BÜFA Innovationstage Die Vernetzung von Wertschöpfern

Nassreinigung sei wirtschaftlich relevanter denn je, erklärten die Experten während der "Innovationstage 2020" in Oldenburg. Seit 2017 stützt BÜFA das Veranstaltungsformat zur Vernetzung von Marktplayern in der textilen Wertschöpfungskette.

BÜFA Innovationstage
Gut gelaunte Gäste vor dem Neubau der BÜFA Reinigungstechnik in Oldenburg. - © BÜFA

Die Stimmung in der Zentrale der BÜFA Reinigungssysteme ist freundlich und entspannt. So wie die Gäste und Geschäftspartner es von dem Oldenburger Unternehmen gewohnt sind. Von einer Corona-Krise ist Anfang März 2020 noch keine Rede. Diplom-Ingenieurin und Hygieneexpertin Pamela Krix ist allerdings achtsam. Händeschütteln müsse nicht sein, bemerkt sie bei der Begrüßung von 58 Gästen aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands.  

BÜFA Innovationstage
Die gesamte Wertschöpfungskette im Wirtschaftsfeld Textilservice zu erreichen und abzubilden, das sei die Idee der Innovationstage, sagt Dipl.-Ing. Pamela Krix. - © BÜFA

Eingeladen waren Mitarbeiter und Entscheider aus Textilpflegebetrieben, Pflegeeinrichtungen, Senioren-Residenzen, Einrichtungen der Lebenshilfe und anderen Sozialwerken sowie Partner aus der Maschinenindustrie. "Wir wollten die ganze Wertschöpfungskette im Wirtschaftsfeld Textilservice erreichen und abbilden", sagt Krix. "Dass wir dafür erneut ein Fachforum schaffen konnten, war ein weiterer Teamerfolg der Firmen Veit , Hans-Joachim Schneider sowie dem Textilmakler MSH .

Für dieses Frühjahr habe man den Textilhersteller Greiff für die Netzwerkidee gewinnen können. "So sorgen wir für Ausgewogenheit im Informationstransfer, es ist für alle etwas dabei. Gleichzeitig haben wir die Chance, voneinander zu lernen", sagt Carsten Niehaus, der seit April 2019 zum BÜFA-Vertriebsteam gehört.

Nassreinigung aus der Nische geholt

Neben dem Netzwerken stand diesmal das BÜFA "Care 4.0"-Konzept im Vordergrund: die Nassreinigung für nahezu sämtliche Textilien. Dies sollte in diesem Jahr als Messehighlight auf der Texcare International präsentiert werden, die nun erst für den Oktober geplant ist. "Umso mehr freuen wir uns, dass wir unseren Gästen einen Informationsvorsprung geben konnten", sagt Krix.

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Die Referenten (v.l.n.r.): Hasan Soytorun-Faust, Ingo Harms, Olaf Schneider, Vanessa Sanmann, Johannes Thiel, Pamela Krix, Carsten Niehaus und Caroline Drechsler. - © BÜFA

Das Thema Nassreinigung sei vor allem aus ökologischer Sicht aktueller denn je. " Wir wissen, dass Lösungsmittel in einigen Ländern gänzlich verboten werden und können unseren Partnern nun ein ausgereiftes Konzept bieten. BÜFA hat die Nassreinigung von der ersten Minute an weiterentwickelt, aus der Nische herausgeholt und in 'BÜFA Care 4.0' umgewandelt."  

Ein überzeugender Warenausfall

"Es ist wirklich erstaunlich, wie die Ware aus der Maschine kommt; kommt der Reinigung im Lösungsmittel schon sehr nah", sagt dazu Paul Lohmann, ein Branchenkenner, der die Entwicklung der Nassreinigung seit fast 30 Jahren verfolgt. Bemerkenswert seien die kurze Laufzeit der Maschinen von nur einer Stunde, die Beladekapazität von 60 Prozent und v.a. die Tatsache, dass nur noch nach heller und dunkler Ware sortiert werden müsse. Und das laut Hersteller bei 30 Prozent geringerem Produkteinsatz gegenüber der herkömmlichen Nassreinigung. Das sei tatsächlich ebenso einfach wie genial, so der Geschäftsführer der Brune + Co. Textilpflegemaschinen GmbH, Bielefeld. Ihn und seinen Sohn Ingo hatte das Interesse am aktuellen Stand der Nassreinigung nach Oldenburg gelockt.

Corporate Fashion aus Hightech-Textilien

Warum Greiff Mode neben Nachhaltigkeit und Langlebigkeit auch größten Wert auf Passform und Gewebestabilität legt, demonstrierte Referent Hasan Soytorun-Faust. Er zeigte die Qualitätsvorteile maßgerechter Konfektion in Kombination mit der Verarbeitung innovativer Gewebe. Wie der Name bereits verrate, ermögliche die 37.5-Technologie die Herstellung von Geweben, welche die Körpertemperatur auf 37,5 °C regulieren. Anzugträger, die je einem anstrengenden Meeting beigewohnt haben, dürften ein solches Textil zu schätzen wissen. Sämtliche Greiff Textilien seien OEKO-TEX 100 zertifiziert, das sei längst Standard. "Für uns war die Teilnahme an den Innovationstagen ein Erfolg, um die Marke Greiff voranzubringen", sagt Hasan Soytorun-Faust, der gemeinsam mit seiner Kollegin Vanessa Sanmann das Unternehmen repräsentierte.

"Dass es eine schonende, effektive Methode der Bearbeitung anspruchsvoller Businessmode gibt, ist vielleicht unsere wichtigste Erfahrung, die uns die Sicherheit gibt, eine Empfehlung auszusprechen. Denn ein qualitativ hochwertiges Bekleidungsstück ist erst dann perfekt, wenn es auch nach der Nassreinigung unverändert am Körper liegt." Die Idee der Nachhaltigkeit in der Nassreinigung sei ein Bonus, ganz im Sinne der Firma Greiff, die sich seit Jahren in der Textilwirtschaft dafür einsetze.

Mit Nassreinigung neue Marktsegmente erschließen

Die Suche nach einer nachhaltigen wie praktikablen Lösung für die Bearbeitung von Textilien hatte die Brüder Alexander und Paul Wagenleitner nach Oldenburg geführt. Sie planen eine Expansion des Familienunternehmens. Mit neuem Wissen und Inspiration im Gepäck fuhren die Geschäftsführer zurück in ihren Wäschereibetrieb im niedersächsischen Ostercappeln. "Da wir bereits die entsprechenden Maschinen haben, können wir uns ohne großen Aufwand auf die Nassreinigung umstellen", sagt Alexander Wagenleitner. Aufgrund der Corona-Krise seien nahezu sämtliche Kunden aus Hotellerie und Gastronomie weggebrochen. Optimistisch und proaktiv nutzen die Brüder Wagenleitner die Zeit zur Kundenakquise. Aufgeben sei keine Option, ein Einstieg in die Nassreinigung wirtschaftlich denkbar, eine Investition in Lösungsmitteltechnik allerdings nicht.  

Nassreinigen und Finishen im System

Den theoretischen Hintergrund zur Entwicklung der Nassreinigung BÜFA "Care 4.0" vermittelte Diplom-Ingenieurin Krix. Den Prozess selbst konnten die Gäste anschließend neu gebauten BÜFA-Technikum nachvollziehen: von der Beladung bis zur Trocknung, über die energieeffiziente Dosierung bis zum Finish.  

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Caroline Drechsler verrät hilfreiche Kniffe für das perfekte Finish nassgereinigter Garderobe. - © BÜFA

Caroline Drechsler und Johannes Thiel von der Firma Veit verrieten hier einfache Kniffe für die Bearbeitung nassgereinigter Ware, unter anderem aus Greiff Kollektionen. Tipps zur Ergonomie am Bügeltisch wurden dankbar angenommen. "Manchmal ist es nur eine Kleinigkeit, die zur Arbeitserleichterung führt und langfristig der Gesundheit dient", sagt Drechsler, ergänzend zu den Ausführungen ihres Kollegen Thiel, der zuvor über die Verknüpfung von Nassreinigungs- und Bügeltechnik referierte. Sein Fazit: "Das Ziel besteht darin, den zuvor gereinigten Textilien ihre ursprüngliche, vom Hersteller oder Kunden gewünschte Form und Optik zurückzugeben." Dies mit möglichst geringem Aufwand zu erzielen, sei eine Herausforderung, so der Textilreinigermeister mit eigenem Reinigungsbetrieb. Zur technischen Grundausstattung für die erfolgreiche Nassreinigung gehöre daher ein professioneller Bügeltisch, der nach Bedarf mit einem Formfinisher, Universalfinisher oder Hosentopper ergänzt werden könne. Eine individuelle Eruierung des tatsächlichen Bedarfs sei unerlässlich.

"Wir sind eben nicht nur Berater, sondern Teamplayer", sagt Drechsler. "Unsere Innovationstage sind eine Chance zur Kommunikation auf Augenhöhe. Davon profitieren alle", so die Textilreinigermeisterin, die aus der Erfahrung im elterlichen Textilpflegebetrieb weiß, wie wichtig eine helfende Hand seitens der Maschinen- und Zulieferindustrie sein kann, nicht erst in der Krise. Und wo gebe es schon mal so viel komprimiertes Wissen wie auf den gemeinsamen Innovationstagen? " Gleichzeitig bieten wir Mitarbeitern die Gelegenheit, sich im lockeren Rahmen auszutauschen und ihr Fachwissen außerhalb des Betriebes aufzufrischen. Es ist einfach etwas anderes, ob der Chef ihnen auf die Hände schaut, oder ob ein außenstehender Experte Hilfestellung gibt. Dann trauen sie sich viel eher, noch einmal nachzuhaken."

Den Kunden gemeinsam "anziehen"

Wie erfolgsrelevant Expertenwissen ist, bestätigt auch Olaf Schneider, der unvorhergesehen zum Ansprechpartner für seine Kunden in Sachen Verpackungsverordnung avancierte. Nachdem sich der Geschäftsführer der Hans-Joachim Schneider GmbH, Berlin, intensiv damit beschäftigt hatte, wurde er nach eigenen Angaben Lizenznehmer und übernahm somit die Verantwortung für seine Kunden. Viele Betriebe wüssten bis heut nicht, dass sämtliche Serviceverpackungen seit 2018 lizensiert werden müssten; das gelte selbstverständlich auch für die Transportfolie in der Textilreinigung. Sein Wissen teilte Olaf Schneider in Oldenburg an der Seite von Ingo Harms. Der Geschäftsführer der Marketing- und Serviceagentur Harms GmbH (MHS), Rastede, präsentierte eine Alternative zur Folienverpackung: einen textilen Kleidersack, der sich im Handumdrehen in einen Wäschesack verwandeln lässt, eine Metapher für seine Botschaft, die der Textilmakler in eine bewegende Geschichte seiner eigenen Unternehmensentwicklung verpackte.

Er hatte einer erkrankten Freundin eine kleine, verschuldete Wäscherei abgekauft und sie zu einem florierenden Dienstleistungsbetrieb gemacht: gemeinsam mit seiner Frau, die anfangs mehr als skeptisch gewesen sei, und einem engagierten Mitarbeiterteam. Sein Credo: "Zeigen Sie, wer Sie sind. Und machen Sie sich zur Marke. Schauen Sie über den Tellerrand und entdecken Sie Möglichkeiten." Was spräche dagegen, als Textildienstleister auch Corporate Fashion zu verkaufen? Etwa nach dem Motto: "Wir ziehen den Kunden gemeinsam an!" Kreative Lösungen mit dem Bedürfnis nach Wellness zu verknüpfen, sei sein Geheimnis. Er selbst betrachte sich als erfolgreichen "Wertschöpfungsretter" und bietet familiengeführten Unternehmen Unterstützung an.  

Sämtliche Fragen beantwortet

Rundum wohl gefühlt haben sich auch Elke Weinhardt, Hauswirtschafterin der Senioren Residenz Uelzen, und ihre Kollegin Isabell Meyer, die sie als ihre Nachfolgerin auf die Innovationstage begleitete. Derzeit habe zwar das Thema Corona höchste Priorität, so die Verantwortliche für die Hygiene in dem 160-Bettenhaus, dennoch bleibe die Nassreinigung für sie jetzt ein wichtiges Thema. Die komplette Bewohnerwäsche werde inhouse bearbeitet, die Flachwäsche abgegeben. "Uns interessierte vor allem die Dosiertechnik", verrät Elke Weinhardt, um unsere Waschprozesse zu vereinfachen.

Ihre Fragen wurden vom BÜFA-Spezialisten Tobias Glenewinkel zur vollsten Zufriedenheit beantwortet. "Wir haben mehr Informationen mitgenommen als erwartet, waren an beiden Tagen da und hatten somit viel Zeit für einen intensiven Austausch – wie in einer großen Familie."