Richter Manufaktur in Giersleben Ganzheitlich im alten Gemäuer

Die Richter-Gruppe in Sachsen-Anhalt geht seit mehr als 20 Jahren einen eigenen sozialen und nach­haltigen Weg. Was 1995 mit einem Altenpflegeheim in einem denkmalgeschützten Gebäude anfing, führte über eine Energiesparte bis hin zu einer Manufaktur mit Schneiderei und Wäscherei.

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    Spaß bei der Arbeit: Zwei Richter-Mitarbeiterinnen zwischen Finisher, Trockner und Mangel.
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    Pflegeheimbewohnerin Herta Dölle zeigt Kindern anlässlich des „Waschtags“ wie früher gewaschen wurde.

„Anfangs fühlte ich mich ganz schön wirr im Kopf“, lacht Jana Richter beim Blick auf ihr Waschmitteldosiersystem. „Ich bin nicht vom Fach und musste mich erst in die Welt der Wäschereien hineindenken.“ Von Hygienerichtlinien bis hin zu Umweltschutzverordnungen erlernte die Geschäftsführerin der Richter Manufaktur in Giersleben alles neu. Dass das gut gelungen ist, beweist ihr klares, auf Ganzheitlichkeit ausgelegtes Konzept.

Bevor 2014 die Wäscherei eröffnete, bestand die Richter-Gruppe aus einem im Jahr 1995 gegründeten Altenpflegeheim und einer auf einem Blockheizkraftwerk und Photovoltaikanlagen basierenden Energiesparte. Insgesamt umfasst das Gelände ein Hauptgebäude und fünf Nebengebäude. „Wir eröffneten in einem dieser Nebengebäude die Manufaktur mit Schneiderei und Wäscherei, da in der Waschküche des Altenpflegeheims aus Denkmalschutzgründen keine Trennung nach Schwarz-Weiß-Prinzip möglich war“, erklärt Richter. „Außerdem war nach der Übernahme der kleinen Unternehmensgruppe von meinen Schwiegereltern 2009 ohnehin eine Erweiterung unserer Tätigkeiten vorgesehen.“

Insgesamt 750.000 Euro Investitionen

Diese ließen sich Jana Richter und ihr Ehemann Stephan einiges kosten: 650.000 Euro investierte das Paar in die alten Gemäuer und baute sie zu einer modernen Wäscherei um; die Maschinen kosteten noch einmal etwa 100.000 Euro. Die Wäschereitechnik umfasst moderne Waschmaschinen, erdgasbeheizte Trockner sowie Mangel, Bügel- und Finishereinheiten. „Mittlerweile sind in der Wäscherei vier Mitarbeiter in einem Einschichtsystem beschäftigt, wir haben aber noch Kapazitäten nach oben“, sagt die 35-Jährige. „Unser größter Kunde ist natürlich das eigene Pflegeheim mit 75 Bewohnern, wir bedienen aber auch circa zehn Ärzte sowie Physiotherapeuten, den Gastronomiebereich mit etwa fünf Gaststätten sowie Restaurants und mehr als 30 Privatkunden, darunter viele ambulante Pflegebedürftige.“

Wichtig ist Richter dabei auch die Stärkung der strukturschwachen Region im Herzen Sachsen-Anhalts: „Das Privatkundensegment ist ehrlich gesagt kein großer Umsatzbringer – mir geht es hier wirklich in erster Linie darum, die alten Leute des Salzlandkreises zu unterstützen“, betont die Geschäftsführerin der Manufaktur. „Daher haben wir auch den ‚Waschtag‘ eingeführt – das soll unser soziales Engagement noch einmal unterstreichen.“

„Waschtag“ soll Jung und Alt zusammenbringen

Beim „Waschtag“ zeigen die Bewohner des Altenpflegeheims Kindern aus den örtlichen Kindergärten, „wie Oma gewaschen hat“. Anschließend gibt es eine Wäschereiführung. „So kommen Jung und Alt zusammen“, freut sich Richter. „Genauso wie beim ‚Türöffner-Tag‘ der ‚Sendung mit der Maus‘, bei dem Kinder jeweils am 3. Oktober hinter die Kulissen des Pflegeheims und der Wäscherei schauen können.“

Zu sehen bekommen diese dann unter anderem desinfizierende Waschverfahren – eine der wichtigsten Sparten des Betriebs. Vor allem die Arztpraxen, aber auch eine Gebäudereinigungsfirma, die ihre Wischmopps reinigen lässt, nutzen diesen Service. „Alles ist dabei auf Umweltverträglichkeit ausgelegt – das gehört mit zur ganzheitlichen Konzeption“, sagt die junge Geschäftsführerin. „Die Komponenten der Waschmittel sind vor dem Waschvorgang voneinander getrennt und umweltfreundlicher als Haushaltswaschmittel. Außerdem müssen wir keinerlei Auflagen bei Lagerung etc. erfüllen.“

Maßnahmen zur Energieeinsparung

In dieses Konzept passen auch die Maßnahmen zur Energieeinsparung: Neben dem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk und den Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Unternehmensgruppe verfügt die Wäscherei laut Richter auch über einen Pufferspeicher für die Wärme der Waschmaschinen und einen genau getakteten Waschzyklus mit schneller Laufleistung.

„Das hat natürlich alles seinen Preis. Mit 2,75 Euro je Kilogramm desinfizierter Mangelwäsche und einem Stückpreis je Bettdecke von zehn Euro bewegen wir uns für unsere Region definitv am oberen Ende des Preissegments“, erklärt die Gierslebenerin. „Trotzdem sind unsere Preise sehr eng kalkuliert – ich bin froh, dass sich die Wäscherei alleine durch das Altenpflegeheim schon tragen würde. Das gibt eine gewisse Sicherheit.“

Möglichkeiten für künftige Erweiterung

Dabei soll es aber nicht bleiben; die Möglichkeiten für eine zukünftige Erweiterung sind gegeben: „Wir haben mit Absicht schon so gebaut, dass eine weitere Hygieneschleuse problemlos einbaubar wäre“, grinst Richter. „Alleine durch ein Zweischichtsystem könnten zudem die aktuellen Kapazitäten verdoppelt werden. Zurzeit ist das aber noch Zukunftsmusik – ich bin erst einmal glücklich, dass die ersten eineinhalb Jahre gut gelungen sind und meine Verwirrung der Freude über unser neues Standbein gewichen ist."

Wer wissen möchte, was die Richter-Gruppe noch so alles bietet, klickt am besten auf deren Webseite .