Vor Ort:Verleihung des Goldenen Kleiderbügels Grazil wie Bambi, stolz wie Oskar

Am 8. September 2006 wurde in Melle neun Betrieben der Reinigungs- und Wäschereibranche der Goldene Kleiderbügel überreicht. Die „Auszeichnung besonderer Leistungen in der professionellen Textilpflege als Basis wirkungsvoller Unternehmens-PR“ hat den gleichen Glanz wie andere goldene Preise aus der Showbranche.

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    Dieter Kampmann (rechts)gratuliert Ernst-Friedrich Drews und Evelyne Schulte.
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    Wurden für ihre Idee, den Kunden die Textilpflege mit einem Werbefilm nahezubringen, ausgezeichnet:Marion und Karl-Heinz Straeter.
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    Gabriele Rejschek-Wehmeyer erläuterte den Preisträgern ihr Angebot, die Auszeichnung für PR-Zwecke zu nutzen.
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    Strahlten um die Wette:Veranstalter und Preisträger des Goldenen Kleiderbügels 2006.

Grazil wie Bambi, stolz wie Oskar

„Die prämierten Betriebe sind keine üblichen Wege gegangen, sondern haben etwas Neues ausprobiert“, sagt Dieter Kampmann, Herausgeber der Zeitschrift Multivision und Geschäftsführer vonMultimatic. „Neun Preisträger sind zwar recht viel, aber ich meine, dass jeder von ihnen etwas Außergewöhnliches geleistet und damit den Goldenen Kleiderbügel 2006 verdient hat.“ Zu diesem Anlass lud der Maschinenhersteller Multimatic die Preisträger und ihre Familien nach Melle ein. Ausgezeichnet wurden herausragende Leistungen in Technik, Organisation und Marketing, individuelle Konzepte und besondere Detailleistungen.

Die erste Auszeichnung ging an das Vater-Tochter-Gespann Evelyne Schulte und Ernst-Friedrich Drews, die gemeinsam die Adrett Textilreinigung Drews in Dortmund betreiben. Die junge Unternehmerin, die den Betrieb ihres Vaters übernehmen soll, gibt ihren Kunden mit einer freistehenden Servicefiliale die Möglichkeit, Textilien 24 Stunden lang abzugeben und abzuholen. Zu Kernzeiten wird hier auch Personal eingesetzt. Der Standort zwischen zwei Supermärkten folgt dem Leitsatz „Die Kunden dort abholen, wo sie stehen“ und bietet außerdem genügend Parkplätze. Banner und Plakate an der Servicefiliale sowie in den Eingangsbereichen der Märkte sorgen für zusätzliche Aufmerksamkeit.

Einen ähnlichen Weg geht Raimund Zischka, der ebenfalls automatische Warenannahmen und -ausgaben einsetzt. Die Kleiderpflege Richard Zischka, Simmern, arbeitet jedoch mit einem Zentralbetrieb und Filialen. Die Automaten sind in Grünstadt, Simmern und Oggersheim ebenfalls in einem Einkaufszentrum aufgestellt. Von 12 geöffneten Stunden pro Tag sollen in Zukunft maximal 6 Stunden personell besetzt sein. Um die Kunden langsam in die Automation einzuführen, helfen die Verkäuferinnen bei der Bedienung der Automatik. Außerdem kann Zischka die Daten, die das System über seine Kunden sammelt, für gezieltes Marketing auswerten.

Eine Brücke zwischen Tradition und Moderne schlägt Rainer Buchholz mit seiner Buchholz Textilpflege, Bad Oldesloe. Pünktlich zum 125-jährigen Jubiläum im vergangenen Jahr gab er – mit Unterstützung von Martina Schulz von Schulz-Concept – seinem Betrieb ein neues Corporate Design, das er in Briefbögen, Visitenkarten und seiner Anzeigenwerbung verwendet. Die Feierlichkeiten zum Jubiläum setzten sich aus mehreren Elementen wie Veranstaltungen, Gewinnspielen, Angeboten, PR-Arbeit und sozialem Engagement zusammen.

Auch Marion und Karl-Heinz Straeter berieten sich mit Experten, bevor sie auf die Idee kamen, auf digitale Weise mit ihren Kunden zu kommunizieren. Der Ausgangspunkt war ein neuer, funktionaler Ladenbau im Jahre 2004. Der Kundenbereich wurde optisch vergrößert, die Produktionsfläche zentimetergenau genutzt. Heute läuft im Verkaufsraum zusätzlich ein 4-minütiger Werbefilm über die Textilpflege. Gedreht wurde im Betrieb der Straeters, gezeigt wird der sorgfältige Umgang mit Textilien, die Umweltfreundlichkeit der Profipflege und die Kompetenz als Dienstleister.

Einer ganz anderen Herausforderung mussten sich die Preisträger Susanne und Hans Kehl aus Lippstadt stellen. Ihre Wäscherei wurde von der Innenstadt ins Industriegebiet verlagert, worauf sich für die Inhaber die Frage stellte, wie sie ihre Privatkunden aus der Stadt hinaus mit an den neuen Standort nehmen konnten. Die Lösung:Der Mischbetrieb Erdmann + Kehl erhielt einen neuen Verkaufsbereich, den Susanne Kehl mit Sitzgruppen gestaltete. In der Kinderspielecke mit Schatztruhe erzählt die Chefin persönlich Märchen. Den Erwachsenen bieten die Inhaber zwei außergewöhnliche Services an:Zum einen liefern sie komplette textile Ausstattungen und Dekorationen mit Blumendeko, zum anderen vermieten sie Tischwäsche für festliche Anlässe. Die Mietgebühr beinhaltet auch das Waschen der Textilien. „Eine außergewöhnliche Idee, die nicht oft angeboten wird“, sagt Dieter Kampmann.

Nicht selbst entgegennehmen konnte seinen Preis Hanno Preusser. Dennoch wurde er für die perfekte Betriebsorganisation ausgezeichnet. Früher Inhaber zweier Betriebe in Warstein und Soest, verkaufte Preusser nicht nur seinen Stammbetrieb in Warstein, sondern musste sich auch an die Umbauarbeiten seines Vermieters in Soest anpassen. Die Folge:Die Fasson-Reinigung, mitten in einem Einkaufszentrum, schrumpfte von 75 auf 50 m2. Daraufhin investierte Preusser in neue Technik und ordnete alte und neue Geräte so an, dass der Warenfluss trotz Enge perfekt läuft. Eine wahrscheinlich einmalige Lösung fand er für die Lagerung von Fertigware:Diese bewahrt er in einem Transporter mit Überlänge auf.

„Wir pflegen Träume“ lautet der Slogan der RWS-Textilpflege in Hamburg. Inhaber Seracettin Tayfur setzt auf Servicequalität (einheitlich gekleidetes Personal, das freundlich und qualifiziert ist), kommuniziert den Mehrwert Textilpflege und vermittelt seinen Kunden, dass sie mehr erwarten dürfen. Das zeigt er mit seinem breiten Angebot: RWS steht für Reiniger, Wäscher und Schneider.

Nicole Cakmak, Inhaberin der Textilpflege Pico Bello, Westernkappeln, erhielt den Goldenen Kleiderbügel für ihr unternehmerisches Engagement. 2004 übernahm die junge Frau gegen den Rat ihrer Eltern das Unternehmen ihrer Mutter. Sie investierte in neue Technik und Ladenbau, erweiterte das Leistungsspektrum um die Nassreinigung und spezialisierte sich auf das Waschen von Pferdedecken. Als Mutter von vier Kindern – der jüngste Nachwuchs ist fünf Monate alt – muss sie blitzschnell von Familie auf Geschäft umschalten können und ein straff organisiertes Zeitmanagement haben. Inzwischen konnte sie ihren Umsatz steigern und Fremdleistungen reduzieren. Kampmanns Wunsch für die Zukunft:„Wir drücken Ihnen die Daumen, dass Sie weiterhin so viel Freude an Ihrer Arbeit haben“.

Ebenfalls einen Betrieb übernommen hat Marco Reichel. Sein Motto lautet:„Besser sein ist billiger.“ Seit Juli 2005 ist der 30-jährige Betriebswirt Inhaber der Textilreinigung Blab in Hohenstein-Ernstthal. Gemeinsam mit dem Textilreinigungsmeister Michael Eisenbarth führt er heute den Betrieb nach der Six-Sigma-Methode. Diese Qualitätsinitiative hat das Kommunikationsunternehmen Motorola in den 80er Jahren geprägt. Reichel hat das Vorgehen auf seine Textilreinigung übertragen. „Wir haben den gesamten Prozess von der Warenannahme bis zur Rechnungslegung dokumentiert, gemessen und ausgewertet“, sagt er. Dabei wurden Verbesserungspotentiale entdeckt und umgesetzt;so wird heute beispielsweise Doppelarbeit verhindert. Reichel:„In diesem Jahr haben wir damit schätzungsweise 10.000 bis 15.000 Euro eingespart.“

Neben Skulptur und Urkunde, die die Preisträger in Händen halten, bekommen die Betriebe auch die Unterstützung von Gabriele Rejschek-Wehmeyer, die die Auszeichnung gemeinsam mit den Preisträgern vermarkten möchte. „Der Goldene Kleiderbügel dient hierbei als Aufhänger, um mit der lokalen Presse in Kontakt zu treten“, sagt die Chefredakteurin der Multivision. „Bisher ausgezeichnete Betriebe haben durchweg positive öffentliche Resonanz bekommen“. Die Aufmerksamkeit ihrer Kunden können die Preisträger auch gewinnen, indem sie die Skulptur ins Schaufenster oder auf den Tresen stellen. Nicht umsonst ist der Kleiderbügel golden und verleiht damit Glanz und Glamour:wie der Oskar, das Bambi oder die Goldene Kamera. lin