"RWin 2009"-Gewinner: BIM Textil Mietservice Betriebshygiene in Gerstungen Ein preisgekröntes Erfolgskonzept

Am 23. Mai wurde die BIM Textil Mietservice Betriebshygiene GmbH in Gerstungen bei Eisenach mit dem Branchenpreis „RWin“ ausgezeichnet. Ausgeprägte Kundenorientierung, eine beispielhafte Nachfolgeregelung und besonders die Gesamtheit konsequent umgesetzter Maßnahmen hattendie Jury überzeugt.

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    Firmengründer Hans Ludwig Wagner (re.) und sein Sohn und Nachfolger Martin Wagner.
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    3Zur Rundumversorgung von gewerblichen Kunden gehört auch ein Schmutzfangmattenservice.
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    1Die Industrietücher werden in der eigenen Weberei hergestellt.
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    2Energieersparnis durch intelligente Technik.

Ein preisgekröntes Erfolgskonzept

Genau zwanzig Jahre ist es her, als bei BIM die Kapazitäten beängstigend eng wurden. „Durch die Öffnung der innerdeutschen Grenze nahm der Bedarf an Berufsbekleidung, Industrietüchern und Schmutzfangmatten plötzlich immens zu“, erinnert sich Hans Ludwig Wagner. Der Textilreinigermeister hatte in den achtziger Jahren im hessischen Wildeck eine Textilreinigung eröffnet. „Schon damals kündigte sich aber der Trend zum professionellen Mietservice für gewerbliche Kunden an“, so der Unternehmer. Deshalb strukturierte er seinen Betrieb mit zehn Mitarbeitern frühzeitig vom Privatkundengeschäft zum Dienstleister für Unternehmen um.

Im benachbarten Thüringen gelang es ihm schnell, Existenzgründer und westdeutsche Unternehmen, die dort damals neue Niederlassungen gründeten, von seinem professionellen Know-how zu überzeugen. Hans Ludwig Wagner: „Eine Betriebserweiterung war unumgänglich.“ Er hatte die Wahl zwischen seinem unmittelbar an der ehemaligen Grenze gelegenen Heimatort und dem soeben erst ausgewiesenen Gewerbegebiet im benachbarten Gerstungen. „Wegen der besseren Konditionen entschieden wir uns für einen Standort im Wartburgkreis“, so der Unternehmer.

Gemeinsam mit Sohn Martin, der gelernter Großhandelskaufmann und Textilreinigermeister und seit 1990 im Unternehmen ist, eröffnete Hans Ludwig Wagner 1995 den neuen Betrieb, die BIM Textil Mietservice Betriebshygiene GmbH. „Das Logo ,BIM‘ bringt unsere komplette Dienstleistungspalette auf den Punkt, nämlich ,Berufskleidung, Industrietücher und Schmutzfangmattenservice‘“, erläutert Martin Wagner.

Mittlerweile beliefert das Unternehmen 1500 Großkunden und kleinere Betriebe in ganz Deutschland sowie in den angrenzenden EU-Ländern. Hans Ludwig Wagner: „Wir vermieten nicht nur textile Berufskleidung an Handel, Handwerk und Industrie, sondern ergänzen diese auch mit normengerechten Sicherheitsschuhen und anderen für den Arbeitsschutz vorgeschriebenen Artikeln.“

Die Kunden haben die Wahl zwischen der spezifischen Berufskleidung ihres Unternehmens im Corporate Design oder der BIM-Kollektion vom Overall bis zum Business-Anzug. Martin Wagner: „Für unsere Berufskleidung haben wir schon von Anfang an immer wieder ,Extravaganzen‘ wie zum Beispiel Handytaschen an den Overalls entwickelt.“ Darüber hinaus werden je nach Kundenwunsch branchenspezifische Embleme, Firmenlogos, Namen und andere Applikationen aufgenäht. Auch ein Schrankservice gehört zur Dienstleistung aus einer Hand. In der Wäscherei sind sechzig Mitarbeiter in drei Schichten beschäftigt. Der Maschinenpark umfasst fünf Waschschleudermaschinen von Milnor mit 30 bis 250 kg Fassungsvermögen. Sie werden zentral gesteuert. Nach dem Trockenprozess wird die Ware in einem Tunnelfinisher von Kannegiesser weiterbearbeitet. Die Dosieranlage DF1 Driver Flow von Christeyns gewährleistet einen effizienten Chemieeinsatz. Die Teile, allesamt mit Patch-Etiketten und Chips von Data-Mass gekennzeichnet, werden manuell kontrolliert und zusammengelegt.

Für Reparaturen stehen fünf Nähplätze zur Verfügung. „Bereits im Stammhaus hatten wir in dieser Abteilung Steharbeitsplätze eingeführt“, erläutert Martin Wagner. Nach anfänglicher Skepsis seien die Mitarbeiterinnen von diesem System begeistert, weil es im Vergleich mit den traditionellen Sitzplätzen körperlich entlastet. Die Textilreinigung ist mit drei Böwe-Maschinen auf PER-Basis ausgestattet. Hans Ludwig Wagner: „In zwei Maschinen wird Garderobe gereinigt, die dritte benutzen wir überwiegend für die Reinigung von Arbeitshandschuhen.“ Um den gewerblichen Kunden von Anfang an eine komplette Textilversorgung aus einer Hand anbieten zu können, hatte Firmengründer Wagner sie schon von Wildeck aus mit Industrietüchern beliefert. Damals allerdings noch im Lohnwaschverfahren. Seit neun Jahren werden sie in Eigenregie gewebt und gewaschen: „Im Jahr 2000 gründete ich einen eigenen Betrieb mit Weberei und Spezialwäscherei für Industrietücher“, berichtet Martin Wagner. In seinem Unternehmen arbeiten vierzig Beschäftigte in drei Schichten.

Das „Herzstück“ der Putztuchwäscherei ist eine Senking-Waschstraße mit vierzehn Kammern. Ein Novum ist indessen der geschlossene Wasser- und Energiekreislauf, den die Unternehmer selbst entwickelt haben und patentieren ließen. Hans Ludwig Wagner: „In einer Verdampfungsanlage wird das Abwasser komplett verdampft. Nachdem der Dampf heruntergekühlt worden ist, kann das ,Kondensat‘ für die nächste Wäsche genutzt werden.“ Weil unter diesen Bedingungen eine Erwärmung des Waschwassers überflüssig ist, wird Energie eingespart.

In einer angeschlossenen Brennanlage erfolgt die thermische Entsorgung der abgelagerten Schadstoffe bei einer Temperatur von 820 Grad. Die warme Abluft wird durch ein Rohrsystem für die Verdunstung des Abwassers geleitet. „Die hohe Temperatur im Brenner erreichen wir wiederum durch die Nutzung der in den Putztüchern enthaltenen chemischen Substanzen als Brennstoffe“, erklärt Hans Ludwig Wagner.

Der Waschprozess für die Industrietücher wird durch ein Programmiersystem S7 von Siemens gesteuert. Weil dieses System aber auch in der Wäscherei für Berufskleidung angewandt wird, ist jederzeit ein Überblick über die Prozesse im gesamten Betrieb möglich. Die Behälter für die Industrietücher wurden im Unternehmen entwickelt und entsprechen den strengen Vorschriften für den Transport von Gefahrgut. Sechs Lkw der neuesten Generation stehen bereit, um die Tücher separat von der Berufskleidung sicher und umweltschonend zu transportieren.

Bemerkenswert ist auch das Corporate Design des Unternehmens. Eigentlich eher untypisch für die Branche, dominiert in den Betriebsgebäuden, in der Werbung sowie auf den Geschäftsdrucksachen ein freundliches BIM-Grün. „Diese Farbe kennzeichnet unser Unternehmen von Anfang an“, unterstreicht Hans Ludwig Wagner. Weil damals schon Mitbewerber „wäschereitypische“ Farbtöne verwendet hatten, habe er Grün gewählt, das ja auch Symbol für die Hoffnung und den Optimismus ist, so der Textilreinigermeister schmunzelnd.

Seinen ersten Firmenwagen hatte er noch selbst abgeschmirgelt und neu gespritzt. „Die Buchstaben habe ich damals aus DC-fix-Folie ausgeschnitten“, erinnert sich der Firmengründer. Um eine Höhe von über siebzig Zentimeter zu erreichen, projizierte der findige „Tüftler“ das Logo mit dem Diaprojektor an die Wand, kopierte es mit dem Bleistift und schnitt Buchstabe für Buchstabe akribisch aus. Seine erste Waschmaschine hatte er aus den Teilen zweier gebrauchter Maschinen zusammengebaut.

Klar, dass die BIM Textil Mietservice Betriebshygiene GmbH auch zertifiziert wurde. ISO 9001 und ISO 14001 sind ja mittlerweile für jedes ernst zu nehmende Unternehmen obligatorisch. Der Gerstunger Betrieb erfüllt überdies seit 1998 als eine der ersten Wäschereien in Deutschland den Europäischen Umweltstandard EMAS und wurde erst voriges Jahr nach dem Arbeitsschutzmanagementsystem AMS zertifiziert.

Erst als die beiden Unternehmer sich für den Branchenpreis „RWin“ bewarben, wurde ihnen der rasante, aber stets stabile Wandel vom Kleinbetrieb zum leistungsstarken Dienstleister mit internationalem Kundenkreis bewusst. Am 1. Juli übernahm Martin Wagner auch die Geschäftsführung für das Segment Berufskleidung, Schmutzfangmatten, Betriebshygiene und trat damit die Unternehmensnachfolge an. Aber auch im Unruhestand wird der Senior weiterhin mit seinen innovativen Ideen zu Erfolg und Wachstum des Unternehmens beitragen.Reinhard Wylegalla