Fachkräftemangel Mittel gegen strukturelle Arbeitslosigkeit

Im April 2018 verzeichnete die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Trotz sinkender Zahlen und guter Konjunktur bleibt aber ein Problem bestehen: Die strukturelle Arbeitslosigkeit gilt nach wie vor als Sorgenkind, lösungsorientierte Regierungsprogramme müssen schneller umgesetzt werden.

Die strukturelle Arbeitslosigkeit beschäftigt Österreich seit Jahren. Daran ändern auch aktuell sinkende Arbeitslosenzahlen nichts. Foto: JiSign – stock-adobe.com - © JiSign- stock.adobe.com

Ende April 2018 verkündete die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) einen erneuten Rückgang der Arbeits-losigkeit um 29.064 Personen. Trotz dieser positiven Entwicklung bewegt sich Österreich im europaweiten Ranking auf Platz 10 und damit im Mittelfeld. Martin Gleitsmann, Arbeitsmarktexperte der WKÖ, nahm dazu Stellung: „Sorgenkind ist die nach wie vor bestehende strukturelle Arbeitslosigkeit, gegen die die gute Konjunktur nicht ankommt. Die im Regierungsprogramm vorgezeichneten Ansätze gegen die Nichtübereinstimmung am Arbeitsmarkt müssen rasch angegangen werden.“

Ältere Arbeitslose

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit Älterer fällt erneut positiv aus: Seit Anfang 2018 fanden bereits mehr als 50.000 ältere Arbeitslose wieder eine passende Beschäftigung, die Personengruppe 50+ weist damit eine überdurchschnittlich gute Entwicklung auf. Die vom Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) seit den letzten Jahren verfolgte Strategie, ältere Menschen über Eingliederungsbeihilfen wieder in Jobs zu integrieren, ist Gleitsmann zufolge der richtige Weg: „Es ist sehr positiv, dass auch künftig 60 Prozent der für Ältere und arbeitsmarktferne Personen gewidmeten AMS-Mittel für Eingliederungsbeihilfe  und Kombilöhne reserviert sind. Ein  guter neuer Ansatz ist, dass Ausbildungen, die überwiegend direkt in den Betrieben stattfinden, noch stärker forciert werden sollen. Auf diese Weise erhalten die Arbeitsuchenden neben einem Job auch eine maßgeschneiderte Aus­bildung.“

Offene Lehrstellen

Die Suche nach passenden Lehrlingen wird hingegen immer schwieriger. Wenn man die sofort (4.980) und nicht sofort (14.472) verfügbaren offenen Lehrstellen zusammenrechnet, so standen dem AMS Ende April 2018 insgesamt 19.452 offene Lehrstellen zur Besetzung zur Verfügung.„Die Betriebe beginnen mit der Suche der geeigneten Lehrlinge immer früher, zumeist schon am Jahresbeginn, obwohl die Lehrplätze erst im Herbst frei werden. Diese Zahl an nicht sofort verfügbaren offenen Lehrstellen wird in der öffentlichen Diskussion gerne vergessen“, so Gleitsmann. Oft scheitere die Besetzung an nicht korrespondierenden Berufswünschen oder am bekannten Ost-West-Gefälle. Einer großen Zahl an Lehrstellensuchenden im Osten stehe eine Vielzahl an unbesetzten offenen Lehrstellen im Westen gegenüber. Zudem zeige ein erst kürzlich von Eurostat veröffentlichter Vergleich der Arbeitslosenquoten nach Regionen, dass die regionalen Unterschiede in Österreich vergleichsweise hoch seien. Die Arbeitsmarktchancen in den ländlichen Regionen seien derzeit besonders gut. „Jetzt müssen wir alle Kräfte bündeln, die vielen offenen Stellen vor allem auch im ländlichen Raum zu besetzen. Der Mangel an Fachkräften darf zu keiner Wachstumsbremse werden. Die im Regierungsprogramm verankerte Fachkräfteoffensive nach deutschem Vorbild sollte jedenfalls rasch umgesetzt werden“, fasst Martin Gleitsmann zusammen.

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