Energieeinsparung Kostensenkung kein Hexenwerk

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Energieeffizienz

Langfristige Verträge verhindern, neue Innovationen bei Waschmitteln oder Produktlösungen einzusetzen – zumindest denken das viele Wäschereien. Verfahrenskosten können aber unabhängig von Produktsystemen durch wenige maschinelle Änderungen eingespart werden. Wie, verrät Alfred Schott.

Berater Alfred Schott kennt die Wäschereibranche und weiß, wie effektives Sparen in der Praxis funktioniert. Foto: Stelter - © Stelter

Kostensenkung kein Hexenwerk

Zahlreiche Wäscherei- und Reinigungsbetriebe kennen das Problem: In der Jahresbilanz geraten Soll- und Haben immer weiter ins Ungleichgewicht, weil Kosten für Wasser und Energie stetig steigen, diese aber auf keinen Fall 1 : 1 an den Kunden weitergegeben werden können. Diese würden in Scharen zur preiswerteren Kokurrenz laufen. So sind die Betriebe, die oftmals mit sehr alten Maschinen arbeiten, nach ein paar Jahren nicht mehr in der Lage, überhaupt Gewinne zu realisieren und müssen früher oder später trotzdem das Handtuch werfen, wenn sie sich nicht flexibel und innovativ genug dem Markt anpassen. Viele Wäscher sind außerdem an langfristige Lieferverträge mit Lieferanten von Chemieprodukten oder Anbietern von Spezialfiltersystemen gebunden.

An allen Ecken und Enden muss schließlich gespart werden, dabei lassen sich die Verfahrenskosten reduzieren, indem man auf sinnvolle und einfach zu realisierende Weise die Energiekosten senkt – trotz Preisansteig und ohne neue Verpflichtungen einzugehen. Bestehende Anlagen, die aus finanziellen Gründen noch nicht durch Neuinvestitionen ersetzt werden können oder aus technischen Gründen noch nicht ausgetauscht werden müssen, sind zwar oft das Sparhindernis, doch mit ihnen zu sparen ist ebenfalls möglich.

Industrieberater Alfred Schott kennt die Branche bereits seit 25 Jahren und hat nun ein Konzept erarbeitet, das für Wäschereibetriebe diese Potenziale aufzeigt. „Praktisch alle vorhandene, ältere Kontianlagen können durch Produkte vom freien Markt auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden. Damit kann der Energieverbrauch einer solchen Kontianlage um bis zu 60 Prozent reduziert werden“, sagt Schott und kann nicht nachvollziehen, warum viele Betriebe die vorhandenen Möglichkeiten nicht ausschöpfen. Er hat ausgerechnet, dass die erforderlichen Investitionen sich nach ein bis eineinhalb Jahren amortisieren können.

Einsparungen sind neben dem Umbau der Kontianlagen auch in allen anderen Prozessstufen der Wäschereibetriebe realisierbar. Darunter zählen die Dampferzeugung, Trockner, Finisher und Mangel. Generell gilt, dass Energie- und Produktkosten eines Waschverfahrens von der gewählten Verfahrenstemperatur bestimmt werden. Dabei ist aber zu bedenken, dass Niedertemperaturverfahren zwar einen geringeren Energieeinsatz erfordern, aber die notwendigen Wasch- und Bleichmittel wiederum höhere Kosten verursachen, wodurch die Energieeinsparung wieder neutralisiert werden könnten. Aus diesem Grund empfiehlt Schott einen sorgfältigen Vergleich der einzelnen Kostenblöcke. Basis für das Sparkonzept Schotts ist eine Kontianlage älteren Baujahrs (vgl. Tabelle 1), die Annahme einer Frischwassertemperatur von 10 °C und ein Gaspreis von 6 Cent/kWh. Einen Wasserpreis möchte der Berater nicht annehmen, da die Preisspanne deutschlandweit sehr groß sei und eine valide Musterrechnung dadurch nicht mehr möglich. Den Einfluss der Verfahrenstemperatur auf den Energiebedarf ist in Tabelle 1 ersichtlich, hierbei sind keinerlei Sparpotenziale berücksichtigt. Die Aufstellung liefert realsitische Vergleichswerte für die im Folgenden aufgezeigten Einsparungen. Dass hohe Temperaturen auch einen höheren Energiebedarf erfordern, ist den meisten Wäschereien bekannt, allerdings werden die Kosten selten genau ausgerechnet.

Unabhängig von der gewählten Temperatur gibt es zwei Möglichkeiten, den Energieeinsatz deutlich zu reduzieren. Zunächst kann sich der Einsatz eines Wärmetauschers rechnen, „den jeder Maschinenbauer einbauen kann“, so Schott. Tabelle 2 zeigt die Einsparung in Cent/kg, die sich durch den Einsatz eines Wärmetauschers ergibt. Das Gerät bewirkt, dass das Frischwasser bereits aufgewärmt ist, es kann folglich Energie eingespart werden, um es auf die Verfahrenstemperatur zu bringen. Proportional zur sinkenden Verfahrenstemperatur verringert sich die Effizienz des Wärmetauschers und damit die erzielbare Einsparung. Daher ist bei einem geplanten Einbau eines Wärmetauschers zu bedenken, welche die gewählten Temperaturen sind, mit denen hauptsächlich gewaschen wird.

Bei der Anschaffung eines Wärmetauschers sollten neben einem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis auch folgende Faktoren in Betracht gezogen werden:

-wartungsfrei und keine Reinigung erforderlich,

-flexible Montage und geringer Platzbedarf,

-keine zusätzliche Fremdenergie erforderlich (z.B. für Drehbewegungen),

-keine drehenden Teile (Dichtungsproblem),

-Unempfindlichkeit gegen Druckschwankungen im Frischwassernetz.

Die zweite Möglichkeit, Energie zu sparen, ist die Einrichtung einer Pressenwasservorspülung. „Durch eine einfache Änderung in der Steuerung und der Verrohrung des Spülbereichs kann das Pressenwasser zum Vorspülen genutzt werden“, kennt sich der Fachmann aus. Die Änderungen an der bestehenden Anlage können vom Maschinenhersteller, aber auch von Wäschereitechnikern durchgeführt werden. Zusätzlich zur Energieeinsparung kommt hier die Reduzierung der Wasserkosten, weil in der ersten Takthälfte Pressenwasser genutzt wird und erst die Nachspülung mit Frischwasser erfolgt. Bei normalen Verfahren werden dadurch nur noch maximal 4,5 l/kg Frischwasser benötigt.

Das Pressenwasser ist dabei bereits erwärmt, was die Energiekosten insofern senkt, als es nicht wie entsprechend kaltes Frischwasser erst auf die Verfahrenstemperatur erwärmt werden muss. Dadurch könne das Spülergebnis deutlich verbessert werden, so Schott.

Zusätzlich wird bei der Pressenwasservorspülung auch Frischwasser gespart, und zwar für die gesamte Vorspülung. Eine über 50-prozentige Einsparung an Wasser- und Energiekosten ist auf diese Weise realisierbar, was sich folglich auf die Amortisation auswirke, so Schott. Bei einem angenommenen Preis von fünf Euro pro Kubikmeter Wasser ergebe sich somit eine Einsparung von 1,5 Cent für jedes Kilogramm Trockenwäsche. In Tabelle 3 sind die reduzierten Energiekosten für eine Vorspülung mit Pressenwasser aufgeführt. Eine Reduktion des Spülwassers kann aber auch negative Folgen mit sich bringen. Da diese aber von vielen Faktoren abhängen, ist es sinnvoll, sie individuell für den eigenen Betrieb abzuschätzen. Durchaus möglich sind Mangelprobleme. „Der Einsatz von weniger Spülwasser schlägt sich auf das Textil nieder und manche Mangeln kommen damit nicht zurecht“, veweist Schott auf hohe Elektrolyt- und Bleichekonzentrationen in der Spülflotte bzw. im Gewebe, die über die Restfeuchte gebunden werden. Die Folge sind z.B. an den Einlaufkanten Salzablagerungen, das Plissieren oder das Abstumpfen des Gewebes. Das führt dazu, dass die Mangeln täglich nicht durchschnittlich zwei, sondern öfter gewachst werden müssen. Folglich steigen die Kosten hierfür. Denkbar ist auch, so Schott, dass Bleichmittelreste die aus Polyester gefertigten Mangeltücher angreifen. Nicht zu unterschätzen sind auch Hautreizungen durch Restelektrolyt- und Tensidmengen im Gewebe. Schotts Faustregel: „Je weniger gespült wird, desto mehr Rückstände gibt es.“ So sind Tensidreste und organische Rückstände vermehrt vorhanden, der pH-Wert steigt an.

Abgesehen davon ist zu bedenken, dass die Abwasserbelastung enorm steigt. „Schmutz- und Chemiefracht bleiben konstant“, so Schott, „das bedeutet, die Konzentrationen aller Abwasserinhaltsstoffe steigen umgekehrt proportional zur eingesetzten Wassermenge.“ Satzungen der Kommunen mit CSB (chemischer Sauerstoffbedarf-)-abhängigen Bemessungswerten sehen auch wesentlich höhere Abwasserkosten vor. Demnach sollten sich Unternehmer an ihrem Standort kundig machen, wie es um diese Satzungen steht und welche Regelungen es bezüglich des Abwassers zusätzlich gibt. Eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Rechnung empfiehlt Schott auch hier. Optimal ist das Einsparpotenzial genutzt, wenn Wärmetauscher und Pressenwasservorspülung eingesetzt werden. Tabelle 4 zeigt die Kosten bei der Verwendung eines Wärmetauschers und gleichzeitig einer Pressenwasservorspülung. Die Differenz zu den Werten der Tabelle 1 zeigt deutlich, wie wirkungsvoll die technischen Änderungen sein können.

Das Fazit des Experten: „Intelligente Nutzung frei verfügbarer Technik führt speziell bei Kontianlagen älterer Bauart zu Einsparungen im Bereich der Verfahrenskosten von mehr als 60 Prozent.“

Eine Gesamtübersicht der Einsparpotenziale ist in Tabelle 5 ersichtlich. Schott ist es wichtig herauszustellen, dass für die Umstellungen keine vertraglichen Verpflichtungen erforderlich sind bzw. bestehende Bindungen diese nicht verhindern.Iris Stelter

Infos: alfred.schott@gmx.net