Gesundheitsförderung für Berufskraftfahrer Fit auf dem Fahrersitz

Lärm, Stress, Bewegungsmangel: Lkw-Fahrer haben keinen einfachen Job und leiden deshalb häufig an körperlichen Beschwerden – bis hin zur Erwerbsunfähigkeit. Um die Berufsrisiken zu schmälern, ist eine betriebliche Gesundheitsförderung ratsam – auch für Fahrer in der Textilpflegebranche.

Wer ständig im Lkw unterwegs ist, bekommt zu wenig Bewegung. Foto: fotofuerst, Fotolia - © fotofuerst, Fotolia

Berufsverkehr in der Stadt, auf den Straßen staut es sich – ein großer Lastwagen mit Miettextilien mittendrin. Der Fahrer wird unruhig, denn er hat nur noch eine halbe Stunde, bis die Wäsche beim Kunden sein muss. Wenn man über die Belastungen von Lkw-Fahrern spricht, haben die meisten das Bild des Fernfahrers vor Augen – er schläft auf Raststätten und fährt auf der Autobahn. Doch gerade Fahrer, die mit ihrem Lastwagen viel in Städten unterwegs sind, haben laut einer Studie  der Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin (FFAS) im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) besonders viel Stress im Straßenverkehr.

Die Belastungen der Lkw-Fahrer sind vielseitig – mit Auswirkungen auf den Körper und auf die Psyche. Den ganzen Tag auf dem Fahrersitz sitzen, kaum mal die Möglichkeit, die Position zu wechseln – ob der Lkw durch Schlaglöcher rumpelt oder auf einer kurvigen Straße unterwegs ist. Mal für eine Minute abschalten ist nicht drin – Lkw-Fahrer brauchen ständige Konzentration und das bei teils großer Monotonie während des Fahrens. Dann die nervenaufreibenden Staus und die Antipathie der Autofahrer, die Lastwagenfahrern oft entgegenschlägt. Hinzu kommt Schichtdienst und ständiger Zeitdruck. Auch in der Textilpflegebranche.

Weit verbreitet sind daher in dem Berufszweig körperliche Beschwerden. „Ursächlich dafür ist in vielen Fällen nicht zuletzt der Bewegungsmangel“, sagt Martina Michaelis, Wissenschaftlerin an der FFAS und Autorin der Studie. Demnach klagen mehr als ein Drittel der Lkw-Fahrer über Müdigkeit, Rückenschmerzen und Kopfschmerzen, viele über Muskel- und Gelenkbeschwerden, Probleme mit den Augen sowie dem Verdauungstrakt.

Lkw-Fahrer eher erwerbsunfähig

Die zahlreichen Untersuchungen, die im Laufe der Jahre über die körperliche Belastung von Berufskraftfahrern durchgeführt wurden, ergaben ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen des Herz- Kreislauf-Systems: Lkw-Lenker sind also eher herzinfarktgefährdet, haben statistisch gesehen öfter Bluthochdruck und Schlaganfälle als andere Berufsgruppen. Auch Lendenwirbelsäulenbeschwerden und Hüftprobleme sind typische Berufskrankheiten.

Laut Erhebungen werden Berufskraftfahrer daher auch häufiger als andere vor der Rente erwerbsunfähig oder sind aufgrund von gesundheitlichen Problemen vermindert erwerbsfähig.

Zwar ist laut der Studie die körperliche Belastung zuletzt durch eine zunehmende Technisierung, beispielsweise verbesserte Fahrwerke, zurückgegangen. „Ergonomische Sitze haben sich in Lkws bereits durchgesetzt“, bestätigt Martina Michaelis. Andererseits führe die immer weiter steigende Elektronisierung der Arbeitsumgebung wie etwa durch digitale Tachographen oder On-board-Computer zu höheren Anforderungen an den Fahrer. Auch die zunehmende Verkehrsdichte und Staus bedeuten mehr Stress.

Umso wichtiger ist es – auch angesichts des bereits existierenden Fachkräftemangels –, durch betriebliche Gesundheitsförderung den typischen Berufskrankheiten entgegenzuwirken. Der Schlüsselbegriff lautet hier Prävention: Experten raten den Betrieben vor allem dazu, Maßnahmen zu ergreifen, die gegen die individuellen Risiken wirken. Das bedeutet in vielen Fällen Gewichtsreduktion, gesunde Ernährung, aufhören zu rauchen und mehr Sport.

Gesundheitsförderung von der Steuer absetzbar

Viele Krankenkassen bieten ihren Kunden eine individuelle Beratung rund um das Thema betriebliches Gesundheitsmanagement an. Das können etwa Seminare über Rückentraining oder zum Umgang mit Müdigkeit am Steuer sein. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat hat beispielsweise ein Fahrertraining im Programm, bei dem ein Berater die Fahrer begleitet und ihnen Tipps gibt. Das zahlt sich sowohl für die Angestellten als auch für den Betrieb aus. Denn Forscher der Universität Regensburg fanden im Rahmen einer Studie im Auftrag von Mercedes heraus, dass der Kraftstoffverbrauch merklich steigt, wenn der Fahrer übermüdet ist.

Denkbar für die Gesundheitsförderung ist vieles: „Arbeitgeber könnten zum Beispiel beschäftigte Fahrer finanziell unterstützen, Fitnessstudios in Anspruch zu nehmen, die in Autobahnnähe liegen“, schlägt Michaelis vor. Derartige Maßnahmen seien von der Steuer absetzbar. Denn bestimmte Aktivitäten zur betrieblichen Gesundheitsförderung sind bis zu 500 Euro pro Mitarbeiter steuerfrei (§3 Nr. 34 EStG).

Um den Fahrern die Arbeit zu erleichtern, können Betriebe auch über eine technische Aufrüstung nachdenken, wie mit Standklima­anlagen oder Lärmschutzvorrichtungen.

Als schwierig habe es sich herausgestellt, die Akzeptanz von gesunden Essensangeboten auf Autobahnraststätten zu erhöhen, so die Wissenschaftlerin. Dennoch sei es wichtig, die Beschäftigten für das Thema zu sensibilisieren. „Hilfreich sei es, wenn der Arbeitgeber persönliche Anreize setzt“, erläutert Michaelis. Denn letztlich profitiert das Unternehmen von gesünderen Mitarbeitern. Und vielleicht wird auch der Kunde am Gesicht des Fahrers merken, dass der nun schmerzfrei seine Ware abliefert.