Zu Besuch bei CWS-boco am Standort Wiesbaden Viele kleine Waschmaschinen statt einer großen

Im Oktober 2014 ging eine hochmoderne Wäscherei der CWS-boco Deutschland GmbH mit einem neuen Betriebskonzept am langjährigen Standort Wiesbaden in Betrieb. Das Besondere: Man setzt auf viele kleine Waschschleudermaschinen anstatt auf große Waschtunnel. RWTextilservice hat Betriebsleiter Niklas Schillinger besucht.

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    Zu Besuch bei CWS-boco am neuen Standort in Wiesbaden-Nordenstadt: Die Anordnung der zahlreichen 25 kg-Waschschleudermaschinen vermittelt zunächst einen ungewohnten Eindruck einer Großwäscherei. 
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    Die Waschladungen sollen bei CWS-boco in Wiesbaden nur noch kundenspezifisch bearbeitet werden.
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    Betriebsleiter Niklas Schillinger vor der neuen Verpackungsmaschine von Sankosha.

Seit mehr als 40 Jahren war CWS-boco bereits in Wiesbaden mit einer Wäscherei vertreten, als das Unternehmen im Herbst 2014 in die neuen Räumlichkeiten im Wiesbadener Stadtteil Nordenstadt umzog. Zuvor war die Wäscherei nur wenige Kilometer weiter in Wiesbaden-Schierstein ansässig. Zehn Mitarbeiter nahmen dort 1973 die Arbeit in der CWS-boco-Wäscherei auf, wo seitdem Berufsbekleidung verschiedener Branchen und Kunden aufbereitet wurde. Die Anlage entwickelte sich ständig weiter: Neue Gebäude wurden errichtet, die Wäscherei vergrößerte sich bis zur Kapazitätsgrenze. Mittlerweile war auch die Betriebsausstattung in die Jahre gekommen. Außerdem waren Überlegungen zu einem komplett neuen Wäschereikonzept herangereift: zum Konzept „Smart­line“ – frei übersetzt „schlaue Linie“ oder auch „schlaue Baureihe“.

Kundennutzen

Dabei werden große Waschtunnel durch kleine Waschschleudermaschinen ersetzt. Am neuen Wiesbadener Standort sind nun also nur noch kleine Waschschleudermaschinen mit 25 kg Trommel­volumen und entsprechend dimensionierte Trockner vorhanden. Diese stehen in Reih und Glied nebeneinander und bilden ein imposantes Bild in der 2.200 m2 großen Halle.

Diese ungewöhnliche Betriebsausstattung ist durch folgende Idee begründet: Die Waschladungen sollen nur noch kundenspezifisch bearbeitet werden. „Wir können damit gewährleisten, den individuellen Kundenansprüchen gerecht zu werden“, erklärt Betriebsleiter Niklas Schillinger. „Mit den alten Maschinen war das nicht möglich, da diese über ein deutlich größeres Trommelvolumen verfügten.“ Eine Separierung der Ware je Kunde war dadurch nahezu unmöglich. Ware verschiedener Kunden wurde gemischt bearbeitet, um die Kapazität der Maschine auszuschöpfen. Durch die heutige Möglichkeit der kundenbezogenen Bearbeitung in den wesentlich kleineren Trommeln kann eine hohe Flexibilität, eine hohe Verfügbarkeit und eine bessere kundenspezifische Auslastung erreicht werden. Die komplette Bearbeitung von Aufträgen kann nun in nur vier Stunden geschehen: Die Wäsche wird entgegengenommen, gewaschen und verpackt.

Umweltnutzen

Täglich behandeln rund 70 Mitarbeiter im Waschbetrieb Wiesbaden – im gesamten Betrieb sind gut 200 Mitarbeiter beschäftigt – bis zu 20.000 Teile, Tendenz steigend. An dem alten Standort waren es rund 13.000 Teile.

Die hochmoderne Wäschereitechnik ist mit einer speziellen Software vernetzt. Alle relevanten Betriebsdaten wie die Auslastung und Laufzeit der Maschinen, die Waschtemperatur und der Verbrauch der Waschsubstanzen werden dadurch erfasst und sind auf Knopfdruck verfügbar. So können intelligentere Verfahren entwickelt werden, die nicht nur den Bearbeitungsprozess beschleunigen, sondern ebenso Ressourcen schonen und sich positiv auf die Umwelt auswirken.

Per Abwasserbehandlung wird nun beispielsweise das Abwasser nachhaltig gereinigt. Der Einsatz von Schnelldampferzeugern ermöglicht eine hohe Energieeinsparung beim Waschen, so CWS-boco. Durch diese und weitere Maßnahmen konnte der Verbrauch an thermischer Energie im Vergleich zum alten Standort um mehr als die Hälfte verringert werden, heißt es laut Aussage des Unternehmens. Des Weiteren werde ausschließlich Strom aus erneuerbaren Ressourcen bezogen.

Mitarbeiternutzen

Neben der Nachhaltigkeit der Prozesse stand bei der Neugestaltung der Wäscherei die Ergonomie am Arbeitsplatz an oberster Stelle. Bei der Neukonzeption war es wichtig, optimale Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter zu schaffen. So gibt es nun in der neuen Wäscherei zum Beispiel höhenverstellbare Tische. Damit ist jeder Mitarbeiter in der Lage, seine individuelle Arbeitshöhe einzustellen. Das entspannt Schultern und Nacken und wirkt sich positiv auf das Gesamtempfinden der Mitarbeiter aus. Durch die Entlastung treten Ermüdungserscheinungen nicht so schnell auf, was schlussendlich auch einen Einfluss auf die Produktivität hat.

Die Steharbeitsplätze sind darüber hinaus mit einer speziellen Software zur Erkennung der Textilien ausgestattet. Das erleichtert den Arbeitsablauf in Bezug auf die Zuordnung der Teile. Denn bei dem Löwenanteil der Artikel handelt es sich um Liegeware. Arbeitshosen, -jacken, Sweatshirts etc. werden nach der Trocknung im Tumbler an diesen Arbeitsplätzen auf mögliche Verschleißerscheinungen überprüft, freigegeben, repariert oder ausgetauscht und dem Kunden liegend wieder ausgeliefert.

Aber auch die Bearbeitung des eher geringeren Anteils an hängender Ware wurde erleichtert. Artikel wie Blusen, Hemden und Kittel, die im Finisher getrocknet und nach der Prüfung auch hängend ausgeliefert werden, müssen in Folie verpackt werden. Dies geschah im alten Betrieb mit einer mechanischen Verpackungsmaschine per Muskelkraft. Im neuen Betrieb ist eine automatische Verpackungsanlage im Einsatz. Je nach Kundenforderung werden damit mehrere Teile zusammen in eine Folie verpackt – eine große Erleichterung für die Mitarbeiter. Auch die Aufhängung der Folienrolle wurde so optimiert, dass sie unter Einsatz geringer Kräfte auszutauschen ist.

Fazit

Mit dem Konzept der Wäscherei in Wiesbaden hat CWS-boco durchaus neue Maßstäbe in puncto Nutzen für Kunden, Umwelt und Mitarbeiter gesetzt. Das „Smartline“-Konzept wurde nun auch in zwei weiteren CWS-boco-Betrieben umgesetzt: in Polen und in Kroatien.

Infos: www.cws-boco.de