Forschung zu OP-Textilien Die bessere Alternative ist Mehrweg

Mehrweg oder Einweg? Diese Frage müssen sich Krankehäuser und Pflegeeinrichtungen beim Textil­management stellen. Innovative Mehrwegschutztextilien wie z.B. OP-Textilien sind durch optimalen Komfort und verlängerte Haltbarkeit oft die bessere Alternative.

  • Bild 1 von 2
    © Hohenstein Institute
    Links Mit Hilfe der thermischen Gliederpuppe „Charlie“ lassen sich Kennzahlen zum Wärme- und Feuchtemanagement (Wärmeisolation und Atmungsaktivität) sowie der Feuchtetransport von Bekleidung aller Art ermitteln. Fotos: Hohenstein Institute
  • Bild 2 von 2
    © Hohenstein Institute
    Oben Um die Interaktion zwischen Körper, Klima und Bekleidung zu untersuchen, finden zahlreiche Versuche in der Klimakammer unter praxisnahen Bedingungen statt.

3 Damit Mehrwegschutztextilien wie beispielsweise OP-Textilien ihrer Aufgabe gerecht werden, müssen sie bestimmten Anforderungen genügen. Die primäre Funktion von OP-Textilien wie OP-Wickelkittel oder OP-Abdeckungen ist ihre Barrierewirkung, also die Vermeidung des Keimtransfers zwischen OP-Team und Patient. Einwegprodukte leisten hinsichtlich ihrer primären Funktion dasselbe wie Mehrwegprodukte, haben aber, betrachtet man das Gesamtpaket, entscheidende Nachteile. Mehrweg-OP-Textilien punkten vor allem dann, wenn bei hohem Schutzniveau ein thermo-physiologischer Tragekomfort gefragt ist. Zudem zeigen sie sich im Gebrauch umweltfreundlicher, da sie – ganz im Gegensatz zu Einweg-OP-Textilien – kein riesiges Abfallvolumen erzeugen. Gerade dieses Thema erlangt im Gesundheitswesen immer mehr Bedeutung, denn: Im Sinne der Abfallvermeidung greift seit dem Inkrafttreten des Kreislaufwirtschaftsgesetzes im Jahre 2012 auch in Krankenhäusern die Vorgabe, Wertstoffe eine möglichst lange Zeitperiode im Wirtschaftskreislauf zu belassen.

Tragekomfort und physiologische Funktionen

Zur Stärkung der positiven Aspekte von Mehrwegschutztextilien haben Wissenschaftler der Hohenstein Institute im Rahmen einer Forschungskooperation OP-Textilien mit verbessertem Tragekomfort durch optimierte textiltechnologische und physiologische Funktionen entwickelt. Gleichzeitig forschte der Projektpartner wfk – Cleaning Technology Institute e.V. an spezifisch konzipierten schonenden Wiederaufbereitungsverfahren, um den dauerhaften Erhalt der Funktionen dieser Textilien zu gewährleisten. Um die vergleichsweise höheren Anschaffungskosten von Mehrwegschutzbekleidung auszugleichen, müssen diese mindestens 50 Gebrauchs- und Wiederaufbereitungszyklen durchlaufen. „Dabei“, schildert Projektleiterin Dr. Bianca-Michaela Wölfling von den Hohenstein Instituten, „muss immer darauf geachtet werden, dass die Mehrwegschutztextilien nicht an Tragekomfort einbüßen. Denn der Tragekomfort ist gerade das Charakteristikum, das sich neben der Umweltfreundlichkeit von Einwegtextilien positiv abgrenzt. Mit den innovativen Mehrwegschutztextilien bietet Mehrweg nun echten Mehrwert.“

Aufbereitung mit Niedrigtemperatur

Denn einerseits ermöglichen ressourcensparende Niedrigtemperatur-Desinfektionsverfahren Einsparpotenziale bei der Wiederaufbereitung der Mehrwegschutztextilien, andererseits kann durch die reduzierte Waschtemperatur und -mechanik nicht nur eine verlängerte Lebensdauer um rund 25 Prozent erreicht werden, sondern gleichzeitig auch noch der durchgängige Erhalt der Funktionen. Dr. Wölfling verdeutlicht: „Das bedeutet, dass sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis dieser Mehrweg-OP-Textilien durch die erwartete Verlängerung ihrer Lebensdauer auf nun rund 75 Gebrauchs- und Wiederaufbereitungszyklen klar verbessert.“

Forschungsergebnisse übertragen

Die durchweg positive Perspektive von Mehrwegschutztextilien durch die vielversprechenden Ergebnisse dieses Forschungsprojekts erstreckt sich keineswegs ausschließlich auf Mehrweg-OP-Textilien, so die Hohensteiner Forscher, sondern wird derzeit auch auf andere Mehrwegprodukte wie beispielsweise Stationsbekleidung übertragen.

Infos: www.hohenstein.de