Wäscherei on Tour Rock'n'Roll Laundry: "Für mich muss es fetzen"

Zu Hause Wäsche waschen kann langweilig sein. Was aber, wenn man für Madonnas oder Pinks Bekleidung zuständig ist – und damit um die Welt reist? Hans-Jürgen Topf lebt diesen Traum mit Rock'n'Roll Laundry.

Hans-Jürgen Topf
Nicht nur die New York Times: Auch R+WTextilservice berichtete schon über den Wäscher der Stars und durfte sogar mit auf Tour. - © privat/Topf

Wäre die Band damals nicht gewesen, wäre Hans-Jürgen Topf nicht in der Wäschereibranche geblieben. Da ist er sich sicher. Sein Abitur war nicht gut und auch sonst hatte er damals keine großen Ambitionen. "Ich konnte mir nicht vorstellen, in meinem Leben mal richtig zu arbeiten. Den Ernst des Lebens habe ich erst verstanden, als ich bei meinen Eltern in der kleinen Wäscherei angefangen habe", erinnert sich Topf. Spaß zu haben, war ihm vor dem Abitur wichtiger gewesen.

Ein einzigartiges Konzept: Frische Wäsche für den Backstage-Pass

Vielleicht war es deshalb ja Schicksal, als Topf 1982 ein verirrter Tourbus des Rockmusikers Ted Nugent begegnete? Der Busfahrer suchte die Friedrich-Ebert-Halle und Topf lotste ihn ans Ziel. Zum Dank erhielt er vom Produktionsleiter des Rockmusikers, Steven Fortney, Backstage-Pässe.

Topf war begeistert und wusch Fortney im Gegenzug die Wäsche kostenlos. "Das war ein geiler Deal: Backstage fürs Wäsche waschen" , schwärmt Topf heute noch. Fortney schlug ihm vor, den Service auch anderen Bands anzubieten und prophezeite ihm, er werde mit dem Konzept weltberühmt. "Damals wollte ich es ihm noch nicht so ganz glauben ", erinnert sich Topf. Fortney war es schließlich auch, der ihm den Tipp gab: "Nenn das Rock 'n' Roll Laundry." Das war die Geburtsstunde von Topfs einzigartigem Wäschereikonzept.

Die Leistung muss stimmen

Bald war Topf Backstage mit internationalen Größen wie Deep Purple, Meat Love, Udo Jürgens, Rod Stuart und Elton John unterwegs. Relativ schnell gehörte er dazu und die Crews merkten: Der Topf macht das gut, ist zuverlässig und innovativ.

So hat er beispielsweise angefangen, Waschmaschinen in Flight Cases zu verpacken, Rollen drunter zu schrauben und einfach mit dem Rock'n‘Roll mitzu"rollen". "Ich kann behaupten, dass ich das Tourneewaschen professionalisiert und systematisiert habe. Das war vorher völlig vernachlässigt worden. Da lief es eher nach dem Motto 'Irgendeiner wird es schon waschen'", erklärt Topf.

Dementsprechend sahen die Ergebnisse aus. Topf kann es sich nicht leisten, schlechte Ergebnisse zu liefern. "Wenn die Leistung nicht stimmt, nehmen die Bands einen das nächste Mal nicht mit", begründet er seinen eigenen Ehrgeiz. Dann würden sie wieder selbst waschen. Topf ist mit seinem Unternehmen zwar der einzige, der den Touren-Waschservice in dieser Professionalität, Leistungsdichte und Zuverlässigkeit liefert, wie er selbst sagt. Das hindere ihn aber nicht daran, nach Perfektion zu streben.

Er sieht dabei Parallelen zum Rock'n'Roll: "Genauigkeit braucht man auch im Rock 'n' Roll. Wenn man etwas macht, macht man es richtig und nicht auf den dritten Anlauf. Beim Künstler auf der Bühne muss es schließlich auch sofort sitzen." Das überträgt Topf auch auf sein eigenes Unternehmen und investiert regelmäßig. 2019 hat er beispielsweise zehn neue Waschmaschinen gekauft und in Flightcases verpackt: "Auch bei uns wird alles immer mehr, immer größer."

Alltag trotz Reisen: Der Tagesablauf bleibt gleich

Die Mühe lohnt sich aber, findet Topf: Durch seine Arbeit reist er viel. Dies sei etwas, von dem man in einer Wäscherei normalerweise vergeblich träumt. Dabei ist sein Tagesablauf immer gleich: Waschmaschinenaufbau, tagsüber waschen, Sachen zusammenpacken und im Tourbus eine Kleinigkeit essen, bevor es ins Bett geht. Dann wird man in die nächste Stadt gefahren und hat wieder dasselbe Prozedere. Einen Unterschied sieht Topf aber doch: "Du trinkst immer mal wieder ein andres Bier. Am besten schmeckt mir Australisches Bier, das ist schön weit weg", erzählt er grinsend.

Rock'n'roll Laundry: Wäsche waschen on Tour ist harte Arbeit

Der Traumjob hat aber nicht nur Sonnenseiten. "Man kommt zwar in der Welt herum und wird bezahlt. Aber die Bands verschenken ihr Geld ja nicht. Das machen die, weil du arbeitest wie ein Tier", holt Topf das Tourneewaschen auf irdischen Boden zurück. Auch mit einem Jetlag, wenn man eigentlich nichts anderes als schlafen möchte, muss man in der Branche arbeiten können.

Trotzdem freut sich Topf, dass er reisen und viele neue Eindrücke gewinnen durfte. "Ohne meine Frau Caroline hätte ich das aber nicht geschafft", erzählt Topf. Denn während er unterwegs die Wäsche der Stars wusch, stellte sie die Rock'n'Roll Laundry auf stabile wirtschaftliche Beine, zog die zwei Jungs des Ehepaars groß und führte den Haushalt. Auch für Topfs Wäscherei in Ludwigshafen war sie während seiner Abwesenheit verantwortlich.

Die hätte er ohne die Rock 'n' Roll Laundry nicht von seinen Eltern übernommen. Für ihn steht fest: "Dann hätte ich etwas anderes gemacht. Für mich muss es fetzen. "