Vor Ort:Wäscherei Heinen, Bonn-Beuel Manschetten faltenfrei

Im letzten März wurde in der Wäscherei Heinen ein neuer Finisher installiert. Das Gerät aus Italien ist mit einer Manschettenklammer ausgestattet, die aus einem rund gepolsterten Bauteil besteht. Zwei weitere Teile fixieren das Hemd beim Aufziehen und pressen den Manschettenstoff ober- und unterhalb auf das runde Teil. Das Ergebnis: Keine Falten mehr, sagt Wäschereiinhaber Hans-Peter Heinen.

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    1Hans-Peter Heinen legt selbst Hand an, wenn wertvolle oder kompliziertere Teile in die Mangel eingegeben werden.
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    2Qualitätskontrolle ist das Metier von Martina Heinen.
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    Cleveres Konstruktionsdetail: Die Manschetten werden um ein ausgerundetes Bauteil fixiert, um Quetschfalten zu vermeiden.
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    3Cleveres Konstruktionsdetail: Die Manschetten werden um ein ausgerundetes Bauteil fixiert, um Quetschfalten zu vermeiden.

Manschetten faltenfrei

Wenn hier von Bonn-Beuel die Rede ist, so wurde nur der verwaltungstechnische Oberbegriff gewählt, denn die Wäscherei Heinen liegt mitten in Schwarz-Rheindorf, einer Örtlichkeit, die durch ihre Doppelkirche berühmt geworden ist. Dabei handelt es sich nicht um zwei Kirchen nebeneinander, sondern die beiden Gotteshäuser sind auf interessante Art und Weise übereinander erbaut, aufeinander geschichtet, sozusagen. Dieser Ort mit seinem architektonischen Juwel gehört heute zu Bonn-Beuel. Letzteres ist der rechtsrheinische Teil der ehemaligen Bundeshauptstadt, die traditionell die linke Rheinseite einnimmt.

Tradition – das ist auch das Charakteristikum der Wäscherei Heinen: Sie wird mittlerweile in vierter Generation, heute von Hans-Peter Heinen, betrieben. Die Töchter der Familie Heinen, die fünfte Generation, betätigt sich bereits im Betrieb. Gründungsjahr des Unternehmens ist 1890, Gründungsort ist Schwarz-Rheindorf, just der Ort und die Stelle, an der sich die Wäscherei hete noch befindet. Seitdem ist die Wäscherei ihrem ursprünglichen Marktsegment im Privatbereich fast ausschließlich treu geblieben.

Denn als Ausnahmen bearbeitet Heinen die Wäsche der Villa Hammerschmidt, Bonner Dienstsitz des Bundespräsidenten. Als Bonn noch die Bundesregierung beherbergte, zählten auch einige Botschaften zu den Kunden. In geringem Umfang wird außerdem auch Restaurantwäsche bearbeitet.

Seit 28 Jahren führt Hans-Peter Heinen zusammen mit seiner Ehefrau Martina den Wäschereibetrieb. Zum Unternehmen zählen heute zwei Filialen in Bonn-Plittersdorf und im Augustinum in Bonn-Nord. Ein stattlicher Teil der zu bearbeitenden Ware liefert ein Netz von 29 Annahmestellen im Großraum Bonn, das auch Nachbarstädte wie Siegburg, Meckenheim und St. Augustin einschließt.

Das Dienstleistungsspektrum umfasst praktisch alle Disziplinen klassischer und moderner Textilpflege. Neben der Haushaltswäsche hat sich in den letzten Jahren der Hemden- und Kittelservice als Standbein etabliert. Nach wie vor wird der Heißmangelservice gut nachgefragt, vor allem Tischwäsche, teilweise handgestickte Edelexemplare werden gern gebracht, denn auf die Sorgfalt und das Können der Wäscherei Heinen könne man sich eben verlassen, so eine Kundin, die mit ihren hervorragend geplätteten Tischdecken offenbar großen Eindruck bei ihrem Kaffeekränzchen macht.

Bei Gardinen bietet Heinen einen Komplettservice an, neben der Pflegemaßnahme werden die Teile auch ab- und wieder aufgehängt. Und besonders für ältere Kunden hat Heinen einen Hol- und Bringdienst eingerichtet. Der Wäscher Heinen – er ist Textilreinigermeister und mithin fachlich beschlagen in Wäscherei und Reinigung – bietet die Dienstleistung Reinigung zwar an, führt sie allerdings nicht selbst durch. Das macht ein Kollegenbetrieb in Bad Godesberg. Ähnlich verfährt der Wäscher aus Schwarz-Rheindorf mit Leder und Teppichen, die allesamt bei ihm abgegeben werden können. Ins Angebot genommen hat Heinen auch Daunen- und Federbettenwäsche sowie Allergikerbetten. Und als Spezialität bietet er Spezialnassimprägnierung für Skibekleidung an.

Wie bereits erwähnt hat der Hemdenservice in den letzten Jahren hohe Umsatzzuwächse erzielt. Bis vor kurzem wurden die Hemden auf einem Doppelrumpfkabinett vorgearbeitet und anschließend von Hand fertig gebügelt. Mit steigender Hemdenzahl erwies sich dieses Verfahren als viel zu zeitaufwendig. Hans-Peter Heinen machte sich also auf die Suche nach einer praktikablen Lösung, die seinen derzeitigen Hemdenstückzahlen angemessen ist und den steigenden Warenanfall berücksichtigt.

So kam Hans-Peter Heinen in Kontakt mit dem Vertriebsunternehmen Pallas Finish-Systeme GmbH, das in Goldbach bei Aschaffenburg ansässig ist und in Deutschland exklusiv für den Vertrieb der Produkte der norditalienischen Bügeltechnikhersteller Malavasi und Trevil zuständig ist. Nicht zuletzt auch aufgrund von Referenzen im Kollegenkreis entschied sich der Bonner Wäscher für das Flaggschiff aus dem Hause Trevil, Pozzo d’Adda bei Mailand, den Hemdenspezialfinisher Trevistar. Für die Vorbearbeitung der Kragen, Manschetten und Knopf-/Knopflochleistenpartien investierte Heinen in die Universalpresse Mabi 53 S des Herstellers Malavasi aus Vigevano, ebenfalls in der Lombardei gelegen.

Installiert wurden die neuen Finishmaschinen im März dieses Jahres im Stammbetrieb an der Vilicher Straße. Bei dem Hemdenfinisher handelt es sich um die aktuellste Bauform, bei der die Manschettenfixierung neu konstruiert wurde. Im Gegensatz zu früheren Ausführungen besteht diese Fixiereinrichtung nicht mehr aus einer pneumatisch betätigten Klammervorrichtung. Der Nachteil dieser durchaus sicheren und praktischen Lösung ist, dass durch das starke Pressen dieser Klammer Quetschspuren an den Manschetten sichtbar werden, die, um diesen Bereich perfekt zu gestalten, ausgebügelt werden müssten, ein Arbeitsschritt, der Zeit und natürlich auch Geld kostet.

Die neue Manschettenklammer besteht aus einem rund gepolsterten, feststehenden Bauteil, über das die Manschette beim Aufziehen des Hemdes geschoben wird. Die Fixierung erfolgt bewährterweise durch jeweils zwei pneumatisch betätigte Klammern, die den Manschettenstoff oberhalb und unterhalb auf das runde Formteil pressen. „Jetzt gibt es keine Quetschfalten in den Manschetten mehr“, freut sich Heinen, „und diese neue Lösung funktioniert ebenso sicher wie die einfache Klammer.“

Der neue Finisher verfügt selbstverständlich über die mittlerweile bewährte programmgestützte Umsteuerung vom Langarm- aus den Kurzarmmodus. Es werden lediglich die Fixiereinrichtungen auf Steuerbefehl hin über Hebelsysteme an den Spreizarmen ausgetauscht.

Zu den selbstverständlichen technischen Einrichtungen zur Qualitätsoptimierung zählen in weitem Umfang verstellbare Schulterelemente und eine über Joystick betätigte Höhenanpassung der Ärmelspreizarme. „Die Qualität entspricht exklusiver Handbügelei“, bestätigt Martina Heinen, die mit Argusaugen die Qualität der fertiggestellten Hemden überwacht. „Selbst unsere verwöhntesten Kunden akzeptieren ohne Wenn und Aber diese Güteklasse“, fügt sie hinzu.

Die Umstellung auf den neuen Hemdenfinisher habe sich beim Personal praktisch reibungslos vollziehen lassen, meldet sich Hans-Peter Heinen zu Wort. „Der Bügelexperte Karl-Heinz Essmann von Pallas hat die Einweisung unserer Mitarbeiter vorgenommen. Die hatten Spaß daran, wie humorvoll der Spezialist die Maschine und ihre Bedienung erklärte. Das hat sich wohl auf die Arbeit mit dem Hemdenfinisher übertragen, denn das ist jetzt der beliebteste Arbeitsplatz in der ganzen Wäscherei.“ kpl