Kannegiesser „Expo 2018“ in Bad Salzuflen Meilensteine der Wäschereitechnik

Die Welt der Technik befindet sich im Wandel: Digitalisierung, Robotik und künstliche Intelligenz werden die Zukunft bestimmen. Wohin diese Entwicklung in Sachen Wäschereitechnik führt, zeigte Maschinenhersteller Kannegiesser Anfang Juni auf der Hausmesse „Expo 2018“. R+WTextilservice war vor Ort und fasst die in Bad Salzuflen gezeigten Neuheiten im Folgenden für Sie zusammen.

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    Mit dem „GripMaster“ geht die Herbert Kannegiesser GmbH einen Schritt in Richtung Robotisierung. Foto: Bürgle
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    Der „GripMaster“-Roboter soll die Arbeit erleichtern und Personal sparen. Im Durchlauf werden die Wäscheteile von einer 3-D-Kamera erfasst und mittels intelligenter Bildauswertung identifiziert. Foto: Kannegiesser

Unser Ziel ist eine weitestgehend personalfreie Wäscherei“, sagte Martin Kannegiesser auf der Hausmesse des Wäschereitechnikherstellers. Der 76-Jährige ist Stiftungsvorsitzender der Familienstiftung, die mittlerweile Eigentümerin der Herbert Kannegiesser GmbH ist. Die „Expo 2018“ fand vom 3. bis 9. Juni 2018 im nordrhein-westfälischen Bad Salzuflen, nahe des Unternehmenshauptsitzes Vlotho, statt. Auf rund 6.000 m2 wurden Innovationen sowie etablierte Produkte ausgestellt.

Technik, Technik, Technik

Die Weiterentwicklung der Maschinentechnik und die Automatisierung bildeten den Schwerpunkt der Hausmesse, die alle vier bis fünf Jahre stattfindet. „Ein neues Element dieser Ausstellung ist der Einzug der Robotisierung“, erklärte Martin Kannegiesser. Für viele Kunden käme die Robotisierung verhältnimäßig spät, so der Unternehmer. Vor allem durch die Automobilbranche seien die Menschen ein hohes Maß an Technik gewöhnt. Dabei sei der Entwicklungsprozess in der Wäschereirobotik langwierig und schwierig gewesen, die wichtigsten Grundsatzfragen zum Thema seien erst jetzt gelöst. „Textil ist kein fester Gegenstand wie Metall. Das Greifen, Vereinzeln und Positionieren von ungerodneten Textilteilen kann von einem normalen Roboter nicht geleistet werden“, erklärte der ehemalige Arbeitgeberpräsident Gesamtmetall. Das Ziel der Roboterisierung ist laut Unternehmensangaben die Reduktion und Straffung von Personal­aktivitäten, die mit Sortiervorgängen zusammenhängen. Der neue „GripMaster“-Roboter könne rund 1.000 Teile pro Stunde vereinzeln. Es sei möglich, zehn Roboter hintereinander zu bauen, sodass eine Stundenleistung von 10.000 Teilen möglich werde. Der „GripMaster“ greift einzelne Teile aus dem Wäscheposten und gibt sie in einen Träger ein. Die Teile werden im Durchlauf von einer 3-D-Kamera erfasst und mittels einer intelligenten Bildauswertung identifiziert. Anschließend werden die Posten in einer Sackanlage gespeichert und dann für den Waschprozess abgerufen. Die Personaleinsparung durch den „GripMaster“ liegt laut Kannegiesser bei fünf bis acht Personen oder mehr.

Der auf der Messe ausgestellte Roboter diente als Prototyp. Bis das Produkt auf den Markt kommt, wird es wohl noch ein Jahr dauern: „Das System wird noch auf den Kunden optimiert, aber die Technik ist so weit, dass wir sie einsetzen können.“

Logistik und Verfügbarkeit

Die „Expo 2018“ konzentrierte sich nicht nur auf die Weiterentwicklung der Maschinentechnik, auch die Themen Verfügbarkeit und Logistik waren zentral. „Was banal klingt, ist für unsere Branche ganz entscheidend“, so Martin Kannegiesser. Wenn ein Wäschereidienstleister Krankenhäuser oder Hotels nicht pünktlich beliefert, weil eine Maschine ausfällt, könne das schnell „tödlich“ enden. Ein großer Teil der Beratungsgespräche mit Kunden drehe sich deshalb um logistische Fragen und Lösungen: Wie wird angeliefert? Wie sind die Abläufe? Wie poduktiv und automatisiert sind die Prozesse in der Wäscherei? „Das Thema Verfügbarkeit ist für unsere Kunden sehr wichtig geworden“, sagte Martin Kannegiesser. Dasselbe gelte für Personaleinsparungen, die in der Branche schon lange keine reine Kostenfrage mehr sind. Zwar machten die Personalkosten den größten Kostenblock in Wäschereien aus und gleichzeitig stünden sie unter einem großen Preisdruck. Durch die Einsparung von Personal soll aber vor allem dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.

Gegenläufige Trends als Herausforderung

„Durch eine Optimierung der Gesamtabläufe kann eines Tages rund die Hälfte der Personals eingespart werden“, mutmaßte Martin Kannegiesser. Eine komplett personalfreie Wäscherei hält der Unternehmer für unwahrscheinlich. Den Grund dafür sieht er in zwei gegenläufigen Trends: Auf der einen Seite stehe die Automatisierung, auf der anderen Seite wachse die Vielfalt der Sortimente. Wer rationalisieren will, der müsse standardisieren und Sortimente schaffen. „Für den Großteil unserer Kunden wird aber genau das Gegenteil der Fall sein. Um alle Marktsegmente auszuschöpfen, müssen sie ihr Sortiment mehr differenzieren“, so der Unternehmer. Eine solche Vielfalt und gleichzeitige Rationalisierung sowie Automatisierung scheint sich gegenseitig auszuschließen. Für das Unternehmen Kannegiesser liegt hier eine der größten Herausforderungen der Zukunft: „Wie kann man diese Trends kombinieren? Das ist eine unserer wesentlichen Aufgaben, speziell für unsere Techniker“, fasste Kannegiesser zusammen.