Interview mit Tina Mieliß Eine Textilreinigerin ist beste Gesellin Deutschlands

Tina Mieliß heißt die Siegerin des Leistungswettbewerbs des Deutschen Handwerks. Im Interview verrät sie R+WTextilservice, dass sie nie Textilreinigerin werden wollte und warum sie die Auszeichnung überrascht hat.

Tina Mieliß mit Familie
Die Siegerin des Leistungswettbewerbs des Deutschen Handwerks Tina Mieliß (zweite von li.) wollte eigentlich nie Textilreinigerin werden. - © Mieliß

Nur eineinhalb Jahre hat Tina Mieliß für ihre Ausbildung als Textilreinigerin gebraucht. Trotzdem zählt die 23-jährige Gesellin zu den besten jungen Handwerkern des Landes: Sie wurde mit dem ersten Preis des Leistungswettbewerbs des Deutschen Handwerks „PWL – Profis leisten was“ ausgezeichnet.

Die Gewinnerin erzählt R+WTextilservice, wie es für sie war, den ersten Preis zu gewinnen, wie sie überhaupt zu ihrem Beruf gekommen ist und was sie für die Zukunft noch vorhat.

R+WTextilservice: Wie war es für Sie, als Sie von Ihrem Sieg erfahren haben?

Tina Mieliß: Nach der Ausbildung hatte ich bald Bescheid bekommen, dass ich Landessiegerin bin. Die Innung in Schleswig-Holstein hatte uns das mitgeteilt. Das war für mich erstmal sehr überraschend. Ich habe damit nicht gerechnet. Ich habe die Ausbildung in eineinhalb Jahren gemacht statt in den üblichen drei Jahren, die man eigentlich zum Textilreiniger ausgebildet wird. Mein Ziel war eigentlich nur, ziemlich schnell die Ausbildung fertig zu machen.

Dann haben Sie sich auch für den Bundeswettbewerb beworben?

Genau, ich habe mich dahinter geklemmt und später erfahren, dass ich mich direkt qualifiziert und anhand meiner Leistungen auch gewonnen habe.

Waren Sie aufgeregt, als Sie erfahren haben, dass Sie bundesweit Erste waren?

Ja, ich habe mich gefreut. Es ist für mich etwas Besonderes, dass ich den Preis gewonnen habe. Und Aufregung? Ich war einfach glücklich, dass ich es geschafft habe.

War Textilreinigerin schon immer Ihr Traumberuf?

Nein, eigentlich gar nicht. Ich wollte den Beruf nie erlernen. Meine Eltern haben hier in Heide in Norddeutschland eine Großwäscherei. Da habe ich schon früh an meinen Eltern gesehen, dass man in der Branche viel arbeitet. Das hat den Beruf für mich als Kind zunächst nicht attraktiv gemacht. Ich habe mein Abitur 2014 absolviert und danach eine Bankausbildung abgeschlossen. In der Ausbildung habe ich schon gemerkt: Bank ist eigentlich auch nicht das, was ich möchte und habe dann doch mal geguckt, was ich noch machen kann.

Warum haben Sie sich für eine Ausbildung zur Textilreinigerin entschieden?

Meine Eltern haben zu der Zeit gerade mit dem Gedanken gespielt, ihren Betrieb zu vergrößern, also nochmal ein Gebäude zu bauen. Da habe ich gesagt: Dann möchte ich das Unternehmen gerne weiterführen.

Aber Textilreiniger ist kein geschützter Beruf. Jeder kann eine Wäscherei oder Reinigung führen aktuell. Deshalb habe ich gesagt: Wenn ich das Unternehmen übernehme, dann möchte ich das auch richtig machen. Also nicht nur irgendwie angelernt werden, sondern den Beruf von Grund auf lernen. Nur so hat man auch die Erfahrung und die Kenntnisse, die man wirklich dafür benötigt.

Tina Mieliß
Tina Mieliß wusste am Anfang ihrer Ausbildung nicht einmal wie man eine Waschmaschine anstellt. Jetzt ist sie beste Gesellin Deutschlands. - © Mieliß

Da haben Sie dann eine Ausbildung im elterlichen Betrieb begonnen?

Genau, ich habe geschaut, wie ich die Lehre möglichst schnell absolvieren kann. Ich habe am 1. Februar 2017 angefangen und bin schon ins erste Lehrjahr reingerutscht. Ich musste Anträge stellen auf Verkürzung. Aber da meine Noten nur im Einserbereich lagen, war das gar kein Problem. Dadurch konnte ich auf eineinhalb Jahre verkürzen. Viele in der Ausbildung haben gesagt, es würde daran liegen, dass ich aus einem Familienbetrieb komme – aber ich wusste vor meiner Ausbildung nicht einmal, wie man eine Waschmaschine anstellt. Ich habe festgestellt, dass ich wirklich Textilreinigerin sein möchte und es die beste Entscheidung war, eine Lehre zu beginnen. In diesem Beruf gehe ich voll und ganz auf.

Gibt es etwas, das Ihnen besonders viel Spaß macht?

Ich würde sagen, das, was ich aktuell mache. Momentan bin ich mit meiner Mutter der Produktionsleitung der Wäscherei. Eine Textilreinigung haben wir auch, da bin ich ebenfalls tätig. Aber die Arbeit in der Wäscherei – das ist das, was ich eigentlich machen möchte. Das passt zu mir und macht mir Freude.
Die Betriebsabläufe so zu koordinieren, dass alles funktioniert, die Touren so zu planen, dass die Kunden das bekommen, was sie auch sollen: Das hat viel mit Organisation zu tun. Das ist nicht nur stumpfes Arbeiten. Natürlich arbeite ich auch an der Mangeleingabe oder -ausgabe. Aber dass man überall mal ist und nicht jeden Tag das gleiche macht, das finde ich besonders. Und nachmittags mache noch ein bisschen Büroarbeit. Das ist der Ausgleich dafür, dass man am Tag eher körperliche Arbeit macht. Und dieses Gesamtpaket ist einfach unglaublich toll.

Haben Sie Pläne für Ihre Zukunft?

Der nächste Schritt ist bei mir der Meister. Ich habe mich gerade angemeldet, im April startete der Meister. Durch den Bundessieg bekomme ich voraussichtlich auch ein Stipendium.

Außerdem will ich die Wäscherei Mieliß Stück für Stück voranbringen, expandieren und größer werden, zusammen mit meinem Lebensgefährten und meinen Eltern. Meine Eltern führen den Betrieb jetzt in dritter Generation und wir bald in vierter. Das ist das, wofür wir das alles machen.


Aus- und Weiterbildungen für Textilreiniger im Überblick

Wer zu den Besten gehören möchte, sollte sich regelmäßig weiterbilden. Doch die Angebote sind vielfältig, so dass eine Entscheidung nicht immer leicht fällt. Oft sind vorher viele Fragen zu klären: Wer bietet überhaupt Kurse, Seminare und Weiterbildungen an? Wie flexibel ist die Weiterbildung? Muss ich vor Ort sein oder handelt es sich um einen Online-Kurs? Einen Überblick über die wichtigsten Aus- und Weiterbildungen für Textilreiniger finden Sie deswegen hier .