Ullmer Textil Service Herausforderung Bewohnerwäsche

Die Pflege und Kommissionierung von Heimbewohnerwäsche unter industriellen Bedingungen ist ein sensibles Thema. Bei Ullmer Textil Service ist jetzt ein durchdachtes Paternostersystem im Einsatz. Dadurch konnte das Unternehmen seinen personellen Aufwand reduzieren und den Arbeitsablauf effektiver organisieren.

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    Der Paternoster ermöglicht eine effiziente Kommissionierung und ergonomisches Arbeiten für den Benutzer.Fotos: Ullmer
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    Die Bekleidungsstücke der Heimbewohner erhalten einen Barcode.
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    Bei der Annahme werden alle Teile gesichtet und gescannt.
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    Die fertige Wäsche wird in personalisierte Fächer des Paternosters sortiert.

Herausforderung Bewohnerwäsche

Die Waschstraße und die Trockenmaschinen laufen auf Hochtouren. In der Kommissionierabteilung bewegen sich hingegen die Ablagefächer des Paternosters beinahe bedächtig auf und ab. Stephan Ullmer-Kadierka, Geschäftsführer vom Ullmer Textil Service in Bad Neustadt, kennt die fragenden Blicke seiner Besucher: „Jeder, der den Paternoster zum ersten Mal sieht, wundert sich über das langsame Tempo und mag gar nicht glauben, dass wir damit effizient arbeiten können.“ Doch der Schein trügt: „Wir haben die Prozesse sorgfältig analysiert und durch den Einsatz der neuen Anlage beim Kommissionieren von Heimbewohnerwäsche erhebliches Einsparpotenzial erschlossen.“

Der Ullmer Textil Service und das 1990 gegründete Tochterunternehmen, die Hygiene Wäscherei Thüringen in Schmalkalden, werden von Susanne Ullmer und Stephan Ullmer-Kadierka bereits in der dritten Familiengeneration geführt. In den beiden Unternehmen, die der Dectos-Gruppe angeschlossen sind, arbeiten über 180 Mitarbeiter. Dabei reicht das Einzugsgebiet von Franken und Nordbaden über Südhessen bis nach Thüringen. Gegenwärtig werden rund 3.500 Betten in Rehakliniken, 8.500 Krankenhausbetten und 7.000 Alten- und Pflegeheimbetten bedient. Die turnusmäßige Wiederaufbereitung von rund 3.000 Hotelbetten ist ein weiteres Standbein. Für beide Produktionsstätten bilden Hygienezeugnisse, Gütezeichen sowie Zertifizierungen nach DIN EN ISO 9001:2000 und DIN EN ISO 13485:2003 die Voraussetzungen für die Bearbeitung von kundeneigener Wäsche bis zur stationären Vollversorgung mit Mietwäsche und Mietberufsbekleidung sowie dem Dectos-OP-Mehrweg-System.

Im Rahmen des Komplettservices für Seniorenheime wurde vor zehn Jahren die Angebotspalette um das ProPersona-System erweitert. Heute lesen die Mitarbeiter täglich rund 11.000 Textilien von Bewohnern ein und aus. „Die Pflege von Bewohnerwäsche ist ein sensibles Thema und sehr personalintensiv“, unterstreicht der Geschäftsführer. Grund genug, über eine Verbesserung der Kommissionierung nachzudenken. Vor über zwei Jahren entdeckte Stephan Ullmer-Kadierka beim Besuch eines niederländischen Kollegen eine überzeugende Lösung: „Dort wird ein Paternoster, wie es bei der Lagerverwaltung schon länger üblich ist, auch für Bewohnerwäsche eingesetzt. In Deutschland ist dies allerdings in Zusammenarbeit mit unserem Softwarelieferanten ein absolutes Novum“, so der Geschäftsführer.

Er beschloss, am Standort Bad Neustadt in eine adäquate Lösung zu investieren. Als Herausforderung erwies sich dabei die Erweiterung der vorhandenen elektronischen Prozesssteuerung um eine Schnittstelle für das neue Kommissionierungssystem. Hier bewährte sich die langjährige Zusammenarbeit mit der Firma SoCom Informationssysteme aus Krumbach. „Wir haben die Wäschereisoftware TIKOS entwickelt, die mittlerweile in weit über 200 Betrieben in Deutschland, Österreich und der Schweiz erfolgreich im Einsatz ist“, erläutert Geschäftsführer Wolfgang Faist. Das Grundprogramm enthält die komplette Stammdaten- und Auftragsverwaltung und kann jederzeit durch bedarfsorientierte Module individuell erweitert werden. Die bei Ullmer Textil Service eingesetzte Software von SoCom deckt unter anderem die Bereiche Bewohnerwäsche, Berufsbekleidung, Mietflachwäsche mit Stationsvollversorgung und den OP-Service ab. Komplettiert wird das Angebot von SoCom durch eine auf den Kunden zugeschnittene Anpassungsprogrammierung wie zum Beispiel die Anbindung von Sortieranlagen oder Kleiderausgabesystemen.

Auch für die Neuorganisation des ProPersona-Services des Ullmer Textil Service entwickelten die Spezialisten eine maßgeschneiderte Lösung. Der Prozess beginnt schon beim persönlichen, mit einem Barcode gekennzeichneten Wäschesack im Zimmer des Bewohners. Darin werden die getragenen Textilien unsortiert gesammelt. In einer separaten Annahmeabteilung der Wäscherei sichten die Mitarbeiter zunächst die Ware und scannen jedes Teil ein. Neue Teile werden zuvor erfasst und mit einem Barcode versehen. Auf dem Monitor erscheinen die hinterlegten Daten des Bewohners, aber auch detaillierte Informationen wie zum Beispiel Pflegeanleitungen oder Angaben über den Zustand der Wäschestücke. Auf diese Weise kann jedes Teil einem materialgerechten Waschprozess zugeordnet werden.

Nach dem Trocknen der Wäsche folgt das Zusammenlegen und Kommissionieren direkt an den Paternostern. Vier Kommissioniersysteme mit jeweils 120 Fächern und ein Paternoster mit 150 Ablagen werden für das Wäscheaufkommen jeweils einer Pflegeeinrichtung reserviert. Die Mitarbeiterinnen erfassen jedes Wäscheteil mit einem Scanner. Während der Paternoster das für den jeweiligen Bewohner reservierte Fach herauf- oder hinunterfährt, legen sie die Ware per Hand zusammen. Stephan Ullmer-Kadierka: „Auf dem Bildschirm wird die bewohnerspezifische Fachnummer angezeigt und zusätzlich per Lautsprecher akustisch mitgeteilt. Zudem leuchtet eine Diode am entsprechenden Fach, welches zudem noch nummeriert ist. Mit dieser Vierfachsicherung sind Irrtümer nahezu ausgeschlossen.“ Auch unter ergonomischen Aspekten betrachtet ist das neue System vorteilhaft. Vor der Installation des Kommissionierungssystems mussten die Mitarbeiterinnen die Wäscheteile auf halbkreisförmig angeordnete Regale verteilen. „Mit der Inbetriebnahme der Paternoster wurde der Kraft- und Bewegungsaufwand deutlich reduziert, weil die zu belegenden Fächer jeweils auf Tischhöhe gefahren werden und der Mitarbeiter frontal arbeiten kann“, resümiert der Geschäftsführer. Sind alle Teile einer Charge sortiert, räumen die Mitarbeiterinnen die Fächer leer und leiten die Ware über ein Fließband zur Verpackungsmaschine weiter. Danach wird die Wäsche auf Kundenwunsch stationsgerecht in die Auslieferungscontainer verräumt.

„Durch dieses System sind wir in der Lage, unter industriellen Bedingungen Bewohnerwäsche effizient und qualitativ hochwertig zu kommissionieren“, zieht Stephan Ullmer-Kadierka nach über einjähriger Praxis Bilanz. Deshalb soll schon in absehbarer Zeit der sechste Paternoster installiert werden.

Der Sparfaktor liege jedoch nicht im System an sich, sondern in der geschickten Integration in den gesamten Prozess. Auch rechne sich der Einsatz erst ab einer Mindestverarbeitung von 4.000 Teilen pro Tag. Deshalb wurde die Kommissionierung für Bewohnerwäsche am Standort Bad Neustadt konzentriert. Schmalkalden ist hingegen das Zentrum für den sterilen OP-Textil-Service.

Damit große Mengen von Bewohnerwäsche möglichst fehlerfrei gepflegt werden können, ist aber auch eine effektive Kommunikation mit den Verantwortlichen in den Seniorenheimen notwendig: „Uns wird täglich per E-Mail oder Fax gemeldet, wer in welches Haus einzieht. Auch über heiminterne Umbelegungen müssen wir informiert werden, damit die Kommissionierung bis hin zu Wohnbereich und Zimmer fehlerfrei funktionieren kann“, so Stephan Ullmer-Kadierka.

Seine Vorstellung von einer Onlineerfassung dieser Daten durch die Kunden soll schon bald Realität werden. SoCom bietet nämlich bereits Internetportale für die Bereiche Bewohnerwäsche, Berufsbekleidung und Stationsversorgung an. Reinhard Wylegalla