Dussmann-Wäscherei in Vietnam Erster Betrieb seiner Art im Land

Vor über zehn Jahren investierte die Dussmann-Gruppe in eine zentrale Küche im größten Krankenhaus von Vietnam. Nun sorgt der Dienstleister mit einer Wäscherei auch für saubere Wäsche in Kliniken – als erster Betrieb seiner Art im Land, der diese Dienstleistung extern anbietet.

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    In dem Betrieb wird auf 14.000 m2 in zwei Schichten gearbeitet.
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    Die derzeitig noch in der Krankenhauswäscherei angestellten Mitarbeiter sollen übernommen werden.
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    Noch ist jeder Vierte in Vietnam arbeitslos. In der neuen Wäscherei haben 100 Menschen einen Arbeitsplatz bekommen.
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    Künftig sollen in der Wäscherei auch OP-Textilien sterilisiert werden.
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    Doan Quoc Khanh (2.v.l.) und Peter Dussmann (2.v.r.) beim Rundgang durch den Betrieb.

Erster Betrieb seiner Art im Land

Die riesige Halle ist von leisem Surren erfüllt. Es riecht nach frischer Wäsche. Peter Dussmann im Sommeranzug legt den Zeigefinger auf den Knopf. Mit einem Knopfdruck wird er in zehn Sekunden den Startschuss geben, die Heißmangel sich nach einem leichten Ruck in Bewegung setzen. Es wird nicht das erste Mal sein, dass die Mangel ihre Arbeit aufnimmt. Die Wäscherei befindet sich bereits seit zwei Wochen im Probebetrieb. Aber für die mehr als 150 Gäste, die zur offiziellen Eröffnung gekommen sind, lässt es sich Peter Dussmann nicht nehmen, den Startschuss noch einmal zu inszenieren. Man merkt, er hat Freude daran, das vollendete Werk in Aktion zu sehen.

Das Werk ist laut Betreiber die modernste Großwäscherei Vietnams. Sie liegt in der Provinz Binh Duong, etwa 30 Kilometer östlich von Ho-Chi-Minh-Stadt, ehemals Saigon, dem Wirtschaftszentrum des Landes im Süden. Es ist eine aufstrebende Provinz, auf der Autofahrt in die Wäscherei kann man viele Großbaustellen bestaunen. Bei den meisten handelt es sich um Projekte ausländischer, oft australischer, Investoren. Auch Dussmann hat investiert, für rund fünfeinhalb Millionen Euro hat das Unternehmen die Wäscherei errichtet. Das ist die bislang größte Auslandsinvestition des Multidienstleisters.

„Ich sehe dieses Engagement auch als Beitrag für das vietnamesische Gesundheitswesen, als Teil meiner sozialen Verantwortung“, sagt Dussmann über seine Motive. Denn besonders Krankenhauswäsche wird hier verarbeitet, bis zu 20 Tonnen am Tag. Von den rund 30 Krankenhäusern der Region haben schon 14 Verträge mit Dussmann-Service geschlossen, darunter auch das größte Krankenhaus Vietnams, Cho Ray. „Es ist in vietnamesischen Krankenhäusern üblich, die Klinikwäsche selbst, zum Teil sogar mit der Hand zu waschen. Bislang gab es auch gar keine Wäschereien, die das professionell hätten erledigen können. Wir sind der erste derartige Betrieb im ganzen Land“, so Dussmann-Geschäftsführer Doan Quoc Khanh.

Der Direktor des Cho Ray Hospitals, Dr. Van Viët, war es auch, der dem Dienstleister die Errichtung der Wäscherei nahelegte. Im bisher üblichen Umgang mit der Wäsche sah er die größte Schwäche des vietnamesischen Gesundheitssektors. Gleichzeitig war er überzeugt davon, dass das Unternehmen, das seit 1995 in seinem Haus die Verpflegung und die Reinigung zu seiner Zufriedenheit erbringt, auch das richtige für die Wäsche des Krankenhauses sei. Das Herzstück der Wäscherei ist kaum zu übersehen, wohl aber zu überhören: Die vollautomatische Waschstraße mit 13 separaten Kammern, ein digitaler, in sich abgeschlossener Tunnel.

Wie ein Raumschiff steht sie da, knapp unter der hohen Hallendecke schwebend. Wie alle anderen Maschinen ist sie vom Maschinenhersteller Kannegiesser, Vlotho. Über eine Rampe, die gleichzeitig das Gewicht der Wäsche ermittelt, fährt die Wäsche in die Waschstraße ein. Weißes mit Weißem, Grünes zu Grünem. Nach Krankenhäusern getrennt, natürlich – wer sollte im Nachhinein alles wieder auseinandersortieren.

In jeder der Kammern, die ein Fassungsvermögen von je 54 Kilogramm haben, verbleibt die Wäsche 90 Sekunden, um dann in die nächste Kammer transportiert zu werden. Diese „Einbahnstraße“ verhindert indirekte Infektionen mit Keimen, die unter Umständen mit der Wäsche aus dem Krankenhaus eingeschleppt wurden. Je nach Gewicht wird die richtige Menge an Wasser, Desinfektionslösung und Waschchemikalien zugeführt. Pro Kilogramm Wäsche sind das fünf bis sechs Liter Wasser. Selbst das Abwasser erfüllt noch den höchsten vietnamesischen Hygienestandard mit dem schönen Namen TCVN 6980:2001.

Von der letzten Kammer der Waschstraße kommen die maximal 650 Kilogramm Wäsche in eine Presse. Dabei verlässt die Wäsche den Teil der Halle mit der unsauberen Wäsche, denn die beiden Bereiche für unsaubere und saubere Wäsche sind durch eine Schleuse voneinander getrennt. Dies erfordert der höchste Hygienestandard, dem sich der Dienstleister verpflichtet fühlt. Die Presse entzieht mittels eines Druckes von 400 Bar den Wäschestücken einen Teil der Feuchtigkeit, bis auf eine Restfeuchtigkeit von 45 Prozent. Von der Presse geht es für Laken, Bettbezüge und Handtücher – vollautomatisch – weiter in den Trockner. Die letzte Station für Laken und Bettbezüge sind die Mangeln, die die Wäschestücke automatisch einziehen und bis zu 900 Laken in der Stunde schaffen. Bekleidung, auch die OP-Kleidung, wird von Mitarbeitern auf Bügel gehängt, sie schaffen bis zu 1.000 Uniformteile pro Stunde, und dann mittels Tunnelfinisher und Pressen geglättet.

Zwischen all der Technik tummeln sich 50 Dussmann-Mitarbeiter/-innen. Eine von ihnen ist Thuy, 24. Ihr Name bedeutet „Wasser“. Viele junge Menschen haben hier in der Wäscherei eine Chance bekommen, am Wirtschaftsaufschwung Vietnams teilzuhaben. Noch ist jeder Vierte im Land arbeitslos, in dem jeder Zweite jünger als 20 Jahre alt ist.

Die Anlage umfasst 14.000 Quadratmeter, da wirkt selbst die große Anzahl an Mitarbeitern ein wenig verloren. Es ist viel Platz in den Hallen, damit eine Expansion möglich ist. Mit dem Cho Ray Krankenhaus ist vereinbart, dass der Dienstleister auch Mietwäsche anbietet und diese pflegt. Die Lagerkapazitäten sind schon vorhanden. Auch die Verarbeitung von Sterilwäsche soll in Zukunft möglich sein. Wäsche und Arbeitskleidung, besonders OP-Kleidung, werden dann nach dem Waschen kategorisiert, verpackt und in einem vollkommen aseptischen und isolierten Bereich vakuumiert. In diesem Zustand bleibt die Wäsche bis zu fünf Jahre steril und kann jederzeit, auch nach längerer Aufbewahrung, genutzt werden. Jedes Stück auf diese Weise sterilisierter OP-Kleidung wird dokumentiert.

Mittelfristig werden die zurzeit noch in der Krankenhaus-Wäscherei des Cho Ray angestellten Mitarbeiter durch Dussmann-Service übernommen. Ziel ist es auch, weitere Kunden wie Hotels oder Fluggesellschaften für die Wäscherei zu gewinnen. Das Areal, auf dem heute die Wäscherei steht, war einmal von einem großen Waldgebiet bedeckt, bis die US-Armee im Vietnamkrieg ihre bis heute das Land und die Menschen vergiftenden Entlaubungsaktionen mit dem Kampfstoff „Agent Orange“ flog. Danach galt das Areal als Partisanengebiet.

Nicht nur innen, auch außen ist die Wäscherei ein Schmuckstück, das Gebäude ist einer Pagode nachempfunden. Vom Eingangstor führen breite Wege mit bepflanzten Beeten um den Bau. Zur Eröffnung haben fleißige Geister alles mit roten Fahnen geschmückt, eine Löwentanz-Gruppe vertreibt den Gästen bis zur Ansprache die Wartezeit. Schon morgens um zehn Uhr ist es
30 °C warm, doch ein Festzelt schützt vor der Sonne. Die Moderatorin eröffnet mit der Versicherung, dass dieser Tag nach buddhistischem Glauben ein sehr guter Tag für eine solche Zeremonie ist, und stellt die Ehrengäste vor, unter ihnen der stellvertretende Minister sowie Vizechef der Kanzlei der Regierung, Nguyen Cong Su, der stellvertretende Leiter des Komitees für Justiz im Büro der Regierung, Pham Tuan Khai, der Oberbürgermeister von Ho-Chi-Minh-Stadt, Le Hoang Quan, der stellvertretende Vorsitzende des Bezirkes Binh Duong, Tran Van Loi, der Direktor des Krankenhauses Cho Ray, Dr. Truong Van Viët, sowie der Generalkonsul der Bundesrepublik, Heinz Peter Seidel. Nur „Onkel Ho“ fehlt: Das Porträt von Ho Chi Minh, Präsident der Jahre 1945 bis 1969 und im Volksmund liebevoll „Onkel Ho“ genannt, hängt nicht in der Wäscherei, in vietnamesischen Gebäuden sonst die Regel. „Was lange währt, wird endlich gut“, zitiert Peter Dussmann ein deutsches Sprichwort und erzählt, wie Dr. Van Viët ihm die Wäscherei ans Herz legte, damals im Jahr 2002.

Die vietnamesische Wirtschaft wächst jährlich um acht Prozent. Nach Ansprachen, dem Zerschneiden des roten Bandes und einem Konfettiregen machen sich die Gäste auf den Rundgang durch die Wäscherei. Der den Bau betreuende Ingenieur und Architekt Ulrich Preißler, Dussmann-Geschäftsführer Khanh, Fachbereichsleiter Wolfgang Palm, Bernd Bachmeier von Kannegiesser – sie alle sind sichtlich erleichtert und vor allem stolz, dass es nun richtig losgeht. Man ist nur noch einen Knopfdruck davon entfernt.

Michaela Mehls, Dussmann-Gruppe