Berendsen Textilservice in Dietzenbach Ein „Schmuckstück“ der Industrie

Zwölf Monate sind vergangen, seit sich die Welt in Dietzenbach um 180 Grad gedreht hat. Die Berendsen Textilservice GmbH hat den Standort grundlegend umgebaut und modernisiert – und das alles während des laufenden Betriebes. Dort, wo früher der Ausgang war, ist nun der Eingang.3 Klack, klack, klack. Zwei T-Shirts und eine Hose flattern an der Decke vorüber. Klack, klack. Es folgen ein blauer und ein grüner Kittel. Die Bekleidungsstücke wirbeln über den Köpfen der Besucher die Gleise entlang. Was auf den ersten Blick nach Durcheinander aussieht, folgt einem System. Die automatische Sortieranlage ist gerade dabei, die Bekleidungsstücke eines Kunden nach der Trocknung wieder zu ordnen, z.B. nach Mitarbeiter, Größe oder Schrankfach. Dabei ist diese technische Neuerung nicht die einzige Modernisierung der Berendsen Textilservice GmbH am Standort in Dietzenbach bei Frankfurt am Main. Mit neuen und bedienerfreundlichen Maschinen sowie einem LED-Beleuchtungskonzept, das die Gefahr von psychischen Erkrankungen reduzieren soll, will sich das Unternehmen für den angestrebten Wachstumskurs fit machen. Die Eröffnung feierte Berendsen am 12. Mai 2017 zusammen mit Kunden, externen Partnern und Vertretern der Stadt Dietzenbach. Der Umbau des Standortes hat etwa 2,5 Jahre gedauert und war nach Unternehmensangaben dringend notwendig. „Berendsen als gesamtes Unternehmen ist auf Wachstumskurs“, erklärt Markus Schad, Geschäftsführer der Berendsen Textilservice GmbH. „Mit unseren Maßnahmen deutschlandweit und vor allem mit der Erweiterung und Modernisierung hier in Dietzenbach reagieren wir auf die gestiegene Nachfrage und rüsten uns für weiteres starkes Wachstum.“ In insgesamt zehn Bauabschnitten hat das Unternehmen den Produktionsfluss um 180 Grad gedreht. Das bedeutet, dass die Ware nun dort angeliefert wird, wo sie vorher ausgeliefert wurde. Ebenfalls neu ist die Struktur der Produktion. Diese ist nun in vier parallele Linien aufgeteilt. Jeder Kunde wird in Abhängigkeit von seiner Wäsche einer entsprechenden Linie zugeordnet. „Dadurch soll vermieden werden, dass sich die Waren unterschiedlicher Kunden miteinander vermischen“, führt Produktionsleiterin Doreen Schaer aus. Linie 1 ist z.B. für Betriebe, deren Textilien besondere hygienische Ansprüche erfüllen müssen. Daher ist dieser Bereich mit einer Personenschleuse versehen und vom Rest der Produktion abgetrennt. Linie 3 ist z.B. für alle Kunden aus dem Bereich Catering vorgesehen. Um den Auftrag eines Kunden mit verschiedenen Warenarten möglichst parallel zu waschen, gibt es nach der Aufnahmestation Waschschleudermaschinen von Primus mit 25 kg Fassungsvermögen bis hin zu 80 kg. Die neuen Maschinen verfügen u.a. über eine Kippfunktion, um den Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern. Nach der Wäsche scannen die Mitarbeiter die Bekleidungsstücke und hängen sie auf Bügel. Von dort aus laufen sie zur Trocknung durch den Tunnelfinisher. Anschließend verteilt die automatische Sortieranlage die Teile nach spezifischen Kriterien, beispielsweise Lieferadresse, und innerhalb der Lieferadresse nach entsprechenden Kundenvorgaben wie Mitarbeiter, Größe oder Schrankfach. Nach jedem Sortiervorgang werden die Bekleidungsteile ausgeschleust und über die automatische Förderanlage in den Bereich der hängenden Bearbeitung oder zur Faltmaschine transportiert. Hier erfolgt die finale Bearbeitung nach kundenspezifischen Anforderungen, wie Einzelverpackung oder Bereitstellung in Containern. Von dort aus werden die Textilien zu den 1.600 Lieferstellen im Verbreitungsgebiet gefahren. Schad spricht von einem „einzigartigen Mix zwischen Automatisierung und Handarbeit“. Für ihn ist der modernisierte Betrieb ein „Schmuckstück der Textildienstleistungsindustrie“ – nicht nur aufgrund der neuen Ausstattung. Konnten vorher 9.000 Bekleidungsstücke pro Tag bearbeitet werden, sind es nun 12.000 bis 13.000 pro Tag. Das bedeutet eine Steigerung um etwa 40 Prozent. Möglich sind sogar bis zu 16.000 Teile pro Tag. Während des Umbaus konnten über 400 Neukunden und zehn Arbeitsplätze gewonnen werden. Und auch der ökologische Fußabdruck hat sich verbessert. Dank des Umbaus spart das Unternehmen täglich ein Drittel der Wasser- und Energiekosten. Jürgen Rogg, Bürgermeister der Stadt Dietzenbach, ist mit dem Umbau zufrieden. „Berendsen gehört in Dietzenbach zu den Top-75-Unternehmen. Es freut mich, dass sie sich durch die Investition für eine Standortsicherung entschieden haben.“ Auch die Zusammenarbeit mit der Umweltabteilung habe prima geklappt, bestätigt Carmen Hauser, bei der Stadt Dietzenbach für den Bereich Umwelt zuständig. Nun stehen nur noch letzte Arbeiten an der Fassade an, dann ist der Umbau in Dietzenbach endgültig abgeschlossen. Weiter geht es in Augsburg. Dort soll laut Schad der zehnte Standort eröffnet werden. Der erste Spatenstich wurde bereits gemacht.