RWTextilservice feiert Jubiläum 110 Jahre im Dienst der Branche

Ein Blick auf die Titelseite von RWTextilservice verrät dem aufmerksamen Leser, dass wir bereits im 110. Jahrgang über das berichten, was für die Branche aktuell von Bedeutung ist. Wie sich diese Themen im Laufe der Zeit gewandelt haben, zeigen wir unseren Lesern in einem kleinen Ausflug in die jüngere Geschichte unserer Branche auf.

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    Eine Titelseite aus dem Jahr 1970.Fotos: rwt
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    Aktuelle Schadensfälle waren auch schon in den 70er Jahren fest integriert.
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    Wenngleich sich die Optik im Gegensatz zu den heutigen Ausgaben verändert hat.
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    1990 präsentiert sich das Blatt in leuchtendem Orange, Blau und Weiß.
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    „Reiniger und Wäscher“ zur Jahrtausendwende.
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    So kennen Sie Ihr Fachmagazin: Zu sehen ist hier die Ausgabe zur Messe Texcare 2008.

110 Jahre im Dienst der Branche

Unsere treuen und langjährigen Leser können es bestätigen: Optisch hat sich Ihr Fachmagazin, das bis zum Jahr 2005 unter dem Namen „Reiniger + Wäscher“ vertrieben wurde, allein im Laufe der letzten Jahrzehnte stark verändert. Das Layout der Titelseite und des Innenteils wurde der Mode, den Trends und dem Geist der Zeit immer wieder angepasst.

Selbstverständlich ist auch inhaltlich in 110 Jahren so einiges passiert. Was konstant blieb, war der Anspruch, die Branche regelmäßig kompetent, aktuell und umfassend zu informieren. Mit der Zeit wurden sowohl das Blatt an sich als auch die behandelten Themen immer umfangreicher. Heute finden die Leser von RWTextilservice eine breite Themenmischung, die sich von Anwender- und Betriebsreportagen über Neuigkeiten aus Verbänden, Forschung und Technik bis hin zur erfolgreichen Betriebsführung erstreckt.

Die Aufgabe eines Fachmagazins ist immer auch, den Blick in die Zukunft zu richten, Trends zu erkennen und zu deuten. Das galt auch schon vor rund 40 Jahren: In Ausgabe 8/1970 berichtete „Reiniger + Wäscher“ über einen Vortrag, den Ingenieur Manfred Krause auf der Jahrestagung des Bundesverbandes Chemischreinigung/Färberei in Mainz gehalten hatte.

Thematisiert wurde die Zukunft der Textilreinigungen. Am Anfang des Beitrages wies der Verfasser darauf hin, dass die Zukunftsforschung zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen steckt und sich die kommenden Jahrzehnte nicht mit absoluter Sicherheit vorhersagen lassen. Einiges traf der Autor dennoch schon damals auf den Punkt: Beispielsweise einen starken Trend zum kleinen Haushalt oder die Zunahme von älteren Personen, die bewusst leben und auf ihre Gesundheit achten. Bewahrheitet hat sich auch folgende Prognose: „Wir werden von zu Hause aus einkaufen können und Rechnungen mithilfe von elektronischen Geräten bezahlen.“

Einiges hat sich aber dann doch ein wenig anders entwickelt und lässt uns heute schmunzeln: „Die Arbeitszeit wird verkürzt werden. Der Fünf-Tage-Woche wird die Vier-Tage-Woche folgen und wir werden die Einführung einer Drei-Tage-Woche oder sogar Zwei-Tage-Woche nicht umgehen können.“ Der Autor zitierte zwei damals bekannte „Futurologen“, die für das Jahr 2000 eine Arbeitszeit von 148 Tagen im Jahr vorhersagten. „Die restlichen 217 Tage werden Freizeit sein. (…) Die Freizeit wird in späteren Jahren das Leben des zukünftigen Menschen bestimmen. Man wird länger Ferien haben, wenigstens zwölf Wochen im Jahr“, so lautete die nicht ganz unattraktive Prognose. Auch im Hinblick auf die Lebensarbeitszeit hatte man in den 70ern feste Vorstellungen: „Der arbeitende Mensch wird früher in Ruhestand gehen, vielleicht mit 55 oder gar 50 Jahren.“ Als Ursache sahen die Zukunftsforscher eine in rasantem Tempo leistungsfähiger werdende Maschinentechnik, die nach der damaligen Meinung den Menschen immer mehr ersetzen sollte.

Gleichzeitig wies der Artikel auch darauf hin, „dass es mit den Umsätzen in der Chemischreinigung nicht bis in alle Unendlichkeit aufwärtsgehen kann. Bereits in absehbarer Zukunft wird die Umsatzkurve ihren Höhepunkt überschreiten.“ Die Empfehlung, dass die Reiniger verstärkt um Verbraucher werben und unterschiedliche Kundenbedürfnisse ernst nehmen und befriedigen müssen, könnte ebenso gut in einer aktuellen Ausgabe stehen.

Eine weitere, heute noch aktuelle Aussage traf auch Dr. Ing. O. Viertel von der Wäschereiforschung Krefeld. Er schrieb 1970 für „Reiniger + Wäscher“ in einem Aufsatz über die Entwicklung der gewerblichen Wäscherei wunderbar treffend: „Das gesamte Gebiet der Waschmittel, Waschmaschinen und waschbaren Textilien ist weiter stark im Fluss, mit Neuerscheinungen muss gerechnet werden.“ Dr. Viertel warf einen Blick auf ein Phänomen, das in dieser Zeit an Fahrt gewann - die Wegwerfwäsche: „Artikel aus Papier bzw. Zellstoff dringen weiter vor. Das gilt für Hand- und Taschentücher, Windeln und Küchenwäsche. Das Papierkleid ist jedoch gestorben.“ Damals wurde der Wäsche aus Nonwoven-Material mit Spinnfasern z.B. für Babywäsche, Unterwäsche, Tisch- und Bettwäsche eine große Zukunft vorausgesagt. Doch der Autor äußerte sich kritisch: „Erst wenn der Preis etwa dem des Wäschewaschens entspricht, wird sich diese Wäsche einführen.“ Heute hat die Branche gute Argumente für Mehrweglösungen, sprich die textile Aufbereitung: Eine ressourcenschonende Aufbereitung und die bessere Qualität bzw. ein höherer Tragekomfort stehen Einweglösungen entgegen - auch wenn es heute zu einer der großen Herausforderungen geworden ist, die Kunden von diesen Vorteilen zu überzeugen.

Zu Beginn der 80er Jahre beherrschen kritische Zahlen aus der Wirtschaft und vom Arbeitsmarkt die Medien, eine Atmosphäre der Zukunftsangst entsteht. Auch in der Branche verschwinden Betriebe vom Markt. In der Ausgabe 1/1980 von „Reiniger + Wäscher“ fordert der damalige Präsident des Deutschen Textilreinigungs-Verbandes (DTV), Ernst Neipp, die Leser dazu auf, sich nicht von dieser Zukunftsangst beherrschen zu lassen. „Sie schaffen mit Ihrem Pessimismus im Unternehmen eine Atmosphäre, die sich nicht nur auf die Leistungsfähigkeit der Firma, sondern in nicht unbeträchtlichem Umfang auf die Einstellung der Mitarbeiter zu ihrer Tätigkeit und zum Betrieb auswirkt.

Vielleicht sollte man für Tätigkeit das Wort Mitverantwortung setzen. Doch ein Mitarbeiter, der Mitverantwortung tragen soll, braucht eine entsprechende Motivation und wo soll diese funktionieren bei einer pessimistischen Einstellung des Chefs (…).“ Das sind zweifelsohne Worte, die bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren und in Zeiten von Diskussionen rund um die unternehmerische Mitverantwortung nichts an Aktualität eingebüßt haben.

Geprägt sind die 80er Jahre in der Branche von einem immer stärker werdenden Bewusstsein, sparsam mit Energie und Ressourcen umzugehen. Praxisreportagen, Meinungen, Produktvorstellungen in „Reiniger + Wäscher“ begleiten und dokumentieren diese Bewegung. Im Gesundheitssektor geht der Trend weg vom 90°C-Verfahren hin zum 60°C-Verfahren und einem ausgeklügelten Chemieeinsatz.

In den 80er Jahren rückt die Branche näher zusammen, die Handwerksberufe Wäscher und Plätter sowie Färber und Chemischreiniger werden zum neuen Berufsbild „Textilreiniger“ zusammengelegt. Doch die Ausbildungsbereitschaft ist anfänglich verhalten. Bereits in den 80ern fordert der DTV die Betriebe über „Reiniger + Wäscher“ auf, mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.

In der Rubrik „Verfahren“ werden Anfang der 80er Jahre Per- und FCW-Reinigungsmaschinen verglichen. Die Reinigung mit Flourchlorkohlenwasserstoff galt damals als sicheres Lösungsmittel zur Bewältigung schwieriger Reinigungsprobleme. Doch schon Ende der 80er Jahre zeichnete sich ein baldiges Verbot des Stoffes ab.

Mitte der 90er Jahre werden die Betriebe zu Neuinvestitionen gezwungen. Bald sorgt in der Branche eine weitere Nachricht für Wirbel und löst heftige Diskussionen aus: Das Bundesumweltministerium will die Verwendung von Per untersagen. Verbände und Industrie kämpfen gegen die Pläne an und erzielen einen Erfolg. Die Vorschriften werden jedoch strenger, als im Mai 1990 die zweite Verordnung zur Emissionsbegrenzung von leichtflüchtigen halogenierten organischen Verbindungen (2. BImSchV) in Kraft tritt.

Anfang der 90er haucht die Deutsche Demokratische Republik (DDR) ihre letzten Atemzüge aus und die Wende beherrscht die Medien. „Reiniger + Wäscher“ berichtet über Textilreiniger aus Westdeutschland, die erste Kontakte zu ihren Branchenkollegen aus der ehemaligen DDR schließen. Der DTV, Landesverbände und Innungen öffnen ihre Fachveranstaltungen und setzen den Grundstein für eine Zusammenarbeit im vereinten Deutschland. Die vormals „volkseigenen Betriebe“ der DDR müssen fit gemacht werden für die Marktwirtschaft. Doch viele Betriebe sind in einem desolaten Zustand, stehen vor der Herausforderung, Technik und Ausstattung an westliche Verhältnisse anzupassen, und müssen gleichzeitig auf einem neuen, noch unbeschriebenen Markt Fuß fassen. „Vom Stand der Maschinentechnik der 50er Jahre“ ist die Rede. 21 Prozent aller Maschinen sind Berichten zufolge älter als 20 Jahre. „Reiniger + Wäscher“ berichtet aber auch über Paradebeispiele gelebter Solidarität: Westdeutsche Betriebe, die ihre ostdeutschen Kollegen bei der Umrüstung des Betriebes unterstützen.

„Eine der interessantesten Messen der letzten Jahre“ wurde mit der Texcare International in Frankfurt am Main im Frühjahr 2000 erwartet. Weg von Einzellösungen hin zu geschlossenen Gesamtlösungen mit dem entsprechenden Datenmanagement - das prägte die Messe in diesem Jahr besonders. Rationalisierungskonzepte standen stark im Vordergrund. Die Barcodeerkennung wurde entscheidend verbessert und auch die Transpondertechnik machte einen bedeutenden Schritt. Technologien wie die KWL- oder Nassreinigungstechnik haben den für Maschinenhersteller rückläufigen Markt wieder etwas belebt.

Die Entwicklung des Marktes für Textilleasing gewinnt an Fahrt. Dabei nehmen die Bedürfnisse des Trägers eine immer wichtigere Rolle ein. Schutzbekleidung kristallisiert sich als attraktives Marktsegment heraus. Textildienstleister setzten verstärkt auf Komplettlösungen. Intelligente Textilien stehen um die Jahrtausendwende verstärkt im Fokus des Fachmagazins. Biofunktionstextilien und antimikrobielle Ausrüstungen geben völlig neue Impulse.

Mit der Januarausgabe 2005 bekommt das Fachmagazin einen neuen Namen und ein neues Gesicht. „Reiniger + Wäscher“ benennt sich in RWTextilservice um und flattert Monat für Monat nun deutlich modernisiert in die Postkästen der Abonnenten.

Heute runden ein umfangreicher Onlineauftritt, monatlich erscheinender Newsletter, der RWTextilservice Praxistag sowie die Verleihung des Branchenawards „RWin“ das Angebot rund um die Marke RWTextilservice ab.Vanessa Ebert