Auszeichnung für Martin Kannegiesser Im Dienst der Gesellschaft

Martin Kannegiesser, geschäftsführender Gesellschafter der Herbert Kannegiesser GmbH, erhielt die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland. Bundespräsident Horst Köhler würdigte sein „außerordentliches Engagement für soziale Partnerschaft in der Gesellschaft“ und sein „ausgeprägtes gesamtgesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein“ mit dem Großen Bundesverdienstorden.

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    Martin Kannegiesser, geschäftsführender Gesellschafter der Herbert Kannegiesser GmbH, ist mit seinem Unternehmen in 52 Ländern aktiv, beschäftigt 1.250 Menschen und setzt jährlich 250 Millionen Euro um.Fotos: Herbert Kannegiesser GmbH
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    Jürgen Rüttgers händigte in einer Feierstunde den von Bundespräsident Horst Köhler verliehenen Orden an den ostwestfälischen Unternehmer aus.

Im Dienst der Gesellschaft

Martin Kannegiesser ist Präsident von Gesamtmetall, vor allem aber eine der herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft. Die „ganze Welt der Wäschereitechnik“ ist sein Zuhause. Er hat sie in den letzten Jahrzehnten entscheidend mitgestaltet und in weiten Teilen neu definiert. Jetzt erhielt der geschäftsführende Gesellschafter der Herbert Kannegiesser GmbH die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland. Bundespräsident Horst Köhler würdigte sein „außerordentliches Engagement für soziale Partnerschaft in der Gesellschaft“ und sein „ausgeprägtes gesamtgesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein“ mit dem Großen Bundesverdienstorden.

Es war ein langer, oftmals steiniger Weg. Keine Erfolgsgeschichte wie die des „Familieunternehmers“ schreibt sich ohne Anstrengungen: Martin Kannegiesser kommt im Jahr 1941 in Posen zur Welt. Er ist drei Jahre alt, als seine Mutter im legendären kalten Januar 1945 mit ihm in Richtung Westen flüchtet. Gerade rechtzeitig vor der Bombardierung Dresdens findet die Familie bei Verwandten im ostwestfälischen Herford eine neue Heimat. Hier erlebt die Bekleidungsindustrie gerade ihre Hochzeit; hier eröffnet der Vater und Diplom-Ingenieur wieder ein Ingenieurbüro. Auf einem Kartoffelacker in Vlotho baut er ein Haus für seine Familie, direkt gegenüber richtete er eine kleine Schlosserei ein. Im Gründungsjahr 1948 beschäftigt er vier Mitarbeiter. Spezialität des Ingenieurs sind Bügelmaschinen für die Hemdenindustrie. Ein wichtiger Großkunde ist z.B. Seidensticker. Das Erfolgsprodukt Hemdenbügelpresse öffnet schließlich die Tür in die Wäschereibranche.

Aufgrund der Alleinstellung mit dem Kernprodukt ist der deutsche Markt in der Bekleidungsindustrie sehr schnell bedient. Der Schritt in den internationalen Markt scheint mit den mittlerweile 40 Mitarbeitern nahezu unmöglich. Herbert Kannegiesser geht in die Offensive und überzeugt die Inhaber der Firmen Pfaff und Dürkopp davon, deren Vertriebsstrukturen nutzen zu können. Seine sprachbegabte Ehefrau übernimmt die Koordination und legt damit den Grundstein für ein weltweites Vertriebsnetz. Irma Kannegiesser gehört zu den bemerkenswerten Unternehmerfrauen der so genannten Gründerjahre und ist bis 1980 im operativen Geschäft tätig. Nebenbei ist sie Mutter und später wichtigste Beraterin ihres Sohnes, der nicht mit, sondern im Betrieb aufwächst. Der langsam und stetig wachsende Betrieb ist sein Spielplatz und der wichtigste Ort für die gesamte Familie. Seine Schulaufgaben macht er im Büro; möglichst schnell, um kleine Aufgaben zu übernehmen, die er weitaus spannender findet. Martin Kannegiesser erlebt in seiner Jugend jeden Moment des Wachstums, aber auch der Krisen, hautnah mit. Ganz bewusst nimmt er wahr, wie viel Energie seine Eltern investieren, um das Unternehmen nicht nur für die eigene Familie, sondern auch für eine kontinuierlich steigende Zahl an Mitarbeitern aufzubauen. Familiensinn und Teamgeist verschmelzen. Nach dem betriebswirtschaftlichen Studium bleibt das elterliche Unternehmen sein Wirkungsfeld; 1966 übernimmt Martin Kannegiesser die Vertriebsleitung. Grund für die sehr frühe Übernahme der Geschäftsleitung ist die schwere Krankheit des Vaters, der mit erst 58 Jahren verstirbt. Für die Familie ist das ein schwerer Schicksalsschlag. Martin Kannegiesser führt das Unternehmen seit 1971. Über seine außergewöhnliche Karriere zu berichten, würde unseren redaktionellen Rahmen sprengen. Es ist die Biografie eines Mannes, der sein mittelständisches Familienunternehmen durch branchen- und wirtschaftsbedingte Höhen und Tiefen geführt und schließlich weltweit führend gemacht hat.

Heute ist Kannegiesser in 52 Ländern aktiv, beschäftigt 1.250 Menschen und setzt jährlich 250 Millionen Euro um. Der Spezialmaschinenhersteller produziert an fünf Standorten in Deutschland. Im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte wurden renommierte Markenunternehmen von der Kannegiesser GmbH übernommen: Kleindienst, Passat, Pharmagg, Textima und Ducker in England. Vertrieb und Unternehmenskoordination gehen vom traditionellen Produktionsstandort in Vlotho aus; in der Zentrale arbeiten 650 Mitarbeiter. Wie Kannegiesser im Jahr 2010 die „Welt der Wäschereitechnik“ definiert, zeigt sie vom 8. bis 14. Juni im Rahmen einer Ausstellung im Messezentrum Bad Salzuflen. „Der Platz in unserem Werk in Vlotho reicht dieses Mal nicht aus und ist derzeit durch Neubaumaßnahmen ohnehin eingeschränkt“, sagt Martin Kannegiesser. Noch vor der Ausstellung nahm er sich die Zeit für ein Exklusivinterview mit RWTextil service .

RWT: Herr Kannegiesser, es ist keine Neuigkeit, dass Ihr unternehmerisches und wirtschaftspolitisches Engagement über das übliche Maß weit hinausgeht. Bereits 1989 erhielten Sie das Bundesverdienstkreuz am Bande, 2001 das Verdienstkreuz 1. Klasse und - als größtmögliche Anerkennung der Bundesrepublik Deutschland - nun den Großen Bundesverdienstorden, insbesondere für Ihr hohes gesamtgesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein. Zunächst einmal unseren Glückwunsch und zum Einstieg die direkte Frage: Wie definieren Sie Verantwortung?

Martin Kannegiesser: Für mich ist Verantwortung eine innere Haltung. Wer in der Gesellschaft Veränderungen wünscht, muss sich dafür einsetzen. Mir war es immer wichtig, überall dort, wo ich mich für ein Mitwirken entschieden habe, auch aktiv mitzugestalten. In der Konsequenz heißt das, Verantwortung zu übernehmen. Das ist ein Prozess, in dem sich das eine aus dem anderen ergibt. Wo es Handlungsbedarf gab, habe ich mich eingebracht - vorausgesetzt, es war mein Metier.

RWT: „Wenn wir die Einheit der Gesellschaft wahren wollen, müssen wir unseren Kindern und Enkeln den Einsatz für diese Gemeinschaft vorleben. Durch Solidarität, durch Hilfe, durch Mitmenschlichkeit …“, sagte NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstordens. Wer Sie kennt, weiß, dass Sie dies mit Überzeugung tun. In diesem Kontext ist es bemerkenswert, dass die Firma Kannegiesser trotz ihrer Größe nach wie vor ein Familienunternehmen ist. Inwieweit ist diese Familientradition Ihr Motor?

Martin Kannegiesser: Die Familie ist eine kräftige Motivation. Ich habe den Aufbau unseres Unternehmens von null miterlebt und gesehen, welcher Energieaufwand erforderlich war. Das habe ich verinnerlicht. Was meine Eltern vorlebten, hat mich geprägt. Diese besondere Qualität von Familienunternehmen habe ich im Laufe meiner Praxis immer wieder gefunden. Ich will Familienunternehmen nicht auf einen Sockel heben. Sie unterscheiden sich jedoch grundlegend, da sie weniger auf kurzfristige Effekte und Gewinnerzielung ausgelegt sind, sondern auf Kontinuität und langfristige Stabilität. Was keineswegs weniger Flexibilität bedeutet. Ganz im Gegenteil. Sicherlich sind Familienunternehmen sehr personenabhängig. Das sehe ich als Stärke und Schwäche zugleich.

RWT: Wie definieren Sie Ihre persönliche Wertekultur?

Martin Kannegiesser: Ich glaube, der Begriff Fairness trifft es. Das klingt immer so glatt. Aber in all den Jahren meiner sozialpolitischen Arbeit wurde mir immer wieder bestätigt, dass Fairness ein hoher Wert ist, der auch dann noch zählt, wenn es um unterschiedliche Interessen und Positionen geht. Für mich heißt das: Den anderen zu respektieren, ohne die eigenen Interessen zu vernachlässigen. Das Gemeinsame zu suchen, um das Trennende zu finden und schließlich eine Einigung zu erzielen. Das gilt insbesondere für den Umgang mit unseren Kunden. Wir pflegen laufende Beziehungen. Solch ein langjähriges Zusammengehen kann ohne Fairness nicht funktionieren. Es reicht nicht, bis zur nächsten Kurve zu gucken. Langfristig gute Beziehungen - ob zu Mitarbeitern oder Kunden - gedeihen nur, wenn sich beide Seiten gut aufgehoben fühlen.

RWT: Gelingt es Ihnen, diese Unternehmenskultur an all Ihren Standorten und weltweit zu verankern?

Martin Kannegiesser: Wir geben uns Mühe. Natürlich ist es nicht immer leicht. Letztendlich bürgt die Qualität unserer Leistungen weltweit für die Marke Kannegiesser. Und diese erreichen wir nur dadurch, dass wir auf allen Ebenen gut aufgestellt sind. Wenn unterschiedliche Menschen und Vorstellungen oder gar kulturelle Unterschiede aufeinandertreffen, ist es wichtig, diese zu akzeptieren, um dann, wie ich bereits sagte, das Trennende zu erkennen und die Gemeinsamkeiten herauszustellen.

RWT: Wird die nächste Generation diese Mentalität weiterleben?

Martin Kannegiesser: Das ist mein Anliegen. Wir haben bereits vor Jahren eine Managementstruktur geschaffen, die das möglich macht. Ob meine Tochter das Unternehmen übernehmen wird und es somit in der Familie bleibt oder es möglicherweise als Stiftung fortgeführt wird, kann ich heute noch nicht sagen.

RWT: Mit Stiftungen haben Sie bereits Erfahrungen.

Martin Kannegiesser: Vor etwa zehn Jahren habe ich die „Stiftung Bildung zur Förderung Hochbegabter“ gegründet. In Deutschland gibt es etwa eine Million Kinder und Jugendliche, die überdurchschnittliche Begabungen haben, aber in der Schule augenscheinlich versagen, da unser Bildungssystem auf diese Kinder nicht ausgelegt ist. Unsere Stiftung setzt sich in Pilotprojekten für eine frühe und durchgehende Förderung ein, die im Kindergarten beginnt, in der Grundschule und in weiterführenden Schulen konsequent fortgesetzt wird. Damit erfüllt sie auch volkswirtschaftlich einen wichtigen Auftrag.

RWT: Sie wurden wiederholt für besondere Maßnahmen im Bereich Ausbildung gewürdigt, regional und bundesweit in Ihrer Funktion als einer der höchsten Repräsentanten der Arbeitgeber. Hat auch das Familientradition?

Martin Kannegiesser: Das ist richtig, Ausbildung hat in unserem Haus Tradition. Wir waren von Anfang an ein Fachbetrieb. Mein Vater legte großen Wert auf das Ausbildungswesen und richtete sehr früh eine Lehrwerkstatt ein. Heute kümmert sich in Vlotho eine Weiterbildungsbeauftragte speziell um die Weiterbildung unserer Mitarbeiter.

RWT: In Ihrer Heimatregion Ostwestfalen haben Sie den Aufbau der Initiative Wirtschaftsstandort Kreis Herford (IWKH) initiiert und gefördert und bei der Planung eines Instituts - quasi als Ableger - der Fachhochschule des Mittelstandes mitgewirkt.

Martin Kannegiesser: Ja, in den 80er und 90er Jahren haben wir sehr viel regionale Ausbildungsförderung aufgebaut, unter anderem mit den Modellen MACH 1 und MACH 2 zur Unterstützung kleiner und mittlerer Wirtschaftsunternehmen in der Aus- und Weiterbildung bzw. der Personalentwicklung. In enger Kooperation mit den Hochschulen in unserer Region organisieren wir seit einigen Jahren spezielle Hochschultage in unserem Stammwerk. In kleinen Projektgruppen und anhand konkreter Aufgabenstellungen können sich interessierte Studierende mit unserem Technikbereich vertraut machen. Viele von ihnen fassen das Thema Wäschereitechnik zunächst mit spitzen Fingern an. Sie sind allerdings begeistert, wenn sie feststellen, dass wir auf dem Feld der Großwäschereitechnik in einem hochtechnisierten Wirtschaftszweig arbeiten, der modernste Umwelttechnik einschließt.

RWT: Das heißt, Ausbildungsförderung bleibt ein vorrangiges Anliegen.

Martin Kannegiesser: Selbstverständlich. Zum einen sprechen wir mit den Hochschultagen gezielt den potenziellen Nachwuchs für unser Unternehmen an. Auf der wirtschaftspolitischen Ebene ist es eine dringende Notwendigkeit, den Fachkräftenachwuchs in unserem Land zu fördern. Nur so können wir international wettbewerbsfähig bleiben und unsere Standorte in Deutschland sichern. Allein durch unser Know-how können wir uns als traditionelle Industrienation im weltweiten Wettbewerb behaupten.

RWT: Als Präsident von Gesamtmetall tragen Sie eine hohe tarif- und sozialpolitische Verantwortung für die Metall- und Elektroindustrie. Das sind rund 22.000 Unternehmen mit etwa 3,6 Millionen Beschäftigten. Außerdem sind Sie seit 2000 Vizepräsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände. Haben Sie Ihre Ziele erreicht, was war und ist Ihnen wichtig?

Martin Kannegiesser: Die Metall- und Elektroindustrie macht 70 Prozent unserer Gesamtindustrie aus. Wir haben eine Konsolidierung unserer klassischen Industriezweige erreicht. Das hat weder in den USA noch in England funktioniert und auch die Franzosen tun sich schwer. Nach wie vor bildet unsere Industrie die Basis für den Wohlstand in unserem Land. In der Metall- und Elektroindustrie haben wir das mit Abstand höchste Einkommensniveau. Diesen Stand zu halten und zu sichern, ist uns entgegen aller negativen Prognosen gelungen. Was uns als hochentwickelte Industrienation auszeichnet und mir am Herzen liegt, ist die Art, in der wir das Zusammenwirken in den Unternehmen organisieren, wie wir Sozialpartnerschaft praktizieren. Mit unserem Tarifsystem haben wir eine tragfähige Basis geschaffen.

Das war ein Gärungsprozess der letzten 20 Jahre. Unser System wurde viel kritisiert, es hat sich jedoch bestätigt. Wie setzen als Industrie auf einen verbindlichen Ordnungsrahmen mit betrieblichen Gestaltungsmöglichkeiten. Tarifpolitik braucht Solidarität, das bedeutet, verbindende Gestaltungselemente für Unternehmen und Mitarbeiter. Das derzeit bestehende System mitgestalten zu können, war mir ein wichtiges Anliegen. Dazu gehören eine eigene Branchenlösung für einen flexiblen Übergang in die Rente, die Entwicklung eines neuen Entgeltrahmens, mit der Metallrente die Begründung einer ergänzenden Altersversorgung etc.

RWT: Kannegiesser ist heute ein weltweit agierendes Unternehmen, Sie sind in 52 Ländern aktiv. Wie beurteilen Sie den Standort Deutschland für Ihr Unternehmen und die deutsche Wirtschaft insgesamt?

Martin Kannegiesser: Unsere Antwort auf diese Frage heißt: Weltweit vernetzt - in Deutschland verwurzelt. Wir haben in den letzten 20 Jahren die Weichen gestellt. Zum einen durch die volle Konzentration auf das Wäschereigeschäft. Die Unternehmensbereiche Bekleidungs- und Kunststofftechnik haben wir zu eigenen Firmen zusammengefasst und verkauft. Zum anderen die Entscheidung, ausschließlich in Deutschland zu produzieren. Uns war klar, dass wir unser Qualitätssystem im Ausland nicht einfach duplizieren können. Wir glauben, dass der Produktionsstandort Deutschland für Firmen unserer Struktur ideal ist. Nirgendwo anders gibt es eine derartige Leistungs- und Kompetenzdichte. Nein, die Primitivrechnung Lohnkosten macht für uns keinen Sinn. Nur durch die Bündelung von Know-how und Hochleistungstechnik können wir unsere Produktivität steigern und unsere Position am Weltmarkt sichern. Unsere Lohnstückkosten haben wir durch Produktionsfortschritt reduziert.

RWT: Herr Kannegiesser, wie bringen Sie Ihre gesamten Aktivitäten unter einen Hut?

Martin Kannegiesser: Das ist in der Tat nicht so einfach. Eine wichtige Voraussetzung ist gutes Team, eine Mannschaft, der man vertraut. Aber die muss natürlich erst einmal entwickelt werden. Als ein führender Mitarbeiter von uns kürzlich danach gefragt wurde, wie viel Zeit ich prozentual für die Unternehmensführung und für meine Aufgaben im Verband und in der Politik aufwende, sagte er: 70 Prozent für das Unternehmen und 70 Prozent für Verband und Politik. Dass ich dabei auf viel Privates verzichten muss, erklärt sich von selbst.

RWT: Welche Überzeugung steckt hinter Ihrem unermüdlichen Wirken? Sie selbst tragen Ihre Erfolge nicht vor sich her. Ist Bescheidenheit Teil Ihrer Unternehmensphilosophie?

Martin Kannegiesser: Ehrlich gesagt, ich kann das nicht sagen. Es ist etwa so, als müsse man das Buch zum Film schreiben. Nach einem Rundgang durch den Betrieb stellte ein Bewerber kürzlich fest: „Ihr seid ungefähr alle gleich.“ Das ist vermutlich der Stil unseres Hauses, der sich über die Jahrzehnte entwickelt hat. Wenn man es formuliert, klingt es wie eine Banalität. Aber es ist einfach so, dass sich all unsere Mitarbeiter überdurchschnittlich einbringen. Wir reden viel miteinander. Kundennähe ist uns sehr wichtig, aber die Mitarbeiternähe fast noch wichtiger. Schließlich wirken wir nur durch sie. Wir brauchen keine exzellenten Einzelakrobaten, sondern durchweg engagierte und motivierte Mitarbeiter in allen Unternehmensbereichen. Sagen wir es einmal so: Wir alle geben uns viel Mühe.

RWT: Herr Kannegiesser, vielen Dank für das Gespräch!

Gabriele Rejschek Wehmeyer