Innenminister und WKÖ-Präsident erneuern Kooperation „Unternehmen Sicherheit“ Internetkriminalität präventiv verhindern

Von links nach rechts: WKÖ-Präsident Christoph Leitl, Innenminister Wolfgang Sobotka und Robert Bodenstein, Obmann der WKÖ-Bundessparte Information und Consulting, wollen die Betriebe vor Internetkriminalität schützen. Foto: WKÖ/Leithner - © WKÖ/Leithner

3 Innenminister Wolfgang Sobotka und WKÖ-Präsident Christoph Leitl haben gemeinsam die dritte Auflage der Kooperation „Unternehmen Sicherheit“ unterzeichnet. Die damalige Innen­ministerin Maria Fekter beschloss die Vereinbarung erstmals im Jänner 2010 gemeinsam mit der WKÖ und dem Innenministerium.  2013 wurde sie mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner erneuert und erweitert. Der Schwerpunkt der Kooperation liegt auf der Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Polizei, insbesondere im Bereich der Kriminalprävention im Internet.

„Das Thema Cyberkriminalität ist eine zentrale Herausforderung der Zukunft, sowohl für Wirtschaftsbetriebe als auch die Bevölkerung im Allgemeinen“, sagt Sobotka. Ziel dieses Vertrages sei es, die bereits vorhandene Zusammenarbeit zwischen der WKÖ und dem Innenministerium zu intensivieren und mit einer bundesweiten Koordination, Evaluierung und Optimierung von Best-Prac­tice-Modellen eine Win-win-Situation für beide Kooperationspartner zu erreichen. Auch Leitl betont: „In Österreich verschiebt sich die Kriminalität gerade weg von Gewaltdelikten hin zu Netzdelikten.“ Schwere Gewaltdelikte wie Raub oder Diebstahl seien zuletzt um 30 Prozent gesunken, Internetkriminalität dagegen um 30 Prozent gestiegen. Eine entsprechende Vorsorge ist daher nach Leitl extrem wichtig: „Wir setzen auf die Ausweitung und Intensivierung dieser seit vielen Jahren bewährten Kooperation zwischen Wirtschaft und Polizei mit dem Ziel, dass die österreichischen Betriebe in der digitalen Welt nicht Opfer eines Angriffs werden und die vielen erfolgreichen Services zur Steigerung der Sicherheit im Handel fortgeführt und intensiviert werden.“

Virtuelle Attacken verhindern

Bei der aktuell dritten Auflage der Zusammenarbeit zwischen WKÖ und Innenministerium gehe es insbesondere darum, Ängste zu nehmen und virtuelle Attacken von vornherein zu verhindern. „Jeden Tag gibt es etwa 25.000 Angriffe durch Erpressungstrojaner auf IT-Systeme. Wer da nicht handelt, ist fahrlässig“, betont Leitl. „Jeder kann von Cybercrime betroffen sein – vom kleinsten Unternehmen bis zum größten.“ Robert Bodenstein, Obmann der WKÖ-Bundessparte Information und Consulting, betont, dass beim Thema Cyberkriminalität „ein extrem schmaler Grat zwischen Awareness und Bewusstseinsbildung auf der einen sowie Panikmache auf der anderen Seite zu überwinden ist“. Cyberkriminelle agieren seiner Meinung nach wie gewöhnliche Kriminelle. „Sie suchen den einfachsten Weg. Ist eine Tür offen, schlagen sie zu. Als Wirtschaftskammer wollen wir einen Beitrag leisten, damit die Betriebe mit möglichst wenig Aufwand dafür sorgen können, dass ihre Türen geschlossen sind“, wie beispielsweise durch Veranstaltungen und gezielte Informationen oder Beratung.

Handelsbetriebe in Einkaufsstraßen oder -zentren sind laut Sobotka Orte der Kommunikation und des Informationsaustausches. „Deshalb ist es wichtig, gemeinsam mit Unternehmern und deren Mitarbeitern Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen“, sagt er. Dazu gehören beispielsweise Informationsveranstaltungen und -broschüren oder der Einsatz des Online-Schulungstools „Sicherheit im Handel“ (www.wko.at/service/unternehmensfuehrung-finanzierung-foerderungen/E-Learning--Sicherheit-im-Handel-.html). Die Sicherheits- und Notfall-App für Unternehmen ist laut Innenminister eine zusätzliche, moderne Form, Unternehmen und deren Mitarbeitern Handlungsanleitungen für Notfallsituationen sowie Kontaktmöglichkeiten rasch zur Verfügung zu stellen. Besonders Trafikanten seien aufgrund des Bargeldvorrates einem erhöhten Sicherheitsrisiko ausgesetzt. „Sie sind eine wichtige Drehscheibe der Kommunikation und Sicherheitsmultiplikatoren am Land sowie in den Grätzeln der Städte – daher bedarf es hier besonderer Präventionsmaßnahmen“, sagt Sobotka.

Veranstaltungsreihe für Unternehmer geplant

Ein wirksames Instrument, Angriffe im Cyberraum frühzeitig zu erkennen und Schaden zu minimieren, ist laut Sobotka CERT (Computer Emergency Response Team). Da es derzeit jedoch kaum Erfahrungen hinsichtlich eines entsprechenden Designs für kleine und mittlere Betriebe (KMU) gibt, soll eine Machbarkeitsstudie die Einsatzmöglichkeiten klären. Für Gründer- und Jungunternehmer soll ein analoges und digitales Angebot zur Verfügung gestellt werden, das auf die Situation von Betriebsgründern abgestimmt ist und die Sensibilisierung von Jungunternehmen, beispielsweise durch Webseminare, zum Ziel hat. Die Gefährdung im Bereich der Datensicherheit werde von Unternehmen als die größte Herausforderung im Bereich der Digitalisierung gesehen. Daher kündigte Sobotka an, dass im ersten Halbjahr 2017 zu den Themen „IT-Sicherheit und Datenschutz“ eine eigene Veranstaltungsreihe in den Landeshauptstädten für Unternehmen organisiert wird. Darüber hinaus sollen die bereits durchgeführten Cyberübungen und Planspiele nach Sobotka auch für KMU angeboten werden. „Damit können die Unternehmen solchen Angriffen professioneller und effizienter begegnen.“ In speziellen Veranstaltungen sollen Gewerbetreibende auch über die Bekämpfung von Geldwäsche als organisierte Kriminalität bzw. Terrorismusfinanzierung aufgeklärt werden.

Speziallehrgänge für Berater

Darüber hinaus sei es auch erforderlich, Vertrauenspersonen bzw. Berater aus der österreichischen IT-Wirtschaft als Multiplikatoren in die Kampagnenarbeit zu integrieren. „Daher wird ein Speziallehrgang zur Weiterbildung und Qualifizierung der Beratungs­experten erarbeitet, der auch eine Zertifizierung beinhaltet“, sagt Sobotka. Eine Toolbox bzw. ein Leitfaden werde erstellt, auf der bzw. in dem wissensbasierte Dienstleister Publikationen zum Thema Digitalisierung abrufen können. „Ergänzt wird diese Toolbox durch Veranstaltungen in den Bundesländern, bei denen diese Dienstleister auf die Maßnahmen vorbereitet werden.“

Infos: www.wko.at