Die Mode von Morgen "Slow Fashion": Nachhaltigkeit, faire Mode und die Textilpflegebranche

Viele Menschen unterstützen die sogenannte "Fast Fashion"-Industrie, indem sie billige Mode aus Massenproduktion kaufen und nur kurz tragen. "Slow Fashion", die Gegenbewegung zum maßlosen Konsum, will das ändern und für nachhaltigere Kleiderschränke sorgen. Ein Trend, der auch Textilreinigungen zu Gute kommen könnte.

"Slow Fashion" lehnt sich gegen die "Fast Fashion"-Industrie auf und findet zunehmend Unterstützer. Bestes Beispiel: Das "Natural Indigo Selvedge Jeans"-Projekt in Bangladesh. - © hessnatur

Eigentlich wissen wir alle, zu welchen Bedingungen 20-Euro-Jeans hergestellt werden. Immerhin kennen wir die Gesichter der Armut von Billiglohnarbeitern in Bangladesch aus Reportagen. Trotzdem kaufen nur wenige faire Kleidung, sondern unterstützen die sogenannte „Fast Fashion“, also eine schnelllebige Modeindustrie, in der Zeit gleich Geld ist und die Arbeitsbedingungen schlecht. Die Folge: Eine Produktion auf Kosten der Umwelt und der Mitarbeiter der Textilindustrie.

Was ist eigentlich "Slow Fashion"?

Die Modeindustrie hat sich in den vergangenen Jahren enorm verändert. Früher gab es zwei, maximal vier Kollektionen im Jahr. Und das zur jeweils aktuellen Jahreszeit. Heute werden die Trends in einem "Fast Fashion"-Modell wöchentlich entworfen. Das heißt: Die Anbieter bringen innerhalb weniger Wochen eine extrem günstige Kollektion auf den Markt. Dadurch entsteht bei den Lieferanten ein kaum zu bewältigender Produktionsdruck, weil immer knappere Liefertermine eingehalten werden müssen. Wie in anderen Bereichen bedeutet schnell und günstig auch hier, niedrige Löhne und ökologisch unverantwortliche Praktiken, die zu verschmutzten Weltmeere und hochgiftiger Kleidung führen. Durch die billigen Preise tragen die meisten Menschen ihre T-Shirts, Hemden und Co. außerdem nur ein paar Mal. Danach muss schon wieder etwas Neues her.

"Slow Fashion" - die Gegenbewegung zur "Fast Fashion" - will gegen diese Verschwendung und Ausnutzung ankämpfen. Das Konzept steht für einen bewussteren Konsum von Mode, es will die Massenproduktion „entschleunigen“ und für nachhaltigere Kleiderschränke sorgen. Eine gute Entwicklung, die sich auf die Textilpflegebranche lohnen könnte. Denn: "Slow Fashion" hat zum Ziel, Kleidung immer wieder zu pflegen und nicht gleich durch neue Stücke zu ersetzen.

Und wie kann man das Konzept unterstützen?

Zur Slow Fashion gehört beispielsweise das Tauschen, Leihen oder Second Hand kaufen. Wer selbst Kleidung aus möglichst natürlichen Rohstoffen kaufen und dadurch achtsam mit Ressourcen und Mitarbeitern in Textilfabriken umgehen möchte, der kann Kleidung aus Eco-Fashion-Labels kaufen, die mehr und mehr entstehen. Nachhaltige Modellabels, die immer beliebter werden, sind beispielsweise armedangels , Grüne Erde , Hessnatur, oder Twothirds .

Aber auch große Hersteller produzieren mittlerweile häufiger fair oder schließen sich Iniativen an. Das Problem: Der Blick aufs Etikett verrät zwar das Herstellungsland, nicht aber die Arbeitsbedingungen, zu denen das Kleidungsstück hergestellt wurde oder die Herkunft der einzelnen Stoffe. Viele Modeketten werden mittlerweile transparenter und listen alle Lieferanten auf ihren Internetseiten auf.

Übrings: Teure Kleidung ist kein Garant für faire Produktionsbedingungen. Höhere Preise hängen meistens mit besseren Materialien und teurerem Marketing zusammen. Die Produkte werden jedoch häufig in denselben Fabriken genäht wie die Textilien von Billig-Discountern.

Beispielhafte "Slow Fashion": Faire Jeans aus Bangladesch

Die "Slow Fashion"- Bewegung wird aber durch einige Projekte unterstützt, wie das "Natural Indigo Selvedge Jeans"-Projekt von Hessnatur , das sich für Fairness in der Textilindustrie einsetzt. Das Sozialprojekt im Norden Bangladeschs will faire Arbeitsbedingungen, traditionelles Handwerk und natürlichen Indigo zusammenbringen. Die Jeans sind handgewebte Unikate, die Herstellung ist aufwändig. Außerdem hat sich das Projekt die neben der Schaffung neuer Arbeitsplätze die Verbesserung der Lebens- und Arbeits­be­din­gungen, beispielsweise durch faire Löhne und ein angemessenes Arbeitspensum, zur Aufgabe gemacht. Das Projekt will ein Vorbild für andere Unternehmen sein, indem es zeigt, dass auch in Bangladesch fair produziert werden kann.

Basis der fairen Produktion ist reine Bio-Baumwolle, die in Indien im Fruchtwechsel angebaut wird ebenso wie die in der Region um die Hessnatur-Produktionsstätte wachsende Indigopflanze, die dem Färben des Garns dient. Durch den Anbau im Fruchtwechsel reichert sich Stickstoff im Boden an, wovon die Bauern in der folgenden Erntesaison profitieren, sagt Hessnatur: Andere Gemüse und Früchte würden dadurch ertragreicher. Der Fruchtwechsel komme also auch der Landwirtschaft zugute und sorge für Nachhaltigkeit im Umgang mit den Böden.

Das Naturindigo wird aus den Blättern der Indigo-Pflanze gewonnen, die in einem Wasser­bad gären und durch kontinuierliches Schlagen mit Sauerstoff versorgt werden. Bei diesem Prozess entsteht aus dem grün-gelben Farbstoff Indican das Indigo-Blau, das als Pulver oder in Blöcken als Färbegrundlage genutzt wird. Mit diesem Indigo wird im Anschluss das Garn per Hand eingefärbt und dann auf traditionellen japanischen Handwebstühlen zu Stoff gewebt. Nachhaltig und qualitativ hochwertig hergestellte Mode ist also im Kommen. Und: Wer nachhaltig kauft, hilft nicht nur der Umwelt, sondern auch der Textilpflegebranche, indem die Lieblingsstücke geschützt wieder öfter in die Reinigung von nebenan gebracht werden.