Faserschutz Keine Kompromisse bei der Imprägnierung

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Imprägnierung hat die Aufgabe, das Gewebe vor dem Eindringen von Nässe von außen zu schützen. Gleichzeitig muss Körperschweiß von innen nach außen gelangen können. Der professionellen Textilpflege stehen spezielle Ausrüstungssubstanzen und -verfahren zur Verfügung, um diesen Effekt zu erzielen: Faserschutz bei gutem Tragekomfort.

Eine mit „Hydrob Easydry“ von Kreussler imprägnierte Warnschutzhose. Gerade im Bereich PSA ist ein zuverlässiger Schutz vor Flüssigkeiten wichtig. Foto: Kreussler - © Kreussler

Keine Kompromisse

Viele Endkunden denken bei Imprägnierung an Schuhe oder höchstens noch Winter- und Outdoorbekleidung. Doch der Gewebe- und Faserschutz kann mehr.

Dr. Cord Meyer, Leiter Forschung und Entwicklung, und Dr. Manfred Seiter, technischer Leiter von Kreussler, erläutern im Experteninterview, worauf es beim Thema Imprägnierung ankommt.

RWTextilservice: Herr Dr. Seiter, wozu setzt man Imprägnierung im textilen Bereich ein?

Dr. Manfred Seiter: Es gibt verschiedene Ziele, die man durch eine Imprägnierung erreichen möchte. In einigen Fällen strebt man möglicherweise nur eine gewisse Wasserabweisung und/oder einen Fleckschutz an. Wenn Flüssigkeiten nicht tief in das Gewebe eindringen können, werden Anschmutzungen leichter von der Faser wieder abgelöst. In vielen Fällen aber ist eine Imprägnierung notwendig, um die Unversehrtheit des Trägers der Bekleidung - in diesem Falle der persönlichen Schutzausrüstung - zu garantieren. Feuerwehrbekleidung wird imprägniert, damit das Gewebe kein Wasser aufnimmt, sonst würde der Träger in der Hitze seines Arbeitsumfeldes ggf. verbrüht. Die Imprägnierung des OP-Gewebes soll sowohl verhindern, dass eventuell keimhaltige Flüssigkeiten vom Arzt auf den Patienten (z.B. Schweiß) als auch umgekehrt vom Patienten auf den Arzt (Blut, Desinfektionsmittel etc.) übertragen werden können. Chemikalienschutzbekleidung soll ebenfalls das Durchdringen von Flüssigkeiten verhindern, gleichzeitig dient hier die Imprägnierung auch dazu, die Textiloberfläche selbst zu schützen. Wenn Chemikalien nicht das Gewebe benetzen können, wird die Zerstörung verhindert oder zumindest stark begrenzt.

Welche Imprägnierung sollte man für welchen Zweck einsetzen?

Dr. Manfred Seiter: Je nach Anforderung kann die Imprägnierung chemisch völlig unterschiedlichen Aufbaus sein. Zeltplanen können z.B. aus Baumwolle mit hohem Flächengewicht bestehen. Dieses Material saugt sehr stark. Hier bietet sich eine Imprägnierung auf Paraffinbasis an, da sie die kostengünstigste Alternative darstellt und auch gewisse Fadenabstände im Gewebe überbrückt, gewissermaßen „zuschmiert“. Bei höheren Anforderungen empfiehlt Kreussler Fluorcarbonharzimprägnierungen. Diese erzeugen eine Schicht aus perfluorierten Kohlenwasserstoffresten auf der Oberfläche und beschichten diese dadurch ähnlich wie die Antihaftschicht einer Bratpfanne. Diese Art der Imprägnierung ist etwas kostenintensiver, bietet aber bei richtiger Anwendung den höchsten Schutz und erhält gleichzeitig die Atmungsaktivität des Gewebes.

Was ist der Unterschied zwischen der Imprägnierung, wie sie der Textilveredler durchführt, und der Imprägnierung, die der Textilreiniger vornimmt?

Dr. Cord Meyer: Bei der Herstellung von textilen Flächengeweben werden Imprägnierungen in der Regel im Foulard-Verfahren aufgebracht, d.h. „zwangsappliziert“. Es sind vor der Konfektionierung üblicherweise auch höhere Trocknungstemperaturen möglich. In der Regel ist die Erstausrüstung bei der Textilherstellung dauerhaft und erzielt eine hohe Leistung.

Bei der Wiederausrüstung in der professionellen Textilpflege erfolgt die Imprägnierung der Textilien aus dem Bad, d.h., die Fluorpolymere müssen im günstigsten Fall eine gewisse Affinität zum Gewebe aufweisen, um aktiv auf der Faser zu adsorbieren. In Textilreinigungsmaschinen werden Imprägniermittel in der geschlossenen Maschine im Sprühverfahren appliziert. Bei der anschließenden Trocknung können - je nach Bekleidungsstück und Prozess (chemische Reinigung oder Wäscherei) - sehr unterschiedliche Temperaturen auf dem Gewebe erreicht werden, im Idealfall 120 °C, oft aber auch weit darunter. Deshalb müssen die Imprägnierformulierungen in Reinigung und Wäscherei gegenüber denen bei der Gewebeherstellung chemisch anders aufgebaut sein.

Inwiefern unterscheiden sich die Verfahren in der Textilreinigung und in der Wäscherei?

Dr. Cord Meyer: In der Wäscherei wird üblicherweise in der Waschschleudermaschine im letzten Spülbad ausgerüstet. Die Anwendungskonzentration und der pH-Wert des Ausrüstungsbades sind abhängig vom eingesetzten Produkt. Nach der Entwässerung wird die Wäsche in den Trockner überführt und im besten Fall (bester Effekt) übertrocknet. Auch hier ist die Mindesttrocknungstemperatur - gemessen auf der Oberfläche des Gewebes - vom Produkt und vom erwarteten Ergebnis abhängig. Als Faustregel gilt, je höher die Trocknungstemperatur, umso besser; eine gewisse wasserabweisende Wirkung kann aber unter Umständen bereits ab 40 °C erreicht werden. Beim Chemischreinigungsprozess erfolgt die Ausrüstung analog. Im Idealfall wird nicht im Bad ausgerüstet, sondern unter Rollieren auf die abgeschleuderte Ware die Imprägnierung aufgesprüht. Anschließend erfolgt die Trocknung.

Bitte erklären Sie den Unterschied zwischen einem Lösungsmittelsprühverfahren und einem Wasser-Tauch-Rollier-Verfahren. Welches Verfahren ist vorzuziehen?

Dr. Cord Meyer: Der Unterschied liegt hauptsächlich in der Polarität der Flotte und dem daraus resultierenden unterschiedlichen Aufbau der Fluorpolymere und der Zusammensetzung der Imprägnierformulierung. Die Bekleidung des Chemischreinigungsprozesses ist üblicherweise empfindlicher und wird bei niedrigeren Temperaturen getrocknet. Aufgrund der guten Affinität der Fluorpolymere für wässrige Verfahren und der Möglichkeit der höheren Trocknungstemperatur erhält man in der Regel durch die Ausrüstung in Wasser bessere Imprägniereffekte. Weiterhin ist gerade bei Outdoor- und Sportbekleidung mit Membraneinlagen die wässrige Ausrüstung im Badverfahren zu favorisieren.

Auf welche Punkte sollten Textilreiniger bei der Imprägnierung von Textilien besonders achten?

Dr. Manfred Seiter: Der Hersteller der Imprägnierformulierung gibt üblicherweise die Bedingungen an, die für eine optimale Ausrüstung eingehalten werden sollten. Neben Trocknungstemperatur (größter Effekt auf Erfolg und Misserfolg) und pH-Wert des Ausrüstungsbades ist natürlich eine korrekte Dosierung wichtig. Diese ist abhängig vom gewünschten Effekt, der Art des Gewebes und seinem Flächengewicht. Grundsätzlich erzielt man bei gleicher Dosierung auf Kunstfasern wie Polyester bessere Effekte als auf Baumwollgewebe. Eine hohe Fadendichte und eine glatte Faseroberfläche ist günstig. Die Textilien sollten möglichst frei von Rückständen sein, also sauber und gut gespült.

Für welche Arten von Textilien ist eine Imprägnierung geeignet bzw. sinnvoll?

Dr. Manfred Seiter: Einige Anwendungen wurden bereits genannt. Kunden von Kreussler benutzen Imprägnierungen in verschiedenen Bereichen, angefangen von Bootssegeln und -persennings über Outdoor- und Skibekleidung bis hin zu PSA und OP-Textilien. Bei Letztgenannten ist eine zuverlässige Imprägnierung normativ gefordert, in anderen Bereichen erleichtert die Wasserabweisung die Trocknung, reduziert das Anschmutzen oder verbessert den Tragekomfort. Zum Beispiel muss auch Membranware in Outdoorbekleidung wasserabweisend ausgerüstet werden. Zwar kann durch die Membran keine Feuchtigkeit von außen durchschlagen, wenn aber die Außenhaut der Bekleidung von einem Wasserfilm bedeckt ist, verhindert dieser den Wasserdampfdurchtritt, die Atmungsaktivität wird eingeschränkt und die Bekleidung wird durch den Schweiß von innen feucht.

Kann eine Imprägnierung gesundheitliche Auswirkungen auf den Träger der Textilien haben?

Dr. Cord Meyer: Nein, es gibt keine Anhaltspunkte, dass eine Imprägnierung einen anderen Effekt auf den Träger ausübt, als dessen Bekleidung weniger saugfähig bis hin zu völliger Undurchlässigkeit für Flüssigkeiten zu machen. Natürlich kann gegenüber einer gar nicht imprägnierten Bekleidung durch die reduzierte Wasseraufnahme der Tragekomfort ein wenig beeinträchtigt werden. Bei PSA nimmt aber der Schutz gegenüber dem Komfort einen höheren Stellenwert ein und auch bei Outdoorbekleidung wird der Träger eine geringere Wasseraufnahme des Außen- und Innenfutters in Kauf nehmen, wenn die Jacke ihn vor Durchnässen schützt. In letzter Zeit sind im Rahmen von Fluorpolymer-Imprägnierungen die Schlagworte PFOA (Perfluoroctansäure) und PFOS (Perfluoroctansulfonat) häufig diskutiert worden. Man fand diese bioakkumulativen Substanzen im Trinkwasser, allerdings war einer der Gründe die illegale Entsorgung von Industrieabfällen aus der FC-Herstellung. FC-Imprägniermittel aus Telomerisationspro-zessen sind frei von PFOA und PFOS. Die Hydrob-Produkte aus dem Hause Kreussler enthalten keine PFOS. „Hydrob FC“ und „Hydrob OP“ können PFOA in Spuren enthalten, aber weniger als 0,02 ppm. „Hydrob Easydry“ ist frei von PFOA und PFOS.

Warum sollten Kunden professionelle Imprägnierung beim Textilreiniger der Variante mit Sprühdosen vorziehen?

Dr. Manfred Seiter: Der Effekt durch professionelle Imprägnierung ist deutlich besser und haltbarer als die Haushaltsimprägnierung aus der Sprühdose. Die Verteilung auf der Textiloberfläche wird durch die professionelle Bearbeitung ebenfalls gleichmäßiger sein. Eine schnelle Auffrischung zwischendurch zu Hause scheint ein geringerer Aufwand, als das Bekleidungsstück in professionelle Hände zu geben. Beim nächsten Platzregen oder wenn die Skijacke doch saugfähig geworden ist, mag man sich über diesen Entschluss aber ärgern. Im Verhältnis zum Skipass fällt die Rechnung für die professionelle Imprägnierung nicht so sehr ins Gewicht und die Nerven werden geschont. Der ambitionierte Outdoorfan wird ohnehin keine Kompromisse machen und bei persönlicher Schutzausrüstung muss die Erfüllung der für die Bekleidung genannten Normen gesichert sein. Hier verbieten sich Experimente von selbst.

Vielen Dank für das Gespräch.

Weiterführende Informationen rund um imprägnierte Textilien 

Mehr zum Thema Imprägnierung von Textilien, professionelle Verfahren in Reinigung und Wäscherei sowie fluorcarbonfreien Alternativen etc. lesen Sie im Überblicksartikel von R+WTextilservice: "Mehr als wasserabweisend: Imprägnierung von Textilien".