der Big Data zu entwickeln begann. Heute verfügt es dank langjähriger Erfahrung über grundlegende Kompetenzen, um diverse Systeme erfolgreich zu implementieren. Mittlerweile ist es mittels Fachkenntnissen möglich, zu bestimmen, welche Wäschereien welche Informationen benötigen. Dadurch können Systeme gezielt und effektiv implementiert werden, die Kosten bleiben im Rahmen. Die Auswertung von Big Data in der Wäscherei bringt ungeahnte Möglichkeiten. WSP bietet Schulungen und Beratung, um gemeinsam mit der Wäscherei zu bestimmen, auf welche Weise die Daten eingesetzt werden können.

Ein oft gehörtes Missverständnis betreffend Big Data ist, es sei nur etwas für große Unternehmen. WSP meint ganz klar: Falsch! Eine Analyse der Big Data ist für jeden Betrieb möglich – egal, ob groß oder klein. Das Prozessmanagementtool WinWash und das Leistungsmanagementtool Laundry Dashboard (siehe Kasten) lassen sich dem Anbieter zufolge schon für Wäschereien einsetzen, die 1 t pro Stunde verarbeiten.

Was die Zukunft bringt

WSP erwartet, dass dank der Betriebsdatenerfassung in Textilpflegebetrieben in Zukunft einiges möglich sein wird. Kurzfristig sieht WSP in folgenden Bereichen Entwicklungsmöglichkeiten:

  • Verknüpfung mit Systemen von Kunden der Wäscherei wie Buchungsprogrammen von Hotels, um diese Informationen zum Beispiel für die Produktionsplanung zu verwenden.
  • Eine noch weiter gehende Integration aller verfügbaren Daten inner- und außerhalb der Wäscherei.

Gleichgültig, was alles möglich ist – wichtig ist es, dafür eine einzige zentrale Lösung zu haben. Die Entwicklung der erforderlichen Schnittstellen und Analysesoftware ist ein fortlaufender Prozess. WSP ist unablässig daran, diese Systeme weiterzuentwickeln und zu optimieren.

Infos: www.wspsystems.com