ISPO 2015 Pelz und Fell, Silber und Neon

Die ISPO München ist die internationale Leitmesse für die Sportbranche. Hier wird gezeigt, was in der kommenden Saison auf Loipe, Piste und Co. „in“ ist. RWTextilservice war auf dem Messegelände unterwegs, um die aktuellen Trends, die auch bald in der Textilreinigung landen dürften, zu entdecken.3 Pelze und Fell liegen absolut im Trend und zieren Krägen, Mützen und Handschuhe. Wolle in jedweder Form und Daunen als natürliches Füllmaterial für Jacken und Westen punkten weiterhin beim Verbraucher. Ebenfalls ein Muss für Trendbewusste: Overalls, Skijacken und -hosen in Silber und Weiß inklusive vollflächiger Verzierungen mit metallischen Accessoires. Alternativ ist das Design für die Wintersaison auffällig farbenfroh: Fluoreszierende Töne sind der letzte Schrei. Sie dienen aber mehr der modischen Inszenierung als der Sicherheit. Diese Aufgabe übernehmen zukünftig die „Wearable Electronics“, ebenfalls ein Trendthema. Alles zu sehen bei der ISPO 2015 Anfang Februar in München. Silbrig glänzende AccessoiresFür die Textilreinigungsbetriebe gibt es positive Vorzeichen: Die kommende Wintersaison geht mit einer Vielzahl von Artikeln an den Start, die eine Pflege vom Fachbetrieb benötigen werden. Denn trotz der gängigen Pflegekennzeichen der Hersteller, die eine Wäsche bei 30 °C oder 40 °C versprechen, dürften die neuen Sportswearmodelle so manche Überraschung bereithalten. So lassen sich die Überreste einer Portion Pommes rot-weiß nicht zwangsläufig mit einem Feinwaschmittel aus einer mit Silberfolie kaschierten oder mit Aluminium beschichteten Jacke entfernen. Dieser elegant-glitzernde Auftritt wird aber bald regelmäßig zu sehen sein. Denn Silber in Kombination mit Weiß liegt – wie auch bei den Heimtextilien – absolut im Trend. Die kühle Optik wird durch silbrig glänzende Accessoires ergänzt: Nieten, metallische Reißverschlüsse und Co. zieren insbesondere die Damenlinien diverser Hersteller. Schimmer wird übrigens durchaus nicht nur nach außen getragen. Das silbrig glänzende Aluminium wird auch in den Futtermaterialien für die Reflexion der körpereigenen Infrarotstrahlen genutzt. Dann wird das Metall aber aufgrund einer fehlenden Atmungsaktivität nicht vollflächig appliziert. Stattdessen werden die dünnen Metallschichten mittels Foliendruck in Punktform oder – dem Trend der wearable Technologies folgend – im Stil von elektrischen Leiterbahnen auf das Textil übertragen. Buntes Betätigungsfeld für die TextilreinigungTextilreinigungsbetrieben werden auch die neuen Neonfarben, dank derer Snowboarder und Skifahrer schon auf weite Entfernung im Schnee auszumachen sind, ein breites Betätigungsfeld bieten. Immerhin können die fluoreszierenden Farben durch optische Aufheller in Waschmitteln überlagert werden. Dann ist der modische Effekt futsch. Daher bleibt zu hoffen, dass Hersteller in Pflegehinweisen von einer Haushaltswäsche Abstand nehmen. So könnten die Fachbetriebe die Wirkung der auffälligen Farben erhalten. Sicherheitsaspekte wie bei einer Warnbekleidung nach ISO 20471 sind hierbei übrigens nicht zu berücksichtigen: Neongrün, -gelb oder -pink sind zurzeit einfach nur der letzte Schrei. Obschon winterliche Sportswear überwiegend aus farbigen Flächen gefertigt ist, hat auch der Druckbereich eine gewisse Bedeutung. Individuelle Designs werden mittels Sublimationsdruck auf Oberteile appliziert. Auf diese Weise können Jacken beispielsweise die Skyline von New York oder Images aus dem persönlichen Umfeld tragen. In der Sportswear ungebrochen ist und bleibt der Trend zu funktionellen Materialien. So spielen infrarotreflektierende Fasern und Ausrüstungen angesichts des Trends zu ultraleichten Geweben eine immer wichtigere Rolle. Sie schützen den Körper auch dann vor dem Auskühlen, wenn er quasi durch ein leichtes Nichts umhüllt ist. Denn die leichtesten Stoffe auf dem Markt für Skijacken und Overalls bringen nur 27 g/m² auf die Waage. Dabei sind sie daunen- und faserfest, winddicht und wasserabweisend (Hersteller: Dyntex, Bregenz). Durch Mischungen mit der Technologie von 37,5 lassen sich solche Fliegengewichte mit einem zusätzlichen Wärmeschutz versehen. Die Funktionalität von 37,5 basiert auf der Einlagerung feinst gemahlener Lavasteinpartikel in eine Fasermatrix – vornehmlich in Polyester und recyceltes Polyester. Dank des eingearbeiteten vulkanischen Pulvers stellt sich in der Bekleidung eine Wohlfühltemperatur ein, die der bei körperlicher Anstrengung gleicht – nämlich 37,5 °C. Die Technologie, die knapp zehn Jahre unter der Marke Cocona vertrieben wurde, hat auch längst Einzug in die Berufsbekleidung gehalten. Kansas Fristads und Snickers Workwear nutzen sie für Funktionsunterwäsche. Brandneu ist die Verwendung in der Objektwäsche. Nach Auskunft des Unternehmens läuft derzeit ein groß angelegter Test mit Hoteltextilien. Eine europäische Hotelkette prüft, ob Bettwäsche aus Polyesterfasern mit 37,5-Technologie und deren Mischungen mit Baumwolle das Schlafklima positiv beeinflussen können. Natürliche HerkunftOhnehin erfreuen sich natürliche Materialien nach wie vor großer Beliebtheit. Wolle wandert von den unteren zunehmend auch in die äußeren Bekleidungsschichten. So wird auf Piste und Loipe längst nicht mehr nur wollene Unterwäsche getragen. Sportswear-Marken wie Mover (Lausanne) und Ortovox (Taufkirchen) fertigen Ski-Overalls und Merino-Fleecejacken aus Wolle. In der Branche ebenfalls beliebt sind waschbare Wollvliese, die von Baur Vliesstoffe (Dinkelsbühl-Sinbronn) entwickelt wurden und unter dem Markennamen Lavalan als isolierende Schicht in Outdoorjacken eingearbeitet werden. Auch die Verwendung der Daune, ein in der Natur bewährtes Isolationsmaterial gegen die Kälte, nimmt weiter zu. Deren Herkunft ist üblicherweise jedoch nicht bekannt. Einer der wenigen Hersteller, der sich für eine transparente Lieferkette einsetzt und diese lückenlos nachweisen kann, ist die zur Fenix-Outdoor-Gruppe gehörende Marke Fjällräven (Vierkirchen). „Animal Welfare“ (zu deutsch „Tierwohl“) ist Teil der Corporate Social Responsibility des Unternehmens. Derartiges Verantwortungsbewusstsein bleibt aber eine Ausnahme. Dessen ungeachtet vermeldet die Messe München ein zunehmendes Herstellerbewusstsein für umweltverträgliche Materialien. In der Pressemeldung vom 3. Februar 2015 „Recyclingstoffe und Materialmix – Technische Stoffe und aufwändige Details mit grünem Gewissen“ werden unter anderem kuschelige Pelze gepriesen, die vor allem bei den Frauenlinien angesagt sind. Das wichtigste Kriterium: Dank entsprechender Accessoires kommen sie zwar feminin, aber nicht kitschig daher. Umweltverträglichkeit sucht man hier vergeblich. Offensichtlich hat der Ursprung von Pelzen und Fellen alle Bedenken zerstreut: Sie kommen ja aus der Natur. Immerhin dürfte der haarige Hype den Textilreinigungen zusätzliche Aufträge bescheren. Felle und Pelze zieren die Kragen von Ski- und Daunenjacken, sitzen als Bommel auf Strickmützen oder weisen als Handschuhe die Kälte ab. Vorbild für Workwear?Wearable Technologies setzen einen weiteren Schwerpunkt im Bereich des Sports. Zu den bereits bekannten Anwendungen zählt die Erfassung bestimmter Vitalparameter während körperlicher Anstrengungen. Auch die Integration von LEDs in Bekleidung ist nicht neu, soll aber zukünftig vermehrt in der sozialen Interaktion von Menschen eingesetzt werden. Zu den neuen Einsatzgebieten gehören hingegen die Aufzeichnung und 3D-Wiedergabe der eigenen Bewegung, die für Extremsportler als neue Form des Self-Entertainments interessant sein dürfte. Sportbekleidung hat zweifelsohne lange Zeit die Berufskleidungsbranche beeinflusst. Inzwischen scheint sich das Blatt zu wenden. Workwear steht der Sportswear im Hinblick auf Funktionalität in nichts mehr nach. Trotzdem gibt es immer wieder Nischenanbieter, von denen man noch etwas lernen kann, z.B. der zur Secente-Gruppe gehörende japanische Hersteller Allterrain. Das Unternehmen präsentierte auf der ISPO Regenjacken mit einer so genannten „Stream Line Technology“. Darunter lässt sich eine Art textiler Regenrinne verstehen, die dank eines patentierten Verlaufsmusters Wasser wie in einem Kanal von der Oberfläche der Jacke ableitet. Ebenfalls interessant ist die Verstellmöglichkeit der Kapuze: Ein aus der Helmtechnologie entnommener Mechanismus aus Schnurzug und Drehverschluss machen eine Einhandbedienung möglich. Auch die Transformjacke verwandelt sich dank eines speziellen Reißverschlusskonzepts mit einer Hand in zwei Jacken – eine innenliegende leichte Jacke für die wärmere Zeit und eine wärmere Außenjacke.