Wäscheservice Rieger, Freiburg Familienbetrieb will hoch hinaus

Der „Wäscheservice Rieger“ in Freiburg-Opfingen hat eine bewegte Geschichte. Als junge Mutter und ohne Fachausbildung hat Martina Rieger das kleine Unternehmen vor 20 Jahren gegründet und stetig ausgebaut. Nun tritt Sohn Marcel in ihre Fußstapfen. Er hat den Betrieb in eine riesige Halle verlegt.Familienbetrieb will hoch hinaus „Unsere beste Werbung fährt auf der Straße herum“, sagt Marcel Rieger und wie auf ein Stichwort kommt ein Transporter durch das große Tor ins Innere der Wäschereihalle gerollt. Der Wagen trägt eine riesige gelbe Quietsche-Ente mit Handtuch auf einer Seite und einen bunten Farbenbogen auf der anderen. Daneben sind in großen Buchstaben und gut sichtbar die Aufschriften „Wäsche“ und „sauber“ zu lesen. Die Botschaft spricht für sich. In Freiburg und Umgebung sind sowohl der „Wäscheservice Rieger“ als auch seine bunten Transporter längst bekannt. Seit kurzem wird der Familienbetrieb nicht mehr nur von Geschäftsinhaberin Martina Rieger geleitet, sondern auch von ihrem Sohn Marcel. Zusammen weiten sie das Unternehmen aus und schrecken auch vor ungewöhnlichen Ideen nicht zurück. Familie und Karriere - alles unter einem Dach Bereits 1993 hat Martina Rieger den Betrieb in Freiburg-Opfingen gegründet. Die damals 28-Jährige startete mit einem reinen Wäschebügelservice für Ärzte und Apotheker unter dem Motto „weil handgebügelt einfach besser ist“. Eine spezielle Ausbildung hatte Rieger nicht, aber zwei kleine Kinder, denen sie neben der Arbeit ihre Aufmerksamkeit schenken musste. Denn gebügelt wurde Zuhause. „Bei uns war immer viel los und meine Kinder haben oft Freunde mitgebracht“, erinnert sich Martina Rieger. Geschadet habe das niemandem. Sie selbst scheint den Trubel zu mögen - auch heute noch. „Das gehört eben dazu in einem Familienbetrieb.“ Man hilft sich gerne aus und mittags kommen alle zum Essen zusammen. Und wenn sich mal Besuch ankündigt, dann wird der einfach dazugesetzt. Martina Riegers Arbeit hat unter der Doppelbelastung als Mutter und Unternehmerin nicht gelitten. Im Gegenteil: Über die Jahre hat sie ihren „Eine-Frau-Betrieb“ stetig ausgeweitet und weiterentwickelt. 1999 hat sie den „Wiki Windelservice“ übernommen - einen Mietservice für Stoffwindeln aus Naturfasern, der bei den Freiburger Familien bekannt ist. Außerdem hat sie eine Ausbildung zur Textilfachfrau absolviert, den Kundenstamm auf Gastronomiebetriebe ausgeweitet, zwei kleine Wäschereien in Denzlingen und Kenzing übernommen und ihr Programm um die chemische Reinigung erweitert. Inzwischen besitzt der Familienbetrieb 30 Annahmestellen. Dass die vier Transporter dafür eine ganz schöne Strecke auf der Straße zurücklegen, versteht sich von selbst. Im Jahr 2000 hat sich das Familienunternehmen schließlich in Opfingen ein neues großes Haus gebaut. Darin befand sich nicht nur die Wohnung der Riegers, sondern auch der Wäschereibetrieb sowie der Versandhandel „Wiki Naturwaren“ des Vaters Christian. Doch sowohl das Unternehmen des Vaters als auch die Wäscherei wuchsen stetig an. Die Kapazität der Maschinen - eine Mangel, drei Waschschleudermaschinen und zwei Trockner - reichte irgendwann für die zahlreichen Aufträge nicht mehr aus. Die einzige Lösung war deshalb, eine größere Wäscherei einzurichten. Zum Glück für die Riegers befand sich direkt gegenüber eine große Tennishalle, die leer stand. Ohne Ausbildung geht gar nichts Der Umzug war vor allem Marcel Riegers Projekt. Vor drei Jahren, nachdem er bereits eine Lehre zum Automobilkaufmann abgeschlossen hatte, entschied sich Martina Riegers Sohn dazu, doch in die Fußstapfen seiner Mutter zu treten. „Aber nicht ohne Ausbildung!“, lautete die strikte Ermahnung der Mutter, die selbst als Quereinsteigerin begonnen hat und die Schwierigkeiten kennt. Also ließ sich Marcel Rieger in Ettlingen und Freiburg zum Textilreiniger ausbilden. Im Juli 2012 beendete er die Lehre und nahm erfolgreich am Bundesleistungswettbewerb 2013 im Bereich Industrie teil ( RWTextilservice berichtete in Ausgabe 1/13). Im März 2013 setzte der 23-Jährige dann seinen Meister drauf. Nun entlastet er seine Mutter immer mehr in der Wäscherei. Irgendwann will Rieger das Unternehmen ganz übernehmen. Doch erst einmal muss er sein Können in kleinen und großen Projekten unter Beweis stellen. Die Umsiedlung der Wäscherei hat der Textilreinigermeister bereits geschafft. Nur in den ehemaligen Wäschereiräumen des Wohnhauses wird momentan noch gearbeitet, denn hier soll bald die chemische Reinigung untergebracht werden. In der Tennishalle aber wird schon seit Mai 2013 kräftig gewaschen. Auf den grasgrünen Untergrund, der noch die weißen Markierungen trägt, wurde im vorderen Bereich der Halle ein neuer Boden verlegt. Auf ihm stehen jetzt drei Mangeln, acht Waschschleudermaschinen und drei Trockner. Die zusätzlichen Maschinen hat das Unternehmen durch eine Betriebsübernahme dazugewonnen. Von den insgesamt 2.500m2 nutzen die Riegers bisher aber gerade einmal 500m2 für die Wäscherei - der Rest wird als Lagerhalle vermietet. Bei den Geräten setzt Marcel Rieger ausschließlich auf Waschschleudermaschinen. „Für uns wäre eine große Waschstraße einfach nicht wirtschaftlich.“ Denn zu den Kunden gehören vor allem Privatkunden und kleinere Gastronomiebetriebe. Diesen bietet das Unternehmen seit Ende des letzten Jahres auch verstärkt Miettextilien an. Zudem wäscht es für die deutsch-französische Bundeswehrbrigade in Mühlheim. Pro Tag werden etwa 1,5 t Textilien bearbeitet. Schnellere Abläufe durch Zentralisierung Das Ziel des Umzugs in die Tennishalle war nicht allein die Vergrößerung des Betriebs. Er sollte auch ermöglichen, die gesamte Arbeit des Unternehmens an einem Ort zu bündeln. „Zum Qualitätsgedanken zählen für uns Zuverlässigkeit und Schnelligkeit“, erklärt Marcel Rieger, „und zentrale Abläufe machen die Arbeit einfach schneller.“ Nun wird der gesamte Wäschereibetrieb aller Filialen in der Tennishalle abgewickelt. Früher wurde in Opfingen vor allem sortiert und die Textilien dann zum Waschen und Reinigen verteilt. Durch die jetzige Arbeitsweise spart das Unternehmen unnütze Fahrtwege und Zeit ein. Effektivität im Betrieb erreicht man u.a. auch durch ein zuverlässiges, modernes Kassensystem. Hier arbeitet Rieger mit dem Datakass-System der Henning-Datentechnik GmbH aus Rheine. Darüber hinaus sind die neuen Räume auch für die Mitarbeiter der Wäscherei von Vorteil. Die hohen Decken und großen Tore lassen die Temperatur selbst an heißen Tagen nicht allzu stark ansteigen. 20 Beschäftigte arbeiten in dem Unternehmen. Praktisch für sie ist auch, dass die Transporter durch die großen Tore in das Gebäude hineinfahren können. Dort rangieren sie dann rückwärts fast bis hin zu den Waschmaschinen, um die Textilien auszuladen. Damit sparen sie sich Laufwege und Kraft. Ein weiterer Nebeneffekt der Veränderungen beim „Wäscheservice Rieger“ ist die Reaktion der Konkurrenz und Kollegen. Einige kommen inzwischen auf Marcel Rieger zu und schlagen ihm eine Zusammenarbeit vor. „Ich denke, sie können erst jetzt richtig einschätzen, was wir alles machen“, vermutet der Textilreinigermeister. Vermutlich sei auch seine Meisterqualifikation ein Grund dafür. Die Zusammenarbeit mit anderen möchte das Unternehmen in Zukunft ausbauen. Und an weiteren Ideen für Erneuerungen mangelt es im Familienbetrieb der Riegers auch nicht. Nur gut, dass die Tennishalle noch so viel zusätzlichen Raum bietet - denn der nächste Ausbau kommt bestimmt.jm www.wiki-windelservice.de