ITCF Denkendorf Neuartige Polymerbeschichtungen

3 Textile Beschichtungen sind heute in vielen Bereichen des täglichen Lebens weit verbreitet, seien es mikroporöse Membranen, Kunstleder, Schutztextilien oder Outdoorbekleidung. Eine Beschichtung soll seinem textilen Trägermaterial bestimmte funktionelle Eigenschaften verleihen. Deshalb ist es wichtig, dass die Bildung der Beschichtung definiert gesteuert werden kann. In den vergangenen Jahren haben ionische Flüssigkeiten zunehmend an Bedeutung für die Verarbeitung von Polymeren gewonnen. Ionische Flüssigkeiten sind Salze, die bei Temperaturen unter 100 °C flüssig sind. Sie zeichnen sich durch besonders gute Lösungseigenschaften aus. Es gibt zahlreiche Polymere, die nicht schmelzbar sind oder sich aufgrund ihrer schweren Löslichkeit bisher nicht für die Aufbereitung zu textilen Beschichtungen eigneten. Ionische Flüssigkeiten bieten die Möglichkeit, auch diese Polymergruppen in Lösung zu
bringen.

In zwei Forschungsprojekten wird am Institut für Textilchemie und Chemiefasern (ITCF) in Denkendorf derzeit die Herstellung von Beschichtungen aus ansonsten kaum zugänglichen Beschichtungspolymeren untersucht. Hierbei handelt es sich zum einen um verschiedene Polyamide wie PA 6, PA 6.6, m-Aramid und teilaromatische Polyamide, zum anderen um Biopolymere, insbesondere Chitin und Mischungen von Chitin und Cellulose. Mit den eingesetzten Polyamiden lassen sich unter geeigneter Wahl der Koagulationsbedingungen auf verschiedenen Textilsubstraten mikroporöse Beschichtungen ausbilden. Je nach Beschaffenheit der Porenstruktur zeigen diese Beschichtungen unterschiedliche Eigenschaften.

Als Produktgruppe mit neuen Charakteristika kommen sie laut der Forscher für den Gebrauch in technischen Bereichen (z.B. Filtermaterialien) wie auch für die Verwendung als Funktionsbekleidung in Frage. So zeige z.B. PA 6 eine außergewöhnlich gute Scheuerbeständigkeit. Beschichtungen aus m-Aramid besitzen ausgezeichnete flammhemmende Eigenschaften. Hier biete der Herstellungsprozess über ionische Flüssigkeiten sogar verfahrens- und umwelttechnische Vorteile, da sich das m-Aramid ohne Verwendung der Lösungsmittel DMAc- bzw. DMF herstellen lässt.

Mit dem normalerweise äußerst schwer löslichen Biopolymer Chitin können unter Verwendung einer speziellen ionischen Flüssigkeit bis zu zehnprozentige Lösungen hergestellt werden. Damit erschließen sich für die Praxis neue Beschichtungs-polymere aus nachwachsenden Rohstoffen. Ihr Einsatz dürfte aufgrund der hautfreundlichen, wundheilenden und keimabtötenden Wirkung von Chitin vor allem im medizinischen Bereich zu suchen sein. 7

Infos: www.itcf-denkendorf.de