Arbeitskreis Textilreinigung zu Besuch bei Electrolux Mehr über Nassreinigung erfahren

Der Arbeitskreis Textilreinigung des FATEX traf sich Ende Januar 2016 zum Austausch und zur Fort­bildung in Sachen Nassreinigung. Bei Electrolux in Tübingen erfuhren die Teilnehmer aus 15 Betrieben mehr zum neuen System Lagoon Advanced Care und diskutierten weitere Branchenthemen.

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    Holger Dannenberg von Electrolux mit einer 6-kg-Maschine des neuen Nassreinigungssystems.
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    Der Arbeitskreis Textilreinigung traf sich im Januar 2016 bei Elec­trolux in Tübingen zum Austausch rund um Nassreinigung. Fotos: Himmelsbach

3 Nassreinigung ist für Textilreiniger offenbar ein interessantes Thema, das einige Chancen birgt. So kamen trotz kurzfristiger Einladung Vertreter aus 15 Betrieben zum Treffen des Arbeitskreises Textilreinigung am 27. Januar 2016 nach Tübingen, um sich in Sachen Nassreinigung auf den neusten Stand der Dinge zu bringen. Der Arbeitskreis Textilreinigung ist eine Einrichtung des Fachverbandes Textilreinigung e.V. (FATEX), der dem fachlichen Austausch und der Fortbildung von Vertretern aus Chemischreinigungen bzw. Textilreinigungen mit dem Schwerpunkt Privatkundengeschäft dient. Der Arbeitskreisvorsitzende und Obermeister Christian Himmelsbach aus Freiburg lud auf Initiative von Mitglied Martin Schwind (Boxberg) zu einem Informations- und Praxisworkshop zu Electrolux nach Tübingen ein.

Holger Dannenberg, sozusagen ein „alter Bekannter“ der meisten Teilnehmer und inzwischen im internationalen Vertrieb für das Nassreinigungsverfahren Lagoon tätig, begrüßte die Teilnehmer in Tübingen und machte sie mit dem neuen Nassreinigungssystem vertraut. Das System Lagoon Advanced Care von Electrolux ist seit sechs Monaten zu bekommen und auch in Deutschland sind seit etwa vier Monaten einige Systeme in Betrieb. Ein guter Zeitpunkt also, einem kleineren Kreis von fachlich versierten Teilnehmern quasi als Probelauf vor der Texcare International 2016 im Sommer die Maschinen und deren Funktionsweise vorzustellen, so Dannenberg.

Das neue System heißt Lagoon Advanced Care und soll eine Weiterentwicklung und Verbesserung des Lagoon-Nassreinigungssystems sein. Bereits mit dem Lagoon-System ging Electrolux eigene Wege bei der Nassreinigung von Textilien. Während sich die meisten Maschinenbauer und Hilfsmittelfirmen bei der Nassreinigung am Miele-Kreussler-Verfahren orientierten, entwickelte Electrolux damals eine komplett andere Vorgehensweise: Die Nassreinigung wurde mit einem hohen Flottenstand bewerkstelligt. Das neue System verwendet nun einen niedrigen Flottenstand. Zudem wurden die Maschinen umkonstruiert. Lagoon Advanced Care arbeitet nun auch mit wenig Wasser, das jedoch über eine Umwälzpumpe auf die ruhenden Textilien zurückgeführt wird und durch die Ware in Richtung Ablasssystem gelangt. Um ein vergleichbares Wasch­ergebnis zu erzielen, benötige man nicht mehr so viel Mechanik, da die Waschflotte in ruhendem Zustand durch die Ware strömt.

Wasch- und Trocknungsprogramme

Änderungen in der Waschchemie sind nicht nur Grundlage für den Nassreinigungsprozess in der Waschmaschine, sondern sorgen dafür, dass die nassgereinigten Textilien im dazugehörigen Trockner vollständig durchgetrocknet werden können. Die Wasch- und Trocknungsprogramme sind mit den Pflegekennzeichen für Nassreinigung versehen. Bei fachgerechter Sortierung und Beladung ist so laut Electrolux gewährleistet, im Rahmen der erlaubten Belastung nasszureinigen. Die Kenntlichmachung der Waschprogramme mit den internationalen Pflegekennzeichen ist dabei ein nachahmenswertes Vorbild, so einige der Teilnehmer.

Die Beschränkung auf drei Flüssigwaschmittelprodukte und fünf unterschiedliche Waschprogramme sind weitere Veränderungen gegenüber dem bisherigen System. Die Maschinengröße liegt bei 6 kg Nennbeladung, wobei mit 4 kg Nassreinigungsware beladen werden kann, sowie bei 18 kg, wobei mit 12 kg Nassreinigungsware beladen werden kann. Das System erlaubt also eine höhere Kapazitätsauslastung als sonst bei Nassreinigungsverfahren üblich. Die Trocknung erfolgt bei einer Temperatur von maximal 40 °C und soll innerhalb von 20 Minuten abgeschlossen sein. Mit der Volltrocknung bei dieser vergleichsweise niedrigen Temperatur soll verhindert werden, dass die Textilien einlaufen und/oder verfilzen. Besondere Systemvorteile ergeben sich aus der Volltrocknung: Ein Textil kann innerhalb einer Stunde fertiggestellt werden, was sich nicht nur günstig auf die Lieferzeit auswirkt. Auch Platz und Aufwand für das Trocknen der Ware kann dadurch eingespart werden.

Ergebnis der Praxisvorführung

Als Ergebnis der Praxisvorführung hielten die Teilnehmer des Arbeitskreises fest: Durch die anspruchsvollere Sortierung und den, trotz Verbesserung, immer noch größeren Bügelaufwand bei bestimmten Warenarten gegenüber in herkömmlichen Lösungsmitteln bearbeiteten Textilien kann das System Anlagen, die mit Lösungsmitteln arbeiten, nicht vollständig ersetzen. Laut Electrolux können 85 bis 90 Prozent der auf dem Pflegeetikett als nicht waschbar gekennzeichneten Ware mit diesem Nassreinigungssystem erfolgreich gepflegt werden. Ob Schlauchquetschpumpen zur Flüssigdosierung für den professionellen Bereich in der heutigen Zeit noch angemessen sind, wagten einige Teilnehmer zu bezweifeln; die Mehrheit würde eine andere Technik bevorzugen. Auf ausdrücklichen Kundenwunsch kann dem laut Dannenberg auch entsprochen werden. Das Arbeiten „von trocken zu trocken“ wurde als großer Pluspunkt gesehen.

Die Vermarktungsstrategie sieht folgendermaßen aus: Es ist vorgesehen, einen Komplettpreis für Waschmaschine, Dosieranlage, Trockner, alle benötigten Waschmittel und für einen ebenfalls inklusiven Kundendienst sowie Garantieleistungen anzubieten.

Im Anschluss an die Präsentation in offener Atmosphäre wurden weitere Vorhaben des Arbeitskreises diskutiert. Dabei berichteten einige Teilnehmer von unterschiedlichen Aktivitäten ihrer Betriebe. Es entspann sich u.a. eine Diskussion, inwieweit die Interessen der Reinigungen in FATEX und DTV noch Berücksichtigung finden.