Das historische Gewand ist voller Risse, Löcher und Verschmutzungen. Die Lösung: Reinigen und nähen – würde man denken. Doch nicht immer ist Reinigen ratsam. Ein Besuch in der Textilrestaurierung.
Das Hemd ist beschmutzt. Voller Flecken. Der erste Reflex, den man hat: „Das muss wieder sauber werden – ab in die Reinigung!“ Doch nicht so schnell. Was ist, wenn das Hemd mehrere hundert Jahre alt ist? Was ist, wenn es die Reinigung nicht mehr unbeschadet übersteht? Das würde nicht nur einen finanziellen Schaden bedeuten, sondern auch womöglich wichtige historische Erkennungszeichen vernichten.
Denn der Grasfleck am Ärmel oder der Blutfleck am Kragen können mehr sein, als man denkt. Sie erlauben Rückschlüsse auf die Nutzung des Kleidungsstückes, sind Teil der Geschichte und Hinweisgeber auf den Träger. „Wir versuchen, Gebrauchsspuren möglichst zu erhalten“, sagt Beate Kneppel, Diplom- Restauratorin und Leiterin der Textilrestaurierung am Bayerischen Nationalmuseum in München. „Schmutz zu entfernen könnte bedeuten, Teile der Geschichte zu vernichten.“
Kneppel und ihren Kolleginnen in der Textilrestaurierungswerkstatt geht es daher in erster Linie um den Erhalt historischer Substanz – zu der im Übrigen auch Knicke, Nähte, Löcher und Falten zählen. Mit der größtmöglichen Vorsicht bearbeitet das Team Gewebe, Tapisserien und Kostüme.
Reinigung eine „gravierende Maßnahme“
„Eine komplette Reinigung der Teile wäre eine gravierende Maßnahme“, merkt Kneppel an. Zu Recht sind die Sorgen groß, denn dabei könnten Farben auslaufen, Schmutz in die Fasern weiter eindringen oder sich die Dimensionen verändern. Zudem könnten die Fasern fragil sein und den Prozess nicht überstehen .
„Wir reinigen nur, wenn es unbedingt sein muss, und auch dann nur mit höchster Vorsicht, denn es ist immer eine Gefahr für den Stoff.“ Allerdings sei es völlig illusorisch zu glauben, dass ein altes Textil durch Bearbeitung wieder wie neu aussehen könne.
Auf die Frage, ob denn schon die meisten Textilien im Haus bearbeitet wurden, lacht Kneppel kurz. „Unser Depot ist riesengroß. Es ist noch für mehrere Generationen Arbeit da“, sagt sie.
Einen ausführlichen Bericht finden Sie in der Februar-Ausgabe von RWTextilservice .