Renate Scheichelbauer-Schuster ist zuversichtlich für drittes Quartal Handwerk mit ersten Anzeichen der Erholung

WKÖ und KMU Forschung Austria betonen, dass jetzt alles getan ­werden müsse, um das „zarte Pflänzchen“ Konjunkturbelebung zum Blühen zu bringen. Foto: Miriam Dörr, Fotolia.com - © Miriam Dörr, Fotolia.com

3 „Mit dem dritten Quartal dieses Jahres dürften die Zeichen erstmals seit Langem auf Erholung stehen. Die Zahlen zeigen eine leichte Konjunkturbelebung und zuversichtlichere Unternehmer“, betonte Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, am 7. Juli 2016 in Wien. Mit den Themen Reform der Gewerbeordnung, dem heißen Thema Lohn- und Sozialdumping, aber auch den vom Brexit betroffenen Exportunternehmen stehe der Sparte aber ein „heißer Sommer“ bevor.

„Die Gewerbe- und Handwerksbetriebe sind die Schrittmacher in der heimischen Wirtschaft. Die Reform der Gewerbeordnung muss nun neue Impulse für Qualifikation, Qualität und Innovation bringen und sie muss die Ausbildungsleistung der Betriebe stärken, nicht schwächen. Gleichzeitig muss der Herbst wichtige Reformen im Hinblick auf Erleichterungen bei Bürokratie, etwa den Bereich der Betriebsanlagen, und dem Kumulationsverbot bringen“, unterstrich die Obfrau. Es gelte die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angesichts der langsam anziehenden Konjunktur durch einen tatsächlichen „New Deal“ zu verbessern, um Rückenwind für die kommenden Monate zu erhalten.

Mehr Kontrollen bei Lohn- und Sozialdumping

Im Hinblick auf Lohn- und Sozialdumping durch ausländische Mitbewerber sei es erfreulich, dass sich in den vergangenen Wochen zu diesem Thema ein Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Gewerkschaft ergeben habe und auch die Bundesregierung dieses sensible Thema auf europäischer Ebene platziere. „Gerade unsere Betriebe in den Grenzregionen sind stark betroffen. Der wirtschaftliche Schaden nicht nur im Bau- und Baunebenbereich, sondern auch in Dienstleistungsbranchen ist teilweise enorm. Wir benötigen mehr Kontrollen und wirksame Rechtsmittel, die in den Nachbarländern auch durchsetzbar sind“, so Scheichelbauer-Schuster. In Sachen Brexit verwies die Obfrau darauf, dass gerade exportierende Mittelbetriebe aus dem automotiven Zulieferbereich, Maschinenbauer sowie Betriebe aus dem chemischen Bereich im Fokus stünden: „Kommt der Brexit wie angekündigt, dann wird das im Worst Case dazu führen, dass die Arbeitnehmerfreizügigkeit und Investitionsschutzregelungen in Frage gestellt und dass unsere Waren in Großbritannien teurer werden.“

Zarter Aufwärtstrend bei Konjunkturzahlen

Zu den Konjunkturzahlen betonte Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung Austria, dass im 1. Quartal 2016 die Auftragseingänge bzw. Umsätze noch um 1,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres lagen. „Im 2. Quartal haben sich die relativ optimistischen Erwartungen der Unternehmen aus dem Vorquartal bestätigt und das Stimmungsbarometer verbesserte sich merkbar. Das ist ein gutes Zeichen; dieser Trend sollte sich über den Sommer hin verfestigen. Was aber insbesondere der Bau- als auch der ­Baunebenbereich für Herbst und Winter benötigt, ist eine Umsetzung des Wohnbaupakets“, betonte der Experte. Verglichen mit dem Vorjahr ist der Anteil der Betriebe mit einer guten Geschäftslage von 16 auf 21 Prozent gestiegen, während der Anteil der Betriebe mit schlechter Geschäftslage von 29 auf 25 Prozent zurückgegangen ist. Zufrieden zeigten sich vor allem größere Gewerbe- und Handwerksbetriebe mit mehr als zehn Beschäftigten. Die investitionsgüternahen Branchen meldeten eine durchschnittliche Erhöhung des Auftragsbestandes um 1,7 Prozent. Besonders erfreulich ist laut WKÖ die positive Entwicklung großer, beschäftigungsintensiver Berufsgruppen wie beispielsweise Metalltechniker (+12,5 Prozent), Installateure (+10,4 Prozent), Handwerker im Baugewerbe (+3,6 Prozent) und Tischler (+2,8 Prozent). Auch im konsumnahen Bereich verlief das 2. Quartal deutlich besser als im Vorjahr. Insbesondere Friseure, das Nahrungs- und Genussmittelgewerbe, Mechatroniker und Bäcker verzeichneten mehrheitlich Umsatzzuwächse.

„Für das 3. Quartal sind die Unternehmerinnen und Unternehmer zuversichtlich wie schon lange nicht mehr. Der Anteil derer, die mit stabilen bzw. steigenden Auftragseingängen und Umsätzen rechnen, ist von 77 auf 84 Prozent gestiegen, während nur noch 16 Prozent Rückgänge befürchten – im Vorjahr waren es noch 23 Prozent“, so Walter Bornett. Positiv zu werten sei zudem, dass Gewerbe und Handwerk für den Zeitraum Juli bis September 2016 eine Erhöhung des Beschäftigtenstandes um 2,1 Prozent planen. „Jetzt muss alles getan werden, um dieses zarte Pflänzchen Konjunkturbelebung zum Blühen zu bringen“, betonte der Direktor der KMU Forschung Austria abschließend.

Infos: www.wko.at, www.kmuforschung.ac.at