CHMS Rödental In der Nische zum Erfolg

Was ist eine Medienbrücke und was hat sie mit einer Wäscherei zu tun? Beim Coburger Handtuch + Matten-Service (CHMS) ist die Medienbrücke Teil eines ganzheitlichen Systems des Betriebs, in dem ausschließlich Stoffhandtuchrollen, Schmutzfangmatten und Wischmopps bearbeitet werden.

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    Die Wäsche bei CHMS in Rödental wird in Hängesäcken transportiert. Ein Sack kann 50 kg Last tragen. Fotos: Knewitz
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    Nachdem die Stoffhandtuchrollen aus der Mangel kommen, werden sie aufgerollt.
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    Durch die Medienbrücke werden Dampf, Wasser und Pressluft von der alten in die neue Halle transportiert.

3 „Nischenprodukte anzubieten ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Wettbewerb in der Branche sehr stark ist.“ Joachim Krause, Geschäftsführer beim Coburger Handtuch + Matten-Service (CHMS), steht hinter seinem Konzept – die Spezialisierung auf die Bearbeitung von Stoffhandtuchrollen, Schmutzfangmatten und Wischmopps. Doch es steckt noch mehr in dieser Wäscherei im oberfränkischen Rödental. Als technikaffiner Textilreiniger und leidenschaftlicher Tüftler arbeitet Joachim Krause, seit er den ­Betrieb im Jahr 1989 von seinen Eltern übernommen hat, stetig an der Verringerung des Ressourcenverbrauchs seines Unter­nehmens. Und das mit Erfolg: Gegenüber dem Jahr 1990 haben sich der Wasserverbrauch des Betriebs um 90 Prozent, der Verbrauch an thermischer Energie um 80 Prozent und der Strom­verbrauch um 50 Prozent verringert. Und er betreibt die erste abwasserfreie Wäscherei.

Optimierung von Betriebsabläufen

Als Krause den Umzug des Betriebs Ende der 90er Jahre von Coburg nach Rödental plante, legte er bereits den Grundstein für mögliche spätere Nachinstallationen. So wurde z.B. ein Keller ausgebaut, durch den ein Rohrsystem für das Wasser verläuft. In der Wäscherei werden die Handtuchrollen und die Schmutzfangmatten und Wischmopps in zwei getrennten Gebäuden bearbeitet. Das Gebäude, in dem die Handtuchrollen bearbeitet werden, wurde erst 2007 bezogen und liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Hauptgebäudes. Die Betriebshallen sind über eine sogenannte Medienbrücke verbunden. Dadurch werden Wasser, Dampf und Pressluft von der alten in die neue Halle geleitet. Insgesamt verfügt das Unternehmen über eine Betriebsfläche von 4.800 m2.

In der 2007 bezogenen Produktionshalle werden täglich zwischen 12.000 und 14.000 kg Handtuchrollen bearbeitet. Eine Rolle hat eine Länge von 35 bis 40 m. In einem Hängesack, der 50 kg Last tragen kann und der allein durch Schwerkraft betrieben wird, werden die Handtuchrollen innerhalb des Betriebsgebäudes transportiert. Damit sie beim Waschen und Trocknen nicht verknoten, werden sie mit einem Kunststoffband fixiert. Nachdem die Rollen bei 65 °C gewaschen wurden, kommen sie mit einer Restfeuchte von 48 bis 52 Prozent aufgelockert in den Trockner, der ein Fassungsvermögen von 100 kg hat. Hiernach wird das Kunststoffband aufgeschnitten und die Rollen kommen in die Mangel. Mitarbeiter wickeln die Handtuchrollen wieder auf und überprüfen sie auf Schäden, wie z.B. Löchern, Verschmutzung oder Stockflecken. Noch nicht saubere werden erneut gewaschen. Weisen sie Löcher auf, können sie direkt an einem Nähplatz repariert werden. In der gegenüberliegenden Halle werden täglich 1 t Wischmopps und 5 bis 6 t Schmutzfangmatten bearbeitet. Auch hier wird die Wäsche über eine Hängebahn transportiert. Die Matten werden bei 40 °C in einer Sechs-Kammer-Waschanlage bearbeitet. Diese wäscht pro Stunde 1 t Wäsche. Hartnäckige Verschmutzungen erhalten eine Spezialbehandlung. Der Trockner hat ein Fassungsvermögen von 300 kg.

Über die Jahre hat Joachim Krause den Betrieb immer weiter optimiert. Das gilt sowohl für den Ressourcenverbrauch als auch für die Betriebsabläufe. Viele Vorgänge sind in der Wäscherei in Rödental automatisiert. Doch auch für den Fall, dass es technische Probleme gibt, hat Krause vorgesorgt: Neben jeder Maschine in der Wäscherei steht ein Schrank mit Ersatzteilen. Das macht ein schnelles Handeln bei technischen Schwierigkeiten möglich. Darüber hinaus können er und seine Mitarbeiter mittels eines Computers in der Halle die Betriebsabläufe überwachen. Für alle Mitarbeiter zum Nachlesen hat Krause die Abläufe an mehreren Stellen in der Produktion aufgehängt.

Ein Pionier in Sachen Umwelt

Dass die Produktion reibungslos abläuft, ist für den Unternehmer wichtig, denn er ist viel unterwegs: Als Energieberater für andere Wäschereien oder auch mal im Auftrag des DTV und der Klimaschutz-Unternehmen, zu denen CHMS seit dem Jahr 2012 gehört. Die Exzellenz­initiative der Bundesregierung und des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) würdigt seit 2009 Unternehmen für Leistungen der betrieblichen Energieeffizienz. Aufgrund seines herausragenden Engagements in Sachen Ressourcenschonung wurde Krause mehrfach gewürdigt und ist unter anderem Umweltpaktbotschafter für umweltverträgliches Wirtschaftswachstum des bayerischen Umweltministeriums.

Seit Krause den Betrieb übernommen hat, arbeitet er kontinuierlich an der Verbesserung der Prozesse, um den Verbrauch an Energie zu verringern. Doch er hat dabei nicht nur auf bereits vorhandene Technik zurückgegriffen, sondern ist selbst zum Erfinder geworden. Mit seiner technischen Ader und seiner Hartnäckigkeit, mit der er sich an Problemen so lange festbeißt, bis er eine Lösung parat hat, entwickelte er einen Trommelfilter, der später sogar patentiert wurde. Bei dieser Technik werden Schwebstoffe aus dem Abwasser der Wäscherei durch Schwerkraft getrennt und als Feststoff in einen Behältern gefördert. Die Flusen werden zur Wasseraufbereitung verwendet. Hierdurch wird die Abwasserqualität durch Schadstoffbindung verbessert. Die Flusen kommen dann in die Müllverbrennung. Seit 2003 ist der Filter bei CHMS im Einsatz – und hat sich bewährt. Darüber hinaus sind zehn Prozent des verwendeten Wassers Regenwasser. Den gesamten Wasserverbrauch senkte Krause im Jahr 2011 von 24 auf 2,2 m3 gegenüber 1990.

Auch mit der Nutzung der Abwärme spart Krause Energie. Die Mangeln für die Bearbeitung der Handtuchrollen sind jeweils an eine Umluftführung angeschlossen. Dadurch wird die Leistung gesteigert und weniger Dampf benötigt. Die Dampfenergie der Mangel wird zusätzlich zum Heizen der Waschanlage genutzt. Weitere Überschüsse gelangen in den Lagertank für die Lauge. Bei der Bearbeitung der Schmutzfangmatten werden 50 Prozent der Energie aus der Abluft des Trockners wieder genutzt. Für seinen selbst entwickelten Wärmetauscher, den er im Jahr 2004 in seinem Betrieb installierte, hat Krause ein Patent angemeldet. Auch bei der Verpackung beweist Krause sein Umweltbewusstsein. Handtuchrollen werden nur auf ausdrücklichen Kundenwunsch mit Verpackungsmaterial umwickelt.

Ein Grund zum Feiern

Dass Krauses Investitionen sich lohnen, zeigt sich vor allem daran, dass Wäschereien sowie Politiker ihn als Berater konsultieren, und an der Standhaftigkeit des Unternehmens am Markt. Im Juni 2015 feierte die Familie Krause das 60-jährige Bestehen von CHMS mit einem Fest auf dem Betriebsgelände in Rödental. Zahlreiche Gäste, darunter regionale Politiker und Vertreter aus der Textilpflegebranche, kamen zur Feier nach Oberfranken, um das Engagement für die Umwelt und die Branche von Joachim Krause zu würdigen. Die Redaktion von RWTextilservice war vor Ort und berichtete vom Event in der Juliausgabe. Bis Krause den Betrieb irgendwann an seinen Sohn Fabian übergibt, wird sicherlich noch einige Zeit vergehen, in der er weitere Visionen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Effizienz im Betriebsablauf umsetzen wird.

www.chms.de