Im Gespräch mit Gabriele Rejschek-Wehmeyer, Inhaberin der Agentur reintextur, Bielefeld Mit Wortkultur bestens aufgestellt

Storytelling ist das Trendwort in der Unternehmenskommunikation. Jede erfolgreiche Content-Marketing-Strategie braucht sie: echte Geschichten. Überzeugende Botschaften statt seelenloser Textbausteine. So definiert Gabriele Rejschek-Wehmeyer unternehmerische Wortkultur, ihr Geschäft seit 20 Jahren im Wirtschaftsfeld Textilservice.

Gabriele Rejschek-Wehmeyer ist Inhaberin der Agentur „reintextur“, spezialisiert auf das Wirtschaftsfeld Textilservice und mit über 20 Jahren Berufserfahrung ein Profi, wenn es um die Wirkung von Worten geht – sei es in Pressemitteilungen für Unternehmen, Porträts für RWTextilservice oder die Überarbeitung eines Kundenmagazins.  Foto: Rejschek-Wehmeyer - © Rejschek-Wehmeyer

In ihrer Unternehmensgeschichte spielt ein kleiner, blauer Elefant eine Schlüsselrolle. Das Original ist längst verschenkt, eine „echte“ Kopie steht auf ihrem Schreibtisch, mit Blick zur Tür, sein Rüssel zeigt nach oben. „So winkt er Glück und Erfolg ins Haus“, erklärt Gabriele Rejschek-Wehmeyer, Inhaberin der Agentur „reintextur“. „Wann immer wir etwas Neues beginnen, ein neues Projekt starten oder einen Neuanfang wagen, sollten wir uns einen Elefanten als Talisman anschaffen. So erzählt es die asiatische Mythologie.“ Die Unternehmerin lacht und erzählt von ihrem Start in die Selbständigkeit, nach einer kurzen Elternzeit und mit zehnjähriger Erfahrung als Chefredakteurin der Fachzeitschrift Wäscherei- und Reinigungspraxis. Ihr blauer Elefant habe ihr dabei geholfen, sagt sie. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums ihrer Agentur „reintextur“ berichten wir über die Autorin, die u.a. die Porträts in RWTextilservice verfasst und damit einen von vielen Herzensjobs macht.

RWTextilservice: Frau Rejschek-Wehmeyer, was macht die Porträts für Sie spannend?

Gabriele Rejschek-Wehmeyer: Spannende Storys brauchen spannende Protagonisten, das gilt auch für Porträts. In der professionellen Textilpflege gibt es jede Menge interessanter Persönlichkeiten, über die es sich lohnt, zu schreiben und zu lesen. Die Begegnung mit Menschen hat mich seit jeher fasziniert. In der vergleichsweise kleinen Textilpflegebranche habe ich zudem die Chance, sie wiederzutreffen und zu erfahren, was aus ihnen und ihren unternehmerischen Visionen geworden ist. Daraus haben sich im Laufe der Jahre verbindliche und freundschaftliche Geschäftsbeziehungen entwickelt und immer wieder neue Aufträge, in die ebenfalls viel Herzblut von beiden Seiten hineinfließt. So habe ich inzwischen sehr persönliche, autobiografische Buchprojekte begleitet oder Familiengeschichten als bildreiche Chroniken verfasst.

Jedes Porträt ist eine Begegnung, die mich inspiriert und eine Schnittstelle zu meiner Agenturarbeit. So bleibe ich im Kontakt, nicht nur mit den Verantwortlichen für die Unternehmenskommunikation, sondern auch mit den Menschen, die in der und für die Branche arbeiten, die die Entwicklung mitgestalten und direkt im Tagesgeschäft mitwirken. So bleibe auch ich mittendrin und sofort im Thema. Das verkürzt Abstimmungsprozesse ungemein, ich kann branchenrelevant beraten, Impulse geben und auch einfach mal eine stimmige Geschichte erfinden: die Story von der Fleckenfee für die Verbraucherseite des Deutschen Textilreinigungs-Verbands (DTV) oder eine etwas andere Tarzan-Story für den Blog eines Kunden in der Teppichveredelung.

RWT: Sie sind seit mehr als 20 Jahren in der Branche, viele kennen Sie unter Ihrem ursprünglichen Namen und nennen Sie noch Frau Wehmeyer. Stört Sie das? 

Rejschek-Wehmeyer: Keineswegs. Mein Doppelname ist tatsächlich ein Zungenbrecher. Für mich allerdings ein Bekenntnis zu meiner Familie, meinem Mann und meinen drei inzwischen erwachsenen Kindern, ohne die ich mir mein Leben nicht vorstellen möchte. Ich war immer in der glücklichen Situation, für Verleger und Auftraggeber zu arbeiten, die ähnliche Prioritäten gesetzt haben wie ich. Viele meiner Kunden sind traditionelle Familien­unternehmen und stellen den Wert Familie in den Fokus ihrer Unternehmens- und Personalpolitik. Gerade wurde ein Industriekunde in der Stahlbranche als „familienfreundliches Unternehmen“ ausgezeichnet. Darüber freue ich mich. Abgesehen davon, dass solch eine Positionierung guten Stoff für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit liefert, dokumentiert sie eine positive Veränderung für die Gesellschaft.

RWT: Auch Sie haben sich in den letzten 20 Jahren immer mal wieder verändert, u.a. Ihren Agenturnamen, warum?

Rejschek-Wehmeyer: Ich mag Traditionen, allerdings keinen Stillstand. Meine Arbeit lebt von der Veränderung. Ich bin vor 20 Jahren mit „wort + !dee“ gestartet, das war seinerzeit passend. Mit „reintextur“ habe ich eine für mich stimmige Wortkreation geschaffen, die u.a. die Nähe zur Branche deutlich macht. Eine Textur ist immer eine komplexe Struktur und ein guter Text eben mehr als die Aneinanderreihung von Wörtern. Wenn es gelingt, Fakten und Informationen mit Geschichten zu verweben, erzeugen wir emotionale Botschaften, die unser Gehirn speichert. Storys, die sich gut anfühlen und uns berühren.

„reintextur“ steht für zeitgemäße, wirtschaftliche und branchenrelevante Kommunikationskonzepte. Damit meine Kunden in mir eine zuverlässige Ansprechpartnerin für alle Bereiche ihrer Unternehmenskommunikation haben, kooperiere ich mit erfahrenen Profis in der Kreativ- und Kommunikationswirtschaft. Das heißt, sie finden bei mir nicht nur unternehmerische Wortkultur, sondern auch das nötige Know-how für ihr Content-und Onlinemarketing und anspruchsvolles Web- und Grafikdesign. Mit meiner Netzwerkpartnerin, der Grafikdesignerin Astrid Farthmann aus Bünde, arbeite ich seit mehr als 15 Jahren eng zusammen. Wir sind ein eingespieltes Team und u.a. die kreativen Köpfe der Branchenkampagne des DTV. Ich bin ein Fan bewährter Kooperationen, freue mich aber auch über frische Impulse, beispielsweise von jungen Freien aus der Kreativwirtschaft, die projektbezogen für mich arbeiten oder ein Praktikum machen und über diesen Weg vielleicht den Einstieg in ihren Traumjob finden.

RWT: Machen Sie nach wie vor Ihren Traumjob?

Rejschek-Wehmeyer: Ja! Ich betrachte den „Job“ meiner Agentur heute als Teil eines funktionierenden Netzwerkes. Die Koopera­tion mit anderen Kreativen bedeutet auch für mich eine konsequente und bereichernde Weiterentwicklung. Davon abgesehen mache ich mich immer wieder gern auf den Weg zu meinen Kunden, um sie konzeptionell zu beraten, eine Strategie zu entwickeln, einen Inhouseworkshop zu geben. Oder um wieder einmal Wäschereiluft zu schnuppern. Es hilft immer, wenn ich mir vor Ort ein Bild über die Menschen und die Technik, mit der sie arbeiten, machen kann. So kann ich nicht nur Strukturen besser erkennen, sondern auch die individuellen Bedürfnisse, ob es nun um eine Reportage zur Einführung eines neuen Produkts geht oder um ein neues Maschinenprospekt. Ich kann natürlich vieles aus der Ferne machen, Telefoninterviews, Konferenzen per Skype oder Abstimmungen per Mail. Das digitale Zeitalter macht es leicht. Allerdings ist die persönliche Begegnung immer die fruchtbarste. Wenn ich meinem Gesprächspartner gegenübersitze und zwischen den Zeilen hören kann, worum es wirklich geht.

RWT: Hilft da auch Ihr Blick als systemische Beraterin?

Rejschek-Wehmeyer: Definitiv, ich habe mich in den letzten 20 Jahren kontinuierlich weitergebildet, u.a. im systemischen Coaching, um Kommunikationsprozesse ganzheitlich zu betrachten und zu gestalten. Mit Hilfe einer System- oder Zielaufstellung lassen sich Vorhaben und Strategien bereits im Vorfeld auf ihre Machbarkeit prüfen. Der Perspektivenwechsel macht es möglich. Wir können Kommunikationsstrukturen analysieren und optimieren, vor allem die zwischenmenschlichen Faktoren, die oft dazu führen, dass unsere Theorie an der Praxis scheitert. Denn überall dort, wo Menschen kommunizieren, spielen auch Emotionen eine Rolle. Das geschieht nie allein auf der Sachebene, sondern steht immer unter dem Einfluss menschlicher Gefühle, Bedürfnisse und Interessen. Kurz gesagt: Wenn ich will, dass mein Team hinter mir steht, muss ich wissen, wie jeder im Team tickt. Sonst bleibt es bei einsamen Entscheidungen, die nur bedingt mitgetragen werden, auf Kosten wertvoller Ressourcen. Reibungslose Kommunikation ist schlichtweg energieeffizient und wirtschaftlich nachhaltig. Ein Konzept ist erst einmal immer nur blanke Theorie, es muss früher oder später von Menschen mitgetragen werden. Auch Storytelling braucht übrigens klare, geordnete Strukturen. Vor allem muss ich wissen, für wen ich schreibe, und insbesondere, wie und wo ich meine Leser überhaupt erreiche.

RWT: Das heißt, Sie haben sich ebenfalls ganzheitlich aufgestellt, Ihren Elefanten aber in die Jetztzeit mitgenommen?

Rejschek-Wehmeyer: Auf jeden Fall. Er erinnert mich daran, dass jeder Tag ein Neuanfang ist und mit jedem Auftrag eine neue, spannende Aufgabe winkt. Und dass Erfolg immer eine Teamleistung ist. Mit dieser Botschaft wurde er bereits vor 20 Jahren geboren; er hat diese Mission von Anfang an erfüllt: Ich konnte rund 80 Vertriebspartner eines Kunden aus der Maschinenindustrie davon überzeugen, dass sich ein Relaunch für das Kundenmagazin lohnt, als Flaggschiff für die gesamte Unternehmenskommunikation und schließlich als anerkannte Branchenpublikation. Ich war bereits als PR-Texterin für das Unternehmen tätig, nun brauchte ich selbst eine gute „Geschichte“ und einen greifbaren Symbolträger für meine Vision. Die Idee hatte ich im Kopf, es fehlte nur der Elefant. Also nahm ich mit einer renommierten Spielzeugmanufaktur Kontakt auf, die genau den Holz­elefanten herstellte, der mir vorschwebte: nachhaltig produziert und mit einem Rüssel, der nach oben zeigt. Allerdings, wie ich dann erfuhr, ausschließlich für Exklusivhändler. Das Unternehmen war von meiner Elefantenstory jedoch so begeistert, dass es mir 100 Musterstücke zur Verfügung stellte, mit den besten Grüßen der Geschäftsleitung. Ich verteilte meine Herde an die technikaffinen Vertriebler, blickte in verdutzte Gesichter, erntete Stirnrunzeln, aber auch wohlwollendes Lächeln. Alle Elefanten wurden mitgenommen, vermutlich sind etliche in einem Kinderzimmer gelandet. Aber der Plan ging auf. Ich konnte nahezu alle Verantwortlichen davon überzeugen, dass Zahlen, Daten und Fakten im Gedächtnis bleiben, wenn wir sie in Geschichten und Wortbilder verpacken. Oder wie eine meiner Lieblingsautorinnen Maya Angelou es in etwa ausdrückt: Die Menschen vergessen vielleicht, was du sagst und was du tust, aber nicht, wie sie sich dabei gefühlt haben.

Infos: www.reintextur.de