Messe Heimtextil 2022: So war das Sommerspecial

Der Messeauftakt der Textilpflegebranche hat sich bekanntlich in diesem Jahr in den Sommer verschoben. Nun war es endlich so weit. Parallel zu den beiden Fachmessen Techtextil und Texprocess öffnete am Dienstag, 21. Juni das "Summer Special" der Heimtextil ihre Pforten. Heute ist der letzte Messetag. Wie die Heimtextil 2022 ablief.

Heimtextil 2022
Produkte aus wiederverwerteten und natürlichen Materialien spielen bei den Heimtextil Trends 22/23 eine zentrale Rolle. - © Sabine Anton-Katzenbach

Die internationale Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien "Heimtextil" hat eine zweieinhalbjährige Zwangspause hinter sich. Statt, wie üblich, Anfang Januar über die Bühne zu gehen, fiel sie seit Ausbruch der Pandemie zwei Mal aus und wurde in diesem Jahr ausnahmsweise als "Summer Special" – als sommerliches Sonderevent – abgehalten.

Heimtextil 2022 deutlich kleiner als üblich

Die Verschiebung des Termins sollte Einkäufern aus dem Fach- und Einzelhandel, dem Ausstattungs- und Einrichtungsgewerbe oder dem Textilservice die Möglichkeit geben, sich über Neuerungen rund um Bett-, Bad- und Bodentextilien zu informieren. In diesem Jahr konnte das ziemlich schnell gehen: Im Gegensatz zu einer typischen Heimtextil, die sich auf sämtliche Hallen des Frankfurter Messegeländes erstreckt, waren dieses Mal nur die Hallen 3 (Bett- und Badtextilien) und 4 (Trends und Technologie) sowie 6 (Asian Excellence) belegt – und das auch nur zu etwa je zwei Drittel.

Fokus auf Langlebigkeit und ökologische verträglichen Materialien

Wie nicht anders zu erwarten, lag der Fokus vieler Aussteller auf ökologisch verträglichen Materialien, langlebigen Produkten und verantwortungsbewussten Herstellbedingungen. Beides spiegelt die jüngsten gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen wider, zu denen die Verknappung der Energiepreise, eine schwierigere Beschaffungssituation oder das geplante europäische Lieferkettengesetz gehören.
Heimtextil 2022
Karin Eidenschink und Julia Prihoda (v.l.n.r.) präsentierten die „Twin Star“-Linie von Floringo. - © Sabine Anton-Katzenbach

Bademantel: Frottierlösung für den Textilservice

Ein Unternehmen, das textile Lösungen für die sich verändernden Ansprüche entwickelt, ist Floringo (Obersöchering) und die leasinggeeignete Frottierserie "Twin Star" des Unternehmens. Aufgrund einer speziellen Konstruktion aus einer Baumwoll-Innenseite und einer Außenseite aus Polyester sind die Bademäntel und -tücher strapazierfähig und langlebig. Da die Fasermischung außerdem weniger Wasser absorbiert, können die Artikel auf eine geringere Restfeuchtigkeit entwässert und mit geringerem Energieaufwand getrocknet werden. Zusätzlich sind viele Produkte des Sortiments mit dem Siegel "Grüner Knopf" zertifiziert und seit Kurzem auch in einer Mischung aus Bio-Baumwolle und Recycling-Polyester erhältlich.

Matratzenbezug: Bewährte Naturfasern und vegane Alternativen

Im Matratzenbereich bzw. bei Matratzenbezugsstoffen rücken nachhaltig betrachtete Materialien wie Kapok, Hanf, Nessel, Lyocell, Hanf oder Recyclingfasern stärker in den Vordergrund. Mit dem Matratzenbezug "Ultratex" aus reinem Tencel macht Delis (Manresa, Spanien) die Vorteile einer hohe Feuchtigkeitsabsorption und einem optimalen Hautkomfort für Hotelgäste erfahrbar. Dank einer rückseitigen Polyurethan-Beschichtung (PU) sind die objektgeeigneten Bezüge zudem nässebeständig, atmungsaktiv und industriell waschbar, was die Lebensdauer einer Matratze verlängert. Weil die Grundtextilien stets sehr leicht, aber dicht gewebt sind, kommt das Unternehmen mit einer geringen Auftragsmenge des Polyurethans aus, was wiederum zu einer ökologisch verantwortungsbewussteren Produktion beiträgt.

Heimtextil 2022
Bei Boyteks Tekstil war erstmals ein Matratzenbezug aus einem veganen Gewebe, das Proteine aus Rosen enthält, zu sehen. - © Sabine Anton-Katzenbach
Boyteks Tekstil (Kayseri, Türkei) ging mit seinem veganen Matratzenbezugsstoff noch einen Schritt weiter. Als Ersatz für tierische Materialien hat das Unternehmen Proteine aus Rosen extrahiert, die einer Viskose-Spinnmasse beigefügt werden. Dadurch entsteht eine Faser mit sehr gutem Feuchtigkeitsmanagement, die bisher aber ausschließlich zu Textilien für das Endverbraucher-Geschäft verarbeitet werden.

Umweltfreundliche Alternativen zu PU-Beschichtung? Chemie wird trotzdem gebraucht

Auch wenn die Branche nach umweltfreundlicheren Alternativen zu PU-Beschichtungen sucht, sind sie nach Auskunft von SLC Tekstil (Beylikdüzü-Istanbul) bei der Herstellung von leasinggeeigneten Textilien für den Gesundheitssektor nicht wegzudenken. Sie verleihen Produkten wie Inkontinenzunterlagen, Encasings oder Matratzenbezügen die geforderten Eigenschaften und bieten dem Patienten einen ausreichenden Komfort. Immerhin lässt sich dieser durch die Wahl des Oberstoffs beeinflussen. Das Unternehmen bietet daher auch Gewebe aus natürlichen Fasermaterialien – darunter Tencel, Bio-Baumwolle, Hanf, Bambus-Viskose – an oder setzt auf Wunsch auch Materialien ein, in der die Recycling-Polyesterfaser "Seaqual" enthalten ist. Diese wird aus Kunststoffresten hergestellt, die aus dem Meer gefischt und zu Synthesefasern ausgesponnen werden. Wichtig zu wissen: Der maritime Polyester-Müll geht nur mit maximal zwanzig Prozent in die Spinnmasse ein, da ansonsten die für Polyester typischen Gebrauchseigenschaften nicht garantiert werden können.

Heimtextil 2022
Polyurethan-Beschichtungen sind nach Ansicht von SLC Tekstil für die Herstellung wasserdichter, waschbeständiger Encasings oder Matratzenbezugsstoffe alternativlos. - © Sabine Anton-Katzenbach

Vorträge und Blick auf Trends

Zur Heimtextil-Messe gehören neben dem Ausstellerbereich auch immer Sonder-Shows. Dieses Konzept hatten die Veranstalter auch beim "Summer Special" aufrechterhalten. In Halle 3 fand am 21. und 23. Juni die Heimtextil Conference "Sleep & More" statt. Zahlreiche Schlafexperten informierten dort über die Voraussetzungen eines guten, gesunden Schlafs und geeigneter Einrichtungslösungen für nachhaltige Hotelzimmer. Dazu kamen tägliche Touren für Inneneinrichter, Architekten, Bauherren und Planer im Hotelgewerbe. Außerdem wurden die neusten Heimtextil Trends 22/23 präsentiert. Unter dem Titel "Next Horizons" waren in Halle 4 die Design-, Farb- und Materialentwicklungen der anstehenden Einrichtungssaison zu sehen.

Heimtextil: 2023 wieder zur gewohnten Zeit

Trotz aller Bemühungen des Veranstalters kann die sommerliche Sonderlösung der Heimtextil nicht an das Original heranreichen. Einerseits fehlten die Aussteller aus den meisten asiatischen Ländern (allen voran China). Auch Indien und Pakistan waren nur mäßig vertreten. Andererseits hat die Heimtextil bei den Besuchern einen gelernten Zeitpunkt, nämlich Anfang des Jahres. Im nächsten Jahr ist daher auch wieder wie gewohnt geplant. Die Heimtextil soll vom 10. bis 13. Januar 2023 in Frankfurt/Main stattfinden.