Seit 2010 ist Wolfgang Marzin Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt und maßgeblich an der Ausrichtung der Texcare International beteiligt. Im Interview mit RWTextilservice verrät er unter anderem, welche Rolle „Netzwerken 4.0“ für das Dienstleistungsfeld Textilservice spielt.
Schon früh startet Wolfgang Marzin im Messegeschäft durch: Nach einer Ausbildung zum Speditionskaufmann und einem anschließenden Studium der Betriebswirtschaft (Fachrichtung Außenhandel) wird er 1990 Projektleiter der IMAG, dem Internationalen Messe- und Ausstellungsdienst München. Ein Jahr später ist er als Projektgruppenleiter der Messe München und in den folgenden Jahren als Geschäftsführer der Messe Düsseldorf North America tätig. Danach übernimmt er den Vorsitz der Geschäftsführung der Gesellschaft für Handwerksmessen und der Leipziger Messe. 2010 wird er schließlich Mitglied der Geschäftsführung der Messe Frankfurt und im April desselben Jahres vorsitzender Geschäftsführer. Heute ist er zudem Mitglied im Vorstand des AUMA (Ausstellungs- und Messeausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V.) und Vorsitzender der Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM). Darüber hinaus ist er auch als Mitglied im Board of Directors des UFI (The Global Association of the Exhibition Industry) und Vice President (Relations with the European Union) im Vorstand des EMECA (European Major Exhibition Centres Association) international bestens vernetzt. Vorausschauend hat der professionelle Netzwerker dieses Leitthema der Texcare 2016 verinnerlicht.
RWTextilservice: Herr Marzin, Ihre berufliche Laufbahn macht es deutlich: Sie leben Messe. Was fasziniert Sie daran?
Wolfgang Marzin: Messen sind der Ort, an dem die Branche ihre Innovationen vorstellt. Von Messen gehen Impulse für die zukünftige Entwicklung aus und es werden Weichen gestellt. Als Messemacher ist man am Puls der Zeit. Der schönste Moment ist immer wieder der, wenn eine Messe erfolgreich endet – und wenn man in den Gesprächen mit den Ausstellern merkt, dass sich der Aufwand gelohnt hat.
RWT: Netzwerken ist ein zentrales Thema der Texcare International 2016. Wie vernetzt sind Sie im Wirtschaftsfeld Textilservice?
Marzin: Wir sind der Veranstalter der Weltleitmesse für die Textilpflege, da ist es selbstverständlich, dass ich gut im Wirtschaftsfeld Textilservice vernetzt bin. Denn nur gemeinsam mit unseren Partnern aus Industrie und Verbänden können wir eine erfolgreiche Texcare International veranstalten. Und natürlich profitiere ich hier auch von unserem Textilportfolio, das weltweit rund 50 Events in acht Ländern umfasst. Der permanente Austausch und der Auf- und Ausbau von Beziehungen gehören zu meinem Arbeitsalltag und bereiten mir täglich große Freude. Das Messegeschäft ist „Face-to-Face“-Kommunikation und wir als Messeplatz haben das große Privileg, dass die Kunden zu uns kommen.
RWT: In diesem Jahr wird auch der Aspekt Nachhaltigkeit mit Netzwerken verknüpft, unter dem Motto: „Nachhaltigkeit gewinnt durch Netzwerken.“ Was ist damit gemeint?
Marzin: Die Nachhaltigkeit im Textilservice ist sehr komplex und bezieht sich auf Textilien und ihre Herkunft, Reinigungsmittel sowie Maschinen und Anlagen zur Textilpflege. Zu einem erfolgreichen Nachhaltigkeitskonzept gehören das optimale Zusammenspiel dieser drei Aspekte und die Zusammenarbeit von Akteuren, die dasselbe Ziel verfolgen.
RWT: Ein weiteres Topthema auf der Fachmesse 2016 heißt „Industrie 4.0 – intelligent vernetzt“. Was bedeutet Netzwerken an dieser Stelle?
RWT: Ein weiteres Topthema auf der Fachmesse 2016 heißt „Industrie 4.0 – intelligent vernetzt“. Was bedeutet Netzwerken an dieser Stelle?
Marzin: Netzwerken im Sinne von Industrie 4.0 heißt, dass alle an Produktion und Logistik beteiligten Menschen oder Maschinen miteinander verbunden sind, Daten austauschen und schnell reagieren. Durch den nahtlosen Datenfluss und die Vernetzung werden die Prozesse intelligenter, effizienter und sicherer.
RWT: Textilien aufzubereiten, ist eine unverzichtbare Dienstleistung in nahezu allen Wirtschafts- und Lebensbereichen. Können Sie das auch aus Ihrem persönlichen Erleben bestätigen?
Marzin: Ich persönlich nehme für meine Bekleidung gerne unsere firmeneigene professionelle Textilpflege in Anspruch. Ich vertraue dabei auf deren fachgerechte Aufbereitung. Als Messegesellschaft haben wir darüber hinaus Berufsbekleidung in vielen Sparten, beispielsweise für Messe- und Restaurantpersonal oder für Sicherheits- und Verkehrsdienste, die wir je nach Anforderung in der eigenen Wäscherei waschen oder von einer Textilreinigung aufbereiten lassen.
RWT: Welchen Stellenwert haben textile Dienstleistungen aus Ihrer Sicht für unsere Gesellschaft?
Marzin: Der Stellenwert der textilen Dienstleistungen wird in vielen Bereichen wachsen. Das bestätigen auch aktuelle Studien beispielsweise von Deloitte und dem Europäischen Textilserviceverband ETSA. In der Gesundheits- und Pflegewirtschaft steigt der Bedarf an Textildienstleistungen durch langfristige demografische Entwicklungen hin zu einer immer älter werdenden Bevölkerung und in vielen Industriezweigen durch höhere Anforderungen an die Reinheit der Berufsbekleidung, wie sie beispielsweise bei der Produktion im Reinraum vorgeschrieben ist.
RWT: Ein ebenfalls weiterhin wachsender Markt ist jener der persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Selbst für kleinere Betriebe ein interessantes Segment für eine Positionierung und Profilierung als textile Dienstleister. Inwieweit geht die Fachmesse darauf ein?
Marzin: Textile Innovationen in der PSA und ihre Aufbereitung sind zentrale Themen beim Texcare Forum. Dort gibt es eine ganze Reihe interessanter Vorträge dazu. Wie persönliche Schutzausrüstung optimal aufbereitet werden kann, wird natürlich auch an den Ständen der Hersteller gezeigt und diskutiert werden.
RWT: Wie in vielen anderen Berufsgruppen ist der Fachkräftemangel sehr akut, nach Meinung diverser Branchenkenner in der professionellen Textilpflege nahezu dramatisch. Die Texcare greift diese Situation auf und will die Branche dabei unterstützen, ein modernes Berufsbild zu schaffen. Wie sieht das konkret aus?
Marzin: Wir greifen das Thema auf der Konferenz zur Texcare in einer kompletten Vortragsreihe auf. Außerdem bieten wir auf der Messe eine Jobbörse an, die Aussteller für ihre Stellenangebote nutzen können. Grundsätzlich bietet die Messe für Berufsanfänger, Berufsschüler oder Studenten eine tolle Möglichkeit, um Kontakte in die Industrie zu knüpfen.
RWT: Was dürfen Aussteller und Besucher von der Branchenmesse insgesamt erwarten?
RWT: Was dürfen Aussteller und Besucher von der Branchenmesse insgesamt erwarten?
Marzin: Die Texcare International zeigt das gesamte Spektrum für die moderne Textilpflege von Maschinen und Anlagen über Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Textilien und Berufsbekleidung bis hin zu Informationstechnologie und Logistik. Vor allem in den Produktbereichen Textilien sowie IT und Logistik ist das Angebot im Vergleich zu 2012 stark gestiegen. Die Texcare geht im Juni mit 20 Prozent mehr Ausstellern und 30 Prozent mehr Fläche an den Start, erstmals ist neben der Halle 8 auch die Halle 9 am Netz. Vor dem Hintergrund dieses Wachstums kann ich nur den Wunsch der Aussteller an die Besucher weitergeben, dass sie sich mehr Zeit für den Besuch der Fachmesse nehmen. Es lohnt sich in jedem Fall, die Texcare zu besuchen, da sie das Produktangebot für die Textilpflege in Breite und Tiefe abbildet und hervorragende Möglichkeiten zum Netzwerken bietet.
RWT: Zum Schluss: Was sind Ihre persönlichen Erwartungen?
Marzin: Das Team der Texcare hat großartige Arbeit geleistet, das neue Hallenkonzept ist sehr gut von der Branche aufgenommen worden. Die Texcare ist klar auf Wachstumskurs. Das sind die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Messe.
RWT: Vielen Dank für das Gespräch!