Ökologischer Kleiderbügel für die Reinigung Der Draht bekommt Konkurrenz

Die Ökobilanz verbessern und gleichzeitig Kosten sparen? Matthias Bauer hat eine Idee umgesetzt, von der bereits mehr als 1.000 Textilreinigungen profitieren: Im Oktober lancierte der ehemalige Marketingleiter von n-tv mit dem Greenhanger einen Kleiderbügel aus Pappe auf dem Markt.

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    Matthias Bauer mit seinem patentierten Ökokleiderbügel.Fotos: Stefan Maria Rother/Greenhanger
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    Die Werbefläche auf den Bügeln haben sich bereits mehrere Unternehmen gesichert.

Der Draht bekommt Konkurrenz

An den Drahtkleiderbügeln aus der Reinigung haben den Unternehmer nicht nur die scharfen Kanten gestört. „20 Jahre brauchen Drahtgestelle um zu dekompostieren“, erklärt er. Eine Milliarde Drahtkleiderbügel und damit 25 Millionen Kilogramm nicht recycelbares Material landen jedes Jahr allein in Deutschland auf der Mülldeponie. Nicht nur eine Belastung für die Umwelt, mit einem Stückpreis von rund vier Cent auch ein Posten auf der Kostenseite der Textilreinigung. Das könnte sich jedoch bald ändern. Seit Oktober ist der ökologische Kleiderbügel Greenhanger des gleichnamigen Unternehmens auf dem Markt. Aus 100 Prozent recycelter Wellpappe produziert, kann er vom Verbraucher bequem in der Papiertonne entsorgt werden und durchläuft so den Recyclingkreislauf von Neuem.

„Ein Beitrag zur Verbesserung der Ökobilanz“, meint Bauer. Und ebenfalls ein Beitrag zur Kostensenkung, denn die Pappkleiderbügel sind umsonst. „Für den Reiniger fallen keine Kosten an, da der Bügel auch gleichzeitig Werbeträger ist“, erklärt der Unternehmer. Ein Konzept, das aufgeht: Namhafte Unternehmen wie der Versandhändler Otto oder die Kinokette Cinestar haben sich die Werbeflächen bereits gesichert. Denn gerade die Kunden der Textilreiniger sind eine attraktive und somit interessante Zielgruppe. „Die meisten Kunden sind Besserverdiener“, weiß Bauer. Etwa 60 Prozent sind nach Kenntnis des Unternehmens Männer. Die meisten sind zwischen 25 und 50 Jahre alt und verfügen über ein Nettoeinkommen von mehr als 3.000 Euro. Die weiblichen Kunden der Wäschereien und Reinigungen sind entweder berufstätig oder als Hausfrau innerhalb ihrer Familie Entscheidungsträger für den familiären Konsum. Weibliche wie männliche Kunden sind konsumfreudig und markenaffin. Zwei Bedingungen sollten Reinigungen und Wäschereien erfüllen, wenn sie die Pappbügel nutzen möchten: Die Werbung ist manchmal nur für Frauen oder nur für Männer gedacht. Das Personal muss also den jeweiligen Greenhanger für die entsprechenden Kleidungsstücke einsetzen. Außerdem muss der Reiniger, nachdem eine Greenhangerbox (diese enthält 500 Stück) verbraucht ist, ein Fax an das Unternehmen senden. „Das dient uns als Nachweis für den Werbekunden“, erklärt Bauer. Doch wie macht sich der Pappbügel in der Praxis? „Wir haben ein halbes Jahr lang getestet, um ein marktfähiges Produkt herauszubringen“, sagt Matthias Bauer. In 30 Testreihen wurde der Bügel verschiedenen klimatischen Bedingungen ausgesetzt und mit unterschiedlich schweren Textilien belastet. „Das Ergebnis ist ein patentierter Bügel, der gegen Feuchtigkeit resistent ist und nahezu alle Textilien aushält. Nur bei schweren Mänteln empfehlen wir, zwei Bügel einzusetzen“, sagt Matthias Bauer.

Von Anfang an hat Bauer mit einem Mann der Praxis zusammengearbeitet. Matthias Lorenz, Geschäftsführer der Alfa Reinigung im Hamburger Alstertal-Einkaufszentrum und Sprecher der 20 Alfa-Reinigungen in Hamburg, war bereits in der Testphase dabei. „Die große Mehrheit unserer Kunden ist sehr angetan vom neuen Ökobügel. Wir senken nicht nur unsere Kosten, sondern profilieren uns auch einmal mehr als umweltbewusste Betriebe.“ 1.000 weitere Betriebe nutzen den Pappbügel nach Angaben des Unternehmens bereits.

Um auch den Kunden der Textilreinigungen und Wäschereien die Idee zu erklären, die hinter dem Konzept steht, erhalten die Reinigungen ein Welcome-Package, bestehend aus einem Aufsteller, einem Aufkleber für die Ladentür und Flyern, natürlich aus recyceltem Papier.

Um noch mehr Wäschereien und Reinigungen von den Vorteilen des Pappbügels zu überzeugen, ist das junge Unternehmen eine Kooperation mit dem Fachgroßhändler Hans-Joachim Schneider GmbH eingegangen. Als Logistikpartner wird dieser die Ökobügel ausliefern. „Mit diesem Unternehmen haben wir einen Partner gefunden, der zukunftsorientiert denkt, offen ist für innovative Ideen und eine sehr gute Positon auf dem Markt hat“, sagt Bauer.

Bedeutet dieses Konzept nun das Aus für den Drahtkleiderbügel? „Der Drahtkleiderbügel ist ein Standard, mittelfristig wollen wir ihn natürlich ersetzen, aber so schnell geht das nicht“, meint der Unternehmer. Für die Zukunft hat das junge Unternehmen einiges vor: Der Greenhanger soll auch über die Landesgrenzen hinaus in Österreich und der Schweiz etabliert werden. ve