Wäscherei der Behinderteneinrichtung Aumühle Hoher Anspruch an die Technik

Wenn eine Wäscherei Teil einer Werkstatt für behinderte Menschen ist, müssen besondere Anforderungen erfüllt werden. Dazu gehören die problemlose Bedienbarkeit der Maschinen sowie die Kompensation von einem hohen Anteil an handwerklichen Arbeiten. Mit Hilfe entsprechender Technik kann die auf Bewohnerwäsche in Altenpflegeheimen spezialisierte Wäscherei wirtschaftlich arbeiten.

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    Rechts:Rüdiger Schultz, Vertriebsleiter bei Seibt und Kapp vor den Waschschleudermaschinen.Fotos: Ebert
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    Links:Wäschereileiterin Petra Dotterweich vor der Mangelstraße.
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    Daniela Schubotz, Laundry/Textiles Manager bei GiS Gera.ident-Systeme erläuterte die Lösung, die für die richtige Zuordnung der Bewohnerwäsche sorgt.
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    Links:Ein gut sichtbares optisches Signal zeigt dem Beschäftigten an, in welches Fach das Textil hineingelegt werden soll.
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    Rechts:Containerdesinfektions- und Personalschleuse von Effma sind aus Edelstahl gefertigt.Foto: Effma

Hoher Anspruch an die Technik

Die Wäscherei der Behinderteneinrichtung Aumühle am Darmstädter Stadtrand muss Tag für Tag einen Spagat schaffen. „Wir sind ein betreuerischer Betrieb und müssen zugleich ein wirtschahftliches Ergebnis erzielen sowie Qualität liefern“, erklärt Einrichtungsleiter Josef Hermann Fischbach.

52 Beschäftige mit unterschiedlichen geistigen Behinderungen arbeiten unter Anleitung von sieben Betreuerinnen in dem modernen, behindertengerechten Betriebsgebäude und führen je nach körperlicher Leistungsfähigkeit und seelischer Belastbarkeit unterschiedliche Tätigkeiten aus. Primäres Ziel der Wäscherei ist die Erhaltung dieser Arbeitsplätze. „Unsere Beschäftigten bringen hier einen gesellschaftlichen Nutzen und wissen, dass sie gebraucht werden, das stärkt sie“, sagt Wäschereileiterin Petra Dotterweich. Außer der Wäscherei sowie einer Gärtnerei ist auch der Bereich Montage und Verpackung ein Teil der „Werkstatt für behinderte Menschen“ (WfbM) auf dem Gebiet der Aumühle. Zudem stehen sieben Wohnhäuser zur Verfügung, die verschiedene Wohnformen anbieten.

Die Einrichtung Aumühle gehört zur Mission Leben GmbH, einem großen diakonischen Darmstädter Rechtsträger. 1500 Menschen leben in den Einrichtungen, zum großen Teil sind das Altenpflegeheime, die dem Träger angeschlossen sind.

Die Wäsche der Bewohner, täglich sind das etwa 3,5 Tonnen oder 150 Stücke Körperwäsche, Bett-, Tisch- und Hauswäsche werden in der auf Altenpflegeheimwäsche spezialsierten Wäscherei Aumühle bearbeitet.

Dazu kommt noch die eigene Wäsche der Aumühlenbewohner sowie die Bettwäsche für die evangelische Wohnsitzlosenhilfe in Mainz. Dieses Wäscheaufkommen erfordert eine wirtschaftliche Berabeitung.

Als die alte Wäscherei, die seit 1982 bestand, den Bedarf nicht mehr erfüllen konnte, begann man im Frühjahr 2003 mit den Detailplanungen für ein neues Wäschereigebäude auf dem Gelände. „Nach vielen Jahren im Dauergebrauch waren Waschmaschinen, Trockner, Mangeln und Bügelautomaten nicht mehr leistungsfähig, es kam zu immer längeren Stillstandszeiten,“ erzählt Fischbach. Mit dem Neubau wurde im Juli 2006 begonnen, der Echtbetrieb wurde im September 2007 aufgenommen. Betritt man den Hallenbereich, eine filigrane Stahlkonstruktion mit begrüntem Dach, fällt die gleichmäßige natürliche Beleuchtung auf. Große Fenster und Dachausschnitte sorgen für einen hellen und freundlichen Arbeitsplatz. Das große Luftvolumen in der Halle in Verbindung mit einem Luft-Erd-Wärmetauscher erlaubt eine natürliche, nahezu zugfreie Lüftung, die nur bei besonderem Bedarf mechanisch unterstützt wird.

Das Grundkonzept für die die neue Wäscherei sah vor, alle Maschinen und technischen Hilfsmittel an den Kompetenzen der behinderten Beschäftigen orientiert auszustatten und die Leistungsfähigkeit zu erhöhen. „Im Gegensatz zu einer gewerblichen Wäscherei ist es unser primäres Ziel, Arbeitsplätze für Menschen zu erhalten, die mit einer sogenannten geistigen Behinderung belastet sind“, sagt Fischbach. Das bedeutet, dass das Personal nicht möglichst viel Wäsche in kürzester Zeit bearbeiten soll, sondern dass Arbeitsplätze für Beschäftigte erhalten werden, die zeitlich deutlich begrenzt belastbar sind und nach dem Sozialgesetzbuch als voll erwerbsgemindert gelten. Andererseits muss die Wäscherei wirtschaftlich betrieben werden und marktfähig sein. Qualitativ hochwertige, zeitnahe Wäschebearbeitung, perfekte Logistik und marktgerechte Preise für Bewohnerwäsche sind laut Wäscherei- und Einrichtungsleitung die Vorgaben, die erfüllt werden müssen.

Bei der Auswahl und Installation der Maschinenausstattung und Wäschereitechnik mussten die Leistungsfähigkeit und geistig-seelische Belastbarkeit der hier beschäftigten Menschen berücksichtigt werden. Außerdem wurden ausreichend Möglichkeiten zum handwerklichen Arbeiten vorgesehen. So gibt es z.B. keine Handtuchfaltmaschine.

Auch beim Bügeln von Oberbekleidung, beim Mangeln von Flachwäsche oder beim Zusammenlegen von Unterwäsche und Frotteeware setzt die Wäscherei auf einen hohen Anteil Handarbeit. Um dennoch effizient zu arbeiten, muss die Wäschereitechnik den Verzicht auf hochgradig automatisierte Bearbeitungtechnik kompensieren. Eine anspruchsvolle Aufgabe für die technischen Ausstatter.

Unter Federführung von Seibt und Kapp, Erdmannshausen, haben außer dem Unternehmen selbst drei weitere Unternehmen die Wäschereitechnik geliefert: Von Seibt und Kapp kamen insgesamt fünf Waschschleudermaschinen. „Das hier installierte Pneuma-Load-Beladesystem erlaubt eine automatische Beladung der Waschschleudermaschinen, dazu wird die Wäsche auf der unreinen Seite angesaugt“, erklärt Rüdiger Schultz, Vertriebsleiter bei Seibt und Kapp. Bis zu sieben Maschinen können so automatisch beladen werden. Zudem wurden fünf gasbeheizte Trockner installiert.

Effma, Weyhe, lieferte eine Mangelstraße bestehend aus Eingabemaschine, Hochleistungsmangel und Faltmaschine. Außerdem wurde eine Kleinteilmangel, eine Durchladewaschschleudermaschine sowie Personal- und Containerschleuse installiert. Die moderne Mangelstraße ist laut Unternehmen besonders für die Erfüllung von hohen Qualitätsanforderungen geeignet. „Durch die ergonomisch angeordneten Bedienelemente wurden die Belange der Mitarbeiter aus dem Hause der Aumühle erfüllt“, erklärt Michael Bunnenberg, Geschäftsführer von Effma.

Pallas Finishsysteme, Goldbach, lieferte drei Universalfinisher, eine Universalpresse, einen Bügeltisch und einen Formteilfinisher. „Eine einfache Bedienbarkeit stand bei den Maschinen im Vordergrund“, erklärt Hans-Peter Wesseling, Geschäftsführer von Pallas. Mit nur einem Knopfdruck wird die richtige Behandlung gewählt.

Dafür, dass die gesamte Bewohnerwäsche wieder den richtigen Einrichtungen und den richtigen Besitzern zugeordnet wird, sorgt die Individualsortierung von GiS Gera.ident-Systeme GmbH. Mit tex.ident hat das Unternehmen ein komplettes Kennzeichnungssystem geliefert, das sowohl auf Barcodes als auch Transponder ausgelegt ist. Das System wird den Gegegebenheiten der Wäschereien vor Ort angepasst und entsprechend erweitert. Auf der unreinen Seite werden die einzelnen Kleidungsstücke mit einem Barcode ausgestattet. „Wir verwenden hierzu auf Kundenwunsch vorerst den Datamatrix-Code, denn dieser bietet eine hohe Informationsdichte auf kleinen Raum“, erklärt Daniela Schubotz, Laundry/Textiles Mangager bei GiS Gera.ident-Systememe GmbH.

Nach dem Bearbeiten der Wäsche wird das Kleidungsstück von den Beschäftigen gescannt und die Software kommuniziert mit dem elektonische Sortierregal. Das optische Signal, ein gut sichtbares LED, zeigt dem Beschäftigten, in welches Fach er das Kleidungsstück einsortieren soll. Die Individalsortierung wird so vereinfacht und der Zeitaufwand verringert. Zudem ermöglicht die Software betriebswirtschaftliche Auswertungen der Prozesse sowie Statistiken. „Der Beschäftigte arbeitet hier an einem Arbeitsplatz, an dem modernste Technik eingesetzt wird, ein Beitrag zur Motivation“, sagt Schubotz.

Dass die Beschäftigen der Aumühle motiviert sind, zeigt nicht nur der äußere Eindruck von engagierten und konzentrierten Menschen in der Betriebshalle, oder die Beschäftigten, die uns ihre Arbeit gerne gezeigt, demonstriert und erklärt haben, sondern nicht zuletzt die Menge an Bewohnerwäsche, die von den Beschäftigten mit Hilfe einer richtig abgestimmten Technik jeden Tag qualitativ hochwertig bearbeitet wird. Vanessa Ebert