Waschen inmitten der Ozeane Textilpflege an Bord von Kreuzfahrtschiffen

Kreuzfahrten boomen. Das freut nicht nur die Meyer Werft in Papenburg – sie hat derzeit 16 Kreuzfahrtschiffe im Auftragsbuch -, sondern auch die Hersteller von Textilpflegemaschinen. Denn an Bord eines Cruisers fährt immer eine gut ausgestattete Wäscherei mit. Wir haben uns den Neubau einer Wäscherei auf der „Ovation of the Seas“ vor Ort angesehen.

Die „Ovation of the Seas“ ist das neueste von der Meyer Werft gebaute Kreuzfahrtschiff für den asiatischen Markt. - © Anton-Katzenbach

Weltweit steigt die Zahl der Menschen, die ihren Urlaub auf Flüssen oder Ozeanen verbringen. In den USA liegt die Kreuzfahrt ebenso im Trend wie in Europa und Asien. Die Hochkonjunktur bei Fluss- und Hochseekreuzfahrten beschert den Werften volle Auftragsbücher. So ist die Zahl der Schiffe seit 2013 um durchschnittlich zehn Prozent gewachsen, berichtet die Cruise Line International Association (CLIA) in Hamburg.

Ein Unternehmen, das von dieser positiven Entwicklung besonders profitiert, ist die Meyer Werft. Bereits in den 1980er Jahren hat sich der in siebter Generation in Familienhand befindliche Schiffsbaubetrieb auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen spezialisiert. Bis heute hat die Werft 41 Luxusliner in unterschiedlichen Größenklassen für Kunden aus aller Welt gebaut. Aktuell wird für die Reederei Royal Caribbean das dritte von fünf in Auftrag gegebenen Kreuzfahrtschiffen fertiggestellt. Die „Ovation of the Seas“, ein für etwa 4.200 Passagiere ausgelegter, fast 169.000 Bruttoregistertonnen großer Luxusliner, lief nach drei Jahren Bauzeit am 11. März vom Stapel und wird dem Reeder pünktlich am 8. April 2016 übergeben. Doch damit nicht genug. In den Papenburger Docks wird bereits der nächste Cruiser in derselben Größenordnung montiert. Außerdem warten noch weitere sechzehn Kreuzfahrtschiffe auf ihren Bau: Sie befinden sich derzeit im Auftragsbestand der Werft.

Das boomende Geschäft mit dem Urlaub auf See macht die Meyer Werft zu einem der größten Arbeit- und Auftraggeber des Emslandes. In Papenburg beschäftigt das Unternehmen 3.300 eigene Mitarbeiter. Darüber hinaus arbeiten etwa 800 bis 1.000 Zulieferfirmen am Bau eines Kreuzfahrtschiffs mit, so dass von Anfang bis Ende etwa 21.500 Personen an einem Cruiser beteiligt sind. Aber auch später, wenn es seiner Bestimmung übergeben ist und auf den Weltmeeren kreuzt, bietet ein Schiff vielen Menschen Beschäftigung. So wird die Besatzung der „Ovation of the Seas“ beispielsweise 1.500 Personen stark sein. Sie werden im Zimmerservice und der Gastronomie, im Wellnessbereich und im 1.100 Plätze zählenden Theater, im Maschinenraum und auf der Kommandobrücke beschäftigt sein.

Wäscheaufkommen: bis zu 21 t täglich

Für die Pflege von Passagierwäsche werden in die schwimmende Wäscherei Textilreinigungsanlagen und Haushaltswaschmaschinen eingebaut. - © Anton-Katzenbach

Die Materialien, die in der schwimmenden Wäscherei bearbeitet werden, gleichen denen an Land. Üblicherweise bestehen Bettwäsche und Tischwäsche aus einem Mischgewebe (50/50 Polyester/Baumwolle), Hand- und Duschtücher sind aus reiner Baumwolle gefertigt und zur Unterscheidung zwischen Kabine und Pool verschiedenfarbig. Die textile Ausstattung des Schiffs kann aber durchaus variieren, denn die Beschaffung der Wäsche ist Sache des Reeders. Daher müssen bei Beginn der Wäschereiplanung die Informationen über die vorgesehene Objektwäsche bei der Meyer Werft vorliegen.

Im Trockendock der Meyer Werft wird bereits das nächste Kreuzfahrtschiff gebaut. - © Anton-Katzenbach

Die Frischwasserversorgung der Waschmaschinen erfolgt mit Kondenswasser. Dieses stammt aus den in sämtlichen Bereichen des Schiffs installierten Klimaanlagen, die dazu dienen, der Seeluft ihr aggressives Potenzial zu nehmen. Sie scheiden die in der Luft gebundene Feuchtigkeit ab, die in Tanks gesammelt und mit Chlor versetzt wird. Diese Methode ist effektiv und deckt, je nach Schiffsroute, 85 bis 90 Prozent des Frischwasserbedarfs der Wäscherei ab. Bei Fahrten in äquatornahen Gewässern kann die Abdeckungsquote sogar bei 100 Prozent liegen, während Touren in den Norden mitunter eine geringere Kondensatausbeute erzielen.

Die Waschmaschinen werden mit gebunkertem Frischwasser befahren, das zum Schutz gegen bakteriellen Befall mit Chlor versetzt wird. Dieses Verfahren wird gewählt, wenn der Preis für Frischwasser niedrig ist und eine Versorgung in den Häfen sichergestellt ist. In Ländern mit Wasserknappheit wird hingegen auf das Bunkern von Frischwasser verzichtet.

Tanksystem zur Wasserversorgung

Die Komplexität der Wasserversorgung ist ohne ein vielschichtiges Tanksystem nicht möglich. Daher befinden sich im Doppelboden der untersten Decks des Schiffs zahllose Tanks. Sie werden zum Speichern von Brauchwasser, von aufbereitetem und nicht mehr nutzbarem Abwasser genutzt. Letzteres wird abgepumpt, sobald ein Kreuzfahrtschiff in einem geeigneten Hafen angelegt hat.

Welche Unternehmen dazu zählen, welche Technik genau auf der "Ovation of the Seas" für saubere Wäsche sorgt und wie die Dampfversorgung an Bord funktioniert, erfahren Sie in der vollständigen Reportage in der Aprilaugabe von RWTextilservice. Registrierte Abonnenten können den Artikel hier in voller Länge lesen.