Qualitätskriterien leasingfähiger Berufs- und Schutzbekleidung Den Härtetest bestanden?

Leasingfähige Berufs- und Schutzbekleidung soll nicht nur gut aussehen. Um dem industriellen Wasch- und Pflegeprozess gewachsen zu sein, muss sie außerdem eine lange Liste an Anforderungen erfüllen. Denn die Qualität der Bekleidung entscheidet letztendlich auch über die Wirtschaftlichkeit.

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    Multifunktionelle Berufs- und Schutzbekleidung soll möglichst viele Gefahren abwehren. Foto: Kwintet Deutschland
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    2 Moderne Farben und figurbetonte Schnitte bestimmen immer häufiger das Bild leasingfähiger Berufsbekleidung.Foto: C.G. Workwear
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    1Hierzulande im Kommen – in Skandinavien großer Trend: Berufsbekleidung in Denim-Look.Foto: Jyden Workwear
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    2Business-Berufsbekleidung braucht für ein einheitliches Erscheinungsbild eine gute Passform – und zwar bei Damen- und Herrenschnitten.Foto: Greiff

Den Härtetest bestanden?

Bekleidung für den Beruf ist in vielen Branchen ein Muss, während sie in anderen Bereichen Ausdruck eines Selbstverständnisses ist. So muss in der Industrie vielfach eine persönliche Schutzausrüstung getragen werden, während Handel und Gastgewerbe eine einheitliche Bekleidung oft als Marketinginstrument nutzen. Im Gesundheitswesen, der Polizei oder der Post wird sie wiederum als berufsspezifischer Ausdruck verstanden. In jedem Fall übernimmt die Bekleidung eine andere Aufgabe.

Die Schutzkleidung etwa wird nach BGR 189 (Regeln für den Einsatz dieser Kleidung der Berufsgenossenschaft Bau) als eine persönliche Schutzausrüstung definiert, die den Rumpf, Arme und Beine vor schädigenden Einwirkungen bei der Arbeit schützen soll. Das gilt etwa für Bekleidung, die chemische, mechanische, mikrobiologische, thermische, Strahlen- oder Witterungseinflüsse von dem Träger fernhalten soll und für Sicherheit bei Arbeiten im Straßenverkehr sorgt. Arbeitsbekleidung wird hingegen so definiert, dass sie anstelle, in Ergänzung oder zum Schutz von Privatkleidung bei der Arbeit getragen wird. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Apothekerkittel. Sie hat keine spezifische Schutzfunktion gegen schädigende Einflüsse. Berufsbekleidung wiederum ist eine berufspezifische Arbeitsbekleidung – ebenfalls ohne Schutzfunktionen –, die als Standard- oder Dienstbekleidung getragen wird. Zu dieser Gruppe zählen beispielsweise Uniformen von Fluggesellschaften, Businessbekleidung für den Dienstleistungssektor oder CI-Bekleidung für Handel bis Handwerk. Im Leasingsektor haben es die Betriebe vorwiegend mit Schutz- und Berufsbekleidung zu tun. Im Rahmen der industriellen Aufbereitung muss die Bekleidung ganz besondere Anforderungen erfüllen, denn die professionelle Pflege verlangt Stoffen und Zutaten einiges ab. Daher müssen alle verarbeiteten Materialien schon vor ihrer Verarbeitung eine Reihe von Eignungsprüfungen durchlaufen. Zu diesen zählen nach Auskunft von
Teamdress Stein in Hamburg auf der einen Seite die textiltechnologischen Untersuchungen an den Stoffen. Hierzu gehören die Bestimmung der Pillingneigung und der Materialfestigkeiten in trockenem und nassem Zustand, die Überprüfung der Wasch- und Wasserechtheit, der Hypochloritechtheit und der kombinierten Trockenhitzefixier- und Waschechtheit sowie die Prüfung nach Öko-Tex Standard 100. Bei Textilien, die für Schutzbekleidung eingesetzt werden, muss zudem die zuverlässige Wirkung gegen mögliche Gefahren nachgewiesen werden. Auf der anderen Seite müssen auch die Zutaten, zu denen Reißverschlüsse, Knöpfe und Druckknöpfe, Klettverschlüsse und Schnallen sowie Näh- und Stickgarne gehören, hinsichtlich ihrer Haltbarkeit und Eignung in der Berufsbekleidung getestet werden.

Doch es sind nicht nur die Grundzutaten, an denen die Leasingfähigkeit einer Berufs- und Schutzbekleidung gemessen wird. Die Konfektion der Bekleidung spielt mindestens eine ebenso wichtige Rolle. Dabei stehen Aspekte wie eine qualitativ hochwertige Verarbeitung, die Schnittgestaltung und die Passform der Teile an vorderster Stelle. So entscheidet die Qualität der Bekleidung über die Wirtschaftlichkeit im Leasingbetrieb. Ware, die ständig repariert oder – noch schlimmer – innerhalb kurzer Zeiträume vollständig ausgetauscht werden muss, ist für eine Mietwäscherei eine ökonomische Katastrophe. Das gilt auch für eine schlecht sitzende Bekleidung. Denn eine Garderobe, die nicht richtig passt, keinen Bewegungsspielraum beim Arbeiten lässt oder kein vernünftiges Klima während des Tragens ermöglicht, kommt beim Träger nicht an. Das gilt nicht nur für Berufs- und Dienstkleidung, sondern auch für die PSA. Allerdings kann es beim Design der Schutzkleidung zu gewissen Ausnahmen kommen. Denn wo der Schutz und die Sicherheit des Trägers an erster Stelle stehen, müssen auch geringfügige Abstriche möglich sein. So kann eine Bekleidung, die gegen bewegliche Maschinenteile schützen soll, nicht übermäßig weit geschnitten sein. Und ein leasingfähiger Warnanzug kann nicht aus einem Baumwollgewebe gearbeitet werden, weil dieses die gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich Leuchtdichtefaktor und Farbe nicht dauerhaft einhalten kann. Das schafft nur ein Textil mit einem hohen außenliegenden Polyesteranteil. Dennoch muss auch eine Schutzbekleidung gute tragephysiologische Eigenschaften besitzen. Diese werden auch durch die Nahtverbindungen beeinflusst. Sie müssen so gestaltet sein, dass sie jederzeit glatt bleiben und ein Scheuern beim Tragen ausschließen, wie Jyden Workwear aus dem dänischen Ålborg berichtet. Die Schnittgestaltung von leasingfähiger Berufsbekleidung muss aber neben dem Tragekomfort noch weitere Aspekte berücksichtigen. So sollte die Bekleidung derart gestaltet sein, dass Logos und Embleme aufgebracht werden können. Denn Personalisierung ist bei gemieteter Arbeitsbekleidung in den überwiegenden Fällen ein Muss. Namensembleme und Firmenlogo müssen also ausreichend Platz auf den Oberteilen, manches Mal auch auf den Hosen finden. Bei hochwertiger Berufsbekleidung im Businessstil, wie sie von Greiff Mode aus Bamberg hergestellt wird, kann es hier jedoch zu Abweichungen kommen. Zwar sollen die Mitarbeiter eines Unternehmens auch im Empfangsbereich, im Verkauf oder im Service für Gast und Kunde schnell erkennbar sein, allerdings spielen hier dezente, edle Kennzeichnungen wie etwa die Direkteinstickung eine große Rolle. In erster Linie tragen daher die Oberteile und Schürzen die Logos des Unternehmens. Und auch das muss die Kleidung mitmachen. Für das Erscheinungsbild bei der Arbeit sind auch die verfügbaren Größenspiegel und die Schnittführung für Damen und Herren wichtig. Im Gesundheitswesen etwa spielt eine figurbetonte Kleidung eine untergeordnete Rolle, denn sie wäre bei den bewegungsintensiven Tätigkeiten nur im Weg. Daher werden in solchen Bereichen vor allem die Oberteile in Doppelgrößen und als Unisexlösung gefertigt. Bei Berufen hingegen, in denen ein flottes Aussehen verlangt wird, ist die gerade geschnittene Form dem Gesamtbild nicht gerade dienlich. Daher muss ein Sortiment für Gastronomie, Hotellerie und Verkauf etwas fürs Auge bieten und auf figurbetontere Schnitte setzen. Und damit ein über alle Mitarbeiter durchgängiges, einheitliches Auftreten möglich wird, muss die Bekleidung für sie und ihn verfügbar sein. Das gilt in jüngster Zeit auch für die in Handwerk und Industrie getragene Berufsbekleidung, wie DBL in Zirndorf berichtet. Da die Unisexkombination aus Latzhose und Bundjacke immer häufiger der Verbindung aus Bundhose, Hemd oder Shirt weicht, müssen die Kollektionen um gut geschnittene Artikel für Damen ergänzt werden.

Ein leasingtaugliches Sortiment zeichnet sich weiterhin durch eine gelungene Kombination der verwendeten Materialien aus. Werden etwa unterschiedliche Farben zusammengesetzt, muss gewährleistet sein, dass sie sich durch Ausbluten nicht gegenseitig überlagern. Das gilt insbesondere bei der Verbindung von hellen mit sehr dunklen Tönen oder dunklen Kontrastfarben mit fluoreszierenden Materialien. Aber auch farbige Biesen oder Applikationen können einem Mietservice durch Farbstoffmigration großen Ärger bescheren. Ein Materialmix entsteht allerdings auch durch die Verarbeitung unterschiedlicher Grundgewebe. In einem solchen Fall muss die Qualität der Stoffe aufeinander abgestimmt werden, um eine gegenseitige negative Beeinflussung, beispielsweise durch ein unterschiedliches Schrumpfverhalten, auszuschließen. Auch die Pflegeeigenschaften gehören zu den Funktionen, die eine leasingfähige Bekleidung erfüllen muss. Flecken und Verschmutzungen müssen bei den üblichen Waschverfahren möglichst vollständig entfernt werden können. Nachrüstungen wie eine wasser- oder schmutzabweisende Veredlung müssen bei Bedarf aufgefrischt werden können. Und Waschfalten und
-knitter müssen innerhalb der standardisierten Trocknungsprozesse geglättet werden können. Aus diesem Grund sind Mischgewebe aus einer Polyester-Baumwolle-Mischung (65/35) in leasingfähigen Kollektionen sehr beliebt. Denn sie besitzen im Finisher ein gutes Selbstglättungsverhalten. Allerdings zeichnet sich bei den „schweren“ Geweben zurzeit ein Trend zum höheren Baumwollanteil ab. Doch da die Warenglätte bei der aus solchen Baumwolle-Polyester-Mischungen (60/40) gefertigten Bekleidung nicht das wesentliche Qualitätskriterium ist, kann die Wäsche auch in einem Tumbler getrocknet werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei industrietauglicher Berufsbekleidung ist die Reparaturfähigkeit. Da eine Montur für den Mietservice nämlich erst mit einer höheren Zahl von Tragezyklen rentabel ist, müssen kleinere Schäden, die beim Gebrauch auftreten können, schnell repariert werden können. Das Fixieren von Taschen, das Einsetzen von Verschlüssen, der Austausch zerstörter Gewebepartien oder der Ersatz von Reflexstreifen muss innerhalb kurzer Zeit vonstatten gehen. Das gilt auch für aufwändigere Artikel wie etwa der membranbasierten Wetterschutzkleidung. Trotz Innenfutter müssen Reparaturen, Änderungen und das Abdichten der Nähte jederzeit möglich sein. Doch es sind nicht nur technische und funktionelle Anforderungen, denen die Bekleidung für den Berufsalltag gerecht werden muss. Sie muss auch mit der Zeit gehen und wichtige Trends berücksichtigen. Bei Schutzbekleidung kommt dieser Aspekt weniger zum Tragen als etwa bei der Garderobe für den Verkauf. Dennoch sind auch hier modische Einflüsse sichtbar. Auf der A+A 2007 wurde beispielsweise eine Schweißerschutzbekleidung in Denim-Stil präsentiert. Aber auch das gestiegene Bewusstsein der Arbeitgeber für die Gefährdungen am Arbeitsplatz verändern nach den Erfahrungen von Kansas und Fristads (beide Norderstedt) die PSA. So wird Schutzbekleidung multifunktional, um möglichst viele Gefahren mit einer einzigen Bekleidung abwehren zu können. Und da die Haftung für die Gebrauchstüchtigkeit der PSA bei Abschluss eines Mietvertrags auf das Leasingunternehmen übergeht, ist zukünftig auch mit einer steigenden Inanspruchnahme der Dienstleistung zu rechnen.

Im Bereich der Arbeitsbekleidung sind modische Tendenzen stärker spürbar. So kamen in den letzten Jahren strukturierte Stoffe für neue Optiken und elastische, leasingtaugliche Gewebe für ein figurbetonenderes Outfit in Mode. Das Farbenangebot stieg und Unidesigns wurden, wie bei C.G. Workwear in Bad Aibling, um hochwertige, edle Streifenmotive und frische Karos ergänzt. Gleichzeitig setzte sich in Skandinavien ein Trend zu Casual-Wear durch. Jeansstoffe und bequeme Shirts – uni oder mit Ringelstreifen – zogen etwa bei Nybo Jensen aus Viborg in das Berufsbekleidungssortiment für mobile Pflegedienste ein. Im Gesundheitswesen wiederum geben immer häufiger funktionelle Textilien den Ton an, wie die Borch Textile Group im dänischen Slagelse beobachtet. Vor allem Geweben mit selbstreinigenden Oberflächen prophezeit das Unternehmen im Gesundheitssektor eine gute Zukunft, während hygienesensible Bereiche in der Lebensmittelindustrie zukünftig von antimikrobiellen Geweben profitieren werden. Und da weder die Mode noch die Entwicklungsabteilungen der Gewebehersteller stillstehen, wird sich auch die leasingfähige Bekleidung für den Beruf stetig weiterentwickeln.

Dipl.-Ing. Sabine Anton-Katzenbach