Fatex-Seminar Gut gewappnet für den Alltag

Im November tagte der Fachverband Textilpflege (Fatex) e.V. in Baden-Baden. Neben verbandspolitischen Themen wie der Fusion von DTV und intex gab es viele praktische Tipps für den betrieblichen Alltag. Von Personalmanagement über „Speed Reading“ bis zur Geschäftskorrespondenz – die Referenten sorgten für interessante Impulse.◆◆ Die Fatex-Vorsitzende Ute Löffelhardt freute sich, dass zahlreiche Teilnehmer den Weg nach Baden-Baden gefunden hatten. Geschäftsführer Volker Schmid berichtete Neues vom Deutschen Textilreinigungs-Verband (DTV). Es ging unter anderem um die Fusion von DTV und dem Industrieverband Textil Service (intex). „Der Fahrplan sieht vor, dass die beiden Verbände bis Jahresende 2012 fusioniert haben“, erläuterte Schmid. Man wolle vor allem in der Politik mit einer Stimme auftreten, sowohl in Berlin als auch auf europäischer Ebene in Brüssel. Der Impuls aus Deutschland, einem wirtschaftsstarken Land, könne für die gesamte Textilpflegebranche in Europa Anstoß sein, mit einer Stimme zu sprechen. Neuer Gesamtverband TextilserviceDer neue Gesamtverband Textilservice soll eine gemeinsame Geschäftsstelle, einen Präsidenten und einen Hauptgeschäftsführer haben. Als Hauptsitz ist Berlin vorgesehen, „das ist die einheitliche Meinung in den vorbereitenden Gremien“, berichtete Schmid. Die anderen Geschäftsstellen sollen zunächst nicht geschlossen werden. Auch zum Thema Tarif- bzw. Mindestlöhne für Textilreinigungen äußerte sich Schmid. „Die Delegiertenversammlung des DTV in Berlin konnten wir nicht von einem Branchenmindestlohn überzeugen“, sagte er und meinte, dass er von einem gesetzlichen Mindestlohn noch im Sommer 2012 ausgehe. RWTextilservice berichtete zum Thema Mindestlohn ausführlich in den Ausgaben 11/2011 und 12/2011. Winfried Maier stellte den Seminarteilnehmern ein Pilotprojekt mit Robotern vor, die den textilen Materialtransport in Wäschereien unterstützen können. Das „TransCar“ des Schweizer Unternehmens Swisslog ist ein fahrerloses Transportsystem anhand eines Roboters, der sich auf dem Boden bewegt - ohne Schienen, nur über ein Infrarotsystem gesteuert. Die Wagen, die der Roboter aufnehmen kann, müssen speziell zu ihm passen. „Das heißt, man muss sie als Wäscherei eventuell anmieten“, erläuterte Maier. Da das System schon in einigen Krankenhäusern angewendet wird, müssten sich Wäschereien, die für Krankenhäuser waschen, mit diesem Thema beschäftigen. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Roboter selbst im Betrieb einzusetzen. In einem entsprechenden Pilotprojekt will Swisslog die Branche kennenlernen und sich die Räumlichkeiten in Wäschereien ansehen. Es meldeten sich mehrere Teilnehmer beim Fatex-Seminar, die sich zu einem Unternehmensbesuch bereit erklärten. Eine Berichterstattung soll es bei der nächsten Mitgliederversammlung im März 2012 geben. Catrin Yazdani aus Frankfurt hatte praktische Tipps im Gepäck, um sich gegen die tägliche Informationsflut zu wappnen. „Super Speed Reading“ heißt die Schnelllesemethode, die sie den Teilnehmern beibrachte. Dabei soll zielorientiertes Lesen bei gleichzeitiger Verbesserung der Lesegeschwindigkeit um den Faktor zwei bis drei und gleichbleibendem oder sogar besserem Verständnis erreicht werden. Yazdani stellte klar: „Man muss die Methode kontinuierlich üben.“ Tipps zum effektiveren LesenIn einem ersten Schritt sollten die Teilnehmer in einem Lesetest ihre aktuelle Geschwindigkeit feststellen, die in Wörtern pro Minute (WpM) gemessen wird. Durchschnittlich kommt ein Leser auf 230 bis 250 WpM - die Fatex’ler lagen sogar leicht darüber. Um noch schneller zu werden, empfahl die Referentin, sich auf den Text vorzubereiten und sich zu fragen: Warum lese ich diesen Text überhaupt? Was will ich hier finden? Außerdem sollte man typische Tempobremsen vermeiden. Unbewusste Regression, also das Zurückspringen der Augen, kann man durch eine Lesehilfe unterbinden. „Das Auge ist auf Bewegung gedrillt“, erläuterte Yazdani, deshalb helfe es, ein Stäbchen oder den Finger unter dem Text zu führen. Eine weitere Tempobremse: Das Subvokalisieren, also das leise Mitsprechen beim Lesen. „Das sollte man sich abtrainieren, indem man die Stimmbänder mit etwas anderem wie Summen beschäftigt“, riet Yazdani. Generell meinte sie, man dürfe keine Angst vor schnellem Lesen haben: „Das Gehirn braucht viel Futter, sonst geht es in den Sparmodus.“ Um das gemeinsame Technik-Forum von DTV, FWL, Gütegemeinschaft und intex ging es im Vortrag von Heike Prassel aus Niederkassel. Sie demonstrierte am PC die Möglichkeiten des Online-Forums. Es soll bei Mängeln oder auch bei Neuinvestitionen Rat von Kollegen oder Fachexperten zur Verfügung stellen. Das Forum kann laut Prassel schon zahlreiche Klicks verbuchen, allerdings wünschte sie sich noch mehr aktive Teilnehmer: „Das Projekt lebt vom Mitmachen“, sagte sie. Moderne GeschäftskorrespondenzViele Aha-Erlebnisse löste das Referat von Brigitte Hanisch aus, das sich mit moderner Geschäftskorrespondenz beschäftigte. „In der Hoffnung, Ihnen mit diesen Angaben gedient zu haben ...“ war das „Worst-Case“-Beispiel zu Anfang. Hanisch betonte: „Jedes Schriftstück ist eine Visitenkarte Ihres Unternehmens und kann Ihr Image stärken oder schwächen.“ Kundenkontakt ist Marketing und ein einheitliches Auftreten deshalb wichtig. Dabei sollte man sich an die DIN 5008 halten, die vorschreibt, wie ein Geschäftsbrief auszusehen hat. Schon bei der Anschrift geht es los: Zwischen Postfach und Straße bzw. zwischen Ort und Postleitzahl kommt keine Leerzeile. Das Länderkürzel (D für Deutschland, A für Österreich etc.) wurde abgeschafft, dafür werden Ort und Land bei ausländischen Adressen in Versalien geschrieben. Beim Einstieg in einen Brief oder eine E-Mail sollte man laut Hanisch darauf achten, nicht negativ anzufangen, sondern zum Weiterlesen zu motivieren. Für die Formulierung des Textes gilt: keine Füllwörter wie „übersenden“ oder „Hiermit schicken wir“, keine Wiederholungen; dabei hilft ein Synonymwörterbuch, kein Nominalstil; Vermeidung von Wörtern mit -ung, -keit, -heit, keine zu langen Sätze; eine Satzlänge von bis zu 15 Wörtern ist gut verständlich. „Am Schluss ist eine Bitte, ein Dank oder ein Wunsch schön“, sagte Hanisch. Ein Wunsch kann auch die Grußformel ersetzen, z.B. „Erfolgreiche Messetage wünscht Ihnen“ oder „Eine besinnliche Adventszeit wünscht“. Ein letzter Tipp der Referentin: „Setzen Sie ab und zu ein PS ein - das liest jeder und es bleibt hängen.“ Als Fazit riet Hanisch zu einer klaren, unverkrampften Ausdrucksweise in der Geschäftskorrespondenz. Einen ausführlichen Grundlagenvortrag zur Organisation des Personalwesens hielt Wolfgang Zechmeister aus Sinsheim. Er deckte dabei viele Themen ab: Vom Personal- über das Fehlzeitenmanagement und Mitunternehmertum bis zur Nachwuchsgewinnung war alles dabei. Anschaulich zeigte Zechmeister Probleme und Lösungswege auf und regte dabei viele Diskussionen an. Ein Schlüsselaspekt bei der Mitarbeiterführung ist deren Motivation. Laut einer Studie des Gallup Instituts haben im Durchschnitt 40 Prozent der Arbeitnehmer ab 18 Jahren keine emotionale Bindung zum eigenen Arbeitsplatz. Zechmeister zeigte Schwachstellen im Führungsverhalten auf, die Motivation und Engagement verhindern. „Zum Beispiel werden Lob und Anerkennung für gute Leistung zu selten ausgesprochen“, sagte er. Außerdem zeigen viele Führungskräfte zu wenig Interesse an den Vorschlägen und Ideen ihrer Mitarbeiter. „So lassen Sie das Potenzial Ihrer Mitarbeiter brachliegen“, erläuterte der Referent. Tipps zu Präsentismus und FehlzeitenImmer ein wichtiges Thema im Personalmanagement sind die Fehlzeiten. Zechmeister erklärte die rechtlichen Grundlagen und Möglichkeiten, Fehlzeiten zu senken. Auch das Stichwort „Präsentismus“ erregte Aufmerksamkeit bei den Seminarteilnehmern: Häufig kommen Mitarbeiter trotz gesundheitlicher Beschwerden zur Arbeit. Präventive Maßnahmen können Investitionen in neue Arbeitstechnologien, Sensibilisierung der Vorgesetzten und Mitarbeiter durch Schulungen, Aushänge oder Einzelgespräche, aber auch praktische Dinge wie gute Lichtverhältnisse und Frischluftversorgung sein. Generell riet Zechmeister zu einem individuellen Konzept für ein effektives Personalmanagement. In den Pausen, beim gemeinsamen Mittag- und Abendessen und einem Aktivprogramm in Baden-Baden war außerdem viel Zeit zum Austausch unter Kollegen und Netzwerken. ◁ sel