TV-Tipp „Todschick – Die Schattenseite der Mode“

Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) zeigt seit dem 20. März 2015 die Ausstellung „Fast Fashion. Schattenseiten der Mode“. Demselben Thema widmet sich ein Dokumentarfilm, der am 20. Oktober 2015 um 20:15 Uhr bei ARTE ausgestrahlt wird. Bereits eine Woche vorher wurde er einem ausgewählten Publikum im Spiegelsaal des Museums gezeigt. RWTextilservice war dabei.

Die Produktionsbedingungen in der asiatischen Konfektionsindustrie stehen immer wieder am Pranger. Bangladesch macht besonders häufig negative Schlagzeilen. Marode Gebäude, Brände und verschlossene Eingänge haben im Jahr 2013 allein in der Rana-Plaza Fabrik mehr als 1.000 Menschenleben gekostet. Insgesamt geht man von 6.000 Opfern aus, die eine auf Billiglöhnen basierende Modeproduktion in diesem Jahrzehnt bereits gefordert hat. Die Filmautoren Inge Altemeier und Reinhard Hornung gehen in der ARTE-Dokumentation „Todschick – Die Schattenseite der Mode“ der Frage nach, was sich nach dem verheerenden Unglück in Bangladesch wirklich verändert hat und wie es um das Versprechen der europäischen Modeunternehmen steht, ihre Ware unter menschenwürdigen Bedingungen herzustellen.

Politische Einmischung hilft

Der Film, der am 13. Oktober in einem exklusiven Preview im Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) in Hamburg gezeigt wurde, bemüht sich um eine ausgeglichene Berichterstattung. Er zeigt Positiv- und Negativbeispiele in Bangladesch auf, lässt aber trotzdem keinen Zweifel daran aufkommen, dass eine billige Mode mit schnellen Kollektionswechseln die Gesundheit und das Leben von vielen Millionen Menschen aufs Spiel setzt.

Das betrifft nicht nur Produktionsstätten in Asien, sondern auch in der Türkei, wo das Sandstrahlen von Jeans in der Vergangenheit zu einem massiven Anstieg von Lungenerkrankungen (Silikose) bei den Beschäftigten geführt hat. Daraufhin hat das Land die gesundheitsgefährdende Sandbehandlung von Jeans verboten. Die Auftraggeber, die ihre Order in den Produktionsstätten platziert haben, sind nicht zur Rechenschaft gezogen worden.

Dasselbe gilt für die unzähligen, durch Brände oder Gebäudeeinstürze hervorgerufenen Todesfälle in Bangladesch. In Frankreich besteht allerdings genau diese Möglichkeit. Dort kann ein Unternehmen wegen betrügerischer Werbeversprechen gerichtlich belangt und mit hohen Strafen belegt werden. Die Anwältin Marie-Laure Guislain hat im Auftrag verschiedener Nichtregierungsorganisationen einen französischen Discounter wegen Verstoß gegen dieses Gesetz angezeigt. Der Konzern wirbt seit Jahren mit einer sozialen und ethisch korrekten Kleidungsproduktion. In Wirklichkeit ließ er seine Waren jedoch auch im Rana-Plaza fertigen.

Anschauen lohnt sich

Die Dokumentation „Todschick – Die Schattenseite der Mode“ betrachtet noch weitere Aspekte der billigen Modeproduktion. Dabei spielt auch das „Bündnis nachhaltige Textilien“ eine Rolle. Auch wenn die Filmemacher einen deutlichen Hinweis auf die unzähligen und dadurch schwer kontrollierbaren Stufen der textilen Kette vergessen haben und auch das Vorurteil von giftigen Chemikalien in Bekleidung wie ein Mantra herunterbeten, ist die Dokumentation empfehlenswert. Sie wird am 20. Oktober 2015 um 20:15 Uhr auf ARTE gezeigt. Im Anschluss daran wird eine weitere Dokumentation mit dem Titel „Giftiges Leder“ ausgestrahlt.

Übrigens ließ der Film – ebenso wie die anschließende Diskussion mit den Produzenten der Dokumentation, eine Antwort auf die Frage, welche Alternativen einem verantwortungsbewussten Verbraucher beim Kleiderkauf bleiben, offen.

Sendetermin: Dienstag, 20. Oktober 2015, ARTE, 20:15 Uhr

Ein Film von Inge Altemeier und Reinhard Hornung

Produktion: Altemeier & Hornung Filmproduktion

Redaktion: Ulrike Dotzer (ARTE/NDR), Kathrin Bronnert (ARTE/NDR), Anne-Laurin Négrin (ARTE G.E.I.E.)