Textile Taschentücher Nicht nur für die Nase – das können Stofftaschentücher

Quadratisch, praktisch, gut – das könnte auch der Slogan für Stofftaschentücher sein. Das Textil in der Tasche erlebt eine kleine Renaissance: als treuer Begleiter, Designobjekt oder Alltagshelfer. Sogar als Ergänzung zur Arbeitsbekleidung dient das Accessoire. Wir geben Tipps, wie man es richtig pflegt.

Praktischer textiler Begleiter: Stofftaschentücher sind vielseitig.
Praktischer textiler Begleiter: Stofftaschentücher sind vielseitig. - © beusker.photography für Stofftaschentücher.de

Viele kennen sie noch von Oma und Opa. Sauber gebügelt, akkurat gefaltet lagen sie stapelweise im Schrank. Zu Großmutters Zeiten war das Stofftaschentuch allgegenwärtig. Dann kam das Papiertaschentuch und verdrängte die Stoffvariante. Heute ist das Stofftaschentuch ein Nischenprodukt, dessen Einsatzmöglichkeiten trotzdem vielfältig sind.

Bernhard Roetzel bringt es auf den Punkt: "Das Taschentuch erfüllt einen so wichtigen wie schwer in gefällige Worte zu fassenden Dienst an der Reinlichkeit. Das Wort Taschentuch besagt nichts darüber, in welcher Form dieser Dienst geleistet wird, es beschreibt nur, wo man es zwischen den Einsätzen aufbewahrt."

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Der Autor und international anerkannte Herrenmodeexperte kennt sich mit Taschentüchern aus. So sei Leinen ein beliebter Stoff für Taschentücher, da der Stoff viel Flüssigkeit aufnehmen kann und zügig trocknet. "Ob aus Schweizer Batist, Voile oder irischem Leinen, feine Taschentücher können es bei der Stoffqualität mit den besten Hemden aufnehmen", sagt Roetzel, dessen neues Buch "Gentleman Lookbook" umfassende Inspiration in klassischer Herrenbekleidung liefert.

Stofftaschentücher gibt es in verschiedenen Formen, Materialien und Designs.
Stofftaschentücher gibt es in verschiedenen Formen, Materialien und Designs. - © weerayut, Fotolia.com

Wie beim Hemdenstoff komme es bei Taschentüchern auf Farbechtheit an, auf garngefärbte Vollzwirnqualität und minimales Krumpfen. Denn die Textilien müssen einiges aushalten – unter anderem bei der Wäsche.

Stofftaschentücher richtig waschen und bügeln

"Stofftaschentücher sollten möglichst heiß gewaschen werden und natürlich auch gebügelt", betont Roetzel, "für ein ästhetisches Vergnügen in dem Moment, in dem das Tuch hervorgezogen wird und wunderbar glatt und einladend in der Hand liegt."

Gerads ergänzt: "Ein Rollsaum sollte dabei nicht unbedingt gebügelt werden, dann verliert er nämlich seine rundliche Form und ist einfach nur platt." Sein Tipp an den Textilreiniger, der seinem Kunden etwas Gutes tun will: Das Tuch bügeln, aber den Rollsaum aussparen, damit die Struktur erhalten bleibt – davon lebt das Tuch. Vergleichbar sei das etwa mit dem entsprechend formerhaltenden Bügeln einer Krawatte.

Gebrauchte Stofftaschentücher sind in der Regel bis 90 °C waschbar. Aber in der Regel genügt ein Waschprogramm mit 60 °C, um Bakterien, Pilze oder andere Keime zu vernichten.

Wie viele Waschzyklen hält ein Stofftaschentuch wohl aus? Der Schwachpunkt bei einem Taschentuch ist die Naht am Rand. Selbst wenn man ein Taschentuch täglich benutzt und dementsprechend häufig wäscht, sollte der Stoff – bei einer guten Qualität – kaum Abnutzungserscheinungen zeigen. Gute Taschentücher werden deshalb mit einer elastischen Naht von Hand rolliert, die besonders haltbar ist, deutlich haltbarer als eine Maschinennaht. So wird die Verarbeitung dem Material gerecht und der Kunde erhält ein Produkt, das ihn ein Jahrzehnt oder länger begleitet – auch wenn es 100- oder 200-mal gewaschen wird.

Als Herrenaccessoire zum Anzug werden gerne edle Stofftaschentücher genommen.
Als Herrenaccessoire zum Anzug werden gerne edle Stofftaschentücher genommen. - © wisanuboonrawd, Fotolia.com

Die lange Haltbarkeit von Stofftaschentüchern auch bei vielen Waschzyklen bestätigt Ralph Stuchlik. DerGeschäftsführer des Familienunternehmens Stuco Taschentücher Stuchlik GmbH in Vilshofen kennt die vielschichtigen Materialien und Einsatzbereiche der Tücher. Etwa 8 bis 10 Millionen Stück im Jahr kann das Unternehmen nach eigenen Angaben produzieren; die meisten aus 100 Prozent Baumwolle.

Zu den Kunden zählen verschiedene Händler – vom kleinen Laden bis zum großen Discounter oder Warenhaus. Ein wachsender Markt ist laut Stuchlik die Werbemittelindustrie: Als Give­aways seien Stofftaschentücher gerne genommen, beispielsweise mit Firmenfarbe und Logo individualisiert.

Wie bei der Berufsbekleidung gibt es auch bei Stofftaschentüchern einen Trend zur Individualisierung. Die angebotenen Tücher können nach Kundenwunsch bestickt werden. Klassiker sind Daten und Initialen.

Stofftaschentücher für Arbeitsbekleidung

Apropos Berufsbekleidung: Nicht nur Anhänger klassischer Herrengarderobe schätzen das Taschentuch als Accessoire. Es kann auch als praktischer Begleiter in der Arbeitsbekleidung eingesetzt werden. Dabei dient es nicht unbedingt zum Naseputzen, sondern beispielsweise auch zum Schweißabwischen, berichtet Stuchlik.

Verwendet werden die Tücher nach seiner Erfahrung z.B. auch als Bandanas . Ein Bandana (von Hindi "bandhana" = "binden") ist ein quadratisches Tuch, das als Kopftuch getragen am Hinterkopf zusammengebunden wird. Weitere Verwendung finden Bandanas als Halstuch oder anderweitig als modisches Accessoire, z.B. als Armband am Handgelenk.

Stuchlik sagt: "Ob als klassisches Taschentuch für die Hosentasche, als nobles Einstecktuch, als Zunfttuch oder sogar als Teil der Arbeitsgarderobe – die Tücher sind praktische Begleiter für den Einsatz zwischendurch."

Stofftaschentuch: Passendes Design für jeden Einsatz

Je nach Einsatz gibt es auch verschiedene Designs: Ob kindgerechte Motive für die Kleinen, gedeckte Töne und dezente Dessins für den Alltagseinsatz, mit Spitzen verziert für die ältere Dame oder mit großen Karos für die Tasche des Arbeiters oder Wanderers. Bei Ralph Stuchlik sei viel in Unifarben nachgefragt. Weiß werde gerne zum Besticken genommen. Zudem führt Stuchlik eine besonders hochwertige Taschentuch- und Küchenkollektion von bugatti in klassischen sowie modischen Designs und Farb­stellungen.

Am beliebtesten ist und bleibt das weiße Taschentuch, sowohl für Herren als auch für Damen. Gefolgt von klassischen Farben wie Hellblau und Hellgrau. Bernhard Roetzel hat noch ein paar Kombinationsratschläge: "Ich würde dem stilbewussten Herren zum Businessanzug gedeckte Farben und dezente Muster empfehlen. Zur Abendgarderobe sollte man weiße Stofftaschentücher verwenden. Zur Tweedjacke sind große Muster und auffällige Farben amüsant, z.B. Rot mit weißen Punkten."

Er selbst ­bevorzugt übrigens die Standardgröße der Herrentücher von 43 × 43 cm; es gibt aber auch kleinere Varianten mit 31 × 31 cm z.B. für Damentücher. Stuchlik bestätigt: Herrentaschentücher sind am beliebtesten bzw. am verkaufstärksten.

Rückkehr des Stofftaschentuchs

Bleibt noch die Frage: Liegen Stofftaschentücher aktuell im Trend? In einigen Modebloggs wird dem Stofftaschentuch eine glänzende Zukunft vorhergesagt: So erfreue sich das Textil in Hipsterkreisen wachsender Beliebtheit – nicht nur, weil es eine nachhaltige Alternative zum Papiertaschentuch ist und Müll vermeidet, wie auch die Verbraucherzentrale anmerkt. Man kann damit Eleganz beweisen und ein modisches Statement setzen.

Ein Stofftaschentuch kann auch ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber sich selbst sein. Und eine Wertschätzung gegenüber der eigenen Nase. Die Papiertaschentuchhersteller geben sich zwar Mühe mit allerlei "Veredelung" mittels Aloe Vera & Co. Ein Tuch aus edlem Leinen oder Baumwolle schmeichelt der empfindlichen Nase jedoch trotzdem mehr.