Branchenaward "RWin 2015" Sonderpreis für Projekte der Europäischen Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege

Mit zwei herausragenden Projekten hat die Europäische Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege e.V. (EFIT) nicht nur etwas für ihre Mitglieder und die Textilreinigungsbranche getan; auch Bekleidungs- und Chemikalienhersteller können profitieren. Deshalb erhielt die EFIT jetzt den „RWin 2015“ als Sonderpreis für ein Verbandsprojekt.

RWT-Chefredakteurin Elena Schönhaar (ganz li.) überreichte den "RWin 2015" an das EFIT-Team (v.re.): Robin Schmitt, Birgit Jussen und Friedrich Eberhard. - © Rosenberger

Es war eine Grauzone. Für Verbraucher, für Bekleidungshersteller, für Chemieunternehmen und vor allem für Textilpflegebetriebe. Neue Lösungsmittel für die Reinigung von Textilien kamen in den letzten Jahren auf den Markt. Doch fehlte eine zugehörige Pflegekennzeichnung auf der Basis von Symbolen gemäß DIN EN ISO 3758. Die Unsicherheit, welche Textilien in den Lösungsmitteln bedenkenlos behandelt werden können, war groß. Klassifiziert sind derzeit lediglich die Lösungsmittel Tetrachlorethylen (Per, gekennzeichnet mit einem P im Kreis), und Kohlenwasserstofflösungsmittel (KWL, gekennzeichnet mit einem F im Kreis). Also hat die Europäische Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege (EFIT) das Projekt „Untersuchung des Verhaltens neuer Lösungsmittel für die professionelle Textilpflege“ ins Leben gerufen und federführend vorangebracht.

Im Rahmen des EFIT-Projekts untersuchte eine Expertenrunde die alternativen Lösungsmittel Dibutoxymethan (DBM) und Cyclosiloxan im Vergleich zu Per und KWL. Verschiedene Bekleidungsstücke, aber auch Knöpfe, Einlagen und Volumenvliese wurden vergleichenden Versuchen in den verschiedenen Lösungsmitteln unterzogen. Das Ergebnis nach zahlreichen Tests: Für Cyclosiloxan wird die Pflegekennzeichnung F im Kreis empfohlen, für Dibutoxymethan das Kennzeichen P im Kreis. Die ersten Schritte sind getan mit dem Ziel, die beiden neuen Lösungsmittel in die entsprechende DIN-Norm zu integrieren, so dass die klare Zuordnung zu den vorhandenen Pflegekennzeichen erfolgen kann. Die  Forschungsvereinigung hat also mit ihrem Projekt eine Grundlage für die Klassifizierung neuer Lösungsmittel in die Pflegekennzeichnung geschaffen.

Zukunftsgerichtete Projekte

Die Forschungsvereinigung hat weitere zukunftsgerichtete Projekte initiiert, so z.B. jüngst das Projekt zum „Verhalten fluorcarbonfreier Ausrüstungen in der Textilindustrie bzw. Reinigung“. Dies dürfte ebenfalls im Interesse der gesamten textilen Kette sein. Der Arbeitskreis will untersuchen, ob mit den zur Verfügung stehenden Nachimprägnierungsmitteln auf fluorcarbonfreier Basis eine ausreichende wasserabweisende Wirkung erzielt werden kann. Derzeit werden in diesem Bereich als Alternative für sogenannte C8-Imprägnierungen kurzkettige per- und polyfluorierte Chemikalien (C6- PFCs) eingesetzt – keine dauerhafte Lösung, da C6-PFCs ebenso wie C8-Imprägnierungen als umwelt- und gesundheitsgefährdend eingestuft sind. Es steht also ein Technologiewechsel bevor hin zu fluorcarbonfreien Ausrüstungen, den die EFIT mit diesem Projekt unterstützen will.

Für beide Projekte zeichnet eine internationale Jury aus der Textilpflegebranche die EFIT mit dem Award „RWin 2015“ als Sonderpreis für ein Branchenprojekt aus. Die Innovationskraft der beiden EFIT-Projekte ist aus Sicht der internationalen „RWin“-Jury auszeichnungswürdig. Von den Ergebnissen der Projekte kann nicht nur die gesamte Textilpflegebranche profitieren, sondern auch die Bekleidungs- und Chemikalienhersteller. Die Projekte stärken das Verständnis der verschiedenen Glieder der textilen Kette füreinander und fördern Synergien. Die EFIT arbeitet dabei grenzüberschreitend im deutschsprachigen Raum.

Verleihung vor internationalem Publikum

Am 23. September 2015 war es so weit: RWT-Chefredakteurin Elena Schönhaar überreichte stellvertretend für die internationale "RWin"-Jury den Award an das Team der Forschungsvereinigung. Im Rahmen des Treffens des EFIT-FashionCare-MarketingClubs in Alzenau-Hörstein war internationales Publikum aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Slowenien anwesend. Die Projektverantwortliche EFIT-Mitarbeiterin Birgit Jussen zeigte sich stolz auf die Auszeichnung und bedankte sich bei allen Mitwirkenden: "Ohne die beteiligten EFIT-Mitglieder, die Vertreter der Chemie- und Bekleidungsindustrie wäre das so nicht zustande gekommen . Vielen Dank!" Der 1. Vorsitzender der EFIT, Friedrich Eberhard, betonte: "Hier sieht man, was ein Verband leisten kann. Die EFIT ist ein Wissensnetzwerk, das nicht nur, aber vor allem für die Mitglieder großen Nutzen bringt."

Einen ausführlichen Artikel zum FashionCare-MarketingClub in Alzenau lesen Sie in der Novmeber-Ausgabe von RWTextilservice.