Im Gespräch mit Jutta Volkmann, stellvertretende Vorsitzende des DTV-Landesverbandes NRW Doppel(t)spitze: Von nix kütt nix

Jutta Volkmann ist eine kölsche Frohnatur. Sie krempelt gern die Ärmel hoch und los geht’s. Die Begeisterung für die Textilpflege hat sie vom Vater geerbt. Fest verwurzelt in der Branche übernimmt sie jetzt auch im Textilreinigungs-Landesverband Nordrhein-Westfalen eine Führungsrolle.

Jutta Volkmann ist seit März 2016 die neue stellvertretende Präsidentin des DTV Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. Foto: Alexander Kröger - © Alexander Kröger

Ihr Style ist authentisch: frisch, gepflegt, schick. So sieht Jutta Volkmann aus, eine überzeugende Vertreterin ihrer Zunft. Vor allem aber ist die neue, stellvertretende Präsidentin des Landesverbandes NRW eine Frau, die zupackt. „Wer in einer Wäscherei groß geworden ist, kann das“, sagt sie. Alle Unternehmer in der professionellen Textilpflege dürften das bestätigen. Eine 40-Stunden-Woche gibt es nicht. „Hat es nie gegeben“, erinnert sich die Inhaberin der Textilpflege Wäscherei Volkmann GbR in Düren und erzählt uns ihre Familiengeschichte.

Im Familiengeschäft verwurzelt

Die Stadt Düren im Regierungsbezirk Aachen liegt in Schutt und Asche als die Familie Erich Volkmann nach dem Krieg und der Flucht aus Ostpreußen hier eine neue Heimat findet. Im Jahr 1954 trifft das Familienoberhaupt eine existenziell bedeutende Entscheidung. Er verkauft die goldene Uhr, die ihm aus dem Familienbesitz geblieben ist, und investiert das Geld in zwei kleine Waschmaschinen. Damit stattet er die im Stadtzentrum angemieteten Gewerberäume aus und eröffnet eine Wäscherei. Es spricht sich schnell herum, dass die Volkmanns in der Viktoriastraße etwas vom Wäschewaschen verstehen. Es dauert nicht lange, bis sich die Geschäftsidee als sicherer Broterwerb für die Familie erweist. Mit anhaltendem Erfolg. Bis heute steht der Name Volkmann in Düren für erstklassig gewaschene und gereinigte Textilien.

Respekt, Stolz und Begeisterung liegen in ihrer Stimme, während Jutta Volkmann von ihrem Großvater und der Gründungsgeschichte berichtet. Dabei schwingt ein lebensfroher Pioniergeist mit, der in der Familie Volkmann offensichtlich über Generationen weitergegeben wird. Wobei das Geschäft mit der sauberen Wäsche kein Leichtes sei, betont die charmante Gesprächspartnerin. Sie wollte allerdings nie etwas anderes machen. Schon als kleines Mädchen, nicht einmal vier Jahre alt, steht sie auf einem Hocker vor dem großen Bügeltisch und gibt ihr Bestes. Hochmotiviert und mit Begeisterung für das Geschäft ihrer Eltern. Genauso will sie es später einmal machen. Das steht fest. Und so ist Jutta Volkmann heute genau das, was sie schon immer werden wollte.

Gemeinsam mit ihrer Schwester Britta Volkmann-Heid führt sie seit 2001 den unternehmerischen Familienkurs weiter, der von Anfang an durch kontinuierliche Weiterentwicklung geprägt ist. Denn bereits drei Jahre nach Firmengründung kann sich der Großvater vergrößern und in die Nideggener Straße in Düren umziehen. Im Jahr 1968 erweitert er seine Dienstleistungen durch eine Textilreinigung; 1971 expandiert er erneut und verlegt die Wäscherei an den heutigen Standort in der Nideggener Strasse 18 a. Die Textilreinigung verbleibt – bis heute – in der Nideggener Straße 3. Die Kinder Rudolf und Gisela Volkmann steigen schließlich in den elterlichen Betrieb ein; 1981 übernehmen sie die Geschäftsleitung. Als im Jahr 2001 der Inhaber Rudolf Volkmann plötzlich verstirbt, treten seine Töchter Jutta und Britta die Nachfolge in dritter Generation an.

Frau und Technik: passt!

Der unerwartete Tod ist ein Schock und eine schmerzliche Erfahrung. Für die jungen Frauen eine unternehmerische Herausforderung zugleich, der sie sich allein darum gewachsen fühlen, weil sie ihren Betrieb aus dem Effeff kennen. Dafür hatte der Vater gesorgt. Jutta und Britta Volkmann sind nicht nur fachlich, sondern auch technisch versiert. Schon als Kinder begleiteten sie die Eltern auf Fachmessen und waren im Thema, wenn Investitionen in Maschinentechnik anstanden. Sobald sie groß genug waren, durften sie den Fahrern beim Beladen des Transporters helfen. Als sie alt genug waren, fuhren sie die Wäsche bei Bedarf selbst aus. Ihr Vater ließ sie teilhaben und teilte sein Fach- und Technikwissen mit ihnen. Davon profitieren sie bis heute. „Wer eine Wäscherei führen will, muss sich nicht nur mit Textilien auskennen, sondern vor allem mit der Technik.“ Diesen väterlichen Grundsatz beherzigte Jutta Volkmann voll und ganz. „Ich war stolz, wenn mein Vater mir zutraute, kleine Reparaturen an einer Maschine zu machen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“

Die vom Vater ebenfalls geerbte Begeisterung für das Geschäft mit der sauberen Wäsche ist immer noch ihr stärkster Motor. Sie ist knapp 24 als sie ihr Studium abbricht, um den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Die ausgebildete Industriekauffrau erinnert sich: „Das war nicht leicht, aber die richtige Entscheidung. Ich konnte zwar mein Studium der Textiltechnik mit Schwerpunkt Textilmanagement an der Textilfachschule in Mönchengladbach nicht abschließen. Dafür habe ich später die Meisterausbildung in Frankfurt absolviert und 2004 meinen Meisterbrief bekommen.“

Fachliche und praktische Unterstützung bekommen sie und ihre Schwester nach der Geschäftsübernahme von ihrer Mutter und ­ihrer Tante, die beide zu dem Zeitpunkt noch aktiv im Betrieb mitarbeiten: Hildegard Volkmann war verantwortlich für den Bereich Textilreinigung, ihre Schwägerin Gisela Bendels für die Wäscherei. Die Akzeptanz der Mitarbeiter für die jungen Chefinnen war gegeben. „Wir sind ja im Betrieb aufgewachsen. Alle kannten uns – und wir kannten alle. So hatten wir auf jeden Fall einen Vertrauensbonus“, betont Jutta Volkmann. Da sie in den Semesterferien „selbstverständlich“ im elterlichen Betrieb mitarbeitete, ist sie mit den Geschäftsabläufen und aktuellen Produktionsprozessen vertraut.

Jeder gibt sein Bestes

Inzwischen ist Jutta Volkmann verantwortlich für die gesamte Produktion, während Britta Volkmann-Heid die administrativen Geschäfte führt. So ergänzen sich die Schwestern perfekt und behaupten sich mit derzeit 15 Mitarbeitern am Markt. Ihr Erfolgs­geheimnis ist einfach und einleuchtend: „Wir geben unser Bestes.“ Dazu gehört auch eine kooperative Führung der Mitarbeiter, von denen die meisten schon sehr lange im Unternehmen tätig sind. Die familiäre Atmosphäre motiviert und kommt bei den Kunden an. „Wir überzeugen durch Kundennähe, eine direkte persönliche Ansprache und hohe Dienstleistungsbereitschaft, sowohl im Privatkundengeschäft als auch im Kontakt mit den gewerblichen Kunden“, erklärt Jutta Volkmann.

Das Dienstleistungsspektrum des Mischbetriebes ist vielfältig. Im Bereich der Textilreinigung nutzen sowohl Individualkunden als auch gewerbliche Kunden das Angebot: von der Reinigung des Sakkos oder Brautkleides über die Pflege von Federbetten bis zur Aufbereitung von Brandschäden. Von den Wäscherei- und Leasingleistungen profitieren in erster Linie Hotels, Restaurants, Handwerksbetriebe und kleinere Industrieunternehmen. Neben dem Leistungsmix ist es die Erledigung von Spezialaufträgen, mit denen sich die Volkmann-Schwestern am Ort und in der Region ihren guten Namen machen.

Ganz einfach: „wäschereijeck“

Flexibilität gehört zum Geschäft und ist eine von Jutta Volkmanns nennenswerten Eigenschaften. Sie sei ganz einfach „wäschereijeck“ und durchaus zielstrebig. Dass sie im März dieses Jahres zur zweiten Vorsitzenden des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen gewählt wurde, war allerdings weder langfristig noch strategisch geplant. Wie immer entschied sie sich spontan, aber entschlossen und stellte sich im Rahmen des diesjährigen Landesverbandstages zur Wahl. Nachdem ihre Verbandskollegen sie vertrauensvoll dazu ermutigt hatten. Ihr Vorstandskollege Holger Schäfer begrüßt das sehr. Er findet es ideal, dass die neue Doppelspitze des Landesverbandes NRW nun Erfahrungen und Kompetenzen aus der klassischen Textilreinigung und dem Wäschereigeschäft bündelt. Gemeinsam repräsentieren Holger Schäfer, Inhaber der Textilreinigung Schäfer in Beverungen, und Jutta Volkmann eine neue, ambitionierte Generation von Unternehmern, die für ihren Landesverband und die Branche viel erreichen will: Zusammenhalt stärken, Mitglieder gewinnen und eine Verjüngung auf breiter Ebene.

Der erste folgerichtige Schritt ist getan: die Neubesetzung des Präsidiums. Jutta Volkmann ist zuversichtlich – wie immer. In das Engagement ihres Branchenkollegen Holger Schäfer hat sie großes Vertrauen. Sie setzt zudem auf die Unterstützung der erfahrenen Verbandsmitglieder, die dem Landesverband NRW in den vergangenen Jahrzehnten ein starkes Profil gaben und für ein wirtschaftlich sicheres Fundament sorgten. „Als neues Vorstandsteam können wir auf das aufbauen, was unsere Kollegen bereits geschaffen haben“, erklärt sie. Es sei außerdem beruhigend, „die alten Hasen“ wie Philipp Lennemann und Siegfried Lange nach wie vor im Rücken zu haben. Die seien ja nicht plötzlich verschwunden, sondern bereit, jederzeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Jutta Volkmanns persönliches Anliegen ist es, sich für ein positives Berufsbild und ein besseres Image der Textilpflegebranche einzusetzen. Im Zeitalter des Fachkräftemangels sieht sie für ausgebildete Textilreiniger gute Zukunftschancen, insbesondere auch für Frauen. Sie wünscht sich, dass das Berufsbild präsenter gemacht und der gesellschaftliche Nutzen deutlicher wird. Sie will aktiv daran mitarbeiten, unter anderem die Aus- und Weiterbildungssituation regional zu verbessern. „Ich bin sehr gespannt. Der bisherige Vorstand hat viele Jahre lang eine wunderbare ­Arbeit geleistet. In diese Fußstapfen zu treten, ist nicht leicht. Aber wir werden schon sehen, was getan werden muss. Von nix kütt nix!“