Frischgebackene Meisterin Nadine Schlegel Immer weiter auf der Karriereleiter

Fokussiert auf den nächsten Schritt: Im Dezember 2013 führte RWTextilservice schon einmal ein Gespräch mit Nadine Schlegel – damals war sie gerade Gesellin geworden und belegte beim Bundesleistungswettbewerb den dritten Platz. Zweieinhalb Jahre später hält sie nun den Meisterbrief in ihren Händen.Übergabe des Meisterbriefs: Nadine Schlegel ist mit 23 Jahren Wäschereileiterin und frisch- gebackene Meisterin. Foto: DTV3 Nadine Schlegel ist zielstrebig. Die im heimischen Familienbetrieb Weber GmbH in Friedrichshafen ausgebildete Textilreinigerin schloss bereits ihre Gesellenprüfung mit Bestnoten ab. Jetzt hat sie auch die Meisterprüfung erfolgreich absolviert. Das Ende der Karriereleiter ist damit aber noch lange nicht erreicht. RWTextilservice sprach mit der 23-Jährigen über die Meisterprüfung, Herausforderungen und Zukunftspläne. RWTextilservice: Herzlichen Glückwunsch zum Meisterbrief! Wie ist es Ihnen in den vergangenen zweieinhalb Jahren seit unserem letzten Gespräch ergangen? Nadine Schlegel: Ich sammelte in diesem Zeitraum viel Berufserfahrung und konnte einiges lernen. Mittlerweile leite ich die Wäscherei und investiere somit viel mehr Zeit in den Betrieb als noch vor zwei bis drei Jahren. Auch die Ausbildung eines Azubis habe ich übernommen. Einiges an Energie und Aufwand kostete mich natürlich auch die Vorbereitung auf die Meisterprüfung – aber es hat sich ja gelohnt. RWT: Gab es in Ihrer Vorbereitung zwischen Gesellen- und Meisterprüfung Unterschiede? Schlegel: Es ist in beiden Fällen viel Stoff, aber eine andere Herangehensweise: Bei der Gesellenprüfung habe ich von Grund auf alles gelernt und musste mich in jedes Thema erst einmal einarbeiten. Die Vorbereitung auf die Meisterprüfung war dagegen eher eine Vertiefung des schon vorhandenen Stoffs. Insgesamt gibt es viele ähnliche Inhalte – bei der Meisterprüfung sind die Prüfer allerdings doch etwas strenger. RWT: Sind Sie eher ein Typ, der an eine solche Prüfung locker herangeht, oder waren Sie ein bisschen nervös? Schlegel: Ich war sehr nervös. Man muss an zwei Tagen schriftlicher Prüfung das komplette Wissen wiedergeben, das in den vorherigen fünf Wochen Theorieunterricht aufgebaut wurde. Dann noch einmal eineinhalb Wochen Vorbereitung im Betrieb – und schon steht die praktische Prüfung vor der Tür. Das war alles sehr stressig und wir waren ziemlich emotional, als die letzte Hürde genommen war und wir uns endlich entspannen konnten. RWT: Haben Sie etwas aus den Vorbereitungskursen für den betrieblichen Alltag mitnehmen können? Schlegel: Im Vorbereitungskurs in Friedrichsdorf wurden viele Themen für spätere Führungskräfte angesprochen. Beispielsweise Kostenrechnungen, Energieeinsparungsmaßnahmen oder auch Mitarbeiterkommunikation. Gerade bei Letzterem habe ich einiges lernen können für den Umgang mit meinem Auszubildenden. RWT: Sie haben Kostenrechnungen angesprochen. Wie wichtig ist es Ihnen, dass Wert auf betriebswirtschaftliche Themen gelegt wird? Schlegel: Ich persönlich finde das gut. Vor allem der Teil des Vorbereitungskurses, der sich um Angebotserstellung sowie Lohn- und Mitarbeiterkosten dreht, war sehr hilfreich für die Praxis. RWT: Würden Sie anderen jungen Gesellen eine Weiterbildung zum Meister empfehlen? Schlegel: Definitiv. Es ist ja nicht so, dass der Titel für sich alleine steht. Man nimmt aus den Vorbereitungskursen viel mehr mit: Alleine schon wegen der besseren Kommunikationsformen mit seinen Mitarbeitern im Betrieb und der tollen Gespräche mit den anderen Meisterkursteilnehmern würde ich eine Weiterbildung zum Meister empfehlen. Ich hatte mit den anderen Prüflingen wirklich einen guten Austausch über Berufliches wie neue Maschinen, Techniken oder den richtigen Umgang mit Mitarbeitern. Aber auch privat haben wir uns super verstanden. Der Kontakt ist jedenfalls immer noch da und wir helfen uns bei Fragen und Problemen gegenseitig. Natürlich bringt der Meistertitel auch einen Vertrauensvorschuss im Umgang mit Kunden mit sich, das ist nicht zu unterschätzen – auch wenn sich bei mir meiner Meinung nach wenig im Kundengespräch geändert hat. RWT: Sie sagten im letzten Interview, dass der Beruf nie langweilig wird. Welche Tätigkeiten und Themen faszinieren Sie besonders? Schlegel: Ich bin nach wie vor von der Fleckenentfernung fasziniert. Durch den Meisterkurs habe ich aber auch an der Schadenserkennung Gefallen gefunden. Ich gehe gerne wie ein Detektiv der Frage nach, ob ein Schaden in meinem Betrieb entstanden ist oder doch auf Materialfehlern oder dem unsachgemäßen Umgang des Kunden mit den Textilien beruht. Im Meisterkurs diskutierten wir diese Thematiken sehr intensiv mit dem Sachverständigen, der vor Ort war. RWT: Diskutieren in so einem Fall eher die weiblichen oder doch die männlichen Teilnehmer? Schlegel: Das kann ich nicht genau beantworten. Beide Geschlechter waren da in gleichem Maße engagiert – genauso wie man nicht generell sagen kann, dass Textilreiniger eher ein Männer- oder Frauenberuf ist. Jedes Geschlecht kann seine Stärken einbringen: Männer haben vielleicht eher im Umgang mit den Maschinen leichte Vorteile, Frauen bei den Feinarbeiten. Pauschalisieren kann man das aber weiß Gott nicht. RWT: Waren dieses Mal mehr Männer oder Frauen im Meisterkurs? Schlegel: Leider waren wir im aktuellen Kurs sehr wenig Mädels. Ich hoffe, das ändert sich, schließlich ist der Beruf, wie schon gesagt, für Männer und Frauen gleichermaßen geeignet. RWT: Sie steckten sich 2013 fokussiert das Ziel, Meister zu werden. Das ist nun geschafft. Ist jetzt der nächste Schritt zumindest langfristig die Übernahme des elterlichen Familienbetriebs? Schlegel: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Fürs Erste möchte ich als Wäschereileiterin weiter Erfahrungen sammeln, später kann ich mir vorstellen, noch den Betriebswirt zu machen. Ein Studium wäre dagegen eher weniger etwas für mich, ich bin eben eine Praktikerin und möchte lieber „schaffen“. Was ich mir aber vorstellen könnte, wäre, irgendwann eine Sachverständige zu sein – durch den Meisterkurs habe ich ja meine Leidenschaft für die Schadenserkennung entdeckt. RWT: Dann wünschen wir Ihnen weiterhin viel Erfolg auf Ihrem beruflichen Weg und danken für das Interview.