Sebastian Kneipp-Kurort Bad Wörishofen Wasser reinigt – und heilt

Wasser ist Lebensgrundlage. Auch die Textilpflegebranche ist darauf angewiesen. Doch Wasser kann ebenso zur Therapie, zum Beispiel für das Kneippen, angewendet werden – und sogar heilen. Die überraschende Geschichte des Kneippens.

Wassertreten wie ein Storch: Kneippen erfrischt. Sebastian Kneipp heilte mit seinen entwickelten Wassserandwendungen sogar Menschen. - © Kneipp-Original Bad Wörishofen

Was hat das Fachmagazin für die Texilpflegebranche RWTextilservice mit Sebastian Kneipp gemeinsam? Den Ort: Bad Wörishofen. Hier ist der Sitz des herausgebenden Verlages Holzmann Medien – und der Wirkungsort von Sebastian Kneipp, der das Kneippen populär gemacht hat.

Sebastian Kneipp entwickelte in Bad Wörishofen im Allgäu seine Wasseranwendungen, zum Beispeil das nach ihm benannte Kneippen. - © Kneipp-Original Bad Wörishofen

Der Wunsch

Sebastian Kneipp wird am 17. Mai 1821 als Sohn eines Hauswebers im bayerischen Stephansried geboren. Kneipp hat schon in jungen Jahren den Wunsch, Geistlicher zu werden. Dr. Matthias Merkle, ein entfernter Verwandter, und der Ortspfarrer und Botaniker Christoph Ludwig Koeberlin unterstützen ihn dabei, seinen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen. Sie unterrichten ihn in Latein und vermitteln ihm die Lehre der Pflanzenheilkunde.

Abitur trotz Tuberkulose

Im 19. Jahrhundert haben Wohnungen oft nur ein Zimmer, sodass sich mehrere Menschen ein Bett teilen müssen. Dieser Umstand bietet beste Lebensbedingungen für Bakterien. Krankheiten, zum Beispiel Tuberkulose, sind häufig. Sebastian Kneipp erkrankt 1846 an der Infektionskrankheit, die Bakterien übertragen. Das hindert ihn aber nicht daran, innerhalb von vier Jahren sein Abitur zu schaffen. Anschließend wird Kneipps Traum wahr: er studiert Theologie. Seine Krankheit belastet ihn aber immer mehr. Da ist es der Zufall, der die entscheidende Wendung in Sebastian Kneipps Leben darstellt: Er stößt auf ein Buch des Arztes Johann Siegmund Hahn über die Heilkraft von kaltem Wasser.

Selbsttherapie in der Donau

Sebastian Kneipp ist beeindruckt und macht den Selbstversuch in der kalten Donau. Ein wenige Sekunden andauerndes Bad und daraufhin ein kurzer Sprint. Danach fühlt er sich frisch und erholt. Daraufhin wiederholt er die kurzen Bäder in den folgenden Tagen und ergänzt sie um Halbbäder und Güsse. Sein Gesundheitszustand verbessert sich. Vollständig von Tuberkulose geheilt ist Sebastian Kneipp im Jahr 1852. Mit 31 Jahren schließt er sein Theologiestudium ab und wird Priester. Fortan vertieft er seine Kenntnisse zur Heilkraft des Wassers und wendet seine Wassertherapie erstmals an Patienten an. Unter ihnen ist eine an Cholera leidende Frau, die er heilt.

In der Bevölkerung wird Sebastian Kneipp immer beliebter. Er macht sich als "Cholera-Kaplan" und "Wasserdoktor" einen Namen. Ärzte und Apotheker beäugen sein Handeln jedoch kritisch, denn Kneipp hilft Kranken schnell und kostenlos. Sie zeigen ihn an. Kneipp wird allerdings vor Gericht freigesprochen.

Sebastian Kneipp war in Bad Wörishofen als Pfarrer tätig. - © Kneipp GmbH

Der Heiler der Rinder

1855 wird er nach Bad Wörishofen ins Allgäu versetzt, wo er weiterhin für Aufsehen sorgt: Durch Wasseranwendungen heilt er eine Rinderherde von der Maul- und Klauenseuche. Im Zuge seiner Forschungen erweitert Kneipp in den folgenden Jahren seine bisher entwickelten Therapieformen um weitere Heilmethoden. Beispielsweise entwickelt er ein ganzheitliches Gesundheitskonzept für Körper und Geist.

Seine Beobachtungen und Ergebnisse hält Kneipp 1886 in seinem Buch „Meine Wasserkur“ fest. Neben seinen Wasseranwendungen enthält das Werk ebenfalls ein Kapitel über Kräuterheilkunde. Die Nachfrage von erkrankten Menschen nach einer Behandlung durch den "Wasserdoktor" steigt. Er behandelt bis zu 150 Patienten täglich.

So sollt Ihr leben

Sein zweites Buch „So sollt Ihr leben" veröffentlicht Kneipp 1889. Darin berschreibt er sein in den vorigen Jahren entwickeltes ganzheitliches Gesundheitskonzept, das aus fünf Säulen besteht:

  • Wasser
  • Bewegung
  • Ernährung
  • Kräuter
  • Innere Ordnung
"Natürlichkeit und Einfachheit ist die Hauptsache", fasste der als Pfarrer tätige Sebastian Kneipp seine Naturheillehre zusammen. Als Vorreiter des ganzheitlichen europäischen Naturheilverfahrens "predigte" er schon vor 150 Jahren mit seinen fünf Elementen die zentralen Punkte eines gesunden Lebensstils, auch nach heutigem Verständnis. Das bekannteste Kneipp-Element ist die Wassertherapie.
Kräuter sind eine der fünf Säulen von Sebastian Kneipp. - © Kneipp-Original Bad Wörishofen

Im Alter von 76 Jahren verstirbt Sebastian Kneipp am 17. Juni 1897 in Bad Wörishofen. Bis heute wirken seine Erkenntnisse um Wasseranwendungen als Therapiekonzept nach.

Kneipp-Anwendungen für zuhause

Wassertreten:

Krempeln Sie die Hosen hoch und treten Sie im kalten Wasser eine halbe Minute durch das Bachbett. Wenn Sie etwas geübter sind, weiten Sie das Wassertreten auf eine Minute aus. Im Winter oder falls kein Bach in Ihrer Nähe ist, können Sie dies auch in der Badewanne tun. Bedenken Sie, dass 30 Zentimeter der Beine mit eiskaltem Wasser bedeckt sein sollen.

Güsse:

Ein Knie-, Arm- oder Gesichtsguss kann in der Dusche durchgeführt werden. Der Wasserstrahl mit kaltem Wasser wird beim Knieguss langsam an der Außenseite des Beines bis hin zur Kniekehle hingeführt. Nach einigen Sekunden wechseln Sie das Bein. Beim Armguss starten Sie an der Handoberfläche und arbeiten sich langsam bis zur Schulter hoch, kurz halten, Seite wechseln. Beim Gesichtsguss beginnen Sie langsam an der rechten Schläfenseite und führen dann den sanften Wasserstrahl über das Gesicht zur linken Seite.

Bäder:

Besonders im Herbst ist es wichtig, das Immunsystem zu stärken, um Erkältungen vorzubeugen. Gut geeignet sind Kneipp-Bäder. Dem 37 Grad Celsius warmen Wasser fügen Sie Kräuter, zum Beispiel Melisse, Wacholder oder Eukalyptus zu. Bleiben Sie 20 Minuten in dem warmen Wasser und ruhen Sie sich danach etwa eine Stunde aus. Auch ein ansteigendes Fußbad wirkt Wunder. Starten Sie bei 35 Grad Celsius und lassen Sie dann heißes Wasser bis zum Knie in die Wanne laufen. Nach 10 Minuten wechseln Sie kurz in eiskaltes Wasser (etwa für 10 Sekungen). Trocknen Sie Ihre Beine anschließend ab.

Weitere Informationen über Sebastian Kneipp, seine Wassertherapien und eine Kneipp-Kur erhalten Sie auf den Seiten von Bad Wörishofen .