Fachverband für Wäscherei-, Textil- und Versorgungsmanagement e.V. (FWL) Einblick in die Praxis der Kollegen

Mitte April trafen sich die Landesgruppen Bayern und Baden-Württemberg des Fachverbands fürWäscherei-, Textil- und Versorgungsmanagement (FWL) zur Regionaltagung Süd. Die Besichtigung der Zentralwäscherei des Psychiatriezentrums „Die Weissenau“ war einer der Höhepunkte der Veranstaltung.

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    Die Teilnehmer vor dem Wäschereigebäude aus dem Jahr 1928.Fotos: Rauch
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    Im Jahr 2007 schaffte die Zentralwäscherei eine neue Mangel an.
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    Hubert Dullenkopf führte die Besucher durch die Wäscherei der „Weissenau“.
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    Die RFID-Chips im Größenvergleich.
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    Vom Taschentuch bis zur Matratze – täglich werden 15.000 Einzelteile bearbeitet.

Einblick in die Praxis der Kollegen

Die diesjährige Regionaltagung Süd des Fachverbands für Wäscherei-, Textil- und Versorgungsmanagement e.V. (FWL) fand in einer Schwimmhalle statt. Doch Badehose und Handtuch konnten getrost zu Hause bleiben – die insgesamt 48 Teilnehmer trafen sich in dem zum Tagungsraum umgebauten ehemaligen Hallenbad des Südwürttembergischen Zentrums für Psychiatrie (ZfP) „Die Weissenau“ bei Ravensburg.

Rolf Haase, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern und Schulungsreferent des FWL, eröffnete die Veranstaltung. Er freue sich darüber, dass der FWL diesmal in der geschichtsträchtigen Anlage der ZfP Weissenau, einem alten Kloster, untergekommen sei. Aus den eigenen vier Wänden herauszukommen, biete immer wertvolle Anregungen und schütze vor Betriebsblindheit.

„Als mich beim Tag der offenen Tür im letzten Jahr Günter Maier vom FWL gefragt hat, ob ich hier in der Weissenau die nächste Regionaltagung organisieren könne, war ich erst mal baff“, begrüßte Hubert Dullenkopf, Leiter der Zentralwäscherei des Psychiatriezentrums, die Teilnehmer. Sein Einsatz und seine Bemühungen haben sich gelohnt: Die FWLer verbrachten einen interessanten Tag mit Vorträgen, anregendem Erfahrungsaustausch untereinander und nicht zuletzt der Besichtigung der Zentralwäscherei.

Der erste Vortrag widmete sich dem Thema „RFID – Technik, Chancen und Grenzen für Wäschereien und Textilreinigungsbetriebe“. Referent Thomas Menzel aus Kreischa erläuterte, wie die „Radio Frequency Identification“ oder „Funkerkennung“ funktioniert und welche Anwendungen sowie Optimierungsmöglichkeiten sie im Wäschereibereich bietet. Mit der RFID-Technologie können Daten gelesen werden, ohne diese Daten berühren oder direkt sehen zu müssen: Ein Lesegerät baut ein elektromagnetisches Feld auf, das von einem Chip, dem Transponder, empfangen wird. Im Chip werden bestimmte Daten wie Warennummern oder Pflegehinweise abgefragt. Die Daten sendet der Transponder dann zum Lesegerät, das diese auswertet.

Im Vergleich zu Barcodes bietet die RFID-Technologie viele Vorteile: Die Chips sind unempfindlich gegen äußere Einflüsse wie Schmutz oder Abrieb – sie verschleißen praktisch nicht. Chips im Low- und High-Frequency-Bereich sind unempfindlich gegen Nässe. Auch Waschtemperaturen von 95 °C oder Finishing und Desinfektion machen ihnen nichts aus. Für Wäschereien wird mit der RFID-Technologie das Handling der Wäsche einfacher: Die Identifizierung der im Wäschesack angelieferten Waschstücke geht laut Thomas Menzel „rasend schnell“. Verschiedene akustische Signale zeigen an, mit welcher Temperatur ein Wäschestück gewaschen werden soll. Ganze Wäschesäcke können so durch Tunnel gefahren und alle Stücke identifiziert werden. Auch sind die Anforderungen an das Bedienpersonal geringer als beim Verwenden von Barcodes. Bei jedem Wäschestück kann außerdem die genaue Anzahl bereits erfolgter Wäschen festgestellt werden, was sich besonders bei kostenintensiver OP-Wäsche auszahlt.

„Die RFID-Technologie hat aber nicht nur Vorteile“, erklärte Thomas Menzel. Zum einen erkennt sie die rote Socke im Weißwäschesack nicht. Zum anderen ist die Ausrüstung der Wäsche mit RFID-Chips teurer als die mit Barcodes. Schafft eine Wäscherei zum Beispiel 20.000 RFID-Chips an, kostet sie das Stück 70 bis 80 Cent. Ein Lesegerät kostet zwischen 600 und 12.000 Euro. In vielen Fällen muss auch vorhandene Software erweitert oder neue angeschafft werden, um zum Beispiel die Pulkerkennung nutzen zu können. Für kleinere Wäschereien scheidet die RFID-Technik daher oft schon allein aufgrund der Kosten aus. Dazu kommen Bedenken der Kunden hinsichtlich des Datenschutzes sowie eventuelle gesundheitliche Risiken durch die alltägliche Nähe des Wäschereipersonals zu den elektromagnetischen Feldern des Lesegerätes. Doch muss man beachten, dass die RFID-Technik noch in den Kinderschuhen steckt: Preissenkungen und weitere technische Verbesserungen sind zu erwarten.

Nach diesem Ausflug in die Welt des technisch Möglichen, zeigte Hubert Dullenkopf den Kollegen die Zentralwäscherei des Psychiatriezentrums, die in einem Wirtschaftsgebäude aus dem Jahr 1928 untergebracht ist. „Kein Mensch käme heute auf die Idee, in diesen engen Räumen eine Wäscherei zu betreiben“, charakterisierte der Wäschereileiter die Platznöte seines Betriebs. Trotz der Enge, die die Besucher dicht gedrängt erlebten, bewältigt die Wäscherei pro Jahr rund 1.000 t Wäsche, das sind 3,5 t pro Arbeitstag. Täglich werden zirka 15.000 Einzelteile bearbeitet – vom Taschentuch oder Büstenhalter bis zur Matratze. 70 Gitterwagen verlassen jeden Tag das Gebäude, im Gegenzug liefern die Servicefahrer bis zu 5 t Schmutzwäsche an. Neben der Bewohnerwäsche des Psychiatrieverbunds wäscht der Betrieb für rund 30 externe, regelmäßige Kunden – intern rückläufige Stückzahlen werden durch externe Aufträge kompensiert. Die Wäscherei mit insgesamt 27 Mitarbeitern erwirtschaftet so mehr als drei Millionen Euro Umsatz im Jahr. Damit nicht nur der Umsatz, sondern auch der Gewinn stimmt, investiert die Wäscherei fortlaufend in neue Technik und versucht Kosten zu senken – zum Beispiel durch automatische Waschmitteldosierung oder Kreislaufführung des Brauchwassers. Stolz erzählte Dullenkopf, der mit Herz und Seele in seinem Beruf aufgeht, von der Modernisierung der Wäscherei vor wenigen Jahren: Durch einen Mauerdurchbruch mussten damals die neuen Maschinen für die moderne Waschstraße in das Wäschereigebäude gebracht werden. Mit einer Michaelis und einer kleinen Elektrolux, die im Dauerbetrieb liefen, habe die Wäscherei während dieser Zeit den Betrieb aufrechterhalten – nicht 1 kg Wäsche musste nach außen gegeben werden. Im zweiten Vortrag beschrieb Andreas Langer von der Firma Kannegiesser aus Vlotho Energieeinsparmöglichkeiten in Wäschereien. Optimierungsansätze liegen hier zum einen in der Minimierung des Wassereinsatzes und dem damit verbundenem Einsparen von Heizenergie beim Waschprozess. Zum anderen sollte beim Trocknen und Finishen die Frischluftzufuhr verringert werden. Beim Mangeln spart der Einsatz von Umluft und das Vermeiden des Übertrocknens Energie. Langers Fazit: Der Gesamtenergieverbrauch lässt sich nur dann entscheidend verringern, wenn das Gesamtsystem optimiert und jeder Einzelprozess auf Einsparmöglichkeiten untersucht wird.

Die Regionaltagung schloss mit den Wahlen zum Vorsitzenden der Landesgruppen Bayern und Baden-Württemberg. Rolf Haase stellte sich als Vorsitzender der Bayern nach 15 Jahren Amtszeit nicht mehr zur Wahl, denn „jetzt sollen die Jüngeren drankommen“. So wählten die insgesamt elf anwesenden Stimmberechtigten der Landesgruppe Bayern Martin von Mulert, stellvertretender Leiter der Zentralwäscherei des Klinikums Augsburg, zu ihrem neuen Vorsitzenden. Neuer stellvertretender Landesvorsitzender wurde Georg Bogenhauser. Die anwesenden sechs Stimmberechtigten der Landesgruppe Baden-Württemberg bestätigten ihren Vorsitzenden Günter Maier von der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Gmünd im Amt. Als neue stellvertretende Landesvorsitzende wählten sie Gerlinde Birk vom Klinikum in Schwäbisch Gmünd.Sandra Rauch