Fred Butler Kleiner Pinguin mit großen Plänen

Fred Butler – die Marke mit dem Pinguin – plant bis 2011 eine flächendeckende Expansion des Geschäftsmodells der CO2-Reinigung in Europa und Deutschland. Am 21. Mai wurde nach einer ausgiebigen Testphase der erste deutsche Franchisebetrieb in Düsseldorf-Oberkassel eingeweiht.

  • Bild 1 von 5
    © Fred Butler
    Andreas Klensch und Martin Ide eröffnen gemeinsam das erste deutsche Franchiseunternehmen. Foto: Fred Butler
  • Bild 2 von 5
    © Fred Butler
    Quereinsteiger Ide kann sich bei der Arbeit als CO2-Reiniger auf die Rückendeckung von Fred Butler verlassen.
  • Bild 3 von 5
    © Fred Butler
    Mittels einem nummeriertem Transportsystem bekommen die Mitarbeiter an verschiedenen Stationen das Reinigungsgut angeliefert.Foto: Fred Butler
  • Bild 4 von 5
    © Fred Butler
    Nicht nur bei der Warenannahme werden die Textilien geprüft, sondern auch nach Reinigung und Finishing.
  • Bild 5 von 5
    © Fred Butler
    Fred-Butler-CEO Andreas Klensch im Gespräch mit dem Leiter der externen Kommuniaktion von Linde, Uwe Wolfinger, und Beiratsmitglied Hubertus Krossa.

Kleiner Pinguin mit großen Plänen

„Revolutionär“ nennt Fred-Butler-Geschäftsführer und CEO Andreas Klensch das Reinigungsverfahren mit CO2(Kohlenstoffdioxid). In diesem Verfahren sieht er den aktiven Umweltschutz und eine exzellente Reinigungsleistung verschiedenster Textilien kombiniert. Fred Butler unter den Geschäftsführern Andreas Klensch und Amelia Zinke ist ein Tochterunternehmen der Linde Group in München.

Mit einem „herzlich willkommen auf der Kö“ eröffnete nach einer kurzen Einführung durch Uwe Wolfinger, Leiter der externen Kommunikation der Linde Group, am 21. Mai Hubertus Krossa, Beirat der Fred Butler Group, die Konferenz. Hier stellte er neben der Historie der CO2-Reinigung auch die Entwicklung der Fred Butler Group vor. Vor drei Jahren hat Krossa als Linde-Vorstand Fred Butler mit gegründet. „Die Reinigung mit CO2 ist für alle Textilien geeignet und verzichtet komplett auf Chemie“, erklärt Krossa.

Anfang der 90er Jahre kam das Reinigungsverfahren erstmals in den USA auf den Markt, „allerdings blieb der nachhaltige Erfolg aus“, so Krossa. Wichtig sei neben der notwendigen Technologie und Strategie auch die wirtschaftliche Kraft, über die die Linde Group verfüge. Bereits vor fünf Jahren hat die Gesellschaft die
Lizenz für die CO2-Reinigung in Europa und den USA erhalten. Europaweit hat das Unternehmen zunächst in Schweden gearbeitet, weil es eine Kooperation mit dem schwedischen Maschinenhersteller Electrolux einging. „Nach Schweden ging alles Schlag auf Schlag“, so Krossa und so wanderte der Pinguin, das Wahrzeichen Fred Butlers, nach Holland, Dänemark und Deutschland.

Bis heute hat das Unternehmen in Deutschland Standorte in Nürnberg, Frankfurt und München aufgebaut. Ziel ist es, bis 2011 insgesamt 100 Reinigungsanlagen im Bundesgebiet und 400 Serviceshops zu errichten, europaweit sogar 800. Die Märkte in Österreich, Frankreich und Großbritannien stehen als nächstes auf dem Erschließungsplan. Bis 2011 will die Linde Group rund 50 Millionen Euro in den Aufbau des Geschäfts investieren. Dafür fährt sie eine Doppelstrategie. In bereits bestehenden Reinigungen soll das Konzept ausgebaut werden, daneben sollen eigene Shops entstehen – deutschlandweit allein in diesem Jahr noch 28.

Zu einem Drittel will Fred Butler eigene Shops betreiben und zu zwei Drittel über Franchisepartner agieren. „Soweit kann man mit unternehmerischem Mut kommen“, freute sich Krossa über die Eröffnung des ersten deutschen Franchiseunternehmen in Düsseldorf-Oberkassel unter der Führung von Martin Ide.

Geschäftsführer Andreas Klensch sieht die Chance für das Unternehmen im rückläufigen Textilreinigungsmarkt, „wo sich das Angebot meistens gleicht und ein Wettbewerb nur über die Preise erfolgt.“ In drei Testanlagen im süddeutschen Raum wurde in den letzten vier einhalb Jahren am Gesamtkonzept gearbeitet, „die Testphase wurde erfolgreich abgeschlossen“, so Klensch. Das Franchisesystem ist modular aufgebaut, sodass Fred Butler sich in der Lage sieht, auf die individuellen Gegebenheiten der Partner eingehen zu können. „Dies ermöglicht je nach finanziellen Voraussetzungen den flexiblen Einstieg als Partner“, führte der CEO weiter aus. Der Investitionsumfang reicht von 20 000 Euro bis
maximal 1,6 Millionen Euro.

Fred Butler biete mit der CO2-Reinigung eine textil- und hautschonende Reinigung an, die durch dadurch besonders geeignet für Allergiker sein soll. „Die Textilien werden aufgewertet und bewiesen ist, dass die Haltbarkeit um bis zu 40 Prozent steigt“, so Klensch über die Vorteile des Verfahrens. Bei dem in der Reinigung verwendete CO2 handelt es sich um ein Abfallprodukt, das in der Industrie bei chemischen und petrochemischen Verfahren entsteht. Das Gas wird aufbereitet und recycelt, damit es für die Reinigung eingesetzt werden kann. Es ist weder brennbar noch explosiv, zudem verfügt es im
flüssigen Zustand über fettlösende Eigenschaften.

Das Gas, das zum Waschprozess verflüssigt wird, durchläuft dabei drei Kammern: den Vorratstank, die Waschkammer und schließlich die Destillationseinheit. In der Waschtrommel wird zunächst ein Vakuum hergestellt, das Gas strömt ein, der Druck wird mit einem internen Kompressor erhöht. Nach dem Waschgang wird das CO2 wieder in den gasförmigen Zustand versetzt und abgesaugt. Der Schmutz aus den Textilien bleibt dabei in der Destillationseinheit und wird anschließend ebenfalls abgesaugt. Das besondere ist, dass die Wäsche zunächst im Temperaturbereich zwischen
10 und 15 Grad gereinigt wird und trocken wieder aus der Maschine kommt. Da auf Chemie verzichtet wird, ist sie geruchsneutral und verfügt über einen weichen Griff. Textilien mit Applikationen, kleine Teppiche, PSA wie auch Daunenjacken oder -decken können gereinigt werden. „Auch nach dem Reinigungsvorgang geht das CO2 nicht verloren. Maximal zwei Prozent entweichen nach der Absenkung des Drucks beim Öffnen der Waschtrommel. Die restlichen 98 Prozent können direkt vor Ort aufbereitet werden und stehen für den nächsten Waschgang zur Verfügung“, erklärte Klensch die Nachhaltigkeit des Verfahrens. Die Reinigungszusätze seien ebenfalls biologisch abbaubar. Gewaschen wird bei Fred Butler in den Plants. Diese Reinigungsbetriebe können mit bis zu vier CO2-Textilreinigungsmaschinen ausgestattet werden, die im Drei-Schicht-Betrieb eine Waschleistung zwischen 15.000 und 18.000 Textilien pro Monat schaffen. In den Plants kann außerdem Nassreinigungsequipment von Electrolux genutzt werden.

„Wir sind stolz, die einzige Reinigung zu sein, das mit dem
Blauen Engel ausgezeichnet wurde“, so Klensch. Das deutsche Umweltsiegel Blauer Engel sowie der EU-Life-Award und das skandinavische Siegel „Nordic Swan“ hat Fred Butler bislang erhalten. Das Unternehmen ist auch Mitglied im Umweltpakt Bayern.

An die Textilreinigungen, die das Unternehmen mit ins Boot nehmen will, sind allerdings konkrete Voraussetzungen geknüpft. So sollte der jährliche Mindestumsatz bei 150.000 Euro liegen. „Räumlich gesehen sollte es sich auch um eine hochwertige Wohngegend handeln“, so Klensch. Ferner muss das Unternehmen eine Bodenbelastung von drei Tonnen aushalten, denn das ist das Gewicht der Anlage. Bestehende Reinigungen könnten angepasst werden, „für die Zusammenarbeit gibt es verschiedene Möglichkeiten“. Insgesamt nutzt Fred Butler sechs Vertriebskanäle, die von Shopkonzepten über Hotelservices und B2B-Kooperationen bis zum Home
Delivery Service reicht.

Im Anschluss an die theoretischen Ausführungen wurde die Textilreinigungsanlage in Düsseldorf-Oberkassel eröffnet. Zeitgleich damit nahmen zwei Serviceshops im Raum Düsseldorf die Arbeit auf, die ebenfalls von dem 35-jährigen Ide geführt werden. Der gelernte Bankkaufmann vertraut bei seinem Quereinstieg in die Textilreinigungsbranche auf die Unterstützung Fred Butlers. Erstmals wurde der gebürtige Essener durch eine Vortragsreihe im Frühjahr 2006 auf das Unternehmen aufmerksam. „Umweltfreundlichkeit und Textilreinigung waren für mich bis dahin Gegensätze“, so Ide, „mich hat außerdem die Aussicht gereizt, als Franchisepartner Teil eines international agierenden Unternehmens zu werden.“

Sein Unternehmen in Oberkassel ist nach modernen Richtlinien eingerichtet. Die Anlagen und Arbeitschritte sind hier chronologisch im Uhrzeigersinn angeordnet. Bei der Vorsortierung wird nicht nur auf Material, sondern auch auf Farbe der Textilien und Dringlichkeit des Auftrags geachtet. Die Waren werden in Plastikboxen gesammelt, deren Größe der Beladekapazität einer Waschtrommel entspricht. Mithilfe eines einfachen Nummerierungssystems werden die einzelnen Bekleidungsstücke nach der Reinigung durch die Halle per Transportsystem an die entsprechenden Bearbeitungsstellen „geliefert“. Teamwork wird großgeschrieben und zur Stärkung dieser tragen alle Mitarbeiter einheitliche T-Shirts mit viel Bewegungsfreiheit. Im Betrieb herrscht außerdem ein angenehmes, kühles Raumklima – dank Abzug und Wärmetauscher. Seine zwei CO2-Maschinen möchte der Jungunternehmer später um zwei weitere Maschinen ergänzen, denn im Rahmen der bundesweiten Expansion von Fred Butler will auch Quereinsteiger Ide, und zwar flächendeckend in Düsseldorf, expandieren.F

Iris Stelter