Texprocess 2017 Textilveredelung 4.0

Intelligente Maschinen und Anlagen arbeiten präzise, schnell und liefern hohe Qualität zu konkurrenzfähigen Kosten. Von diesem Trend profitieren inzwischen auch jene Branchen, die sich auf die Weiterbearbeitung und Veredelung fertig konfektionierter Einzelteile spezialisiert haben. Die Texprocess bietet Textildienstleistern, Emblemservices und Herstellern von Schutzbekleidung vom 9. bis 12. Mai 2017 einen Überblick über aktuelle Trends und Technologien für die Individualisierung von Textilien.3 Im Zeitalter von Industrie 4.0 hat die Personalisierung und Individualisierung von Textilien Hochkonjunktur. Immer häufiger sollen Schuhe und Sportswear, Taschen und Handtücher, Arbeitsbekleidung und Caps einzigartige Botschaften tragen. Und diese sollen hochwertig aussehen. „Stickerei spielt bei der Veredelung von Einzelstücken und ausgesuchten Promotionsartikeln eine wichtige Rolle“, weiß Julius Sobizack, Geschäftsführer der ZSK Stickmaschinen in Krefeld. Gleichzeitig erwartet der Kunde seine Stickerei „on demand“, also quasi auf Knopfdruck. Das gewünschte Motiv soll vom PC auf direktem Weg fertiggestellt werden. Damit die Einzelteilfertigung zügig ablaufen kann, ist Automatisierung ein Kernthema der Texprocess. Die internationale Leitmesse für die Verarbeitung textiler und flexibler Materialien findet vom 9. bis 12. Mai 2017 in Frankfurt am Main statt. „Wir werden auf der Messe erstmals einen beispielhaften Workflow zeigen“, berichtet Sobizack. „Ein Barcodesystem unterstützt die Dessinierung, führt dem Arbeitsplatz das gewünschte Material zu und arbeitet den Stickauftrag mit einer 24-Nadel-Maschine ab. Das Bedienpersonal muss dann nur noch das Textil im Rahmen positionieren und diesen in die Stickmaschine einlegen. Das Positionieren, immer noch ein Zeitfresser, ist mit neuartigen Einspannhilfen nur noch eine Sache von Sekunden.“ Die schnelle Bearbeitung und die funktionellen Möglichkeiten der Maschine, die mit 24 Nadeln viele Farben und unterschiedliche Garnstärken vorhalten kann, sei die Wertschöpfung der Zukunft. Von ihr sollen Unternehmen wie beispielsweise Onlineanbieter, Stickshops, Eventstickereien, Emblemservices, Textildienstleister und Fullservice-Promotionagenturen profitieren. Schnelligkeit, Genauigkeit und eine hohe Produktivität sind auch bei der Aufbringung von Applikationen, Emblemen und Co. wichtige Zukunftstreiber. Labels sollen vollautomatisch erfasst, an der „richtigen“ Stelle positioniert und mit dem optimalen Stichprogramm auf einem Textil befestigt werden. Gleichzeitig erfassen und bewerten vernetzte Maschinen ihre Leistungen und können sich daraufhin selbst optimieren. Das Ziel ist eindeutig: Die Überwachung aller relevanten Produktionsparamater schafft die Voraussetzungen für hohe Qualität sowie zeit- und kostensparende Prozesse. Prozessgestaltung in MaschinenhandWas derweil noch nach Zukunftsmusik klingt, ist bei Brother Internationale Industriemaschinen (Emmerich) zum Teil bereits Wirklichkeit. Mit einem „sehenden“ Nähautomaten begegnet das Unternehmen den Anforderungen an Leistungsfähigkeit und Kostentransparenz in der Textil- und Bekleidungsbranche. „Ein direkt an dem Nähautomaten angebrachtes Kamerasystem erkennt die Platzierung eines Emblems oder Labels und erstellt innerhalb von Sekunden das benötigte Nähprogramm eigenständig. Manuelle und zeitaufwendige Arbeitsschritte werden so auf ein Minimum reduziert“, erklärt Heiner Rupperath, Marketing Manager und Product Manager IPM. Die Bildung von Maschinennetzwerken und die Einbindung von Robotik seien die nächste Stufe im Zeitalter des „Internet of Things“. „Auf der Texprocess stellen wir einen komplett automatisierten Nähprozess vor und machen damit Industrie 4.0 erlebbar. Zusätzlich zeigen wir den vielfach bewährten Textildirektdrucker, der auf Knopfdruck diverse Textilien wie T-Shirts, Schuhe und vieles mehr individualisieren kann“, sagt Rupperath. Vorsicht bei Veränderung von SchutzkbeleidungInzwischen veredeln Mietserviceanbieter, Promotionspezialisten, Stickereien und Druckereien die unterschiedlichsten Materialien und Produkte, darunter unter anderem auch Schutzbekleidung. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, denn das nachträgliche Bedrucken, Patchen oder Besticken von Schutzbekleidung verlangt eine besondere Expertise. Vor ihrem Inverkehrbringen muss jede Schutzbekleidung der Kategorie II und III einer externen Baumusterprüfung unterzogen werden. Die Schutzbekleidung wird in der üblicherweise vom Konfektionär vorgestellten Ausführung untersucht und erhält dafür ein Baumusterzertifikat. „Eine nachträgliche Veränderung etwa durch Bestickung, Transferembleme oder Patches kann zum Erlöschen des Zertifikats führen. Wurde die Veredelung nicht bei der Baumusterprüfung berücksichtigt, muss davon ausgegangen werden, dass die Schutzeigenschaften der Bekleidung beeinträchtigt werden“, erläutert Hendrik Beier von der Prüfstelle PSA des Sächsischen Textilforschungsinstituts (STFI) in Chemnitz. Er empfiehlt daher, die Veredelungsvarianten von Anfang an in die Baumusterprüfung einzubeziehen. „Das STFI setzt dafür Platzhalter baugleich zur gewünschten Veredelung ein. Diese werden entsprechend dem Einsatzzweck der Schutzbekleidung abgeprüft und zertifiziert. Auf dieser Grundlage kann ein Konfektionär Veredelungsvorschriften erstellen, mit denen die Individualisierung von Schutzbekleidung sachgemäß durchgeführt werden kann.“ Ohne entsprechend geprüfte Vorgaben rät der Fachmann von Applikationen und einer Bestickung dringend ab. Das Lasern, eine trendige, einfarbige Veredelungstechnik, hat für Schutzbekleidung keine Bedeutung. Dafür erfreut sich die Technologie bei der Musterung von Leder, Schuhen und textilen Artikeln zunehmender Beliebtheit. Die Methode ist schnell, genau und erlaubt einen hohen Grad an Automatisierung. Zu den weiteren Vorteilen gehören laut Anlagenhersteller GBOS Laser aus Dongguan (Volksrepublik China) die flexible Handhabung und die hohe Präzision. Das Gravieren mittels Lasern hat außerdem einen besonderen optischen Reiz: Es erhält die Oberflächenstruktur des bearbeiteten Materials. Leder sieht wie Leder aus, Textil wie Textil. Das macht die Technologie auch für das „Brandmarken“ interessant. Das Aufbringen von Markenzeichen und Beschriftungen geht rasend schnell – und lässt sich sogar auf Papier oder pflanzliche Blätter erweitern. Eine topaktuelle Anwendung der Lasergravur ist das „Denim-Laser-Washing“. Die Spezialisten von GBOS Laser haben eine Methode zur Dessinierung von Jeansartikeln entwickelt. Auf 3-D-, 2-D- und einer Kleinformat-Laseranlage sollen sich abgestufte Schattierungsgrade, feinste Linien und Frostingeffekte erzielen lassen. Diese umweltfreundliche, energiesparende und abwasserfreie Technik ist nicht nur für die Modeindustrie ein neues Highlight. Sie zeigt auch in der Promotionbranche effektvoll Wirkung.