Nachhaltige Textilien im Pflegebereich Zertifikate sind gefragt

Umweltverträgliche Textilien im Pflegebereich? Durchaus gefragt, sagt die Zertifizierungsstelle Öko-Tex und bietet verschiedene Instrumente, die ökologische und soziale Unbedenklichkeit von textilen Produkten zu dokumentieren – vom Öko-Tex Standard 100 über STeP bis zum Label „made in Green“.

Sind Textilien sicher und nachhaltig? Öko-Tex testet und zertifziert für mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit entlang der textilen Kette. Foto: Öko-Tex - © Öko-Tex

3 Sichere und nachhaltige Textilien? Im privaten Umfeld hat es jeder Verbraucher selbst in der Hand, nach welchen Kriterien er seine Bekleidung und Heimtextilien auswählt. In Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen sind andere Aspekte augenscheinlich gewichtiger. Dabei sind gesunde und unter umweltfreundlichen und sozialverantwortlichen Bedingungen hergestellte Handtücher, Bettbezüge oder Tischwäsche heutzutage auch in Pflegeeinrichtungen kein Luxus, so die Zertifizierungsstelle Öko-Tex.

Vielversprechende Perspektiven

Studien prognostizieren bis zu 3,4 Millionen Pflegebedürftige im Jahr 2030 (2013: 2,6 Mio.). Hinzu kommt die permanente Zunahme der Lebenserwartung: Die Gruppe der Hochaltrigen (mindestens 80 Jahre) ist die am stärksten wachsende Altersgruppe überhaupt. Schätzungen gehen für das Jahr 2050 davon aus, dass diese Gruppe einem Gesamtbevölkerungsanteil von über zwölf Prozent entspricht. Auch wenn heute noch viele Familienangehörige die Pflege übernehmen, steuern sowohl ambulante Pflegedienste als auch stationäre Pflegeeinrichtungen auf stetiges Wachstum zu. Damit erschließen sich auch für den professionellen Textilservice als Dienstleister für stationäre Pflegeeinrichtungen vielversprechende Perspektiven.

Textile Dienstleister – und das gilt auch für hauseigene Wäschereien – müssen in ihrem Arbeitsbereich eine Vielzahl von gesetzlichen Regelungen einhalten. Dabei spielt die Textilhygiene gerade im Pflegemarkt eine tragende Rolle und darf nicht vernachlässigt werden. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen entscheiden sich immer mehr Pflegeeinrichtungen für Miet- bzw. Leasingtextilien mit einem Wäschekomplettservice. Denn Beschaffung, Lagerung und Pflege der Textilien übernimmt der textile Dienstleister, der mit einem Gesamtpaket aus Preisgestaltung, Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit sowie der Qualität der Dienstleistung punkten muss. Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement spielen im Textilservicebetrieb selbst eine fundamentale Rolle. Aber auch die Aspekte Umweltschutz und Nachhaltigkeit nehmen verstärkt eine zentrale Position ein. Oft verlangen die Kunden von sich aus nach entsprechenden Nachweisen oder Zertifikaten.

Nachhaltige Beschaffung

Nachhaltigkeit als Megatrend stellt heute branchenübergreifend einen wichtigen Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit dar. Besonders stark wird dieses Thema derzeit in der globalen Textil- und Bekleidungsindustrie diskutiert. Hinzu kommen ein wachsendes Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein der Verbraucher, immer strengere Umweltauflagen und Richtlinien, die die Anforderungen an die Unternehmen verschärfen. Für Unternehmen, aber auch für die öffentliche Hand bedeutet das, bereits bei der Beschaffung von textilen Produkten soziale, ökologische und ökonomische Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen.

An dieser Stelle bietet die spezifische Ausrichtung des Öko-Tex-Zertifizierungs- und Dienstleistungsangebots an den Bedürfnissen der Textilbranche eine weitreichende Hilfestellung bei der Auswahl von sicheren und nachhaltigen Textilien. Das Label des Öko-Tex Standards 100 soll insbesondere Markenherstellern und dem Handel helfen, die humanökologische Unbedenklichkeit von Produkten zu dokumentieren. Verbrauchern und Einkäufern soll das Label eine wichtige Entscheidungshilfe bieten. Aktuell beteiligten sich laut Zertifizierungsstelle weltweit mehr als 10.000 Hersteller, Handelsunternehmen und Markenanbieter aus 98 Ländern aktiv am Zertifizierungssystem Öko-Tex Standard 100. Hinzu kommen zahlreiche weitere Firmen, welche die Einhaltung der Öko-Tex-Kriterien in ihren Lieferbedingungen einfordern, sowie andere
Organisationen, Verbände und Initiativen, bei denen der Öko-Tex Standard 100 als Orientierung für deren eigene Restricted Substances Lists (RSL) dient.

Umweltfreundliche Herstellung

STeP ist das Öko-Tex-Zertifizierungstool für umweltfreundliche und sozialverantwortliche Produktionsbetriebe, Marken und Handelsunternehmen der textilen Kette. Die STeP-Zertifizierung umfasst eine modulare Analyse relevanter Unternehmensbereiche (Chemikalien­einsatz, Umweltperformance, Umweltmanagement, Sicherheit am Arbeitsplatz, Qualitätsmanagement und soziale Verantwortung), ein webbasiertes Assessment sowie die Auditierung der Produktionsstätten durch Öko-Tex.

Mittels ID transparent zurückverfolgbar

Mit dem „made in Green“-Label will Öko-Tex den Unternehmen der Textilbranche die Möglichkeit bieten, ihre erbrachten Leistungen in Bezug auf soziale Arbeitsbedingungen und umweltfreundliche Herstellungsprozesse direkt am Produkt auszuloben. Grundlage des Labels ist die Zertifizierung nach STeP by Öko-Tex sowie eine erfolgreich bestandene Schadstoffprüfung gemäß der Produktzertifizierung Öko-Tex Standard 100. Grundsätzlich können alle Fertigartikel und Halbfabrikate aus allen Stufen der textilen Lieferkette mit dem „made in Green by Öko-Tex“-Label gekennzeichnet werden. Darüber hinaus kann laut Öko-Tex jeder mit dem Label ausgelobte Artikel anhand einer eindeutigen Produkt-ID bzw. eines QR-Codes vom Konsumenten transparent zurückverfolgt werden. Das Labelingsystem liefert Informationen darüber, in welchen Produktionsbetrieben entlang der textilen Kette das Textil produziert wurde, welcher Produktionsstufe die beteiligten Fabriken angehören und in welchen Ländern die Fertigung stattfand.